Interview mit Sänger/Gitarrist Manne Olander von Deadheads

Ein Interview von Stormrider vom 07.01.2016 (8222 mal gelesen)
Schon ein Jahr nach Veröffentlichung ihres Debüts hauen uns die DEADHEADS mit "Loadead" einen saustarken Nachfolger um die Ohren. Wir befragten den sehr auskunftsfreudigen Sänger/Gitarrist Manne Olander zum aktuellen Release.

Hallo Manne, danke dass Du Dir ein paar Minuten Zeit fürs Bleeding4Metal nimmst. Lass uns gleich in die Vollen gehen. Ihr habt kürzlich Euer zweites Album, "Loadead", veröffentlicht. Selbst wenn man den Vinylrelease Eures Debüts als Zeitpunkt Eurer ersten Veröffentlichung nimmt, kommt "Loadead" doch vergleichsweise schnell um die Ecke. Warum die Eile?

Manne Olander: Zwischen dem Songwriting und der Veröffentlichung unseres Debüts in 2013 lag schon keine besonders große Zeitspanne, und wir lieben es einfach ständig neue Songs zu schreiben. Vielleicht werden wir uns später auch mal mehr Zeit gönnen, aber aktuell fließt es ziemlich gut aus uns raus. Ich denke, dass viele Bands und Künstler sich zwar heute mindestens ein Jahr Pause zwischen dem Songwriting von zwei Platten lassen, aber unsere großen Helden von früher haben teilweise auch zwei Platten pro Jahr rausgehauen. Denk nur an KISS ihre ersten beiden Alben erschienen 1974, und 1976 haben sie sowohl "Destroyer", als auch "Rock N Roll Over" veröffentlicht, was übrigens mein Lieblingsalbum von KISS ist. Oder ALICE COOPER, "Love It To Death“ und "Killer“, beide sind 1971 rausgekommen, und auch "Billion Dollar Babies" und "Muscle To Love" kamen in einem Jahr, 1973. Für mich gibt es also keinen vernünftigen Grund gute Musik für später zurückzuhalten. Wenn Du gutes, neues Material hast, dann veröffentliche es!

Gab es denn noch Überbleibsel aus den "This Is Deadheads First Album (It Includes Electric Guitars)" Sessions, die Ihr auf "Loadead" verarbeitet habt, oder ist das alles komplett neues Material?

Manne Olander: Nein, auf "Loadead" sind nur neu geschriebene Songs drauf. Wir hatten zwar noch einen Outtake aus den Sessions unseres Debüts, aber den haben wir nie fertig aufgenommen. Allerdings haben wir noch zwei Songs aus den "Loadead"-Sessions, die noch nicht veröffentlicht worden sind. Einer heißt 'The Curse' und ist ein Bonustrack auf dem Digipack in der Limited Edition in der Metalldose, die neben dem Album auch noch einem T-Shirt beinhaltet. Der andere Track ist 'Fallin Back In Line', der auf der Japan-Edition drauf sein wird.

Wenn Ihr ständig im Songwriting seid, ist "Loadead" denn auch ein paar Wochen nach seinem Release noch perfekt für Dich, oder würdest Du heute schon etwas daran ändern wollen?

Manne Olander: (Lacht) Wir sind wirklich sehr zufrieden mit dem Album. Aber wenn wir es heute aufnehmen würden, würden wir evtl. Kleinigkeiten anpassen, aber nichts wirklich Großes. Alles in allem passt es genau so.

Vergleicht man "Loadead" mit "This Is Deadheads First Album (It Includes Electric Guitars)", dann habt ihr etwas Tempo rausgenommen und dafür etwas mehr Groove drin, z.B. im bluesigen 'Empty Howles' oder dem abschließenden Longtrack 'UPC'. Gab es einen Grund für die leichte Kurkorrektur?

Manne Olander: Wir wollten auf "Loadead" alle Facetten drauf haben, die die DEADHEADS ausmachen. Wir haben das Album deshalb so geplant und aufgebaut, wie wir selber die großen Rockalben mögen. Also einen Kick-Ass-Auftakt und das langgezogene Ende, riffbasierte Rocker und die mehr melodie- bzw. gesangsorientierten Songs sowie schnelle und langsame Tracks. Am Ende muss aber natürlich alles einem gewissen roten Faden folgen und nachvollziehbar bleiben, sodass "Loadead" in sich stimmig einfach ein gutes Rockalbum ist.

