Up From The Ground 2007

Take off: 24.08.2007 - Review (4959 mal gelesen)
Ein Bericht von TadMekka

Vorbemerkung:
Schon letztes Jahr ließen wir die Festival-Saison mit dem UFTG ausklingen. Gering waren damals die Erwartungen, um so erstaunter waren wir dann, zu sehen, wie geil das UFTG tatsächlich ist. Als erstes fällt das gemütliche kleine 'Dörfli' - Gemünden am Main - auf, das eine urige, irgendwie passende Atmosphäre bietet, die die Festival-Atmosphäre perfekt ergänzt. Wenn man möchte, kann man wunderbar in der Innenstadt was 'Gescheites' essen oder einfach gepflegt und ohne 'Lärm' paar Biechen zischen.
Vor dem Festivalgelände-Eingang befindet sich der Zeltplatz, der auch dieses Jahr wieder randvoll war. Wie es dort zuging, kann ich garnicht sagen, da wir uns, wie eine ganze Reihe anderer Metalfans, in einem der kleinen, gemütlichen Hotels im Ort einquartiert hatten. Dixies mögen es ein paar zu wenig gewesen sein, diese wurden jedoch pfleglich behandelt, d.h geleert und mit Massen an Scheisshauspapier versorgt. Gottseidank übrigens, aber dazu später mehr. Zusätzlich gab es wieder 'ne Menge Toilettenwagen und Duschen, die Fanseitig auch massiv frequentiert wurden. Auch Security-mäßig war dieses Jahr alles im grünen Bereich, man setzte dieses Mal eher auf Vernunft als auf martialisches Auftreten, was natürlich deutlich angenehmer ist. Klar gab's auf dem Gelände Futter und Bier in Massen, das Chip-System wurde beibehalten, Preise waren definitiv i.O.
Kurz: bzgl. Rahmenbedingungen Daumen nach oben!

Leider war es wegen Real-Life-Job nicht möglich, rechtzeitig zum Festivalbeginn vor Ort zu sein. Deshalb konnten wir am Freitag erst ab EVOCATION der Running Order folgen.

EVOCATION:
Was soll man dazu sagen? Die allgemeine Retro-Welle hat eben auch den Schweden-Death-Metal in seiner ursprünglichen, eher melodiefreien Version wieder nach oben gespült. EVOCATION fröhnen diesem Stil mit Inbrunst, kloppten entsprechend die Bühne zu Klump und konnten sich durchaus heftiger Fanreaktion erfreuen. Well, all in all not my cup of tea.

SCAR SYMMETRY:
SCAR SYMMETRY sind zusammen mit SOILWORK, RAUNCHY und den 'Newcomern' SONIC SYNDICATE die Speerspitze hochwertigen Aggro-Metalcores gepaart mit superbem Melodieverständnis. Es mag Leute geben, die das als Stangenware titulieren, aber das liegt wohl daran, dass sie nicht richtig zuhören wollen. Ist ja auch nix neues. Da ich Fan dieses Genres bin, hatte ich mich auf SS unheimlich gefreut. Um dann unheimlich enttäuscht zu werden. Ich kann die Performance insgesamt garnicht bewerten, denn der Sound war so hundsmiserabel, dass mir letztlich nur Rosa Rauschen im Gedächtnis blieb. Angesichts der Hits, die diese Band in petto hat, ein ziemliches Armutszeugnis. Verzweifelt versuchte die Band zu retten, was zu retten war, aber selbst Die-Hard-Fans, die sich doch in größeren Gruppen vor der Bühne platziert hatten, konnten keinen einzigen Song identifizieren. Klar gabs den obligatorischen Jubel nach jedem Song, aber man will ja auch im Metal freundlich und höflich sein. Alles in Allem ein fetter Reinfall, den ich aber nicht der Band anlasten will. Nächstes Mal steinige ich den Soundmann höchstpersönlich.

EQUILIBRIUM liessen wir aus, um im nahegelegenen Edeka paar RedBull mit Jägermeister zu zischen. Das dauerte dann doch ein bischen zu lange, so dass wir, um rechtzeitig zu den Altgöttern SABBAT zurück auf dem Festival-Gelände zu sein, ziemlich sprinten mussten. Klar musste ich mir dabei den Fuss leicht anknacksen, dennoch hielten wir durch und schafften es so grade rechtzeitig zurück aufs Gelände, als die ersten Klänge von...

