Hitten - Triumph & Tragedy

Review von baarikärpänen vom 24.11.2021 (6785 mal gelesen)
Hitten - Triumph & Tragedy Ich persönlich unterteile gerne mal in zwei Kategorien, wenn es um meine favorisierten Bands geht. Da wäre zum Beispiel die erste Kategorie, zu der Bands wie EXODUS oder MEGADETH gehören. Die hätten von mir aus gerne immer weiter Alben veröffentlichen dürfen, die wie "Bonded By Blood" oder "Peace Sells" klingen. Logo, ein paar Veränderungen hätten mich nicht gestört. Wie AC/DC eben. Und dann wäre da die andere Kategorie, zu der meinetwegen METALLICA oder auch HELLOWEEN gehören, die sich ja von Album zu Album verändert haben, immer mit dem Risiko verbunden, auch mal alte Fans vor den Kopf zu stoßen, siehe "Load" oder "Chameleon".

Eindeutig der zweiteren Kategorie sind HITTEN aus Murcia/Spanien zuzuordnen. Die haben sich nämlich gedacht, was den Schweden recht ist, ist den Spaniern billig. Warum Schweden? Nun ja, HITTEN erinnern mich verdammt an ENFORCER. Wie die haben sich HITTEN von Album zu Album nicht nur verbessert, sondern auch verändert, ohne die Wurzeln komplett zu verleugnen. Waren die erste EP und das erste Album "First Strike With The Devil" zum einen recht naiv, zum anderen auch primär dem Speed Metal zuzuordnen, nahm dessen Anteil mit jedem weiteren Album immer mehr ab, dafür wurde der Anteil an melodischem Metal immer mehr erhöht. Aber - und da haben wir einen kleinen aber feinen Unterschied zu ENFORCER und ihrem "Zenith" - ist der "Stilbruch" der Spanier bei weitem nicht so drastisch. Nach dem Zweitwerk "State Of Shock" wurde mit Alexx Panza ein neuer Sänger rekrutiert und schon dessen Einstand auf "Twist Of Fate" markierte eine deutliche Änderung im Sound von HITTEN. Nichts gegen den vorherigen Sänger Aito Navarro, aber mit ihm hätten HITTEN diese kleine Kurskorrektur nicht hinbekommen, weil der Gute stimmlich nicht gepasst hätte. Der Italiener Alexx Panza hingegen wäre zur Hochzeit des Metals, wie HITTEN ihn nun spielen - also Mitte der 80er - mit Kusshand bei jeder Band aufgenommen worden.

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Die Aufnahmen zum neuen Album "Triumph & Tragedy" stellten HITTEN vor einige Probleme. Denn aufgrund der Pandemie mußte an verschiedenen Orten aufgenommen werden. Alexx Panza sang seine Parts in Italien ein, dann verließ auch noch der Drummer die Band, also bat man den befreundeten Marco Prij um Hilfe, der seine Parts in den Niederlanden eintrommelte. All diesen Widrigkeiten zum Trotz klingt "Triumph & Tragedy" wie aus einem Guss. Seinen Teil dazu beigetragen haben dürfte Patrick W. Engel, der für das Mastering zuständig war. Der Einstieg in das Album gelingt HITTEN mit dem Uptempo-Song 'Built To Rock' mit Bravour. Und schon hier, was im weiteren Verlauf des Albums immer wieder auftaucht: dieses "Kommt mir irgendwie bekannt vor"-Gefühl (und ich meine nicht abkupfern) - das wäre ja langweilig. Nein, HITTEN schaffen es ganz locker, dass man mit jedem weiteren Song irgendwie immer besser draufkommt. 'Built To Rock' klingt dann schon mal wie 'Rob The Cradle' von ROXY BLUE (falls die noch jemand kennt). Beim zweiten Stück 'Eyes Never Lie' fühle ich mich an PRETTY MAIDS erinnert, die es damals ja wie keine zweite Band draufhatten, harte Passagen mit hochmelodischen Parts zu mischen. Und HITTEN machen munter weiter. 'Meant To Be' steht in der besten Tradition härterer DOKKEN-Songs, wohingegen 'Hard Intentions (Secret Dancer)' locker auf jeder BON JOVI-Scheibe hätte stehen können (also zu einer Zeit, als man BON JOVI noch zum richtigen Hard Rock zählen durfte). Aber HITTEN haben ihre Hausaufgaben sehr ausführlich gemacht, denn wenn ein Song wie 'Light Beyond The Darkness' auch auf FIFTH ANGELs "Time Will Tell" eine gute Figur gemacht hätte, dann bürgt das schon für Qualität. Fast schon obligatrisch für ein Album, das die 80er zitiert, sind die balladesken 'Core Of The Flame', das fast schon etwas von QUEENSRYCHE auf "Rage For Order" hat oder 'Something To Hide'. Das Beste haben sich HITTEN bis zum Schluß mit dem Titelsong aufgehoben, der es locker auf über elf Minuten bringt und einer kleinen Achterbahnfahrt gleich kommt. Da wechseln sich ruhige Passagen mit Vollgas ab, Double-Bass mit gefühlvollen akustischen Parts und feinen Soli. Überhaupt sticht besonders die Leistung der beiden Gitarristen Dani Meseguer und Johnny Lorca heraus, die sich perfekt ergänzen oder sich die Bälle zuspielen. Und weil man den Tieftöner, so er denn nicht Steve Harris heißt, gerne mal vergisst, sei noch erwähnt, daß ein gewisser Satan die dicken Saiten bei HITTEN bedient. Auch wenn bereits Namen wie DOKKEN oder BON JOVI gefallen sind, ist "Triumph & Tragedy" absolut nicht weichgespült, sondern ein mehr als solides Album in der Schnittmenge von Heavy Metal und Melodic Metal/Hard Rock. Gefällt mir sogar noch einen Zacken besser als das bereits erwähnte "Zenith" von ENFORCER. Wenn eine Band den 80ern schon Tribut zollt, dann bitte so, wie HITTEN es auf "Triumph & Tragedy" machen.

Klar, das Rad erfinden HITTEN nicht neu. Wird aber auch gar nicht die Absicht der Jungs gewesen sein. "Trumph & Tragedy" fängt den Geist der 80er Jahre perfekt ein und macht einfach nur gute Laune. Da es in den USA, wo dieser lockerflockige Hybrid aus metallischen Klängen und Stadionkompatibilität mal entstand, anscheinend nur ganz wenige neue Bands gibt, die diesen Sound auch 2021 geradezu zelebrieren, müssen europäische Truppen wie ENFORCER, NESTOR oder eben HITTEN einspringen. Ganz schnuppe, ob man eher den groben Mörtel anrührt oder feingeistiges Gefiedel favorisiert, aber "Triumph & Tragedy" sollte eigentlich jedem ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Die Zielgruppe greift eh zu, am besten auch gleich beim limitierten Vinyl.



Gesamtwertung: 9.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Built To Rock
02. Eyes Never Lie
03. Meant To Be Mean
04. Hard Intentions (Secret Dancer)
05. Ride Out The Storm
06. Core Of The Flame
07. Under Your Spell
08. Light Beyond The Darkness
09. Something To Hide
10. Triumph & Agony
Band Website: www.facebook.com/HITTENOFFICIAL
Medium: CD, LP
Spieldauer: 47:25 Minuten
VÖ: 26.11.2021

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