Rock Area Festival

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Take off: 20.08.2009 - Review (19569 mal gelesen)

Rock Area Festival 2009 (Loreley, St. Goarshausen)

Eher spontan packten wir dieses Jahr das Rock-Area-Festival mit in unsere Planung rein. Der pralle Festival-Sommer macht es ja normalerweise nicht so leicht, noch ein paar freie Termine zu finden. Aber die Tatsache, dass das Rock-Area-Festival seine Pforten aus dem Saarland in unsere Region verlegte, und sich zudem noch wahrscheinlich das schönste Open-Air-Gelände Deutschlands ausgesucht hatte, ließ keine Ausreden mehr gelten. Also schwangen wir uns mangels Resturlaub halt 3 Tage ins Blechmobil und pendelten zwischen Bett, Arbeitsstelle und der Loreley, um euch ein paar Eindrücke zu vermitteln.

An dieser Stelle möchten wir auch gleich darauf hinweisen, dass wir das Festival mit der Kamera begleitet haben, um euch eine neue Folge "B4M-TV" zu liefern. Deswegen seht es uns nach, dass wir in diesem Festivalbericht auf die üblichen Besucherstimmen und kleine Interviews verzichten, weil wir eben die bewegten Bilder noch nachreichen wollen.

Da das Festival Donnerstags abends erst seine Tore zur Bühne öffnete, nutzten die Fans auf dem schon recht vollen Campground die Zeit, sich gemütlich vorzugasen, oder halt verrückte Zeitvertreibe auszudenken. Laut einiger Aussagen war die Organisation des Campgrounds relativ chaotisch, aber davon war später am Tag zum Glück nichts mehr zu spüren. Die Flächen schienen ausreichend und wurden auch später je nach Bedarf noch erweitert. Auch Tagesparker wie wir fanden problemlos noch ein Plätzchen, wobei allerdings mehr Regengüsse das doch etwas abschüssige Gelände wahrscheinlich zum Chaos hätten werden lassen. Eine kleine Kostprobe spürte man am nassen Freitag mittag, als einige Autos schon auf den aufgeweichten Wegen die ersten Probleme bekamen. Hier müsste unbedingt eine bessere Zufahrt und Verteilung organisiert werden, denn für eine echte Wetterkatastrophe schien man nicht unbedingt gerüstet (jedenfalls sah man keinen Schotter oder Holsspäne bereitliegen).

Als die Grindfuckers dann zu ihrem Soundcheck antraten, wurden dann auch die Schlangen am Einlass langsam länger, und man war bereit für 3 Tage Rock-Area.

Excrementory Grindfuckers

Ja, vor diesem Chaotenhaufen ist wirklich nichts sicher. Hätten sie geahnt, dass sie als Opener mit ihrem Polonaise-Gag einen echten Festival-Trend setzen würden? Ich halte diese Truppe übrigens für ziemlich unterbewertet, da fast jeder nur auf den Spass-Faktor achtet. Dabei sind die CDs erstaunlich professionell. Live treibt man natürlich etwas weniger Aufwand, und leider war auch der Sound bei den GRINDFUCKERS nicht so optimal. Also Bier an die Lippe gehoben, und zu den klasse Titeln wie 'Das bisschen Grindcore' oder 'Staatsgrind Nr. 1' drehten die beiden Vokalisten und das Publikum selbstverständlich total am Rad, bis der Gig mit 'The Final Grinddown' dann sein Ende fand.

Belphegor

Nach dem agilen Gute-Laune-Auftritt der vorherigen Band, stand mit BELPHEGOR natürlich ein ziemlicher Kontrast auf dem Programm. Im Schein der untergehenden Sonne im Rheintal traten die Österreicher vor's Publikum. Zunächst wirkte das natürlich aufgrund der noch herrschenden Helligkeit ein bisschen befremdlich. Doch die standesgemäß "böse" ausgerüsteten Kerle auf der Bühne schafften es in kurzer Zeit, die Zuschauer in ihren Bann zu ziehen und bescherten allen ein wahres Black Metal Gewitter. Sozusagen eiskalte Blastbeats vor heißer Kulisse. Zwar gab es auf der Bühne kaum Bewegung, doch gerade das trug dazu bei, dass einem die ein oder andere Gänsehaut über die Arme lief. Zumal sich Frontgrunzer Helmuth während des Sets irgendwann mit Blut überschüttete und eine Maske aufzog. Als es endlich auch etwas dunkler wurde, wirkten der Kunstnebel und die Lightshow noch besser. Den Leuten (und mir) gefiel der Gig, was alle mit großem Beifall bekundeten.