SABBAT:
...erklangen! Meine Güte, wie lange ist das her? 20 Jahre? Kann das wahr sein? Ich habe damals die Scheiben sehr oft angehört, aber ich gebe zu, dass das letzte Mal möglicherweise über 15 Jahre her ist. Dennoch, von der ersten Sekunde an war es uns möglich, jede Zeile mitzugröhlen, jedes Break mit zu bangen und einfach die Sau rauszulassen zu einzigartigen Klassikern des Old-School-Komplex-Thrashs, die es weder vorher noch nacher IRGENDWANN nochmals in dieser Form gegeben hat. Die Life-Performance war mit einem knallharten Sound gesegnet, der glasklar jedes Detail rüberbrachte, SABBAT hauten arschtight und sicher Klassiker wie 'Do dark Horses dream of Nightmares' oder 'The Best of Enemies' (oh, Mann! Wer diese Titel kennt, wird alleine schon von diesen Namen eine Gänsehaut bekommen!!) in die Menge, die dankbar jeden Ton in sich aufsaugte. Schön zu sehen auch der Effekt, den reunitete Legenden oft verursachen: zu Anfang des Konzerts waren die Ränge vor der Bühne zwar gut gefüllt aber es gab auch große Lücken. Gegen Ende jedoch wurde es schnell immer enger! Ja, auch der Metalnachwuchs erkennt schnell Qualität und ließ sich dieses legendäre Konzert nicht entgehen. Das gibt doch Hoffnung für die Zukunft, oder? Zusammengefasst: SABBAT waren wie erwartet einer der Höhepunkte des Festivals. Sollte es eine Reunion in diesem Lineup geben und sollten SABBAT es schaffen, an alte Glanztaten anzuknüpfen, dann kann man davon ausgehen, dass für diese Band ENDLICH der richtige Zeitpunkt gekommen ist! Jetzt ist die Szene reif für diese Visionen!

Mit SONIC SYNDICATE:
folgte sogleich ein weiterer Festivalhöhepunkt. Zusammengefasst kann man sagen, dass SONIC SYNDICATE alles das richtig machten, was SCAR SYMMETRY vermasselt hatten! Zunächst sei der perfekte Sound genannt, der der allgemein hochklassigen Performance das würdige Fundament bot. SONIC SYNDICATE haben mit ihrem zweiten (!) Album "Only Inhuman" mindestens einen Genre-Klassiker veröffentlicht, von diesem Album kamen dann auch alle Hits, die, wie schon gesagt, hochklassig, aggressiv und fehlerfrei dargeboten wurden. Was vor allem herausstach und nicht nur mich zu 100% überzeugte, waren die auf höchstem Niveau dargebotenen klaren Gesangspassagen, die mitsamt aller Harmonien durch das Duett beider Vokalisten eins zu eins rübergebracht wurden. Man SPÜRTE den Enthusiasmus, der dieser Band innewohnt und den sie sich auch trotz einiger Wurfgeschosse von den üblichen Szenepolizisten nicht nehmen liess. Kurz: SONIC SYNDICATE überzeugten einmal mehr auf ganzer Linie! Wäre ich nicht bereits Fan der Band, nach dieser glaubwürdigen, durch und durch METALLISCHEN Performance wäre ich es.

Zu diesem Thema sei mir nun eine Zwischenbemerkung gestattet:

