Interview mit Ronny von Dunderbeist

Ein Interview von Opa Steve vom 26.12.2012 (7153 mal gelesen)
Unmittelbar nach der ersten Deutschland-Tour hatte Gitarrist Ronny Flissundet Zeit für unsere Fragen und zeigte auch im Interview diesen typischen Dunderbeist-Humor, den die Band umgibt

Ein fröhliches Hallo! "Songs Of The Buried" ist gerade raus, und ihr seid in Deutschland auf Tour unterwegs. Spannende Zeiten, oder?

Ronny: Oh, in der Tat! Um uns herum passieren in diesen Tagen einige coole Dinge, und wir lieben es, ein Teil davon zu sein. Wir sind gerade von der Tour gekommen und sicher zurück in Norwegen, aber das Album Release und insbesondere die Tour waren fantastisch! Weißt du, das war die erste Tour dieser Art, die wir mit DUNDERBEIST gemacht haben, also für uns eine völlig neue Erfahrung. Und wir liebten jeden Teil davon. Mehr, mehr!!

Wie waren die Reaktionen bis heute auf das neue Album?

Ronny: Meistens sehr gut! Viele 8/10-Reviews in ganz Europa, und einige wirklich gute in Norwegen. Unsere Fans scheinen es auch zu mögen, genauso wie die musikalische Richtung, in die wir uns entwickeln.

Meiner Meinung nach ist das neue Album düsterer, komplexer, und ich vermisse so aufregende Refrains wie in 'Winter Past'. War dies Absicht, oder einfach eine Weiterentwicklung im Songwriting-Prozess?

Ronny: Du hast Recht. Wir haben die Musik eine Menge weiterentwickelt, seit wir Songs wie 'Winter Past' vor 4-5 Jahren geschrieben haben. Das ist der Hauptgrund für die Unterschiede zwischen beiden Alben. "Black Arts" hat Songs, die innerhalb fünf Jahren entstanden sind, mit vielen unterschiedlichen Stimmungen und poppigeren Hooks und mehr strahlenden Momenten. "Songs Of The Buried" entstand über einen wesentlich kürzeren Zeitraum von einigen Monaten, und es hat dieses dunklere und komplexere Songwriting, welches genau die Stimmung beschreibt, in der wir in dieser Zeit waren. Also nenn' es ruhig eine natürliche Entwicklung im Songwriting.

"Black Arts & Crooked Tails" war extrem kreativ. War es eine Herausforderung, die nächste Scheibe in so kurzer Zeit rauszuhauen?

Ronny: Es ist immer eine Herausforderung, eine neue Scheibe fertigzustellen. Wir haben uns einfach nicht zu viel Zeit gegönnt, aber ich persönlich glaube, dass wir die kreativste Arbeit abgeliefert haben. Wir sind kreativ, sind die ganze Zeit randvoll mit Ideen, und wir schreiben pausenlos neue Musik zusammen. Uns gehen die Ideen einfach nicht aus. Aber wir möchten uns auch herausfordern, und das klappt besser, wenn wir uns eine strikte Deadline setzen.

Wie läuft das bei euch mit dem Songwriting? Habt ihr Hauptsongwriter, oder tauscht ihr alle Ideen oder Demos aus?

Ronny: Es gibt vier Hauptsongwriter in der Band, und wir huldigen die ganze Zeit Satan ... Woooops! Nein, ich meinte natürlich, wir schreiben die ganze Zeit Musik. Wir haben unser eigenes Studio am Rand von Hamar in Norwegen, wo alle Alben aufgenommen wurden, und darin verbringen wir eine Menge Zeit. Es stinkt dort nach Schweinemist, aber das sind wohl die optimalen Arbeitsbedingungen für so norwegische bärtige Rednecks wie wir. Also der Songwriting-Prozess läuft ungefähr so: Wir treffen uns im Studio, bringen unsere verschiedenen Songideen, Texte usw. zusammen und nehmen Demos auf. Dann kommen weitere Gitarren sowie der Bass dazu, Vocals, Drums, und wir arrangieren das Ganze immer wieder um, bis wir ein Bild vom Song haben. Dann nehmen wir alles nochmal auf, bis wir wirklich glücklich damit sind. Jammen tun wir eigentlich nie. Das hat für uns nie funktioniert, also machen wir es umgekehrt: wir nehmen die Songs erst mal auf, bevor wir sie zusammen proben (lacht)!

Ein Markenzeichen von euch ist die Kombination vieler Stimmen. Wie kamt ihr darauf, und wie arbeitet ihr an den Vocals?

Ronny: Wir sind vier Sänger in der Band, die allesamt in anderen Bands Leadsänger-Erfahrung haben. Das ist unsere absolute Stärke. Warum sollen wir das Potenzial also nicht nutzen? Damit schaffen wir Raum für all die Harmonien und die guten Vocal-Parts in unseren Song. Wir starten dabei mit Torgrims Lead Vocals, dann fügen wir Harmonien, Schreie und Gebrüll und diverse Variationen hinzu, bis wir alle im Kreis grinsen.

Wer von der Band singt denn NICHT?

