Atlas Pain - Tales Of A Pathfinder

Review von Zephir vom 01.05.2019 (3720 mal gelesen)
Atlas Pain - Tales Of A Pathfinder Ein Jahrmarkt in London, 1899: Das hochgeschätzte Auditorium applaudiert in freudiger Erwartung, als Fanfaren und Trompeten feierlich um Aufmerksamkeit heischen. Was nun im Opener 'The Coldest Year' angekündigt wird, ist nichts Geringeres als eine Expedition um die Welt: ATLAS PAIN erzählen davon in den "Tales Of A Pathfinder". So stark wie die Italiener um Frontmann Samuele Faulisi anno 2017 mit "What The Oak Left" gestartet sind, geht es im zweiten Output weiter. Vom ersten Ton an reißt das Album seine Hörerschaft mit in eine farbenschillernde Pagan-Metal-Reise durch 'The Moving Empire', durch fremde Welten und Kulturen, zu alten Mythen und Sagen.

Im folkmetallischen Epik-Stil à la EQUILIBRIUM aus der Ära "Sagas" führen ATLAS PAIN zu den Samurai ('Hagakure's Way'), lassen in rasendem Galopp die Zügel locker, erheben sich mit heroischen Wikinger-Chören zum unsterblichen 'Ódauðlegur' und lassen auch nicht nach, als 'The Great Run' mit einer kleinen Synthie-Dance-Einlage ansteht. Die treibenden, keyboardüberbordenden Kompositionen machen unfassbar gute Laune und setzen ein Endorphin-Feuerwerk frei, dem ich persönlich mich weder entziehen kann noch möchte. 'Kia Kaha' heißt es, wenn wir die Maori besuchen - eine affirmative Phrase, die mit den kurz eingestreuten düsteren, soundtrackähnlichen ersten Takten garniert mit Didgeridoo-Sounds korrespondiert. Und keine Angst vor der slawischen 'Baba Jaga': Auch deren Bedrohlichkeit verliert sich schnell in fröhlichem Tanz, in ausgelassener Feier. Märchenhaftere Töne schlägt 'Shahrazād' an, wobei der Tenor der Musik weitgehend in der gewohnten Harmonik verbleibt. Wer meckern möchte, wird hier auf Anhieb sein Fressen finden und die Gleichförmigkeit der Songs bemängeln. Mir egal, denn sie sind alle gleichermaßen launehebend bombastisch, keyboardstrahlend antidepressiv und surreal verzaubernd. Wer auch gern mal bei Symphonic-Fantasy-Konsorten wie FAIRYLAND oder TWILIGHT FORCE reinhört, bekommt hier die Variante gepaart mit Pagan-Spirit und einem Coverart von Jan Yrlund (KORPIKLAANI, MANOWAR, APOCALYPTICA).

Apropos verzaubernd: Mit 'Homeland' liefern ATLAS PAIN wieder ein überlanges filmreifes Epos, das mit ausladenden Instrumentalparts als Heimkehrer-Track die "Tales Of A Pathfinder" zurück zum Auditorium bringt. Unsere eigentümlich Steampunk-angehauchte Reise in vergangene Zeiten ist fast beendet, als die kurze Piano-Coda 'The First Sight Of A Blind Man' uns alsdann nachdenklich und versonnen hinterlässt. Was genau glauben wir, gesehen zu haben ...?

Mein persönliches Fazit: Selbstvergessenes Strahlen im Gesicht und begeistertes Flattern im Herzen. Wem "Tales Of A Pathfinder" zu kitschig und überladen ist, der soll halt weghören. Ich will mehr davon!

Gesamtwertung: 8.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. The Coldest Year
02. The Moving Empire
03. Hagakure's Way
04. Ódauðlegur
05. The Great Run
06. Kia Kaha
07. Baba Jaga
08. Shahrazād
09. Homeland
10 The First Sight Of A Blind Man
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 48:49 Minuten
VÖ: 19.04.2019

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