Heaven Shall Burn

Auch HEAVEN SHALL BURN mussten umdenken, was die Interaktion mit dem Publikum angeht. Fieberhaft überlegte man, ob man vielleicht doch auf diesem Gelände eine WOD hinbekommt (gähn....), aber dem Publikum war das mit den harten Steintreppen dann doch ein bisschen zu riskant, und so teilte sich die Menge dann .... ähem .... so ungefähr 1,5 Meter. Spässchen, und mehr oder weniger vorsichtig stolperte man dann auf sich zu. Vorbildlich wurden die Pseudo-Karate-Spackos auch direkt mal in einen oberen freien Bereich verbannt, wo sie dann ihr Gehampel abziehen konnten. Mal ehrlich, braucht man auf Konzerten 15-jährige Kasper in Trainingsanzügen, die zur Musik dämlich die Luft zertreten? Ich brauch das nicht. Vorne war dann doch wieder die Oldschool-Party angesagt, und die Fans probierten alles mal aus, wie gut das auf der Loreley funktionieren würde. So gab's dann auch die erste nennenswerte Zahl von Crowdsurfern ('Harvest The Storm') und auch hier gab es die beruhigende Erkenntnis, dass auch die Ordner im Fotograben cool bleiben konnten und den ansurfenden Leuten die nötige Hilfestellung gaben. Die Show von HSB selbst war optisch beeindruckend - die Jungs nutzten den Bewegungsspielraum inkl. Publikumsrampe auch prima aus. Als Goodie hatte die Band im Vorfeld über Wunschtitel im Internet abstimmen lassen, und so wurden einige ältere Songs speziell für diesen Gig nochmal einstudiert. Als 'Black Tears' den Gig beendete, konnte man positive Bilanz ziehen: die Truppe holte mehr aus dem Publikum raus, das Publikum wurde mit dem Gelände immer sicherer, und so hatte man eine tolle Party gefeiert.

Hammerfall

Eine wirklich große Menge erwartete dann gespannt den Headliner. Das Amphirund war zum ersten Mal richtig voll an diesem ersten Tag. Als das Licht schließlich erlosch, wurden HAMMERFALL mit begeistertem Applaus empfangen. Zunächst war ich ein wenig irritiert, konnte ich unter den fünf Schweden auf der Bühne einen gar nicht ausmachen; nämlich Gitarrist Oscar Dronjak, den man sonst immer nur "blechern" gekleidet gesehen hatte. Doch da war er: sichtlich erblondet und mit roter Lederhose. Auch Fronter Joacim Cans hat sich im Laufe der Jahre verändert; er ist fülliger um die Hüften geworden. Aber egal - die Schweden zählen trotz ihrer mehr als eine Dekade währenden Bandgeschichte noch lange nicht zum alten Eisen. Und das bewiesen sie mit einem eindrucksvollen Auftritt, der immer wieder mit fulminanten Pyro und Feuer-Einlagen gespickt war. Ein sehr klarer Sound und pure Spielfreude brachten auch die Stimmung im Publikum auf Hochtouren und so sangen die zahlreichen Fans jede Zeile ihrer Lieblinge mit. Diese spielten eine ausgewogene Mischung an Songs aus allen Schaffensphasen wie z.B. 'Last Man Standing' (zu dem die Saitenfront ein gut einstudiertes Synchronbanging zeigte), 'Heading the call', 'Let The Hammer Fall', 'Riders Of The Storm' oder 'Any Means Necessary' vom aktuellen "No Sacrifice, No Victory" Album. Auch wenn man nicht unbedingt auf Power Metal steht, so war es doch eine äußerst professionelle und vor allem sehenswerte Show. HAMMERFALL beschlossen den 1. Festivaltag mehr als angemessen und ließen ein äußerst zufriedenes Publikum zurück.

Callejon

Es gibt eine Gute-Laune-Waffe gegen schlechtes Wetter. CALLEJON betreten die Bühne, und die Sonne scheint plötzlich wieder hinter dem Zelt hervor. Na, das war ja schon mal die erste Glanzleistung. Ansonsten haben die Jungs aber auch nichts anbrennen lassen. Der Brüllcore mit Titeln wie 'Snake Mountain' wird vor allem durch Oberlausbub Bastibasti aufgelockert, der mit seinem schrägen Verhalten sicherlich die Szene-Wächter in zwei Lager spaltet. Egal, ich fand schon auf dem Summerbreeze seine Art absolut sympathisch, und dieses Plappermaul ist zudem noch ein guter Frontmann. Am Schluss durfte natürlich der Songtitel des Jahrhunderts nicht fehlen: 'Porn From Spain'. Somit hat die nach eigenem Bekunden hässlichste Band der Welt wieder für eine kurzweilige Unterhaltung gesorgt, die sogar mir als Metalcore-Gegner immer wieder Spass macht.

