Lovebites - Clockwork Immortality

Review von Opa Steve vom 21.12.2018 (4078 mal gelesen)
Lovebites - Clockwork Immortality LOVEBITES sind hierzulande noch ein recht unbeschriebenes Blatt und taugen mit ihrem weißen Girlie-Outfit in der hiesigen Gemeinde von Schwarzträgern eher zum Stirnrunzeln. Nach dem BABYMETAL-Hype, die es ja seinerzeit auf die Spitze getrieben haben und ein mehr als fragwürdiges Konzept aus schräger Optik und Kleinstmädchen-Charme leben, ist man bei den allzu jung aussehenden Japanerinnen mehr als vorsichtig. Dennoch wurden mutige Hörer des ersten Longplayers "Awakening From The Abyss" mehr als belohnt. Denn die Japanerinnen boten neben der Brautjungfern-Optik ein beinhartes Talent an ihren Instrumenten und überzeugten durch nordeuropäischen Power Metal auf der stilistischen Deutschland/Finnland-Achse. Dies haben wohl auch die hiesigen Labels und Vertriebe gemerkt und der zweite vorliegende Longplayer, "Clockwork Immortality", erfährt neben einer Mini-Tour auch deutlich bessere Promo-Arbeit hierzulande.

Zunächst einmal muss man beim Hören des Albums feststellen, dass das stabile Lineup um Multiinstrumentalistin Miyako und Sängerin Asami den Trademarks treu bleibt. Klassischer Heavy/Power Metal mit viel Spielfreude ist auch die Hauptzutat auf "Clockwork Immortality". Wenn man Asamis Vocals mal weglassen würde, könnte man sich unter der Musik auch diverse deutsche Männercombos aus Hamburg vorstellen. Die Entwicklung geht allerdings mit der aktuellen Scheibe ein Stück weit mehr in Richtung Radio und Eingängigkeit. Die großen Refrains hatten LOVEBITES schon immer drauf, aber im Jahr 2018 bekommen sie noch mehr Raum. Dazu ist das Album durch den hörbaren Keyboardeinsatz und die extrem glatte und aufwändigere Produktion noch stärker modernen Hörgewohnheiten angenähert und rockt nicht mehr ganz so bodenständig in den Bauch wie noch "Awakening From The Abyss". Eine Entwicklung, die sich schon auf der vorangegangenen EP zeigte, die mit 'The Crusade' noch einen bombastischen Opener hatte, aber in den restlichen drei Songs auch schon deutlich polierter zu Werke ging. Das bedeutet aber nicht, dass "Clockwork Immortality" jetzt ein langweiliges, modernes Album ist. Es gibt zwar hier und da ein paar Ausfälle, die für unsere Hörgewohnheiten schon etwas zu käsig und mit Kitsch-Pampe übergossen sind (was in Japan ja nicht unbedingt gleichermaßen gilt). 'Rising' und 'Empty Daydream' könnten von einer Menge bekannter female fronted Bombast/Classic Metal-Bands stammen und stören mit Schlagerrefrains ziemlich. Auch haben manche Stücke etwas zu viel Dudelgniedel-Verliebtheit wie manche HELLOWEEN-Stücke der späten Kiske-Ära ('We The United'). Andererseits sind auch auf "Clockwork Immortality" viele absolut gelungenen Power Metal-Hymnen enthalten und das Album startet vor allem bockstark mit Doublebass-Speed und kernigen Riffs. Da die Band auch live einiges auf dem Kasten hat und ihr Spieltalent mit Freude auslebt, darf man sich hierbei auf rauere Varianten bei einer hoffentlich bald folgenden ausführlichen Tour freuen. Was Miyako und Midori wieder an Gitarrenduellen abfeuern ist eine wahre Freude. In der Albummitte, bestehend aus 'Mastermind 01' und 'M.D.O.', kratzt man sogar am Thrash. Die Gangshouts bei letzterem Titel wirken aus dem Mund der fünf zierlichen Japanerinnen, denen man beim Anblick erst einmal Welpenschutz gewähren möchte, zwar etwas lustig, aber auch irgendwie sympathisch knuddelig. Die lange Powerballade 'Epilogue' greift zum Schluss zwar nochmal tief in Orchester-Instrumentierung, Pathos und Kerzenkitsch, ist aber auf den Punkt komponiert, eingängig und gut gesungen. Und allemal besser zu ertragen als der Grinse-Hüpfe-Refrain von 'The Final Collision'.

Fazit: LOVEBITES haben nach dem vielversprechenden Debüt einen erwachsenen Nachfolger am Start. Allerdings werfen die vielen starken Momente auch zunehmend hier und da etwas Schatten im Gesamtmaterial, der sich für meine Begriffe vor allem in der anstrengend glatt polierten Produktion (in Verbindung mit Asamis Stimme mindert der Sound echt die Hörfreude) und einiger zu käsiger Momente niederschlägt. Damit kann "Clockwork Immortality" leider nicht die Klasse von "Awakening From The Abyss" halten, ist aber immer noch ein bemerkenswert gelungenes Metalalbum. Lasst euch von den Fotos der Mädels nicht täuschen und investiert unbedingt ein paar Euro in die nächste Tour. Die fünf Japanerinnen haben definitiv was auf dem Kasten.

Gesamtwertung: 7.5 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood dry dry dry
Trackliste Album-Info
01. Addicted
02. Pledge Of The Saviour
03. Rising
04. Empty Daydream
05. Mastermind 01
06. M.D.O.
07. Journey To The Other Side
08. The Final Collision
09. We The United
10. Epilogue
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 53:19 Minuten
VÖ: 07.12.2018

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten