Interview mit Ben von Thanateros

Ein Interview von Krümel vom 13.12.2006 (11456 mal gelesen)
Kurz vor dem Jul-Fest und dem Jahreswechsel plaudert Ben Richter - Gründer und Kopf der Gothic Metaller THANATEROS - ein wenig aus dem Nähkästchen...

  Beschreibe doch bitte zunächst einmal kurz für Diejenigen, die Euch noch nicht kennen, den Stil Eurer Musik.

Ben:   Unsere Musik ist eine Mischung aus melodiösem, mal mehr und mal weniger gothic-lastigem Metal und Celtic Folk.

  Aus welchem Grund hast Du, Ben, die Band im Jahre 2001 ins Leben gerufen und wie hast Du Deine Mitstreiter gefunden?

Ben:   Als ich, nachdem ich das „Regret“–Album eingesungen habe, bei Evereve eingestiegen bin, merkte ich leider sehr schnell, dass ich dort so gut wie keine Möglichkeiten hatte mich musikalisch mit ein zu bringen. Also nahm ich in Eigenregie ein Demo unter dem Projektnamen „Thanateros“ auf, auf dem ich meine Vorstellungen von Musik auslebte. Da mir diese Arbeit enormen Spaß machte und sie dazu noch auf ausgesprochen positive Resonanzen bei Freunden und Bekannten stieß, stieg ich bei Evereve aus um mich ganz auf Thanateros zu konzentrieren. Ich fragte dann alte Kollegen aus früheren Zeiten (u.a. Mario und Kenny), ob sie Lust hätten einzusteigen und so stand das erste Line-Up von Thanateros.

  Ben, Du beschäftigst Dich intensiv (sowohl privat als auch beruflich) mit Mythologie und Spiritualität. Was darf man genau darunter verstehen?

Ben:   Ich bin ausgebildeter Meditationslehrer und leite die IMMRAMA-Schule für Schamanismus in Bayern. Durch mein Studium der Ethnologie und Religionswissenschaften lernte ich u. a. Lotan, den Leiter der ersten Hexenschule in Deutschland kennen und hatte so den besten Lehrer und Experten was Magie und Modernen Schamanismus angeht. Unter seiner Führung gründeten wir den Ardaga-Orden für Moderne Magie und arbeiten dort seit ca. sieben Jahren zusammen.

  THANATEROS setzt sich aus den Namen des Gottes des Todes Thanatos und des Gottes der Liebe Eros zusammen. Eure Musik in Verbindung mit den Texten steht - wenn ich es richtig verstanden habe - in gewisser Weise für das Gegensätzliche. Welche Gegensätze sind genau gemeint?

Ben:   So genau lässt sich das gar nicht definieren. Thanateros steht für Gegensätze ganz allgemein, da das Leben an sich aus Gegensätzen zu bestehen scheint. Wir machen recht moderne Musik, im Gegensatz dazu steht dann der Celtic-Folk mit seinen doch recht alten, traditionellen Instrumenten wie Uilleann Pipes oder Fiddle. Thematisch lenken wir den Blick gerne auf unser heidnisches, schamanisches Erbe, allerdings versuchen wir dieses „Gestern“ mit dem „Heute“ zu verbinden, d.h. einen Weg zu finden mit dem man die alten Tugenden, das alte Wissen für die moderne Zeit nutzen kann. Genau genommen geht es uns also darum Verbindungen zwischen den Gegensätzlichkeiten her zu stellen, und das wiederum ist eine alte keltische Sichtweise der Dinge, die davon ausgeht, dass eben alles mit einander verbunden ist.

  Ihr verfolgt ein ganz bestimmtes Konzept bzw. versucht damit, die Menschen ein wenig für "die andere, spirituelle Welt" (in Anlehnung an den Titel der letzten CD "Into the Otherworld") zu öffnen. Kannst Du das ein wenig genauer erläutern?