Dimple Minds

Wenn mich eine Trupe auf diesem Festival enttäuschte, dann waren es leider die DIMPLE MINDS. Nicht, weil die Jungs optisch bisschen in die Jahre gekommen sind, sondern einfach weil billiger Assel-Punkrock nicht so recht auf dieses Event passte und nur noch durch MUTTERSCHUTZ unterboten wurden. Texte zwischen Suff und Schlüpfrigkeiten kommen in der Heimatsprache doch einiges peinlicher rüber (vor allem, wenn man wie ich nüchtern war), und der Metal-Faktor der gewöhnlichen Rocksongs war leider gleich Null. So nutzten dann die einen die Zeit für ein Schläfchen in der Sonne, und die Fans prosteten der Band zu und sangen die Songs mit. Schade, dass die DIMPLE MINDS nicht mehr reißen konnten, denn fett produziert können sie vom Tonträger durchaus ein paar Stimmungshits absondern. Aber der Livesound war äußerst schwach, und ohne prollige Chöre wirkt Punkrock nicht mal halb so gut.

Maroon

MAROON hatten schon im Vorfeld des Gigs Bedenken, ob das Amphitheater für brutale Coresounds geeignet sein könnte. Schließlich lebt die Band von den Reaktionen des Publikums, und die Fans sind es gewohnt, eben mal so richtig die Sau rauszulassen, was auf den harten Steintreppen eben zu gefährlich ist. Eine Problematik, die sie mit den am Vortag aufgetretenen HEAVEN SHALL BURN teilen. Dennoch starteten die Jungs wie gewohnt von der Tarantel gestochen, und laufend ließ sich Andre was einfallen, wie man das Publikum an diesem ungewohnten Ort irgendwie in Stimmung bringen könnte. Nach Polonaise a la GRINDFUCKERS und oldschool-Headbanging (ja, das funktioniert immer prächtig, selbst zu 'The Sun' oder 'Stay Brutal') kam ihm der Einfall des Tages: er schickte die Crowd einfach von der Bühne weg Richtung Wiese. Dort war mehr Platz, so dass ohne Gefahr für Leib und Leben ein staubiger Pit aufgemacht werden konnte. Verkehrte Welt, aber geil. So standen vor der Bühne nur noch die Headbanger, und nach etlichen lichten Reihen tobte oben der Pulk. Andre schnappte sich sein Funkmikro und gesellte sich zur Meute, die durch die Aktion den Ort des Geschehens einfach mal von der Bühne wegverlegte. Wie war das mit dem Berg und dem Propheten? Klasse Sache jedenfalls, auch wenn MAROON in entsprechenden Clubs sicherlich souveräner zuhause sind.

Endstille

ENDSTILLE hatten aber auch ein Pech. Wenige Wochen vor dem Festival haben sie sich von Schreihals Iblis getrennt. Was die Kieler aber nicht aus ihrer nordischen Ruhe bringen konnte. Kurzerhand stellte man KOLDBRANNs Mannevond als Ersatz vor's Mikro, so dass auch der Gig auf dem Rockarea-Festival nicht gefährdet war. Optisch macht der natürlich auch was her, und abgesehen von Kennern der Band wird niemand bemerkt haben, dass hier mit Ersatz gespielt wurde. Mannevond agierte auch professionell, Unsicherheiten in den Songs wurden nicht gespürt, und peinliches Texte-Ablesen (was selbst manche Kapellen fabrizieren, die schon 25 Jahre unterwegs sind - ähem!) blieb uns erspart. Unter diesen Bedingungen auf jeden Fall beide Daumen hoch für das Black Metal Kampfgeschwader. Für Fans selbst war es allerdings keiner der besseren Auftritte. Ich habe noch gut den fantastischen Gig auf dem Summerbreeze 2008 im Gedächtnis, wo ENDSTILLE in der prallen Sonne gnadenlos gekillt haben. Die Songs waren auf dem Rockarea eine gute Kante zahmer - es wurde mehr Wert auf Midtempo gelegt, und die eigentlichen Stärken dieser Band, die sich meiner Meinung nach erst im Hyperblast so richtig herauskristallisieren, kamen leider nicht zum Tragen. Vielleicht war meine Erwartungshaltung nach dem letzten Jahr auch ein Stückchen zu hoch angesetzt? Keine Ahnung, im Herbst werden wir sie unter Tourbedingungen sicher nochmal unter die Lupe nehmen.

