Skratte - Akt II: Des Wolfes Klagen | |
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Review von Zephir vom 06.02.2023 (3354 mal gelesen) | |
Ein bisschen Black, ein bisschen Folk, ein bisschen rockiger Black'n'Roll - die musikalische Mischung, die das ursprünglich als One-Man-Show gegründete Projekt SKRATTE spielt, ist nicht leicht zu beschreiben. Mastermind Hevnbrann aus Osthessen rief SKRATTE vor über einem Jahrzehnt ins Leben, brachte den ersten Longplayer allerdings erst 2021 heraus. Dieser war betitelt als "Akt I: Ein Feuer Entfacht"; nun folgt der zweite Akt unter dem Namen "Akt II: Des Wolfes Klagen". Was auf den ersten Blick sehr deutsch wirkt, liebäugelt immer wieder mit der skandinavischen Art, so schon der Name SKRATTE aus dem nordischen Kulturkreis stammt und laut Encyclopaedia Metallum ein alter schwedischer Begriff für einen Natur- oder Waldgeist ist. Die inhaltliche Ausrichtung wird damit bereits deutlich, denn SKRATTE widmet sich der Natur mit ihren dunklen, bedrohlichen Wäldern, ihrer zerstörerischen Kälte und ihren Elementargeistern. Immer wieder wird es mystisch oder mythologisch, wie auch der Wolf, der das Coverartwork ziert, eindeutig ein Werworf ist. Um das musikalische Geschehen zu beschreiben, würde ich ganz vorsichtig formulieren: THE VISION BLEAK meets ALEXANDER PAUL BLAKE meets TYPE O NEGATIVE. "Akt II: Des Wolfes Klagen" mischt harsche, mitunter auch ganz schön blastende Black-Metal-Elemente mit teilweise cleanen, teilweise dunkel schleppenden Gothic-Vocals; neben scharfem Gitarrenriffing hören wir auch (neo-)folkige Akustikgitarren, eine Violine und sogar eine zarte weibliche Stimme. Für dieses Line-Up hat Hevnbrann eine Reihe von Gastmusikern engagiert: Die Violine beispielsweise wird gespielt von Caroline Salmona, eine Dame namens Lena lieh dem Album ihre Stimme, und in einem Track hören wir gar Markus Stock an den Synthies. Insgesamt ist das Album recht melodisch unterwegs; mich persönlich können vor allem die neo-folkigen Passagen überzeugen, während mir die weiblichen Vocals leider etwas schwachbrüstig rüberkommen. Die Lyrics mischen Englisch, Deutsch und, ääh, Ungarisch ...? Hier bin ich mir unsicher. Wie so oft werden die deutschen Reimschemata vermutlich die größte Schwierigkeit haben, sich bei der Hörerschaft zu behaupten, wobei das erzählerische Moment gerade in Tracks wie 'Spuk Im Unterholz' absolut punkten kann. Will sagen: "Akt II: Des Wolfes Klagen" steckt voller ausgezeichneter Ideen, die Black-Metal-Ableger gekonnt mit Neo-Folk und rockig-melodischen Elementen paaren; der lyrische Fokus schafft dabei in diesem vermeintlichen Potpourri eine Einheit, die das Album absolut rund und stimmig erscheinen lässt. Ein wenig Luft nach oben bleibt dennoch, aber es muss ja auch Entwicklungspotenzial geben. Nach meiner Einschätzung spielt SKRATTE vor allem hinsichtlich der kompositorischen Experimentierfreudigkeit im oberen Mittelfeld, und auch klanglich liefern sowohl Mastermind als auch involvierte Gastmusiker ganz ordentlich ab, wobei ich wie bereits erwähnt nur mit den weiblichen Vocals unzufrieden bin. Aufgenommen, gemischt und gemastert wurde das Ganze vom bereits genannten Meister Markus Stock in dessen Klangschmiede Studio E, und die Qualität ist hörbar. Ich sehe die SKRATTE-Fans irgendwo im Dunstkreis von THE VISION BLEAK; auch wer die paganen Einschläge von Vertreterinnen wie ARKONA zu schätzen weiß, sollte einmal reinhören. Gesamtwertung: 7.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Offenbarung 02. Kältetod 03. Wolfsklagen 04. Als Der Letzte Atem Erstarb 05. Vidéki Ballada 06. Spuk Im Unterholz 07. Der Waldgeister Tanz 08. Todgeweight | Band Website: Medium: CD, LP, Digital Spieldauer: 55:31 Minuten VÖ: 03.02.2023 |
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