Livebericht The Sisters Of Mercy (mit The Losers ) |
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Ein Livebericht von Elvis aus Esch-sur-Alzette (Rockhal) - 24.05.2014 (15179 mal gelesen) |
THE SISTERS OF MERCY ... wohl kaum jemand, der in den 80ern und 90ern groß wurde, kann mit diesem Namen nichts anfangen. Spätestens wenn 'Temple Of Love' (meist in der 1992er Version mit OFRA HAZA) läuft, kann wohl jeder irgendwas mit der Band aus Leeds, England verbinden. Sei es eine Klassenfahrt, sei es eine schummrige Schülerparty, ein Discobesuch oder vielleicht einfach nur die eigene Jugend in so mancher Facette. Obwohl die Band um Sänger Andrew Eldritch seit über 20 Jahren kein Album mehr veröffentlicht hat, gibt es die SISTERS durchaus noch und auch live kann man sie immer mal wieder bestaunen. Die aktuelle Tour "Let These Arms Embrace You" führt die Vorreiter einer ganzen Sparte 2014 auch mal wieder nach Esch-sur-Alzette in den Club der Rockhal. Dass die Band durch zahlreiche Szenen und auch im Mainstream ihre Anhänger hat, merkt man heute Abend wieder mal sehr deutlich. Viel Platz ist nicht mehr im Club und wenn der Gig nicht ausverkauft ist heute Abend, dann fehlt zumindest nicht viel daran. Der Merch-Stand ist diesmal trotz nur einer Handvoll Gigs bis zum Tourende gut bestückt bei fairen Preisen. Diverse T-Shirts warten für 25 Euro auf neue Besitzer und auch ein Kuriosum in Form eines Spülhandtuchs (!) für dezente 10 Euro gibt es zu erwerben. Als Vorgruppe hat man sich THE LOSERS aus UK geangelt, die gerade ihr Debütalbum "And So We Shall Never Part" veröffentlicht haben. Mir sagt die Band bislang nichts groß und das Set hat gerade erst angefangen, als ich den Club betrete. Hinter THE LOSERS steckt jedoch ein durchaus bekannter Name, denn Tom Bellamy dürfte dem ein oder anderen vielleicht noch von den schon länger aufgelösten COOPER TEMPLE CLAUSE bekannt sein. Abgesehen vom für eine Vorband schon ziemlich ordentlichen Klang (ziemlich laut zudem) haben die Songs etwas wirklich Einnehmendes. Die Mischung aus dem von der alten Band bekannten Indierock mit Industrial-Anleihen und einem Schuss Elektronik ist wirklich ebenso eigen wie faszinierend. Das Set besteht nur aus Songs des kürzlich veröffentlichten Debüts "...And So We Shall Never Part", die durch die Bank zu gefallen wissen. Insbesondere der letzte Song 'Azan' es hat es extrem in sich und bringt die Essenz der Band perfekt auf den Punkt. Nachdem ich vorher schon drüber nachdachte, ist das auch der Song, der dazu führt, dass ich nach den letzten Takten nicht erst mal ein Bier zur Einstimmung kaufe, sondern schnurstracks zum Merchandise-Stand marschiere und der ebenso schnuckeligen wie netten Keyboarderin der Band das Album für faire 10,00 Euro abkaufe. Eine sehr gute Entscheidung und wer mit der Mischung aus Indierock, Industrial und Elektronik ein bisschen was anfangen kann, sollte sich den Kauf ebenfalls überlegen, bislang muss man dafür über die Seite der Band gehen: http://www.losersband.co.uk/intro/ Set List THE LOSERS 01. Us Vs Night 02. Acrobatica 03. Think You 04. The Chain 05. Turn Around 06. Azan Der Changeover geht recht flott vonstatten und so dauert es auch maximal eine halbe Stunde bis das Licht wieder richtig ausgeht, es neblig wird und der Headliner loslegt. Im Publikum sind alle Altersklassen vertreten, von Anhängern, die vermutlich noch