Interview mit Sänger Brandon Yeagley von Crobot

Ein Interview von Stormrider vom 14.11.2016 (20498 mal gelesen)
CROBOT haben mit "Welcome To Fat City" kürzlich ist ein starkes Stück Rockmusik zwischen Retrowelle und Moderne rausgehauen und sind aktuell mit VOLBEAT und AIRBOURNE auf Tour. Grund genug, dass wir Sänger Brandon Yeagley mal ein wenig auf den Zahn fühlen.

Hallo Brandon! Danke, dass Du Dir die Zeit für ein paar Fragen nimmst. Lass uns zunächst über Euer neues Album sprechen. Stell Dir vor Du triffst einen Alien und hast nur einen Satz, um ihm "Welcome To Fat City" schmackhaft zu machen. Welcher wäre es?

Brandon: Weiteratmen! Vielleicht wirst Du es am Anfang als nicht besonders angenehm empfinden, aber der Schmerz wird vergehen und es folgt ein extremes Vergnügen.

Da hast Du nicht Unrecht, wenn man ob der verschiedenen Einflüsse seinen Zugang zu "Welcome To Fat City" gefunden hat, dann ist es wirklich ein Vergnügen das Album zu hören. Was genau hat es mit dem Titel auf sich? Ich gehe nicht davon aus, dass er mit dem gleichnamigen Film in direkter Verbindung steht, oder?

Brandon: Nein, mit dem Film hat er nichts zu tun. 'Welcome To Fat City' war der erste Song, den wir nach den Sessions für "Something Supernatural" geschrieben haben. Der Track basiert inhaltlich lose auf der Kampagne die Hunter S. Thompson 1970 in Aspen gestartet hat, um dort Sheriff zu werden. Er hat damals vorgeschlagen die Stadt in Fat City umzubenennen, um die Invasion der ganzen zwielichtigen Gestalten und den Zigarre rauchenden Bonzen zu stoppen. Ich habe diese Idee aufgegriffen und einen Planeten kreiert, auf dem der ganze Abschaum des Universums ohne jegliche Konsequenzen seinem Treiben nachgehen kann. Wir hatten dabei sofort das Gefühl, dass das auch der passende Name für das Album sein wird. Dazu hat der Song diesen funkigen Touch, den wir versucht haben noch häufiger einzufangen und der auch auf weiteren Stücken des Albums zu finden ist.

Das Erste was man klassischerweise von einem Album sieht, ist das Cover. Das Cover vom "Welcome To Fat City" ist ein wenig wie ein blutiger Unfall. Man muss hinschauen, ob man will oder nicht. Die intensiven Farben, das Bild selbst, ein knallroten Körper mit drei Schweineköpfen, und das alles stark psychedelisch angehaucht. Was steckt hinter diesem Cover, und wie ist es mit dem Albumtitel verbunden?

Brandon: Bishop, unser Gitarrist, ist der kreative Kopf hinter allen Artworks für die CROBOT. Und mit diesem Bild hat er die Vision von "Welcome To Fat City" absolut perfekt umgesetzt. Als er mit dem Cover angefangen hat, wollte er das komplette Gegenteil von dem umsetzen, was unser vorheriges Cover ausgemacht hat. Es ist ein wenig als ob die SIMPSONS auf einem psychedelischen Trip auf ZAPPA treffen, dazu befinden sich auf dem Bild viele Bewohner von Fat City.

Das Album ist ja eine muntere Mixtur aus Old School- bzw. Retro-Sounds mit teilweise starker moderner Schlagseite. Ihr selbst gebt als Referenzen ja hauptsächlich Bands an, die in den 90ern ziemlich groß waren, z. B. RAGE AGAINST THE MACHINE, AUDIOSLAVE oder CLUTCH. Wo kommen denn die Einflüsse aus den 70ern her? Gibt es bestimmte Bands, die Euch aus dieser Ära besonders wichtig sind?

Brandon: Stimmt, alle von Dir genannten Bands haben uns auf ihre Art irgendwie beeinflusst. Denn wir sind nicht nur riesige CLUTCH-Fans, sondern lieben auch alles woran CHRIS CORNELL beteiligt war. Daneben haben wir aber auch einen Hang zum Stoner Rock und dem Proto-Metal der 70er. Was wir aber bisher nicht so an die große Glocke gehängt haben, ist die Tatsache, dass wir daneben ein Faible für TINA TURNER und die Motown-Ära haben. Das ist für mich eine der besten, wenn nicht die beste Ära der Musik gewesen.