"Loadead" ist in der Tat ein starkes Album geworden und sieht trotz der kurzen Zeitspanne eine Entwicklung in Eurem Sound. Kannst Du uns kurz was zu Euren Einflüssen erzählen. Warum klingt Ihr so, wie Ihr heute klingt?

Manne Olander: Ich liebe es über Musik zu reden, und es gibt so viele Sounds die uns beeinflussen und inspirieren, da ist es wirklich schwer das auf den Punkt zu bringen. Wir lieben den Actionrock der 90er und die damalige Szene. Es gab so fantastische Bands NEW BOMB TURKS, FLAMING SIDEBURNS, THE HELLACOPTERS, GAZA STRIPERS, UNION CARBIDE PRODUCTION, MONSTER MAGNET usw. Aber natürlich waren auch die 70er ein Einfluss, Punk, Hard Rock, Rock 'n' Roll, Pub Rock und die Detroit Szene, also Bands wie THE STOOGES und alles mit Ron Asheton, MC5, BOB SEGER, DEAD BOYS, MOTÖRHEAD, die RAMONES, KISS, ALICE COOPER, ROCK PILE, EDDIE AND THE HOTRODS. Und eine unserer absoluten All-Time-Faves in der gesamten Band ist die finnische Rockband HURRIGANES. Wir hören aber auch noch jede Menge anderes Zeug, eigentlich jede Art Musik. Solange es nur gute Musik ist. Du siehst, es gibt eine Menge Einflüsse, und das war jetzt wirklich die Kurzfassung. (lacht)

Bei so vielen unterschiedlichen Einflüssen, glaubst Du, dass Ihr den DEADHEADS-Style schon final gefunden habt, oder seid ihr auf einem fortwährenden Entwicklungsweg ohne Ende.

Manne Olander: Ich denke schon, dass wir einen eigenen DEADHEADS-Sound haben, der sich hauptsächlich in den souligen Vocals und unseren Gitarrensoli ergibt, aber auch aus der Energie der Songs und dem was Du hörst, siehst und fühlst, wenn Du uns mal live gesehen hast. Das lesen wir auch immer mal wieder in Reviews, besonders zu "Loadead". Nicht dass wir ein neues Genre begründet hätten oder so, aber wir sind stolz auf unsere Songs und wir werden weiterhin Songs schreiben und veröffentlichen, die sich genau nach DEADHEADS anhören wird.

Schaut man sich Eure beiden Albumtitel an, dann seid Ihr von einem der längsten Titel der Musikgeschichte, "This Is Deadheads First Album (It Includes Electric Guitars)", zu einem Titel mit nur einem Wort, "Loadead", gewechselt. Auch wenn das Wortspiel in "Loadead" bei Eurem Bandnamen sehr geschickt ist. Warum der Sinneswandel?

Manne Olander: Was soll ich sagen? Wir mögen einfach gute, einprägsame Albumtitel? (lacht). Der erste war lang, lustig und eine offensichtliche Verbeugung, der zweite ist zwar kurz aber gut auf seine Art. Ich habe aber noch keine Ahnung in welche Richtung der dritte gehen wird. Vielleicht einfach "3"? Ich denke ein Albumtitel ist nicht absolut entscheidend, kann aber ein echtes Plus sein. "Raw Power" war zum Beispiel ein perfekter Titel für das dritte Album der STOOGES, der Titel ist cool und passt perfekt zu dem Album, das auch genau so klingt. Es wäre natürlich auch ein fantastisches Album mit einem anderen Titel, aber der Titel macht es definitiv nicht schlechter, oder?

Ihr habt, wie schon beim Debüt, wieder keinen echten Titeltrack, also einen Track der direkt mit dem Albumtitel korrespondiert. Soll das eine Art Trademark werden, oder steckt da keine bewusste Entscheidung dahinter?

Manne Olander: Es ist natürlich sehr verbreitet ein Album nach einem Track zu benennen, und vielleicht machen wir das in Zukunft auch mal, aber oft habe ich auch das Gefühl, dass einfach der Titel eines Tracks genommen wird, weil den Bands nichts Besseres eingefallen ist. Ich finde es viel spannender, wenn man eine Story zum Albumtitel hat oder der Titel zumindest das ganze Album und alle Songs zusammenfast, anstatt einen Song auszuwählen, der das ganze Album repräsentieren soll.

Ich weiß, diese Frage ist bei Musikern nicht sonderlich beliebt, aber hast Du einen Favoriten auf "Loadead"?

Manne Olander: Natürlich mögen wir alle unsere Songs, keiner davon ist nur gefühlt "halb fertig" oder so, und auch hat jeder in der Band seine eigenen Favoriten. Ich habe derer vier. 'There's A Hole In The Sky' hat dieses rockende MONSTER MAGNET-Feeling in seinem Riff. Den Song haben wir erst zwei Wochen vor den Aufnahmen geschrieben und er hat sich aus einer Jamsession bei einer Probe entwickelt. Ein weitere Favorit ist 'Empty Howls', der ganz massiv von den frühen FLEETWOOD MAC, also der Peter Green-Ära, inspiriert ist und eine verdammt gute Melodie im Refrain hat. 'The Need To Sleep' ist auch stark, es hat dieses Detroit- bzw. MC5-Feeling. Und zu guter Letzt noch 'The Horror', weil er einfach wahnsinnig viel Spaß beim Spielen macht und auf einem großartigen Riff fußt.

Können wir denn das dritte DEADHEADS-Album so zeitnah erwarten wie das zweite rauskam, oder werdet Ihr nun erstmal exzessiv das Album betouren?

Manne Olander: Aktuell haben wir noch keinen neuen Plattenvertrag unterschrieben, wir wissen es daher selbst noch nicht so genau. Aber mindestens vier bis fünf Songs sind schon wieder soweit geschrieben, dass wir sie fürs nächste Album oder eine EP aufnehmen könnten. Aber touren macht natürlich auch eine Menge Spaß. Wir schauen mal.

Ihr seid ja noch eine recht junge Band. Lebt Ihr denn auf Tour den Rock 'n' Roll-Lifestyle oder geht Ihr alle artig früh in die Koje?

Manne Olander: Wir sind vielleicht eine junge Band im Sinne von neu, aber eigentlich sind wir alles alte Fürze, Rickard ist 32, ich 30, Tim 29 und Sigge 28. Wir alle hatten also schon unsere große Partyzeit mit den langen Nächten. Klar, wir sind gerne auf Tour und genießen die Zeit, aber da wir Familienväter in der Band haben, die sich die Nächte damit um die Ohren schlagen vollgeschissene Windeln zu wechseln, nutzen wir die Zeit auch um Schlaf nachzuholen. (lacht)

Ja, wir werden alle nicht jünger. Gesetzt den Fall Du könntest wählen was der letzte Song sein sollte, den Du jemals hier auf Erden hörst. Welcher wäre es?

Manne Olander: Das ist wirklich eine verdammt schwierige Frage. TERRY REID 'Seed Of Memory' oder etwas von den STOOGES, zum Beispiel 'Open Up And Bleed'? Oder doch RON ASHETONs NEW ORDER mit 'Hit And Run' oder 'Rock 'n' Roll Soldiers', die auch zu meinen Favoriten gehören? Verdammt! Es gibt einfach zu viele gute Songs, ich kann mich nicht entscheiden. Ich habe meiner Mutter mal eine Liste gegeben mit Songs die auf meiner Beerdigung laufen sollten, ich meine niemand will da Kirchenmusik hören, oder? Erschreckend, dass ich mich nicht mehr daran erinnern kann. Ich werde eine neue Liste für meine Beerdigung schreiben müssen. (lacht)

Damit kommen wir auch schon zum Ende unseres Interviews. Danke, dass Du Dir die Zeit für Bleeding4Metal genommen hast, Manne. Wie es gute Tradition bei uns ist, gehören die letzten Worte Dir. Noch ein Ratschlag für unsere Leser?

Manne Olander: Gute Musik ist gute Musik! Egal aus welchem Genre sie kommt, also schaut über den Tellerrand und hängt nicht in einem Genre fest, ohne nach links oder rechts zu schauen. Da verpasst ihr was! Und natürlich kann ich empfehlen Bands wirklich zu supporten, indem ihr zu ihren Konzerten geht, ihre CDs und das Band-Merch kauft und generell Musik unterstützt und sammelt!!!

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