die Anfänge in den frühen 80ern mitgemacht haben über junge Gäste und auch der ein oder andere relativ klare Mainstream-Vertreter steht dazwischen. Neben einem Mann an den iBooks im Hintergrund der nebligen Bühne gibt es einen Gitarristen und Bassisten zu bestaunen, bei den Drums verlässt man sich ja traditionell auf den guten alten Dr. Avalanche. Viel besser als mit dem Hit 'More' könnte man wohl kaum in das Set einsteigen, da macht es auch nichts, dass Andrew Eldritch die ersten paar Songs braucht, um stimmlich zu glänzen und in die Abmischung zu passen. Visuell hat das Mastermind mit Glatze und sauber gestutztem grauen Bart zwar nicht mehr allzu viel mit den 80ern gemein, auch mag sich jeder sein eigenes Urteil über das leicht hawaiihemdartige Outfit bilden, was er bis gegen Ende des Gigs trägt ... aber interessiert das irgendwen ernsthaft? Die Band steht eh mehr im Nebel als sonst was, der Klang passt im Gesamtbild sehr gut und wer THE SISTERS OF MERCY-Songs aus allen Jahren in der dargebotenen rockigeren Fassung nicht mag, der ist wohl eh auf dem falschen Konzert gelandet. Im Vergleich zu früheren Jahren raucht Mr. Eldritch während des Gigs nur noch vielleicht drei Zigaretten als gleich eine ganze Packung, aber das ist ja auch irgendwie gesünder so. Und so gibt es Schlag auf Schlag ohne große Ansagen, gern auch mal ineinander übergehend, was der Stimmung nur noch mehr hilft. Angesichts der erklecklichen Setlist, die wirklich alle Phasen berücksichtigt, kommt heute im Rockhal Club wirklich jeder Fan auf seine Kosten. Zu jedenfalls meinem großen Vergnügen liegt unterm Strich trotzdem der Schwerpunkt der Songs sogar auf dem letzten regulären Studioalbum "Vision Thing", denn sechs von acht Songs werden gespielt. Offenbar kommt das auch gut an, denn das wohl rocklastigste Album der Band ist einfach auch verdammt gut und wird live nur noch besser. Für die Zugaben wirft Mr. Eldritch sich sogar in einen weißen Sisters-Hoodie - auch mal ein anderer Anblick, aber wie gesagt: bei Songs wie 'Lucretia My Reflection', 'Vision Thing', 'First And Last And Always' oder dem perfekten Rausschmeißer 'Temple Of Love' (dem THE SISTERS OF MERCY-Song, den wohl jeder kennt) könnte der Mann am Mikrofon wohl auch im Weihnachtsmannkostüm auf der Bühne stehen und es wäre alles bestens. So gehen nach der guten 1 3/4 Stunde nur zufriedene Fans in die warme Nacht hinaus, getragen von der guten Erkenntnis, dass auch die legendäre Band aus Leeds vielleicht seit Jahrzehnten kein Album mehr veröffentlicht hat, aber dennoch noch quicklebendig ist und die Songs unantastbar und zeitlos bleiben. Dazu noch eine überraschend tolle Vorband, was will man mehr? Ein ausgezeichneter Abend, und wer die Band noch nicht gesehen hat, der sollte es schnellstens nachholen - auch 2014 sind THE SISTERS OF MERCY immer wieder eine Macht. Set List THE SISTERS OF MERCY 01. More 02. Ribbons 03. When You Don't See Me 04. Blood Money 05. Alice 06. Crash And Burn 07. Gift That Shines (Red Lorry Yellow Lorry Cover) 08. Still 09. Amphetamine Logic 10. Arms 11. Doctor Jeep / Detonation Boulevard 12. Top Night Out 13. Valentine 14. Flood II 15. This Corrosion Encore: 16. Kiss The Carpet 17. Lucretia My Reflection 18. Vision Thing Encore 2: 19. First And Last And Always 20. Misirlou (Dick Dale Cover) 21. Temple Of Love |
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