SABATON

Wie schon gestern gab es mit SABATON zur besten Tagesschau-Zeit wieder einen großen Kontrast zur vorherigen Band. Nach kalten Black Metal folgte ein herrlich frohgelaunter Power Metal-Gig. Und die Schweden, die uniform schwarz/grau/weiße Tarnhosen sowie schwarze Oberteilen trugen, hatten die große Menge auf der Loreley vom ersten Augenblick an voll im Griff. Das gut gelaunte Sixpack verbreitete eine äußerst gute Stimmung. Allen voran Sänger Joakim Broden, der trotz geplatzter Hose poste, was das Zeug hält, stachelte die Leute immer wieder z.B. zu "Noch ein Bier"-Rufen an. Kein Wunder also, dass das Publikum bei so einer agilen Show und den mit einem 1a Sound dargebotenen Songs wie 'Victory' oder 'Panzer Bataillon' positiv, ja fast frenetisch reagierte. Der sympathische Fronter war sichtlich angetan von der Kulisse des Amphitheaters und auch erstaunt über diese Reaktion der Leute. Was wiederum dazu beitrug, dass er noch agiler umhersprang und schließlich beim vorletzten Lied alle vor Bühne zum Hüpfen brachte. Leider muss auch die tollste Show einmal zu Ende gehen und so beendeten SABATON ihren mitreißenden Gig mit 'Metal Machine'. Schade - ich hätte echt noch stundenlang zuschauen können.

Schandmaul

SCHANDMAUL gehören von all den vermeintlichen "Mittelalter-Metal"-Kapellen in meinen Augen noch zu den bodenständigen, den sympathischen. Das liegt vor allem daran, dass man ihnen den Spass bei der Sache immer noch deutlich anmerkt und sie nicht einen auf "Wichtig" machen. So hat die Band auf der Bühne auch eine ganz besondere Ausstrahlung, und das Material, welches eigentlich weder besonders innovativ noch irgendwie progressiv ist, kommt im "Gesamtpaket" wesentlich abgerundeter rüber als auf dem sterilen Tonträger. Die geschickte Bühnenanordnung sorgt für eine ständig gute Sicht auf die einzelnen Musiker, die auch permanent in Bewegung bleiben und somit keine Langeweile aufkommen lassen. Stücke wie 'Kein Weg Zu Weit' oder 'Missgeschick' sorgen - egal wo die Truppe auftritt - stets für mitreißende Begeisterung, während Thomas Lindner das Publikum gekonnt dirigiert und sich die "Unplugged-Mädels" Anna und Birgit stets tänzerisch und akustisch die Bälle gegenseitig zuwerfen. Musik zum Mitwippen, Met Trinken, aber vor allem: um sie live zu erleben. SCHANDMAUL verabschiedeten sich mit diesem Gig dann auch vom Publikum, denn sie werden die nächsten Monate eine längere Pause einlegen.

Amon Amarth

Was soll man über AMON AMARTH noch großartig schreiben? Sie haben sich bereits Jahre den Arsch abgetourt, und im Gepäck mittlerweile eine ansehnliche Anzahl Hits. Gerade das starke letzte "Twilight..."-Album hat dafür gesorgt, dass die Band kein One-Hit-Wonder der Marke 'Death In Fire' wurde. Und mit einem so starken Programm im Rücken kann jeder Gig eigentlich nur ein Volltreffer werden. Die Band selbst lässt nichts anbrennen und präsentiert ihre Songs propellerbangend und voller Agilität. Die Bühne ist absichtlich recht karg gehalten, und die Mannen um Johann nutzen den Platz für ständige Bewegung. Die Setlist entsprach dem Gig auf dem Summerbreeze-Festival und konzentrierte sich auf wirklich starke Titel (wobei ich 'Victorious March' für seine Position im Set immer noch für überbewertet halte, aber das ist ja meine persönliche Meinung). Aufgrund der besonderen Bühnensituation (Zeltdach, Treppen und verschiedene Höhen des Amphitheaters) konnten natürlich nicht so viele Pyros aufgefahren werden, wie man von der Band gewohnt ist, aber AMON AMARTH sind live irgendwie in jeder Situation eine Macht. Und nachdem sie schon mit viel Gimmicks auf Reisen waren (Wikingershow, ein halbes Schiff auf der Bühne) war es eigentlich sogar eine Wohltat, sie im schlichten aber ehrwürdigen Umfeld des Loreley-Felsens zu erleben. Da für die Band dieser Gig für längere Zeit der letzte Auftritt in Deutschland gewesen sein soll, bedankte sich Johann ausführlich bei der Crew. Nette Geste, die man auch von anderen Bands an diesem Wochenende öfter vernahm.