Ben:   Wie geschildert machen wir die Zuhörer des Öfteren auf das alte, magische Wissen unserer Vorfahren aufmerksam, bzw. verwenden wir diesen Hintergrund als Basis für Analogien. Unsere moderne, heutigen Zeit ist geprägt von Äußerlichkeiten. Leistungsdruck und Fortschrittswahn, führen zu immer mehr Stress und Hektik was wiederum dazu führt, dass die Menschen immer unzufriedener sind und sich mehr und mehr in’s Äußere stürzen, um Ablenkung zu finden. Überall wird die Aufmerksamkeit nur auf das gelenkt, was wir nicht haben. Es wird nur das Negative gesehen. Es wird einem eingeredet man wäre zu klein und schwach und könne nichts bewirken. Ich denke es gilt sich wieder verstärkt auf sich selbst zu besinnen, um zu erkennen welche Kräfte und Fähigkeiten man hat und wie wenig man eigentlich von diesen Äußerlichkeiten abhängig ist. Wir haben eine enorme Kraft in uns und können mehr bewirken als wir denken. Es liegt an uns, ob wir uns auf das Positive oder das Negative konzentrieren. Im Schamanismus gibt es einen Leitsatz, der lautet: "Die Energie folgt der Aufmerksamkeit". Das heißt, wenn ich mich auf das Negative konzentriere, dann stecke ich auch all meine Energien da rein und mehre dieses Negative. Also sind wir gefragt uns viel mehr auf die positiven Dinge zu konzentrieren. Mit dieser Einstellung lässt sich das Leben lebenswerter gestalten und man ist auf dem besten Wege wieder zu sich zu finden.

  Bereits mit Eurem Debut-Album "The first rite" sowie dem Nachfolger "Circle of life" konntet Ihr gute Kritiken in der einschlägigen Musikpresse einfahren. Wie siehst Du selbst die Entwicklung der Band/der Musik seither? Bist Du noch auf dem Weg, den Du vor 5 Jahren einschlagen wolltest?

Ben:   Ich denke Thanateros hat sich trotz aller Tiefen - die wie die Höhen dazu gehören - recht gut entwickelt und wird dies hoffentlich auch noch weiter tun. Auf dem ersten Album hatten wir noch nicht die Möglichkeiten das keltisch-irische Element so einzubauen, wie es ursprünglich gedacht war. Dies gelang uns dann auf dem zweiten Album um so mehr. Auch „Into the Otherworld“ war in meinen Augen nochmals eine Steigerung, schon allein, weil es produktionstechnisch das beste Album ist - auch wenn ich im Nachhinein mit der Umsetzung einiger Songs nicht ganz so zufrieden bin. Zur Zeit arbeite ich an den Songs zum vierten Album und ich glaube, dass Thanateros damit die CD hinlegen könnte, die ich von Anfang an im Sinn hatte. Wobei sich solche Vorstellungen natürlich wandeln. Auch die vorherigen Alben stellten jeweils einen Höhepunkt dar und sind das Ergebnis der Ideen, Vorstellungen und Möglichkeiten die wir zu der jeweiligen Zeit hatten – vielleicht besinne ich mich ja auch einfach nur etwas zurück auf alte Tugenden...

  2005 erschien als Single-Auskopplung der alte, durch die POGUES bekannt gewordene Klassiker 'Dirty old town' mit einem dazugehörigen Video. War das Euer erster Videodreh?

Ben:   Nein, wir haben schon zu „So High“ vom „Circle of Life“-Album und zu „Calling Llyr“ von „Into the Otherworld“ Videos produziert. Nur leider fanden diese eine noch geringere Verbreitung als das „DOT“-Video...

  Nach dem Erscheinen des 3. Albums "Into the otherworld" in 2005 kam es nun Anfang dieses Jahres zu personellen Umbesetzungen. Was waren die Gründe dafür?

Ben:   Bassist Jenne und Fiddler Christoph hatten leider nicht mehr ausreichend Zeit für Thanateros. Um voran zu kommen sollten alle Bandmitglieder gewisse Prioritäten setzen und sich die nötige Zeit für’s Üben, Proben, für Konzerte und was sonst noch so hinter den Kulissen passiert nehmen. Und da ihnen dies nicht möglich war, haben wir uns von ihnen getrennt. Auch der Gitarrist der zwischenzeitlich ein paar Konzerte mit uns spielte war so unmotiviert, dass keine weitere Zusammenarbeit mehr möglich war.

  Wie hast Du dann Deine neuen Mitstreiter gefunden?

