Interview mit Martin von Shadows' Grey

Ein Interview von Stormrider vom 19.02.2011 (5914 mal gelesen)
Ende Januar wurde das Debutalbum der Österreicher SHADOWS' GREY veröffentlicht. Hauptsongwriter und Mastermind Martin "Maze" Moser stand uns für ein ausführliches Interview zur Verfügung in dem er nicht nur ein neues Genre definiert, sondern auch schonungslos offen Einblicke in den Entstehungsprozess von "Bonjour Tristesse" und sein Privatleben gibt.


Hallo Martin, schildere unseren Lesern doch als erstes kurz die Entstehungsgeschichte von SHADOWS' GREY, denn im Großen und Ganzen handelt es sich ja um die Besetzung von SCARGOD. Unter diesem Banner hast Du ja mit ähnlicher Besetzung bereits ein beachtetes Demo veröffentlicht. Wieso habt Ihr noch mal umfirmiert, immerhin könnt Ihr so nicht mehr auf den Bonus dieser Veröffentlichung zurückgreifen.

Martin "Maze" Moser: Die Geschichte von SHADOWS' GREY ist die Geschichte von SCARGOD mit Verlängerung. Begonnen hat alles im Jahre 2006/2007 als ich und meine damalige Freundin mit Zwillingen schwanger waren. Damals wollte ich unbedingt wenigstens zwei Songs professionell aufnehmen. Ich brauchte also eine "geliehene" Band. So kam ich, dank meines Produzenten, zu Dominik. Unseren Studiodrummer Martin Zeller kenne ich bereits seit 1998, ein Sänger war schnell gefunden und schon war die Band geboren. Danach wollte ich, aus gefühltem Zeitmangel, die Band wieder ad acta legen. Doch wie du schon gesagt hast, hatten wir ein viel beachtetes Demo mit Wahnsinnsreviews und sogar mit Nr.1 Plätzen in diversen Internetcharts. Wir konnten die Band somit nicht sterben lassen, machten weiter und fanden eine Plattenfirma aus Griechenland, die unser Debut veröffentlichen wollte. Aber nachdem ich herausgefunden hatte, dass deren Vertrag von Seite des damaligen Labels nicht eingehalten werden konnte, obwohl versprochen, wurde leider gestritten. Das Ergebnis war, dass wir dadurch unseren Namen verloren haben und uns umbenennen mussten. Das alles hat sehr viel Zeit in Anspruch genommen, uns weit zurückgeworfen und viele Nerven gekostet. Aus diesem Grund konnten wir den Bonus SCARGOD nicht mehr ausspielen. Daher ein Tipp an zukünftige aufstrebende Bands: Prüft, was ihr unterschreibt!

Eure Debutalbum "Bonjour Tristesse" ist nun seit einigen Wochen auf dem Markt. Wie sind die Reaktionen bisher?

Martin "Maze" Moser: Sehr durchwachsen. Wir haben Rezessionen von "Durchschnittlich" über "Gut" bis "Sehr Gut" und "Perfekt" bekommen. Die Reaktionen bei Fans und Presse sind also durchwegs positiv. Wir geben einige Interviews in Onlinemagazinen, reden im Radio usw. Wir sind also, genauso wie die Plattenfirma, durchwegs zufrieden.

Lass uns mal ein wenig tiefer in Eure Musik eintauchen. Grundsätzlich kann man Euch, denke ich, problemlos dem Gothic-Genre zuordnen. Dennoch verwendet Ihr auch sehr unterschiedliche und genrefremde Elemente wie z.B. den Kinderchor in 'Gone' oder fast RAMMSTEINeske Gitarren in 'Lust'. Kannst Du daher den Songwriting-Prozess etwas näher erläutern.

Martin "Maze" Moser: Wir haben ein neues Genre geschaffen: PROTHIC METAL / PROTHIC ROCK! :-) Darauf sind wir stolz. Wir sehen uns als Vorreiter dieses Stils, der übersetzt so viel bedeutet wie Gothic Metal mit progressivem Einfluss. Wie schreiben wir die Songs? Also ich schreibe die Basics daheim auf meiner Gitarre und meinem Bass, danach arbeite ich alles in meinen Computer ein, inklusive orchestraler Sounds, verfeinere alles und so entsteht der erste Streich.

Welchen Anteil hat Dominik, dessen Riffs ja durchaus eine der großen Stärken der Platte sind?