Agnostic Front

Den letzten Festivaltag eröffneten als "angekündigter Überraschungsgast" die legendären American Hardcore-Titanen AGNOSTIC FRONT mit ihrer Special-Kick-Off Show. Trotz der frühen Stunde (schließlich hatten sicherlich Einige nur wenige Stunden Schlaf gefunden) fand sich eine erstaunlich große Menge an Zuschauern ein, die dann zu den putzmunter dargebotenen Songs wie 'Crucify Yourself', 'For My Family', 'Are You A Friend Of Mine', 'Toxic Shock', 'Public Resistance' oder dem schon zur Bandhymne gewordenen 'Gotta Go' teilweise kräftig mithüpften und mitsangen. Es ist echt bemerkenswert, dass man dieser Band, die immerhin bereits 1983 ihre erste Scheibe veröffentlichte, die Jahre, die sie auf dem Buckel hat, überhaupt nicht anmerkte. Der Fünfer Roger Miret (Vocals), Pokey (Drums), Joseph James (Guitar), Vinnie Stigma (Guitar) und Mike Gallo (Bass) verschaffte allen Anwesenden ein wirklich tolles Erwachen. Die Show war wirklich was Ordentliches, um die Müdigkeit und den ein oder anderen Kater zu vertreiben. Ob's daran lag, dass AGNOSTIC FRONT die Leute ausgepowert hatten oder einfach nur Essenszeit war, weiß ich nicht, aber jedenfalls leerte sich das Rund anschließend merklich.

Icon

Als die Death Thrasher ICON mit einem ziemlichen Geknüppel loslegten, fanden dann leider auch viel weniger Leute wieder den Weg zurück vor die Bühne. Aber das schien den symphatischen Saarländern überhaupt nichts auszumachen, war doch dieser Samstag gleichzeitig auch der offizielle Releasetag ihres neuen Albums "Pain Trust Lies Disharmony". Wahrscheinlich hatten sich die Jungs schon am Tag vorher "seelisch und moralisch" mittels Alkohol darauf vorbereitet, denn Sänger Thomas Pickard gestand, einen ziemlichen Hangover zu haben. Trotzdem freute er sich, dass er auf genau der Bühne spielen durfte, auf der in den 80ern bereits METALLICA auftraten. Und so lieferte der Fünfer einen amtlichen Set, u.a. mit Titeln der aktuellen CD wie 'Lies' oder 'Trust'.

Mutterschutz

Nach dem ordentlichen Auftritt von ICON folgte dann ein weniger guter. Befanden sich sowieso kaum noch Leute im Rund so vertrieben die Deutsch Punkrocker MUTTERSCHUTZ auch diese fast vollständig. Denn ihren, man muss leider sagen primitiven und vor schmutzigen Fäkaltexten triefenden, Songs konnte man wirklich nicht lange zuhören. Da trollte sich das Publikum lieber, um anderen sinnvolleren Dingen nachzugehen.

Lamera

Nachdem sich die Mannheimer Tom, Max, Silvio und Matej im Laufe der letzten Jahre im südwestdeutschen Raum eine Fanbasis aufbauen konnten, wollten sie es in diesem Sommer auch erstmals auf größeren Festivals versuchen. Und so betraten zur besten Kaffeezeit LAMERA frohen Mutes die Bühne, um ihren melodischen, teilweise auch experimentellen Metal mit Coreeinflüssen zu präsentieren. Obwohl es leider (wie auch bei den vorherigen Bands) nicht viele Zuschauer in das Amphirund zog, taten die Jungs doch ihr bestes und spielten einen ordentlichen Set. Von denjenigen, die sich LAMERA anschauten, gab es dann auch verdienterweise Unterstützung und Applaus.

Letzte Instanz

Das Schöne an solchen Sommer Open Airs ist ja, dass man eine Vielzahl an Bands unterschiedlicher Richtungen sehen kann. Aber da es nicht immer nur Metal sein muss, gab es mit LETZTE INSTANZ sozusagen ein "Alternativ-Programm". Die Musik der siebenköpfigen Gruppe aus Dresden lässt sich schlecht in eine bestimmte Schublade pressen. Zunächst schrieb man sie dem Mittelalter-Rock zu, doch inzwischen vermischen die Jungs noch weitere Elemente wie Rock, Gothic und klassische Töne in ihren Liedern. Neben Songs der neuen Scheibe "Schuldig", mit der sie im Dezember auf die "Unschuldsengel"-Tour gehen werden, präsentierten LETZTE INSTANZ auch das ein oder andere ältere Stück. Zwar fanden schon ein paar mehr Zuschauer den Weg vor die Bühne, als bei den drei vorherigen Bands, und manche schienen auch speziell auf die Sieben gewartet zu haben, aber trotzdem wirkten sie ein bisschen fehl am Platz unter all den Metalheads. Das merkte man den sympathischen Dresdnern jedoch nicht an, denn sie zogen routiniert ihre Show durch und ernteten dafür auch angemessenen Beifall.

