Interview mit Ken von Abigail Williams

Ein Interview von Krümel vom 23.01.2010 (6448 mal gelesen)
Vor ihrem Auftritt im Andernacher JUZ hatten wir die Gelegenheit, ein wenig mit Bandkopf Ken Sorceron der amerikanischen Epic Black Metaller ABIGAIL WILLIAMS über die Band und wirklich seltsame Tourerlebnisse zu sprechen. Während des Gespräches zeigte sich der Fronter freundlich, aber genauso zurückhaltend und teilweise in sich gekehrt, wie wir es auch später von ihm auf der Bühne erleben sollten.

Zunächst vielen Dank für die Möglichkeit, heute mit Dir zu sprechen zu können. Ihr tourt ziemlich viel, um euer Album zu promoten. Seid ihr gerne "on the road"?

Ken: Hm ja... manchmal; es kommt darauf an. Wir sind wirklich schon eine Weile unterwegs und es ist echt hart, wenn der "Lohn", den man dafür bekommt, recht bescheiden ist. Vorallem ist es finanziell echt heftig. Denn es ist keiner mehr von den Leuten in der Band, die bei Veröffentlichung der CD dabei waren - außer mir... Es gibt einen ziemlich rigorosen Tourplan. Sowas kann man eigentlich nur deshalb schaffen, wenn man selbst quasi kein Privatleben mehr führt. Nach so einer Tour hat man einfach kein Geld mehr, deswegen ist es eigentlich ziemlich hart.

Wie lief es denn bisher mit den anderen Bands ARCH ENEMY und TRIOSPHERE?

Ken: Oh es war echt schön bisher. Die Zuschauermengen waren sehr groß; normalerweise spielen wir vor viel weniger Publikum. Die anderen Bands sind sehr freundlich zu uns. Bisher kannten wir aber noch keinen von ihnen.

Man lernt in Europa nicht viele amerikanische Black Metal Bands kennen. Wie würdet ihr den Unterschied zwischen euch und den europäischen Stilen charakterisieren? Gibt es überhaupt einen?

Ken: Wow... also, es gibt zwar eine amerikanische Black Metal Szene. Aber ich glaube, man kann sie nicht mit der hier in Europa vergleichen. Sie ist insofern anders, als dass sie in Amerika eher mehr im Untergrund angesiedelt ist. Hier spielen schwarze Bands auf den großen Festivals; das gibt es bei uns nicht. Man könnte sagen, dass sich die Szene erst noch entwickelt. Obwohl ich ja sagen muss, dass ABIGAIL WILLIAMS eigentlich garnicht wie eine amerikanische, sondern eher wie eine skandivanische Black Metal Band klingt.

Denkst Du, das amerikanische und das europäische Publikum unterscheiden sich? Falls ja, in welcher Weise?

Ken: Ja, ich denke schon. Es mag seltsam klingen, aber alles was wir hier tun, läuft viel besser als in Amerika. Viele Menschen in den Staaten sind einfach viel engstirniger als hier. Bei uns zeigt man die Zugehörigkeit zur Szene nicht so offen; wir tragen keine extremen Klamotten, kein Corpsepaint, keine Nieten und so ein Zeug.

Das ist mir auch schon aufgefallen, dass ihr garnicht wie eine "typische" Black Metal Band ausschaut. Keine "böse" Kleidung usw., wie es z. B. für die skandinavische Szene charakteristisch ist...

Ken: Das ist wahr, aber wenn man bei uns sowas in der Öffentlichkeit tragen würde, würden die Leute einen deswegen sehr geringschätzen. Das haben wir auf einigen Konzerten, die wir mit anderen Metalbands spielten, am eigenen Leib gespürt. Wir wurden vom Rest der Metalszene einfach nicht akzeptiert.

Wenn man so lange auf Tour ist - und wie Du eben sagtest, keiner der alten Besetzung mehr dabei ist -, hat man da überhaupt Zeit, um neue Songs zu schreiben?

Ken: Geeigneterweise bin ich als einziger für das Songwriting verantwortlich. Jeder von uns lebt in einem anderen Staat und außerdem liegen zwischen zwei Touren normalerweise höchstens zwei Wochen. Deshalb arbeite hauptsächlich ich an der Musik. Bisher habe ich schon ein paar Lieder komponiert. Gerade auf der letzten US-Tour mit GOD DETHRONED teilten wir uns mit ihnen einen Bus, und ich nahm die Gitarrenspuren etc. einfach dort in meiner Kajüte auf. Es ist halt schwierig, wenn man sonst kaum Zeit hat, um in ein Studio zu gehen. Daher muss man es halt auf diesem Wege tun und deshalb ist der Sound auch relativ roh. Aber ich mag es, denn ich finde, es klingt viel besser so.