Martin "Maze" Moser: Im Studio bekommt Dominik die Songs das erste Mal zu hören, nimmt sich diese vor, arrangiert alles um und macht einen richtig guten Gitarrensound dazu. Er macht ja auch die orchestralen Arrangements, gemeinsam mit mir. Wenn wir dann beide auf einem gemeinsamen Nenner sind, ist das Gerüst des Songs fertig. Dominik hat also sehr großen Anteil, schreibt mittlerweile viel an den Songs mit und hat sogar 'The Promise' alleine geschrieben. Danach spielt Martin Zeller, unser Studiodrummer, die Songs noch ein und zum Abschluss wird noch an den Reglern gedreht, bis wir fertig sind. Das dauert aber dann wirklich am längsten. Zu den unterschiedlichen Songs und Richtungen bzw. Einflüssen kann ich nur sagen, dass wir machen was wir wollen und wozu wir gerade Lust haben. So können Popriffs gepaart mit RAMMSTEIN entstehen, was jedem Song seinen eigenen Charakter verleiht, manche allerdings nicht verstehen.

Welchen Einfluss hat Eure Sängerin Martina dann noch auf die Songs?

Martin "Maze" Moser: Nicht viel, um ehrlich zu sein. Nachdem ich die Texte geschrieben habe, bekommen diese Martina und Albert präsentiert und geben noch ein wenig Ideen dazu. Bei 'Farewell' hat Martina fast den ganzen Text alleine gemacht. Da hab ich mich nur im Refrain eingemischt.

Welchen Part spielt Albert beim Songwriting oder ist er nur als Sänger involviert?

Martin "Maze" Moser: Wie schon erwähnt, ist Albert nur als Sänger involviert. Aber "nur" stimmt auch wieder nicht, da einfach wir vier als volle Bandmitglieder SHADOWS' GREY ausmachen. In Zukunft will ich auch, dass sich Martina und Albert mehr einmischen können, zumindest mal im Bereich der Texte. Ausserdem will ich hören, wenn ihnen was nicht gefällt. Da werden noch einige Diskussionen auf uns zukommen.

Nachdem wir nun den Prozess des Songwritings besprochen haben ist es natürlich noch interessant zu erfahren, woher Ihr Eure musikalischen Einflüsse bezieht?

Martin "Maze" Moser: Bei mir ist es eindeutig die Rockmusik der 80er und 90er Jahre, sowie die Bands W.A.S.P., AC/DC und ROXETTE (die habe ich als erstes Konzert miterleben dürfen und Marie war für mein Alter damals sehr scharf! ;-) ) und ohne GUNS N' ROSES ging gar nichts! Bei Dominik sind es eindeutig sämtliche gute ProgRock Bands, bei Martina eher so BEYONCE und von Albert werden, als DJ, in Zukunft mit Sicherheit mehr Danceeinflüsse zu hören sein.

Gerade im Bereich des Gothic haben die Texte ja oft eine ähnlich hohe Bedeutung für Musiker und Fans wie die Musik. Da Du Dich ja für den Großteil der Texte verantwortlich zeichnest, kannst Du bitte etwas tiefer in die Bedeutung der Lyrics einsteigen, die ja alle von großer Trauer geprägt sind.

Martin "Maze" Moser: In der Tat bin ich für zu 98% für die Lyrics verantwortlich. Kritiken sind hier also an mich zu richten. Martina hat bei 'Farewell' fast alles gemacht. Bei 'Hurt' und 'Cold' habe ich die deutsche Variante geschrieben und unser Gastsänger Robert Bogner (Sänger bei IN SLUMBER Anm. der Red.) hat das Ganze ins Englische übersetzt. Natürlich haben die Texte für mich eine hohe Bedeutung, die ich Dir und den Lesern gerne näherbringen möchte. Ich habe sehr viel durchgemacht in meinem Leben. Nicht nur ich, sondern auch, im Zuge meiner Depression und damit verbundenen Aggressivität, meine Familie musste einiges durchleiden. Die letzten Jahre waren einfach mit Schmerz, Trauer und zerstörter Liebe verbunden. Ich konnte, als meine Zwillinge zur Welt kamen, diese nicht akzeptieren. Sie waren einfach nicht meine Kinder. Ich meine nicht, wo der Verdacht gehegt wird, dass ich nicht der leibliche Vater sei, sondern, ich wollte diese Kinder nicht! Ich liebte meine damalige Freundin, die Mutter meiner Kinder, nicht mehr und rastete am Ende völlig aus, schlug Wände ein, war depressiv, schlug meine damalige Freundin und musste letztendlich, auf freiwilliger Basis!, in eine Klinik. Ich wollte dies, denn sonst würde ich heute nicht Interviews geben und ein Album haben. Ich würde unter der Erde liegen. In der Klinik lernte ich wieder zu lieben und zu leben. Meine Kinder haben nun einen Vater, der auch ihr Vater ist! Danach war es so, dass die Mutter meiner Kinder die Kinder nicht mehr wollte, diese an die Großeltern, in Form einer Pflegfamilie, abgegeben hat und sich nun nur sehr selten um die drei Kinder kümmert. Ich wurde nicht einmal gefragt, ob ich meine eigenen Kinder aufnehmen möchte. Ich hatte keine Chance. Wo sind die Rechte als Vater? Mittlerweile sehe ich die Kinder jedes Wochenende, bin glücklich neu verheiratet und in meinem Leben ist derzeit alles in Ordnung. Nun können also neue Themen herangezogen werden. Das sind die Themen aus denen ein Musiker Texte und Geschichten, Gedichte und Songs schreiben kann. An dieser Stelle möchte ich mich für mein Verhalten gegenüber meinen Kindern und gegenüber allen Menschen, die mein Leben kreuzten, aufrichtig entschuldigen. Danke! Deshalb war der leitende Gedanke über den Texten: Bonjour Tristesse!