AOK

Die folgende Band wurde von vielen, die bereits bei früheren Auftritten dabei waren, sehnlichst erwartet. Und so verwunderte es auch nicht, dass sich eine große Menge versammelt hatte, um mit der Fun-Metal-Band AOK, die ihren Stil selbst als Nothing-Core bezeichnet, ordentlich auf den Putz zu hauen. Und so betrat der Fünfer aus Mainhatten zum Karel Gott-Intro 'Einmal um die ganze Welt' die Loreley-Bühne. Was man sah, ließ schon vermuten, worum es in der nächsten dreiviertel Stunde gehen sollte: um puren Unsinn! Denn während sich der eine Sänger im Kuhköstum präsentierte, stellte sich der andere in einer neongrüner Stringbadehose a la Borat der Meute. Schrill und schräg ging es dann ab. Bei 'Baguette Attack' wurden wie immer Stangenweißbrote auf der Gitarre geschreddert und ins Publikum geworfen und vor 'Arschgeweih auf Hinterlader' ziehen beide Fronter blank. Überhaupt zeigte AOK während des gesamten Auftrittes sehr nudistische Tendenzen. Selbst als man sich wieder Hosen anzog, hing noch der Dödel vorne raus etc. Man sah den Jungs an, dass sie mächtig viel Spaß hatten und animierten statt Wall of Death zur Wall of 'Brombeerhagel' (gleichnamiges Lied), veralberte den Michael Jackson Hit 'Beat It' bei 'Glied It' oder verlangten von den Leuten 'Speak Hessisch Or Die'. Als Zugabe gab es dann 'Obstsalat' im wahrsten Sinne des Wortes, denn es wurden von der Bühne ganze Kisten mit Salatköpfen ins Publikum und anschließend von dort wieder zurück geworfen. Der Gute-Laune Gig endete somit in der reinsten Salatschlacht. Die armen Socken, die anschließend die Sauerei wieder beseitigen mussten...

Brainstorm

Wenn man von deutschem Powermetal spricht, kommt man auf keinen Fall an BRAINSTORM vorbei, die schon sowas wie eine Institution in diesem Genre sind. Pünktlich enterten die Jungs aus dem Schwabenländle die Stage und legten mit ihren melodischen Kompositionen los. Dabei wurden nicht nur Songs vom 2008er Album "Downburst" (z.B. 'Fire Walk with me', 'How Do You Feel') sondern auch von älteren Scheiben (z.B. 'Painside'/"Liquid Monster", 'Shiva's Tears'/"Soul Temptation" oder 'Blind Suffering' / "Metus Mortis") zum Besten gegeben. Bei den Ansagen des Fronters Andy B. Frank, der im Übrigen ein wirklich Klasse-Sänger ist, hörte man die süddeutsche Herkunft deutlich raus, doch gerade das lässt BRAINSTORM trotz ihres Bekanntheitsgrades sehr sympathisch und natürlich wirken. Auch wenn weniger Leute als bei der vorherigen Band anwesend waren, zeigten die Gerstettener trotzdem sehr viel Spielfreude und verbreiteten eine angenehme Stimmung. Vom Publikum wurde dieser Auftritt sehr positiv aufgenommen. Und weil's so schön war, obwohl es zunächst verwunderte, durften die sympathischen Schwaben sogar länger als ursprünglich geplant spielen. Zwar war der Grund nicht so toll (ELUVEITIE steckten zu der Zeit noch im Stau und deren Gig war deswegen "gefährdet"), dennoch gönnte man es BRAINSTORM wirklich.

Onslaught

Yeah, was hab ich mich auf die Jungs nach dem starken Live-Album gefreut. Und der Gig war fast eine 1:1-Kopie, so dass ich meine Kinnlade gar nicht mehr heraufbekam. Man hört ja von vielen Reunions, wie heiß man wieder auf die Szene sei, aber meistens bleibt es bei leeren Versprechen. Ich kann euch jedenfalls garantieren: ONSLAUGHT sind wieder verdammt heiß. Verdammt heiß, und verdammt laut. Ich habe keine Ahnung, welche Auflagen auf der Loreley gegolten haben, aber ONSLAUGHT waren mit Sicherheit eine der lautesten Bands, die je dort oben gespielt haben. Schon als beim Soundcheck die Gitarre ohne Vorwarnung auf die PA gelegt wurde, griffen in den ersten Reihen viele Leute erschrocken zum Gehörschutz, ohne den es wirklich nicht ging. Mit 'Killing Peace' ging's dann auch direkt ordentlich los. Sy Keeler ist auch live ein Glücksgriff und brachte eine Menge Power rüber. Nige Rockett's Charaktervisage sah man den Spass jede Sekunde an und überhaupt merkte man, wie heiß die Band auf diesen Gig war. Aufgrund des vergleichsweise jungen Publikums war das Amphitheater leider nicht so voll, wie sie's verdient hätten, aber man merkte während des Gigs, dass sie stets Laufpublikum anzogen und sich das Rund immer weiter füllte. Die alten Hasen des Thrashs hatten ihre Duracell-Batterien ordentlich aufgeladen und zeigten über die gesamte Spieldauer mal, was 'ne Oldschool-Ladung ist. Natürlich durften die Gassenhauer 'Metal Forces' und der göttliche Rausschmeißer 'Power From Hell' mit der üblichen Einleitung nicht fehlen. Hach, herrlich, bitte kommt bald auf 'ne Tour rüber!