Nach dem Gig durften wir uns mit einem der üblichen Festival-Trolls auseinandersetzen, der seine unmaßgebliche Meinung kundtun musste, indem er das Konzert als total scheisse bezeichnete. Auf Nachfrage nach dem Grund für diese Meinung kamen dann so geniale Argumente wie: das war alles scheisse. Weil es halt Scheisse war! Die können doch nix! Und wie die aussehen! Und so ging das weiter. Natürlich musste ich mich auf diese Diskussion einlassen, um dann schnell festzustellen, dass dort rein argumentativ Hopfen und Malz verloren waren. Damit ich ihm nicht einfach in die Fresse schlagen musste, übernahm dann der Kumpel, der mit mir dort war, die Führung der Diskussion. Die Essenz der Aussagen des Trolls war nun das Übliche: SONIC SYNDICATE sind demnach scheisse weil: sehen aus wie gecastet, sind zu jung, zu neu, zu trendy, zu schnell zu erfolgreich, gehyped etc.pp. Jeder, der schonmal solche Diskussionen geführt hat, kennt das Szenepolizei-Gedöhns.
Dazu sei nun folgendes gesagt: ist es tatsächlich so, dass für die Bewertung der Qualität einer Band nicht mehr die Qualität ihrer Mucke und ihrer Life-Performance relevant ist sondern ihr Image? Sind wir also soweit? Und wenn man dann schon Argumente wie 'Gesamtbild' hören muss, ist das bewertete Image denn tatsächlich das Image, das die Band haben will bzw. sich erarbeitet hat oder ist es doch viel mehr das, was der Szenepolizei-Troll auf Basis seiner Assoziationsketten der Band als Image unterjubelt, und darf er dann aufgrund dieses von ihm aktiv UNTERGEJUBELTEN Images eine Band negativ bewerten?
SONIC SYNDICATE haben ihre Songs immerhin nicht einem Metal-Dieter-Bohlen ala DEVIN TOWNSEND, PETER TÄGTGREN oder DAN SWANÖ zu verdanken, im Gegensatz zu Soilwork mit ihrem zweifellos zu Recht als Klassiker bezeichneten 'Natural Born Chaos', welches aber, wie die nachfolgenden Veröffentlichungen zeigten, vor allem wegen DEVINS' Arbeit als Produzent dieses Niveau erreichte!
Ist es wirklich wichtig, wie eine Band aussieht, nur weil der gemeine SzenePolizeiTroll, wohl aus Angst vor Glaubwürdigkeitsverlust unter Seinesgleichen, nur den 'truesten', billigsten, schon unendlich oft dagewesenen Shit bejubelnd, eine Assoziation ala TOKIO HOTEL hat? Wegen einer FRISUR? Wie bitte?? Kann das wahr sein?
Ist die Tatsache, dass die Band eine Bassistin hat, die ausserdem optisch noch was hermacht, Grund genug, hier Kalkül zu unterstellen? Und wenn diese Unterstellung sich als wahr erweisen würde, was ich stark bezweifle, wäre deswegen die LEISTUNG der Gruppe geringer zu bewerten?
Zusammengefasst: mit welchem Recht bewertet die Szenepolizei Musik negativ, nur weil die, nennen wir es mal 'virtuelle HAPTIK' einer Band ihnen nicht in den reaktionären, ignoranten Kram passt? Wobei diese, wie ich nochmals klarmachen muss, eine UNTERSTELLTE ist? Wie arrogant muss man sein?
Alter ist keine Tugend, keine Leistung. 'Dabeigewesen' zu sein, als irgendeine Legende, für die sich heute zu Recht kein Aas mehr interessiert, ihren ersten Schiss life präsentiert hat, ist keine Leistung. Wer Respekt für die Ursprünge erwartet oder gar verlangt, muss endlich auch kapieren, dass die ENTWICKLUNG, die daraus entstand und entsteht, die Entwicklung, die durch den Szene-Nachwuchs gefördert wird, mindestens den gleichen Respekt verdient!
Ich verlange hier nicht, dass jemand seinen 'Geschmack' (gibts das überhaupt?) und die diesem zu Grunde liegende Motivation mal ab und zu überprüft. Denn der Deckmantel 'subjektiv' schützt ohnehin vor unliebsamen Einflüssen in Sachen Denkweise und verunmöglicht jegliche zielgerichtete Diskussion, nicht wahr? Ich verlange nur, dass diese mir widerwärtige Szenepolizei ihre Mangelmeinung vielleicht ein wenig überdenkt und letztlich nur mit einem aufhört: Denkverbote zu verbreiten. Ihr seid nicht cool! Ihr seid nicht true! Ihr seid nur taub! Die Szene, deren Ideale ihr zu verteidigen glaubt, kann ohne euch. Und sie kann BESSER ohne euch!
PS: der Treppenwitz an der Geschichte ist: grade die Szenepolizisten, und ich kenne seit mehr als 20 Jahren doch einige Exemplare, grade die sind es, die eine Band, die sie DAMALS dissen mussten, weil sie aus irgendwelchen Gründen als uncool erachtet wurde, HEUTE hochjubeln, weil es eben grade so ist, dass Leute, die diese Band kennen und schon damals für gut befanden, plötzlich eine kleine aber laute Mehrheit bilden, die vielleicht auch aufgrund einer Reunion plötzlich massive Unterstützung erfährt. Ich sage nur ATHEIST. Qualität setzt sich eben durch! Und das Maximal-Talent der Szenepolizei ist es, ihr Fähnchen nach dem Wind zu richten. Bei Gegenwind dreht man sich eben um! Und jedem, der fragt, wieso man sich plötzlich umgedreht habe, wird versichert, dass man 'EIGENTLICH' schon immer so gedacht hat! Ach, echt?