Wenn ich richtig informiert bin, dann nehmt Ihr in Österreich am Vorausscheid für den Eurovision Song Contest 2011 teil. Was versprecht Ihr Euch davon und vor allem wie kam es dazu? Immerhin werden dort hauptsächlich fröhliche Pop-Nümmerchen dargeboten und das Publikum dürfte mit Eurer doch sehr traurigen Musik wohl eher fremdeln.

Martin "Maze" Moser: Leider muss ich an dieser Stelle mitteilen, dass wir nicht am Songcontest teilnehmen. Warum? Weil 10 Bands ausgesucht wurden, die bereits bekannt waren und im ORF und im Radio, sowie auf diversen Musiksendern gespielt wurden bzw. gespielt werden. Alle Bands, oder daraus resultierende Musiker, haben, zumindest in Österreich, einen gewissen Bekanntheitsgrad. Da hat eine Band wie wir einfach keine Chance. Es gab eine Fachjury, die die Bands ausgesucht hat. Auch ALKBOTTLE, die wohl bekannteste österreichische Band (ich dachte da ja eher an die ERSTE ALLGEMEINE VERUNSICHERUNG Anm. des Red.), hat nie herausgefunden, wer diese Fachjury ist bzw. war, die es immerhin gewagt hat, Bands, die laut Publikumsvoting unter den Top10 waren, hinaus zu wählen und vom ORF gemachte Bands unter die Top10 zu bringen. Daher sehen wir uns alle ein wenig verarscht, auch die Top10 Bands, wohlgemerkt. Ich wage es hiermit, die Auswahl für unseren Kandidaten für Düsseldorf als Farce zu bezeichnen. Allerdings war es eine gute und vor allem eine Gratiswerbung.

In Zeiten in denen die CD-Verkäufe, gerade bei Newcomerbands, weiterhin zurückgehen ist die Bühnenpräsenz ein nicht zu unterschätzender Faktor. Wird es eine Tour geben? Eventuell vielleicht als Support eines namhaften Acts?

Martin "Maze" Moser: Nein, leider nicht. Das hat mehrere Gründe. Dominik ist durch seine anderen Bands sehr eingespannt und Albert ist jeden Tag als DJ im Einsatz. Wenn Albert nicht in seinem Studio hockt oder eben DJ ist, verdient er nichts. Ich selbst habe drei Kinder, die ich nur ungern für längere Zeit alleine lasse. Außerdem habe ich mir schon vor einiger Zeit die linke Hand verletzt und wenn ich spiele, dann habe ich nach ca. 15 Minuten bereits Schmerzen und muss entweder Schmerzmittel nehmen oder aufhören zu spielen. Falls wir jedoch ein wirklich gutes Angebot bekommen, werden wir nicht „Nein“ sagen, da werde ich mir schon überlegen ob ich nicht unter Schmerzen spielen werde und meine Kinder aus dem Kindergarten nehme. Mittlerweile werden wir immer öfter gefragt und seit wir das Video zur 'Gone' gemacht haben, ist die Saat sowieso gesät.

Was versprecht Ihr Euch in den nächsten Monaten von SHADOWS' GREY? Welche Ziele habt Ihr und was können wir in Zukunft erwarten? Immerhin seid Ihr ja offensichtlich auch alle ganz gut ohne die Band ausgelastet.

Martin "Maze" Moser: Wir wollen uns in der Riege der bekannteren Bands aufhalten. In Zukunft könnt ihr sicher noch mehr Alben von uns erwarten, so jedes Jahr eines. Wir wollen uns verbessern und eventuell mehr orchestrale Elemente einbauen. Ich habe ja schon acht neue Songs geschrieben. Was sollte ich denn sonst Abends um 22.00 Uhr machen, wenn ich das erste Mal Ruhe habe? Ich brauch einfach die Musik als Entspannung, egal wie die Leute reagieren.

Ich bedanke mich für das Interview und die sehr ausführlichen und vor allem sehr offenen und ehrlichen Antworten. Die letzten Worte an unser Leser gehören natürlich Dir.

Martin "Maze" Moser: Ich danke dir, Patrik, für die Möglichkeit des Interviews und an alle Fans und Freunde des Prothic Metal: Genießt unsere Musik, hört euch das Album oft an und wir freuen uns euch auf Facebook oder myspace kennen lernen zu können. Danke!

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