Ist ABIGAIL WILLIAMS eine Profession oder nur ein Hobby für Dich?

Ken: Man könnte es schon als einen Beruf betrachten, denn ich habe keinen anderen Job. Zwar verdiene ich mit der Band kein Geld, aber ich halte mich damit über Wasser. Zwischen den Touren muss ich bsp.weise immer sehen, wo ich bleibe, weil ich keinen festen Wohnsitz habe. Daher schaue ich, wohin ich gehen kann, sofern wir nicht unterwegs sind. Mir ist eigentlich nur wichtig, dass ich meine Musik machen, ein neues Album fertig stellen und dann wieder auf Tour gehen kann.

Was war bisher die verrückteste Geschichte, die Du unterwegs erlebt hast?

Ken: Oh, da muss ich mal überlegen.... das ist garnicht so einfach.... (lange Pause).... Einmal spielten wir eine Show - ich glaube es war in Milwaukee, Wisconsin -, wo sich das Publikum uns gegenüber sehr enthusiastisch zeigte. Nach dem Auftritt sammelten sich einige Leute auf dem Parkplatz, um auf uns zu warten und evtl. kostenloses Merchandise abzustauben. Neben unserem Bus lag ein Tierkadaver und ich sagte zu einem Jungen: "Hey, wenn Du daran leckst, kriegst Du ein Shirt." Und er hat es tatsächlich sofort ohne zu zögern getan. Ich dachte nur: "Wow!". Doch bevor ich dazu kam, ihm das Shirt zu geben, kam ein anderer Typ, riss einen kleinen Fetzen des Kadavers ab und aß es... Ich dachte wieder "Wow - auch er hat sich ein Shirt verdient", doch dann kam noch ein Junge und aß ein noch größeses Stück... und ich hatte echt Bedenken, dass plötzlich alle so verrückt sein würden.

Eure Songs basieren auf sehr schnellen Drums. Wie wichtig ist da Technik diesbzgl.?

Ken: Bei den Drums auf jeden Fall sehr wichtig. Ich habe einen sehr hohen Anspruch an den Schlagzeuger. Es gab bisher einige Drummer, obwohl ABIGAIL WILLIAMS erst 2005 gegründet wurden. Nun, wie soll ich sagen, jeder spielt halt...nun na... anders. Der eine besser, der andere schlechter. Unser Drummer muss nach einem Klick-Track spielen und den Rhythmus halten können - manche haben damit echt Schwierigkeiten. Unsere letzte CD war schon ziemlich schnell...

ABIGAIL WILLIAMS war eine Figur der Hexenprozesse in Salem. Estaunlich, dass dieser Name noch nicht von einer anderen Band genutzt wurde. Wie habt ihr euch dafür entschieden?

Ken: Ich kann mich garnicht mehr genau erinnern, was mich damals dazu bewog. Ich suchte einfach nach einem Bandnamen, der eine Verbindung zu unserer Heimat hatte. Ich las von den amerikanischen Hexenprozessen und da stieß ich auf den Namen ABIGAIL WILLIAMS. Das klang irgendwie abgefahren, denn diese Frau war böse und für den Tod vieler Leute verantwortlich. Sie war die Anklägerin dieser Prozesse. Es gibt irgendwie Parallelen zu unser Bandhistorie; auch wir wurden einige Male "beschuldigt" - es ist so wie eine Hexenjagd. Seit dem 11. September ist Amerika sehr panisch wegen möglicher Terroristen. Und nur, weil man evtl. anders aussieht, wird man z. B. auf Flughäfen einfach festgehalten, zu Boden gedrückt usw.

Im Sommer hattet ihr ein paar gesundheitliche Probleme - die Schweinegrippe hat euch aber nicht erwischt?

Ken: Oh das war eine harte Zeit... wir hatten 67 Shows in 68 Tagen zu absolvieren und schliefen jeden Tag alle im Transporter. So eng gedrängt ist es nicht einfach gesund zu bleiben. Also ich hatte aber wohl wirklich die Schweinegrippe zum Anfang unserer UK Tour. Ich konnte überhaupt nichts mehr bei mir behalten. Ws war schon seltsam, denn ich kann mich kaum daran erinnern. Die anderen versuchten immer, mich irgendwo separat unterzubringen.

Ken, vielen Dank für das Gespräch. Die berühmten letzten Worte gehören Dir... irgendwas, das Du Deinen Fans hier sagen möchtest!?

Ken: (lacht) Oh, haben wir denn hier überhaupt welche? Tja, wir werden unser Album in einer Deluxe-Edition wiederveröffentlichen, mit einer Extra-CD, einem neuen Song und neuem Artwork. Also Leute - greift zu, um zu sehen, wie wir uns in Zukunft musikalisch ausrichten. Eine neue CD wird dann hoffentlich irgendwann 2010 erscheinen...

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