Zurück zum Festival:

Es folgten die Urgewaltigen selbst, KRISIUN:
Wer die Jungs kennt, weiß was er zu erwarten hat. Und KRISIUN enttäuschten dann auch keine Sekunde lang! Das von den drei Haudegen dargebotene Material ist an Brutalität ohnehin kaum zu überbieten, so massierte einem die Tightness und kompromisslose Gewalt der Songs angenehm den Solar Plexus. Man verzeihe mir, ich kann keine Songtitel nennen, life klingt das einfach alles gleich. Ist aber eh egal, ich will ein brutales Gemetzel in die Fresse und kein filigranes Akustikgeklampfe und genau das ist es, was KRISIUN zu bieten haben. Da auch der Sound stimmte, konnte man 'ne Menge zufriedene Gesichter und lauten Jubel vernehmen, den KRISIUN auch ohne Umschweife verdient hatten. An den legendären Summer Breeze Gig vor einigen jahren kamen sie diesesmal nicht ganz ran, was aber auch ein wenig an der Akustik (*hust*) des Geländes lag. Nur ein kleines Manko: dieses 'Metalfamilie'-Gedöhns in ihren Ansprachen könnte sich die Band langsam mal sparen. Doch.

ILLDISPOSED:
Was soll man zu ILLDISPOSED noch sagen? Auf jedem Festival, auf dem sie auftreten, stellen sie sowas wie den heimlichen Headliner. Da ich die Jungs kurz vorher auf dem Summer Breeze gesehen hatte, gab es natürlich keine Überraschungen. Die Setlist umfasste wie immer das gesamte Schaffen der Band, und die eierlosen Nutten kamen ebenfalls zum Zuge. Alles in Allem also Standardkost auf dem ILLDISPOSED-typischen hohen Niveau!

ARCH ENEMY:
ARCH ENEMY? Naja, das simple, gänzlich brutalitäts- und powerfreie Genudel kuckt man sich doch eh nur wegen des Blondinenalarms an! Oder anders ausgedrückt: dies virtuose Gitarrengewichsel wird trotz Blondinenalarms nicht all zu sehr der Lächerlichkeit preisgegeben. Sucht euch halt was aus, gell? Mich konnten ARCH ENEMY auf Konserve nie wirklich begeistern. Erstens ist Gossows' Gesang einfach Mist. Zweitens sind die angeblich so genialen, hochkomplexen Arrangements und die so supertolle Gitarrenarbeit in meinen Augen schlicht tödlich öde. Dieses handzahme, pseudoanspruchvolle Genudel... Schulz! Zum Gig: was soll ich sagen? Ich war positiv überrascht! Die Performance war beinahe sensationell, das muss man zugeben. Frau Gossow brüllte mit einer Urgewalt, die man diesem zarten Persönchen nun wirklich nicht zutraut. Das kam tausendmal geiler rüber als auf Konserve! Dazu funktionieren die simplen Banger aus dem Portfolio der Band life tatsächlich vorzüglich! Ergänzt wurde die hochklassige, eines Headliners mehr als würdige Performance durch eine fette, beeindruckende Lightshow, die der Atmosphäre zusätzlich zuträglich war. Kurz: für mich DER Überraschungsgig des UFTG bisher! Beide Daumen nach oben!