"Something Supernatural" war ja ein recht erfolgreicher Einstieg ins Business und Ihr seid bei Nuclear Blast auf einem renommierten Label. Daraus resultierte natürlich auch eine gewisse Erwartungshaltung an "Welcome To Fat City". Habt Ihr diesen Druck beim Schreiben der Songs gespürt? Und wenn ja, wie seid Ihr damit umgegangen?

Brandon: Ehrlich gesagt sind wir das Album genauso angegangen wie "Something Supernatural". Wir haben uns im Proberaum eingeschlossen und einfach drauflos gejammt. Neue Ideen oder alte Riffs, wir haben ganz einfach nur gespielt worauf wir gerade Lust hatten und dann geschaut wohin der Song am Ende führt. Mit dieser Arbeitsweise haben wir uns dann auch keinen Druck gemacht, irgendwelche Erwartungen erfüllen zu müssen. Und das ist auch das Credo von CROBOT. Wir wollen die Band sein, die wir sein wollen, nicht wie man uns möchte, und das ohne Kompromisse.

Hast Du denn einen Lieblingssong auf "Welcome To Fat City", oder sind alle Tracks wie Kinder, die man alle gleich liebt?

Brandon: Als wir an die Aufnahmen gegangen sind, hatten wir rund 25 Songs im Gepäck, und jeder davon hat natürlich seinen besonderen Platz in unseren Herzen. Als es dann daran ging die finalen Tracks für das Album auszuwählen, war es schon so ein wenig so als müsste man ein paar seiner eigenen Kinder opfern.

Das bedeutet ja, dass Ihr noch jede Menge Material übrig habt. Können wir damit rechnen, dass dieses in naher Zukunft noch veröffentlicht wird?

Brandon: Ja, es gibt definitiv Songs die es aus diesem oder jenem Grund jetzt nicht auf das Album geschafft haben, die aber viel zu schade sind, um sie nicht zu veröffentlichen. Daher schauen wir mal, wo sie in Zukunft Verwendung finden.

Wenn Du die Alben von CROBOT miteinander vergleichst, wo sind für Dich die größten Unterschiede?

Brandon: "Welcome To Fat City" ist in mancherlei Hinsicht etwas erwachsener, zumindest gefühlt. Dazu hat es einen größeren Funky-Touch und ist trotzdem härter. Außerdem haben wir dieses Mal mehr Wert auf die Lyrics gelegt. Alles in allem kann man sagen, dass wir den nächsten Entwicklungsschritt gemacht haben.

Hast Du das Gefühl, dass Ihr damit den CROBOT-Sound gefunden habt, oder wird dieser Entwicklungsprozess eine dauerhafte Angelegenheit, sodass wir damit rechnen können, dass beim nächsten Album noch mehr Tom Morello-Sounds, Synthies oder Motown ins Spiel kommen?

Brandon: Wir haben derzeit noch nicht mit dem Songwriting angefangen, werden aber wohl in Kürze loslegen, denn wir können die Finger in dieser Richtung einfach nicht allzu lange ruhighalten. Ich denke wir werden uns als Band noch weiterentwickeln, und die ganzen Eindrücke, die wir auf den verschiedenen Touren gesammelt haben, hinterlassen natürlich genauso ihre Spuren, wie die Tatsache, dass wir besser aufeinander eingespielt sind, je länger wir zusammenspielen. Es ist also ein ganz natürlicher Prozess der Weiterentwicklung, weniger ein bewusstes Ändern des Stils.

Du hast das Touren ja bereits angesprochen. Aktuell seid Ihr mit VOLBEAT und AIRBOURNE unterwegs in den größten Hallen und spielt dort regelmäßig vor ausverkauftem Haus. Wie läuft die Tour, und wie fühlt es sich an vor Tausenden von Leuten zu spielen?