Eluveitie

Was sich schon während des längeren Auftrittes von BRAINSTORM angedeutet hatte, wurde leider bald zur Gewissheit. Die Schweizer konnten leider nicht spielen. Die Truppe um Bandkopf Chrigel Glanzmann geriet auf ihrer Fahrt zur Loreley im Ruhrgebiet in einen üblen Verkehrsstau und erreichte das Festivalgelände leider nicht mehr rechtzeitig. Sowohl bei der Band als auch bei den Fans, die ELUVEITIE gerne hatten sehen wollen, war die Enttäuschung natürlich ziemlich groß. Trotzdem ließen es sich die beiden Mädels und die Jungs nicht nehmen, nach dem Auftritt von ONSLAUGHT kurz auf die Bühne zu kommen, um sich bei allen zu entschuldigen. Außerdem gab es dann eine kleine Entschädigung in Form einer Signing Session, bei der man die Gelegenheit hatte, mit den sympathischen Eidgenossen das ein oder andere Wort zu wechseln.

Kreator

Es ist wirklich brutal, KREATOR innerhalb knapp einer Woche zweimal zu sehen. Prinzipiell fehlen ja immer ein bisschen die Überraschungen, wenn sich ein Gig eigentlich nicht vom vorherigen unterscheidet. Aber bei KREATOR ist es doppelt fies, weil Mille - sorry - mittlerweile nur noch agiert ein aufgezogenes Männchen. Es ist echt nicht mehr witzig, wenn die Ansagen mittlerweile wie ein Intro zum festen Bestandteil der Songs geworden sind. Gleiche Sprüche, gleiche Gesten. Dass er das Publikum dabei herzlich mit "ihr Penner" anschreit macht die Sache auch nicht besser. So wurde ich zum gefühlten 46723ten Mal gefragt, ob wir bereit sind, uns umzubringen. "It's time to raise..." wird immer noch erst in der 4. Ansage vollendet, und natürlich will Mille einen Scheiß-Moshpit sehen. Ein müder Blick hätte ihm verraten, dass dies auf diesem Gelände nun mal nicht geht, aber ich glaube, wenn er sein Programm runterspult, merkt er das ohnehin nicht. Es ist wirklich schade, dass diese Band auf der Bühne so unspontan wie das ZDF-Sonntagabendprogramm agiert. Denn der musikalische Stoff ist selbstverständlich vom Feinsten, was hier nicht weiter aufgeführt werden muss. Die Show hatte natürlich wieder die übliche KREATOR-Landschaft nebst Videoprojektion. Letztere kann manchmal etwas nerven, aber ich freue mich immer wieder, wenn das klasse 'Enemy Of God' Video läuft. Vielleicht war das Bestehen auf den Leinwandeinsatz auch der Grund, warum es KREATOR nicht möglich war, die Position mit den verspäteten ELUVEITIE zu tauschen. Sie hätten sich mit einer solchen Aktion, die immer noch von den zahlenmäßig unterlegenen ELUVEITIE-Fans still gehofft wurde, wirklich zu coolen Leuten des Metals erhoben.

Bolt Thrower

BOLT THROWER sind ja wirklich keine Festival-Huren. Sie touren normalerweise nur im familiären Rahmen, und der Ruf, den sie sich durch die Fan-Nähe erarbeitet haben, ist quasi legendär. Dieses Jahr hatte das Rock-Area-Festival das Glück, den Zuschlag zu erhalten. Vor einer schlichten Wand von Marshall-Boxen startete der britische Panzer dann den gewohnt vernichtenden Feldzug. Die Band ist eigentlich überhaupt keine agile Live-Band. Die Klampfenfront hat einen Bewegungsradius wie eine Vogelscheuche, und selbst Karl, der gelegentlich mal zwischen der Front und dem Drumkit umherwandelt, hat eher was von Reha-Klinik als von Death Metal. Und dennoch sind BOLT THROWER Gigs immer ein besonderes Erlebnis. Dieser Sound... dieses physische Spüren der Druckwellen.... diese stumpfe Macht. Es ist einfach schlicht und mächtig. So werden die meist langsameren Songs wie 'World Eater', 'Cenotaph' oder das tierisch mahlende 'No Guts No Glory' zu einem Festmahl. Wenn dann aber noch die Drums so richtig ausrasten, gibt es kein Halten mehr. Dann bekommt man Angst um den alten Felsen über dem Rhein, der von der bemitleidenswerten PA zermahlen wurde. Zwischendrin animierte Karl mit seiner kaputten Stimme das Publikum immer wieder, Lärm zu machen, was natürlich von der Meute stets befolgt wurde. Nach diesem Inferno stapfte die Band zur obligatorischen Luftschutzsirene von der Bühne, die das Ende der Zerstörung markierte. Leider war dieser Gig aufgrund der strengen Lärmschutzregeln auf dem Gelände viel zu früh zuende, wobei man auch der Band das Bedauern, keine weiteren Zugaben mehr geben zu können, deutlich ansah.