Erstaunlich zufrieden machten wir uns auf den Heimweg über den (gut ausgeleuchteten) Schotterweg am Zeltplatz vorbei über die Brücke ins Dorf, hatten aber irgendwie noch genug Zunder im Arsch, um noch nicht unbedingt in die Heia zu wollen. Sowas ist in einem 5000-Einwohnerdorf aber durchaus problematisch. Kneipen? Dicht. Fresstempel? Fehlanzeige! Hotelbar? Was'n'das? Nun gut, in der Bahnhofsstrasse fanden wir dann doch noch ein Kneiplein, aus dem gar schröcklicher HipHops sowie das eine oder andere Gewäsch herausdröhnte. Bier gibt's auch bei HipHop, wir also hoch da und noch was gesoffen um endlich bettschwer zu werden. In der Kneipe fanden sich allerlei Leute jeglicher Coleur, die trotz konträren Musikgeschmacks wunderbar harmonierten, so wurde gemeinsam das eine oder andere Bier sowie der eine oder andere Schnaps geleert, der uns langsam runterkommen half. Nach und nach fanden sich dann ein paar Metaller mehr ein, die gespielte Mucke änderte sich ein wenig in 80s-Pop und -Rock-Richtung, man prostete sich zu, diskutierte mit den Anwesenden die technische Brillianz des ARCH ENEMY-Gigs oder die Gänsehaut des SABBAT-Gigs, um dann satt und zufrieden die Bahnhofsstrasse entlang gen Schlafstatt zu wanken. Geil war's!

Der Samstag:

SADIST:
Neben SABBAT und SONIC SYNDICATE waren SADIST für uns das Festivalhighlight. Wussten wir schon vorher. Die 'Reunion' der Jungs war für uns nach Alben wie 'Crust' oder 'Lego' mehr als erfreulich und so fanden wir uns rechtzeitig vor der Bühne ein, um den aggressiven, kranken Visionen der Italiener zu lauschen. Etwas spärlich war auch hier zu Anfang der Publikumszuspruch, aber SADIST schafften es mit ihrem virtuosen, auf eine vollkommen eigene Art knallharten Stoff, sukzessive mehr und mehr Leute vor die Bühne zu locken, wo diesen vor allem bei Beobachtung des Gitaristen und Hauptsongwriters, der sowohl Gitarre als auch Keyboard teilweise zeitgleich bediente, die Mäuler offen standen. Der supersaubere und megatmosphärische Gig, der einer Sonne, die grade ihren Zenit überschritten hatte, alle Ehre machte, ließ eine wohlige Beklemmung und ein schaurig futuristisches Feeling aufkommen, das ich so von life-Konzis im Metal-Bereich nicht gewohnt war. Kurz: genial!

FLESHLESS:
Die Tschechen FLESHLESS haben bereits unzählige Alben veröffentlicht und den Underground mit ihren teilweise nicht nur im Ansatz melodiösen sowie teilweise ultragroovigen Blast-Attacken begeistert. Deshalb war's dann vor der Bühne auch angenehm voll. Leider waren sowohl Sound als auch Performance nicht unbedingt über jeden Zweifel erhaben. Dennoch konnten FLESHLESS einigermaßen überzeugen, die Band sollte aber an ihrer Professionalität und Tightness arbeiten. Den Fans gefiel es jedenfalls, ganz unobjektiv! Ich kann mich dem anschliessen!

Tja, und dann gings los: Wenn jeder Furz zur Gefahr wird, läuft irgendwas schieff. Das nennt man dann Scheisserei. Durchfall. Würg! Nachdem 3 Dixies zugeschissen waren, musste der Autor doch noch das Hotel-Scheisshaus entern. Nach insgesamt 3 Stunden Scheissanfall war plötzlich alles wie vorher. Keine Ahnung was diesen Anfall ausgelöst hatte, aber die Furzprobe lief sauber, so dass ich guten Gewissens wieder aufs Gelände flanierte, um dort erstmal meinen Kumpel zu suchen. Zur Sicherheit hatte ich mir noch 'ne Scheisshaussrolle abgewickelt in die Hosentasche gesteckt, die aber Gottseidank nicht mehr notwendig war. Dennoch hatte ich 'ne ganze Latte Bands verpasst, sorry dafür!

ENTHRONED:
diese Jungs konnte ich leider nur mit Dixie-Atmosphäre geniessen, ähem. Kurz: soweit erkennbar gabs 'ne tighte Performance, sauberes, wildes Geprügel, den Leuten gefiel es, den Reaktionen, die wahrnehmbar waren nach zu urteilen. Schade drum.