Brandon: Das ist natürlich eine komplett neue Erfahrung für uns. Bisher waren wir ja eine Band, die hauptsächlich in kleinen, dreckigen und verschwitzten Clubs unterwegs war. Direkter Kontakt mit dem Publikum, in your face! Dieses Gefühl nun in die großen Arenen und vor 16.000 Leute zu transportieren, ist nicht ganz so einfach. Wir merken aber, dass es uns zunehmend leichter fällt, und natürlich sind wir VOLBEAT unglaublich dankbar für die Chance, die sie uns mit dieser Tour geben. Nach unserem eigenen Gig lassen wir uns normalerweise auch noch ein wenig durch die Halle treiben, um diese tolle Atmosphäre aufzusaugen, die in den Arenen auf dieser Tour herrscht.

Klingt gut! Ich gehe also davon aus, dass auch diese Tour ihren Einfluss auf Euren zukünftigen Sound und Eure Bühnenpräsenz haben wird.

Brandon: Definitiv! Wir lassen uns grundsätzlich von allem beeinflussen und haben nicht gerne Scheuklappen auf, sondern geben allem die Chance uns zu begeistern. Und in Bezug auf die Bühnenpräsenz kann ich nur sagen, dass uns diese Tour eine vollkommen neue Perspektive eröffnet hat, wenn man sieht wie die anderen Bands Abend für Abend mit der großen Bühnen und einer ausverkauften Arena umgehen, dann ist das natürlich auch ein Einfluss der Spuren bei uns hinterlassen wird.

Nun habe ich noch ein paar Quickies für Dich. Was war das letzte Album, welches Du Dir gekauft hast?

Brandon: Das war CROWBAR mit "The Serpent Only Lies".

Was war das beste Album, das Du in den letzten zwölf Monaten gehört hast? Und "Welcome To Fat City" lassen wir fairerweise bitte außen vor.

Brandon: CHURCH OF MISERY - "And Then There Were None".

Was ist Dein aktueller Lieblingssong?

Brandon: TINA TURNER - 'Private Dancer'.

Und Dein aktueller CROBOT-Favorit?

Brandon: Das ist der Titeltrack von "Welcome To Fat City".

Wenn Du wählen könntest, was sollte der letzte Song sein den hören wirst?

Brandon: PARLIAMENT - 'Mothership Connection'.

Ohne welche drei Songs wäre die Welt ein besserer Ort?

Brandon: Vielleicht sind nicht alle Songs die richtigen für mich, aber wer bin ich, dass ich sagen könnte, es sollte sie nicht geben?

Und ohne welche drei Alben wäre Dein Leben vermutlich anders verlaufen, weil sie einen so großen Einfluss auf Dich hatten?

Brandon: JAMES BROWN - "Live At The Apollo Vol. II", CORROSION OF CONFIRMITY - "Deliverance" und THE BEATLES - "Abbey Road".

Wenn Du Dir eine Band mit Deinen Wunschmusikern zusammenstellen könntest, wer wäre alles dabei?

Brandon: James Brown teilt sich die Vocals mit George Clinton, der auch für die Lyrics zuständig ist. Dazu gesellen sich Glenn Hughes am Bass, Jimi Hendrix an der Lead-Gitarre und Bernie Worrell am Keyboard. Eine weitere Gitarre würde von Audley Freed gespielt und Cozy Powell an den Drums. Last but not least würde ich noch die Bläserfraktion von KC & THE SUNSHINE BAND dazunehmen.

Gibt es ein Zitat welches Dir besonders wichtig ist und Dich schon lange durch Dein Leben begleitet?

Brandon: Ja! Aber nicht genug, dass es mein Spiel beeinflussen oder gar kaputtmachen würde. Das hat LOUIS ARMSTRONG auf die Frage geantwortet, ob er sich mit Musiktheorie auskennen würde.

Damit sind wir auch schon durch für heute, danke für Deine Zeit Brandon! Wie es bei uns gute Tradition ist, gehören die letzten Worte Dir. Noch etwas, dass Du unseren Lesern mit auf den Weg geben möchtest?

Brandon: Wenn Ihr ganz tief in die Musik eingetaucht seid und dazu was ganz Nerdiges antesten wollt, dann checkt mal meinen Comic, der im nächsten Jahr in die Läden kommt. Er heißt "Legend Of The Spaceborne Killer", ist ein Graphic Novel und basiert auf den Lyrics unseres Albums "Something Supernatural".

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten