Scald - Will Of The Gods Is Great Power

Review von Tailgunner vom 21.07.2021 (8479 mal gelesen)
Scald - Will Of The Gods Is Great Power In ihrer Blüte verstorbene Musiker umweht ja gerne ein gewisser Mythos, der im Falle der russischen Formation SCALD auch auf die gesamte Band abgefärbt hat. Bei SCALD handelt es sich um eine Epic Doom-Band aus Yarsoslavl an der Wolga nördlich von Moskau, welche im Oktober 1997 ihr erstes und bislang einziges Album, ursprünglich lediglich auf Tape, veröffentlicht hat. Die Veröffentlichung sollte der charismatische Sänger Maxim "Agyl" Andrianov jedoch nicht mehr erleben. Agyl starb am 06. September 1997 auf tragische Weise bei einem Zugunglück. Somit sollte das noch zu erscheinende Werk "Will Of The Gods Is Great Power" zu seinem Vermächtnis werden und noch lange nach der Veröffentlichung nachhallen und Beachtung finden. imgright Zunächst verfiel das Album jedoch für einige Jahre in einen Dornrösschenschlaf, bevor es im Zuge einer neu aufkommenden Epic Doom-Welle mit nordischen Themen, wie sie von Bands wie DOOMSWORD gespielt wurden, erstmals von einer etwas breiteren Hörerschaft zur Kenntnis genommen wurde. Von da an gab es bei Genre-Fans im Grunde genommen keine zwei Meinungen, dass "Will Of The Gods Is Great Power" ein Referenzwerk darstellt. Dass man das 1997 nicht erkannt hatte, liegt zum einem natürlich daran, dass SCALD damals keine Reichweite hatten. Mit einer obskuren Tape-Veröffentlichung konnte man aus dem ehemaligen Ostblock heraus zu dieser Zeit vermutlich nur echte Maniacs erreichen, und zum anderen war die allgemeine Begeisterung für nordisch eingefärbten Epic Doom in der Machart von CANDLEMASS und BATHORYs "Hammerheart" auch eher gering. Epic Doom-Fans hier jedoch jetzt etwas über SCALD erzählen zu wollen, da kann ich auch Eulen nach Athen tragen. Aber da High Roller Records die Scheibe neu auflegen, ist es eine hervorragende Gelegenheit, die Kunde zu verbreiten, denn auf die Gesamtszene bezogen sind SCALD dann doch ziemlich unbekannt. High Roller Records hat dem Album ein neues Coverartwork spendiert und klanglich von Patrick W. Engel auffrischen lassen. Neben der Vinylversion in diversen Farben erscheint auch eine 2CD-Version mit vielen Bonustracks, welche bereits vor einigen Jahren vom Gitarristen Harald im eigenen Studio remastered wurden.

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Rein musikalisch sind SCALD tatsächlich näher an BATHORYs "Hammerheart" als an CANDLEMASS, jedoch muss man bei allem Respekt Quorthon gegenüber auch einräumen, dass er zwar eine unglaubliche Atmosphäre erzeugen konnte, instrumental und gesanglich aber auch limitiert war. Das schmälert sein Vermächtnis natürlich keinen Millimeter, aber dieses "Manko" haben SCALD nicht. Agyl singt verdammt ausdrucksstark, und die Gitarren erzeugen eine deutlich dichtere Soundwand als es bei BATHORY der Fall gewesen ist. Dennoch hat das Album einen herrlich rauen, undergroundigen Charme. Thematisch setzte man sich überwiegend mit skandinavischer Mythologie auseinander, da man auch gar keinen Hehl daraus machte, von BATHORY inspiriert zu sein. Darüber hinaus wird aber auch das eigene slawische Erbe in zwei Stücken verarbeitet. Die meterdicke, Gänsehaut erzeugende Atmosphäre von "Will Of The Gods Is Great Power" muss man selbst akustisch erleben, da eine schnöde Beschreibung ihr nicht gerecht werden kann. Heroisch bis zutiefst melancholisch - Agyl transportiert ein bemerkenswert authentisches Spektrum an Emotionen mit seinem ausdrucksstarken Organ, welches von der Instrumentalfraktion sicher über die Wellen der Nordmeere getragen wird, unterstützt durch sparsame aber wirkungsstarke Klangeffekte. Da "Will Of The Gods Is Great Power" nachweislich den Test der Zeit bestanden hat, habe ich hier tatsächlich auch gar keine Hemmungen, erstmalig die Höchstnote zu vergeben. SCALD sind absolutes Pflichtprogramm für jeden, der morgens mit epischen BATHORY aufsteht und den Tag mit 'The Well Of Souls' beschließt. Den Agyl kann uns natürlich keine Macht der Welt zurück bringen, aber manche Dinge erfahren manchmal doch noch eine gute Wendung. So traten SCALD im November 2019 vor ATLANTEAN KODEX auf dem Hammer Of Doom mit Sänger Felipe Plaza Kutzbach (unter anderem POSSESSION) auf und jeder, der diesem Ereignis beiwohnte, konnte feststellen, das die Russen mit neuem Mann am Mikro hungrig sind, eine verdammt starken Performance hingelegt haben und das Kapitel SCALD somit noch nicht am Ende ist. Zumindest hat man die Fans Anfang des Jahres schon mit einer neuen Single "There Flies Our Wail" glücklich gemacht. Der Blick schweift mit dem nun vorliegenden Rerelease also zum Glück nicht nur sehnsüchtig in die Vergangenheit, sondern auch hoffnungsvoll in die Zukunft.

Gesamtwertung: 10.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
CD 1
01. Night Sky
02. Eternal Stone
03. Ragnaradi Eve
04. Sepulchral Bonfire
05. A Tumulus
06. In The Open Sea

CD 2
01. My Sin (Bonustrack CD-Version only)
02. Ragnaradi Eve
03. Hail To England
04. Ravens
05. Blues Improvisation
06. Poy Guslyar!
07. Kuznets Voiny
08. Cherny Zamok
09. Sokol
10. Kanun Ragnaradi
Band Website:
Medium: DoCD / LP
Spieldauer: 55:15 Minuten
VÖ: 23.07.2021

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