ONSLAUGHT:
konnte ich selbst nicht sehen da auf dem Weg ins Hotel, mein Kumpel jedoch berichtete auch hier von einer eher unauffälligen aber gutklassigen Performance der reuniteten Briten. Klar sind ONSLAUGHT trotz des maximal-martialischen Namens mit ihrem eher simplen EXODUS-Metal auf diesem Festival eher der weichen Welle zuzuordnen gewesen. Dennoch hatten viele Old-School-Heads wohl ihren Spass mit den Uraltgassenhauern. Ich glaube, verpasst hab ich nun nix...

GRAVEWORM:
Die Italo-Öschis gingen mir auf ihren letzten beiden Alben mit ihrem PETSHOPBOYS meets CREMATORY-in-Rosa-Black-Metal doch ziemlich auf den Sack. Um so überraschter war ich, zu sehen, welche Power und Brachialität die Jungs und das Madel an den Keys life entfalten konnten. Die Songs, mit denen wurd ich immernoch nicht warm, aber GRAVEWORM boten ihr Material in so überzeugender Weise dar, dass es dennoch Spaß machte, sich diese Gig reinzuziehen. Entsprechend warm, ähem, waren dann auch die Fanreaktionen. Wenn GRAVEWORM jetzt auch wieder Black Metal machen würden, wäre alles wieder in Butter! Nur so ein Vorschlag...

BENEDICTION:
Ich gebe es ungern zu, aber ich glaube, BENEDICTION habe ich, obwohl mir die Jungs schon mit ihrem schepprigen aber saugeilen Debüt "Subconscious Terror" super gefallen haben, life sträflich vernachlässigt. Großer Fehler, wie dieser mächtige Gig bewies! BENEDICTION sind musikalisch simpel gestrickt, aber scheinbar ist es grade das, was einen Lifegig der Jungs so unglaublich heftig macht. Fast war man geneigt, BOLT THROWER auf der Bühne zu vermuten, so brutal, fett und walzend kam dieser Gig rüber. Der Vokalist growlte wie ein Berserker und mit einer Urgewalt, die ich so schon lange nicht mehr gehört habe. Kurz: Neben ARCH ENEMY die zweite große und positive Überraschung des Festivals!

ENTOMBED:
Auf ENTOMBED, die ich seit der "Gods of Grind"-Tour nicht mehr gesehen hatte, hatte ich mich trotz meiner Abneigung für alle Nach-"Clandestine"-Werke gefreut. Und es hat sich wiederum gelohnt! Grade einige "Clandestine"-Klassiker wie 'Crawl' wurden mit einer Tightness und angenem brutalen Gewalttätigkeit in die Fanschar gepfeffert, dass ich endlich mal wieder fett die Rübe geschüttelt habe, was mir doch eher selten passiert auf meine alten Tage. Aber ENTOMBED boten auch Material neuesten Datums, das heißt unter anderem von den letzten beiden Alben. Und das kam erstaunlich geil rüber. Weg schien der dumpfe Death'n'Roll-Einschlag, stattdessen gab es heftig aufs Fressbrett, brutaler und aggressiver Death Metal mit durchaus etwas modernerem Einschlag, der mir so gut reinlief, dass ich mir wohl doch endlich mal die jüngeren Werke werde besorgen müssen. Kurz: ENTOMBED haben an diesem Tag alles richtig gemacht! Ganz im Gegensatz zu...

TESTAMENT:
Es gab 1000 Gerüchte, wodurch diese Situation verursacht wurde, die dazu führte, das TESTAMENT sich erdreisten konnten, die Fans 1,5 Stunden auf sich warten zu lassen. Schuld wurde verteilt und zurück gewiesen. Mir ist es letztlich egal, wer die Verantwortung hatte, es war schlicht 'ne Frechheit! Die Band lies kein Wort der Entschuldigung hören, als sie endlich auf die Bühne kam, stattdessen entblödete sich ein abwesend wirkender Chuck Billy nicht, die seit Ewigkeiten wartenden Fans zu fragen: 'Are you ready?' Wie arrogant und weltfern kann eine Band eigentlich werden? Anscheinend war das auch nicht nur auf dem UFTG so der Fall. Naja, was solls, Allüren sind typisch für Amerikaner. Können nix, aber Fresse auf. So liebt sie die Welt!
Der Gig selbst? Bestenfalls Mittelmaß! Der Sound war nur mit massivem Wohlwollen zu ertragen, man fragte sich unwillkürlich, wozu die eigentlich während der Umbaupause 'ne Dreiviertelstunde lang Soundcheck gemacht haben. Klar, die Klassiker aus der TESTAMENT-Historie entschädigten, dennoch verließ uns nach Dreiviertel des Gigs die Geduld. Zu banal das alles. Hätten wir uns sparen können. TESTAMENT in dieser Form können mir weiterhin gestohlen bleiben.