Fazit

Für uns war der Besuch des Rock Area eine Premiere. Zwar ist der Name des Festivals, das bisher in Losheim/Saarland stattfand, schon ein Begriff gewesen, doch selbst hatten wir noch nicht die Gelegenheit, uns selbst von dessen guten Ruf zu überzeugen. Tja, was soll man sagen: schön war's! Von unserer Seite (und sicherlich auch von Seiten des Großteiles aller Festivalbesucher) aus gibt es (fast) nichts zu meckern. Über das herrliche Loreley-Gelände, die Bandauswahl, die "angenehm" übersichtliche Besucherzahl von etwa 7000 oder das abwechslungsreiche und große Essensangebot zu fairen Preisen kann man wirklich nur Positives berichten. Im Amphirund war immer mehr als genug Platz für Alle, selbst während der Headlinershows. Und auch auf der Wiese obendrüber hatte jeder die Möglichkeit sich mal niederzulassen und auszuruhen. Außerhalb des Festivalgeländes gab es eine kleine Merchmeile zum Bummeln. Es wäre zwar schöner gewesen, wenn man dafür hätte nicht rausgehen müssen, aber das ließ sich wohl platzbedingt nicht anders regeln. In dem kleinen Supermarkt-Zelt konnten die Camper sich mit den wichtigsten Lebensmitteln und Utensilien (ebenfalls zu ordentlichen Preisen) versorgen.

Als Schmankerl hatten BOLT THROWER am Samstag sogar einen eigenen Stand aufgebaut, der von der ersten Minute an für mehrere Stunden vollkommen überlaufen war. Die Fans rissen sich buchstäblich um das Merchandise mit absolut fanfreundlichen Preisen.

Ein paar kleine Kritikpunkte sind dennoch anzumerken. Im Gegensatz zu den fairen Essenspreisen waren die für die Getränke nicht gerade angemessen. So musste man für ein kleines Wasser satte 2,50 Euro oder für ein ebenso "großes" Bier 3 Euro hinblättern. Unserer Meinung nach sollte man da für das nächste Jahr etwas dran ändern, denn selbst bei größeren Veranstaltungen findet man meist günstigere Angebote. Und wie schon anfangs erwähnt, gab es ein wenig Chaos beim Befüllen des Camping- bzw. Parkplatzes. Allerdings muss man dazu sagen, dass die Kritikpunkte nicht direkt dem Veranstalter anzurechnen sind, da bei der Geländevergabe offenbar einige Auflagen seitens des Pächters zu erfüllen waren. Vielleicht vergrößert sich ja der Einfluss auf die Vertragsgestaltung, wenn sich das Rock Area zukünftig als Stammkunde der Loreley präsentieren kann? Beides wäre zu wünschen.

Dafür aber, dass das Rock Area zum ersten Mal an dieser Location stattfand und sich sicherlich noch einige Dinge mit der Erfahrung einpendeln werden, kann es unter dem Strich nur als gelungen und vor allem schön familiär bezeichnet werden. Somit ein echtes Highlight in der ansonsten zur Gigantomanie tendierenden Openair-Szene!

Es verbrachten 4 Stunden on the road und viele viele mehr auf den Beinen: die rasenden Reporter Opa Steve & Krümel

Billing
Bisher bestätigt sind folgende Combos:
Stand 23. Februar 2009 / alphabetische Reihenfolge)

AMON AMARTH
A.O.K.
BOLT THROWER (einziger Festivalauftritt dieses Jahr!!!)
BRAINSTORM
CALLEJON
CLEAN STATE
DIMPLE MINDS
ELUVEITIE
ENDSTILLE
EXCREMENTORY GRINDFUCKERS
HACKNEYED
HEAVEN SHALL BURN
LETZTE INSTANZ
MAROON
MUTTERSCHUTZ
NOISE DRUG
ONSLAUGHT
SABATON
SCHANDMAUL
WANDERREIGEN

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