Ronny: Unser Drummer John und unser Bassist Kristian singen nicht. Obwohl ich weiß, dass sie es können.

Eure Musik ist ein verrückter Mix verschiedener Stile. Welche Einflüsse habt ihr hierfür?

Ronny: Oh, wo soll ich anfangen .... Also, wie ich schon sagte, sind wir vier Songwriter. Also vier verschiedene Köpfe mit unterschiedlichen Inspirationen und Hintergründen. Das ist eine ganze Menge, auch wenn es natürlich auch Schnittmengen gibt. ENTOMBED, MASTODON, KYUSS, WITCHCRAFT, IMMORTAL, REFUSED, HIGH ON FIRE und KARNIVOOL sind da nur ein Anfang....

In welchen Bands seid ihr noch involviert?

Ronny: Heute ist DUNDERBEIST unser Haupt-Projekt, in welches wir die meiste Zeit stecken. Aber Ronny ist der Sänger von KITE, Frederik und John helfen gelegentlich bei ANDREW W.K. aus. Der Rest kommt immerhin von anderen Bands wie STONEGARD.

Ihr habt sehr engagierte Live-Shows. Sind Gigs notwendig, um die Seele von DUNDERBEIST zu verstehen, oder ist die Bühnenarbeit etwas total Anderes im Vergleich zur Studioarbeit?

Ronny: Das sind schon zwei verschiedene Dinge, yeah. Beide haben laute Musik und Bier, aber man kann es nicht vergleichen. Der Studio-Prozess ist seriöser. Wir arbeiten da echt hart. Auf der Bühne hingegen entfesseln wir die richtige Energie und wollen das Publikum unterhalten. Die Musik ist dabei natürlich wichtig, aber wenn wir live spielen, sind wir weder kreativ noch künstlerisch. Und die Bühne riecht weniger nach Schweinemist....

Man könnte fast glauben, Make-Up ist so ein spezielles norwegisches Ding. Ihr habt das Corpse Paint erfunden, dann Turbonegro mit ihrem Gay-Image, und auch ihr malt euch an. Ist das ein besonderer kultureller Background, dass sich Norweger so gern anmalen, hahaha?

Ronny: WAS???? Jetzt sag nur, es gibt auch außerhalb Norwegens Make-Up? Ich weigere mich, das zu glauben! Nichtsdestotrotz: wir Norweger malen uns an, damit wir so hübsch wie Deutsche oder Franzosen sind. Vielleicht hast du daher Recht....

Ihr tourtet gerade mit DEVIN TOWNSEND und FEAR FACTORY. Wie war das, mit diesen Bands unterwegs zu sein?

Ronny: Die Tour war fantastisch! Anders kann ich es nicht beschreiben. Wir hatten fast jede Nacht ein volles Haus mit 800-1000 Leuten. Natürlich waren die vor allem wegen den anderen Bands da, aber am Schluss hatten wir jedes Mal viele neue DUNDERBEIST Fans gewonnen. Als Überraschungsgast hatten wir damit eine tolle Position. Die drei Bands sind natürlich sehr unterschiedlich, ja. Aber es hat funktioniert. So hatte das Publikum viel Abwechselung, und zwischen den Bands hat die Chemie auch prima gestimmt.

Seid ihr Partylöwen?

Ronny: Mann, yeah, natürlich. Alles andere wäre eine Lüge. Wir sind nicht die kaputten Party-Biester, die eine ganze Woche jeden Tag durchtrinken, aber nach jeder Show ging natürlich die Post ab.

Vielleicht hast du eine verrückte Geschichte für unsere Leser, irgendeine Anekdote....?

Ronny: Eine der verrücktesten Sachen war wohl in Seville, Spanien. Wir hatten eine Day Off, und wir entschieden uns für eine Party. Das lief ziemlich aus dem Ruder. Asmund, einer der Sänger, posierte oben ohne und MANOWAR-like auf dem Dach eines Supermarkts, und dann divte er in einen Altpapier-Container. Währenddessen schlief unser Busfahrer besoffen auf dem Bürgersteig. Das ist, was Tequila und Fernet Branca mit dir anstellen....

Was habt ihr die nächsten Monate vor? Mehr Gigs, vielleicht Sommer-Festivals, Proben, neues Album...?

Ronny: Alles davon! Ein neues Album wohl nicht so schnell, aber wir schreiben gerade einige neue norwegischen Songs und möchten damit eine EP aufnehmen. Dann spielen wir in Hamar unsere jährliche Christmas-Show, wir proben, machen Recording-Sessions, und noch bisschen Touren. Vor allem in Norwegen, aber England und Deutschland sind auch noch in Arbeit. Ich kann leider noch nichts Konkretes dazu sagen. Als Festivals sind wir bereits auf dem Graspop und paar anderen gebucht. Das wird auch geil!

Danke dir für deine Zeit - die berühmten letzten Worte gehören dir.

Ronny: Danke DIR für das Interview, und allen Lesern, die diesen Artikel lesen. Ein großer Gruß an alle deutschen (und anderen) Metalheads da draußen, die sich treu bleiben und ihren individuellen Livestyle auf dem Left-Hand-Path pflegen! Horns up!

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