Auf dem Wege zurück ging es wieder in besagte Kneipe und mit exakt den gleichen Leuten wie in der Nacht zuvor (darunter auch ein cooles Vater-und-Sohn-Gespann sowie ein vor allem kleidungstechnisch waschechtes HipHopper-Pärchen, welches in der Kneipe auch die Bar bediente oder auch ein Kerl aus Indien, der uns den ganzen Tag über außerhalb des Festival-Geländes wiederholt über den Weg gelaufen war und mit dem wir uns regelrecht angefreundet hatten) wurde ein weiteres Mal das Leben gefeiert, man trank sich noch ein bisschen die Birne zu, lauschte ungerührt HipHoppern wie 50CENT oder SIDO (O-Ton eines Metallers: 'das ist garnicht so schlecht!' Eben! Geht doch!), alle waren zufrieden. Man diskutierte das Erlebte, sprach über technische Kabinettstückchen auf der Bühne (ARCH ENEMY, SADIST) genauso wie darüber, dass Musik zuerst ins Herz zu gehen habe (diese beiden und alle anderen!), diskutierte auch die Tatsache, dass Gemünden eigentlich eine waschechte HipHopper-Gemeinde sei und man deshalb um so überraschter wäre, dass ausgerechnet hier solch ein Brutalo-Metal-Festival stattfände. So verging die Nacht und man verabredete sich in einem Jahr am gleichen Ort. Wir werden da sein, wenn uns der Himmel nicht auf den Kopf fällt!

Billing
Freitag, 24.08.2007

12:15 - 12:45 Ear-Shot
2. Platz beim Nuclear Blast Bandcontest

13:00 - 13:30 Apophis

13:45 - 14:15 Disaster KFW

14:30 - 15:00 Sadist (Ita)
Einziges Open Air 2007 u. seit Jahren allererste Show in Deutschland!

15:15 - 15:45 Justice

16:00 - 16:30 Evocation (Swe)
Einziges Open Air 2007 u. seit Jahren allererste Show in Deutschland!

16:45 - 17:25 Scar Symmetry (Swe)
Einzige Open Air 2007 Show in Deutschland

17:40 - 18:20 Equilibrium
1 von 2 Open Air Shows 2007 in Deutschland

18:40 - 19:25 Sabbat (UK)
Original "Dreamweaver" Line-up, 1 von 2 Open Air Shows 2007 in Deutschland

19:45 - 20:30 Sonic Syndicate (Swe)
DIE Senkrechtstarter aus Schweden, Platz 1 beim Nuclear Band Contest

20:50 - 21:40 Krisiun (Bra)
1 von 2 Open Air Shows in Deutschland 2007

22:05 - 23:05 Dying Fetus (USA)
1 von 2 Open Air Shows in Deutschland 2007

23:35 - 00:50 Arch Enemy (Swe)
Einzige Open Air Show 2007 in Deutschland, Live-Premiere neuer Songs!


Samstag, 25.08.2007

12:15 - 12:45 Scarecrow (Fin)
Erste und einzige Open Air Show 2007 in Deutschland

13:00 - 13:30 Grind Inc.

13:45 - 14:15 Kromlek

14:30 - 15:00 Demonical (Swe)
Erste und einzige Open Air Show in Deutschland 2007

15:15 - 15:45 Fleshless (Cz)

16:00 - 16:30 Suidakra

16:45 - 17:25 Vomitory (Swe)
1 von 2 Open Air Shows 2007 in Deutschland

17:40 - 18:20 Enthroned (Bel)
1 von 2 Open Air Shows 2007 in Deutschland

18:40 - 19:25 Onslaught (UK)
Einzige Open Air Show 2007 in Deutschland

19:45 - 20:30 Graveworm (Aut/Ita)

20:50 - 21:40 Benediction (UK)
1 von 2 Open Air Shows 2007 in Deutschland

22:05 - 23:05 Entombed (Swe)
Einzige Open Air Show 2007 in Deutschland, neues Album!

23:35 - 00:50 Testament (USA)
Einzige Open Air Show 2007 in Deutschland

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