Ben:   Maxe, unseren neuen Gitarristen, kenne ich schon seit fast 20 Jahren. Er ist der Kopf der Goth-Rocker THE CASCADES und da wir uns seit so langer Zeit kennen und schätzen, konnte ich ihn überreden ein zu steigen - und ich denke er hat es nicht bereut (grins)... Cornel kenne ich auch schon seit Langem. Er spielte auf einem der ersten Thanateros Demos schon bei ein, zwei Songs den Bass ein und so fragte ich ihn, ob er nicht Lust hätte dazu zu stoßen.

  Habt Ihr nun wieder ein festes Gefüge in der Band, mit dem Ihr zusammen weiter in die Zukunft blicken könnt?

Ben:   Ich hoffe es. Aber da die „Neuen“ absolut mitziehen, ich mich voll und ganz auf sie verlassen kann und wir uns untereinander auch menschlich hervorragend verstehen, sehe ich da keine Probleme.

  Wie ist die kleine Herbsttour mit NFD für Euch gelaufen? Leider waren z.B. in der Klangstation in Bonn nicht all zu viele Gäste anwesend...

Ben:   Eigentlich lief sie sehr gut. Wir haben uns alle bestens verstanden und viel Spaß zusammen gehabt. Zuschauer können es natürlich immer mehr sein, aber abgesehen davon, dass die Zeiten momentan nicht die besten sind weil es zum einen ein Überangebot an Konzerten gibt und zum anderen die Leute immer weniger Kohle haben, stecken wir auch nicht drin wie viel und welche Werbung die Veranstalter machen.

  Welches sind die Pläne von THANATEROS für das kommende Jahr?

Soweit ich weiß arbeitet Ihr bereits an neuem Material?!

Ben:   Jo, ich sitze zur Zeit im Studio und bastle mit Maxe an den Songs für das neues Album. Wir hoffen in der ersten Hälfte 2007 in’s Studio gehen zu können, um die CD zu produzieren und sie dann Mitte 2007 auf den Markt bringen zu können.

  Kannst Du uns schon ein wenig mehr über den Inhalt/die Thematik verraten?

Ben:   All zu viel möchte ich noch nicht verraten, aber es wird diesmal mit Sicherheit wieder „magischer“ werden...

  Gibt es evtl. stilistische Änderungen oder bleibt ihr der Gothic Folk - Richtung, die ihr auf "Into the otherworld" vertieft habt, treu?!

Ben:   Unserem Stil bleiben wir sicherlich treu, allerdings wird das neue Album definitiv dunkler und härter werden als die Vorgänger.

  Wann genau dürfen Eure Fans mit der neuen Scheibe rechnen?

Ben:   Wie gesagt hoffen wir die neue CD bis Mitte 2007 veröffentlichen zu können.

  Trotz der durchweg guten Kritiken für alle Eure bisherigen Werke, sind THANATEROS relativ wenig präsent in der einschlägigen Presse bzw. eher noch ein "Geheimptipp" in der Szene. Woran liegt das? Ist das gewollt?

Ben:   Jo, dies war von Anfang an geplant war und gehört zum Konzept... Nein, im Ernst: Ich denke jede Band die über Jahre hinweg enorme Energien, viel Zeit, Geld und Träume in ihr Projekt steckt wünscht sich Erfolg zu haben. Eins unserer Probleme ist, dass wir mit unter leider an die falschen Leute gerieten, was Promotion, Booking und Pressearbeit angeht. Dazu kommt, dass wir uns dann viel zu oft zurück gelehnt haben und dachten diese Typen werden’s schon richten. Wir sind sehr froh, zu allen CD’s so gute Kritiken bekommen zu haben und uns eine gewisse Fangemeinde erspielt zu haben und versuchen natürlich mit dem nächsten Album diesen Kreis zu erweitern. Zudem hoffen wir zur Veröffentlichung viele, viele Konzerte spielen zu können und eventuell eine etwas größere Tour auf die Beine zu stellen. Aber da das nun mal nicht nur an uns liegt, sondern eben auch an Veranstaltern, Booking Agenturen, Promotern usw. usf. wollen wir mal sehen, was das nächste Kalenderjahr uns so bringt...

  Nun hast Du Gelegenheit noch Dinge zu sagen, die Du loswerden möchtest. Worte an Deine Fans, Gedanken etc. ...

Ben:   Ich glaube Gedanken habe ich wohl genug geäußert – ich wünsche aber allen Fans, Kritikern, Freunden und Bekannten ein frohes Jul-Fest und einen guten Rutsch ins neue Kalenderjahr.

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