Wardress - Dress For War

Review von Stormrider vom 22.10.2019 (3435 mal gelesen)
Wardress - Dress For War Wer jemals in einer Hobbyband gespielt und eigene Songs geschrieben hat, der kennt das vielleicht. Man macht seine ersten musikalischen Gehversuche und nimmt diese mehr schlecht als recht mit begrenzten Mitteln und Technik auf. Dann kommt das Leben dazwischen oder die Freundin, der Job, persönliche Differenzen oder was auch immer, und die große Hoffnung, mit der Band durchzustarten und Weltruhm zu erlangen, wird begraben. Damit dann auch meistens die Demos. Früher landeten die Tapes in irgendeiner Kiste im Keller, heute eben in einem Folder auf dem PC. Über 30 Jahre später findet man dann seine alten Schätze wieder und denkt sich, wie cool es doch wäre, wenn man es damals zur Veröffentlichung gebracht hätte. Der Jugendtraum wird dann sogleich zu neuem Leben erweckt, und man sucht sich neue oder auch die alten Mitstreiter und nimmt die Songs eben heute auf. Denn jetzt hat man, dank neuer Technologien, die Möglichkeit dazu, während damals die Plattenfirmen nicht wirklich Interesse am (oftmals einfach noch nicht ganz durchkomponierten) Material zeigten.

So geschehen bei Alex Gor, der in seinem Keller die alten Demos seiner Band WARDRESS gefunden hat. Da er mit Erich Eysn auch noch den alten Sänger aktivieren konnte, haben die beiden nun nach über 30 Jahren also ihren Traum von der Albumveröffentlichung doch noch zu Ende gebracht. Hört man sich "Dress For War" an, das neben den damals geschriebenen Stücken auch ein paar neue Tracks beinhaltet, dann hört man sofort, dass die musikalischen Einflüsse bei den Klassikern des Heavy Metal zu suchen sind. Hier ein wenig IRON MAIDEN, da ein bisschen JUDAS PRIEST, dazu eine Prise MANOWAR- oder OMEN-Epik und auch JAG PANZER sind nicht spurlos vorbeigegangen. Zumindest erinnert mich das Organ und die Phrasierung von Fronter Erich regelmäßig an Harry The Tyrant Conklin. Auch wenn er mir oftmals ein wenig zu theatralisch singt, so ist die Stimme von Erich doch auf der Habenseite von WARDRESS zu verbuchen. Folglich wurde er im Mix sehr präsent nach vorne gemischt, was leider dazu führt, dass die Vocals sich eher wie daraufgelegt anhören, als mit der Musik verzahnt.

Im Songwriting hingegen ist doch noch eine Menge Luft nach oben. Ja, es gibt das eine oder andere nette Riff, auch ein paar schnieke Soli und eine recht solide Rhythmusarbeit. Alles nicht megafiligran, aber immerhin solides Handwerk. Was aber einfach teilweise wirklich holprig ist, das sind die Songs selber beziehungsweise deren Arrangement. Es reicht einfach nicht, ein paar gute Ideen aneinanderzuklatschen. Vieles auf "Dress For War" klingt leider genauso wie man es sich vorstellt, wenn man ein 30 Jahre altes Demo findet. Die Gesangslinie im Chorus von 'Werhen' zum Beispiel ist dermaßen holprig, dass man sich fragt, warum der Produzent, an der Reglern im Empire Studio in Bensheim saß Rolf Munkes (CREMATORY), hier nicht ein wenig nachgeholfen hat, um die Linie flüssig laufen zu lassen. Dazu sind die Songs oft nicht auf das reduziert, was sie brauchen, sondern werden etwas künstlich in die Länge gezogen. 'Metal League' ist hierfür ein Beispiel. Wäre der Songs nach drei Minuten vorbei, man hätte nicht das Gefühl, dass man etwas verpasst hätte. Was die Lyrics angeht, lässt sich nun trefflich streiten, ob man authentisch ist, weil man sich auf dem Niveau von vor 30 Jahren bewegt. Mir persönlich werden die Metalklischees dann doch ein Stückweit zu viel ausgereizt. Aber da liefern ja viele muttersprachliche Genrevertreter auch kein besseres Bild. Mit 'Metal Melodies' und 'Metal League' gibt es aber gleich zwei Songs, die das Genre im Namen führen. Ich glaube, nicht mal Mr. DeMaio hat es bei nur neun richtigen Tracks - das Intro ist in der Tat ein solches und kein eigener Song - geschafft, so viele Metal-Songtitel unterzubekommen.

Die Zielgruppe für "Dress For War" ist klar, nur gibt es in dem Bereich Legionen von Alben, die sich mehr anbieten gehört zu werden. Damit meine ich nicht nur die alten Klassiker. Vergleicht man WARDRESS oder besser "Dress For War" mit anderen in den letzten Jahren im klassischen Heavy oder US-Metal veröffentlichten Alben, dann merkt man den Klassenunterschied doch ziemlich schnell und leider auch auffallend deutlich. Ich gönne wirklich jedem seinen Traum und finde es toll, wenn man nach über 30 Jahren die Flamme für seine Jugendcombo nochmals entfachen kann. Aber am Ende muss auch nicht jeder Jugendtraum nachträglich erfüllt, beziehungsweise jeder Demosong regulär veröffentlicht werden, nur weil man es sich heute leisten oder aufgrund der technischen Aufnahmemöglichkeiten umsetzen kann.

Gesamtwertung: 5.5 Punkte
blood blood blood blood blood dry dry dry dry dry
Trackliste Album-Info
01. Prelude To War
02. Wardress
03. Thou Shalt Now Kill
04. Mad Raper
05. Metal Melodies
06. Dark Lord
07. Betrayal
08. Atrocity
09. Werhen
10. Metal League
Band Website: www.facebook.com/wardressmetal/
Medium: CD
Spieldauer: 48:51 Minuten
VÖ: 04.10.2019

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten