Anthem - Nucleus

Review von Rockmaster vom 29.03.2019 (3413 mal gelesen)
Anthem - Nucleus Da kommen also ANTHEM, die sich bereits 1981 gegründet hatten, mit einem neuen Album, "Nucleus", daher. Im ersten Moment kommt die Musik sehr gefällig daher, in erster Linie ist das klassischer altmodischer Heavy Metal, der Gesang melodisch mit leichten AOR-Qualitäten (aber nicht so bombastisch), dazu eine klitzekleine Prise Power Metal und das Ganze garniert mit meistens ziemlich modernem, flotten Drumming. Irgendwie haben sich die Japaner da ihre eigene Sparte erschaffen, und, wer Japaner kennt, der weiß, dass sie das, was sie machen, üblicherweise bis zur Perfektion auskosten wollen. Dabei sind sie immer bereit, das Risiko einzugehen, dass das Ergebnis auf Europäer seelenlos wirkt oder zu einem Abklatsch bekannter Stile oder Produkte degeneriert. ANTHEM umschiffen dieses Risiko souverän, und klingen auch zu jedem Zeitpunkt des Albums souverän. Sänger Yukio Morikawa hat zwar nicht die Hammerstimme, die einen gleich wegbläst, aber unterm Strich macht er das klasse. Ein ziemlicher Kontrapunkt zum sehr melodischen Gesang ist das moderne, flotte Drumming von Isamu Tamaru, der zeitweise die Band ziemlich antreibt. Häufig spielt er (nach meinem Gehör, aber Schlagzeugfachmann bin ich wirklich nicht) dabei relativ Metal-untypische Schlaginstrumente. Die Rhythmen sind vordergründig etwas konstant, so dass, egal bei welchem Tempo, irgendwann eine gewisse Monotonie aufkommt, und der Hörer sich über jeden Song freut, der das Tempo variiert. Bandchef Naoto Shibata steckt im Mix ein wenig zurück, was man hören kann ist aber super. Zweifelsohne hat das ehemalige Gitarrenwunderkind Akio Shimizu einen maßgeblichen Anteil an der Eingängigkeit und der Qualität der Songs, denn ihm gelingt einfach alles. Coole Riffs, coole Leads, Breaks Soli. Was will man mehr? Natürlich darf er auch dann und wann eine zweite Spur einspielen, um den Sound etwas fetter zu machen.

Natürlich lassen sich die Unterschiede zwischen westlichem uns asiatischem Musikgefühl und Kultur nicht verleugnen, so geht dem Europäer nicht jede Melodie gleich ins Ohr, ohne dass sie sich mal im Gehörgang verhakt, aber die Songs, bei denen das funktioniert, sind wirklich klasse.

Mit dem Opener 'Immortal Bind' wird schon mal ein Ausrufezeichen gesetzt. Zu meinen Favoriten gehört der folgende Titel 'Black Empire', der etwas langsamer ist, aber einen tollen Refrain hat (und, ja, trotz der etwas kitschigen Dah-Dahs und Duh-Duhs), ebenso wie das absolut coole 'Linkage' mit seinem eigentlich total simplen, aber extrem effizientem Riff, und das schnelle 'Venom Strike'. Auch 'Echoes In The Dark' kommt nochmal mit einem tollen Refrain daher.

Trotz längerer Schaffenspause zwischen 1992 und 2000 beweisen ANTHEM eine überaus bemerkenswerte Konstanz im schnelllebigen Musikbusiness. Sie machen aus unterschiedlichen individuellen Qualitäten super Songs, nicht immer eingängig für das westliche Ohr, aber mit genügend richtig guten Nummern. Was ihnen irgendwie in der Bandgeschichte noch fehlt, ist, dass sie mal einen richtig großen, internationalen Erfolg landen. Das könnte auch mit "Nucleus" schwer werden, da sich das Album allen modernen Trends wie "schneller, härter, lauter" radikal verweigert, dennoch sollte es jeder mal anhören, der auf guten alten Heavy Metal steht.

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Immortal Bind (4:31)
02. Black Empire (4:51)
03. Overload (4:24)
04. Stranger (4:17)
05. Linkage (4:51)
06. Eternal Warrior (5:05)
07. Ghost In The Flame (7:58)
08. Venom Strike (4:47)
09. Awake (4:53)
10. Omega Man (4:06)
11. Pain (4:16)
12. Echoes In The Dark (5:09)
13. Unbroken Sign (4:18)
Band Website: www.facebook.com/heavymetalanthem/
Medium: CD
Spieldauer: 63:26 Minuten
VÖ: 29.03.2019

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