Servants To The Tide - Servants To The Tide | |
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Review von Tailgunner vom 07.04.2021 (9140 mal gelesen) | |
Gute Dinge geschehen ja manchmal unverhofft, ohne dass sie sich groß ankündigen. So erging es mir mit dem selbstbetitelten Debüt von SERVANTS TO THE TIDE. Jedenfalls war mir die Formation rund um Leonid Rubinstein bis vor kurzem kein Begriff und nach meiner Kenntnis gab es bislang auch keinerlei Lebenszeichen in Form von Demos. Nachdem das Album im Februar angekündigt wurde und auch ein erster YouTube-Clip mit der Ankündigung einherging, war ich mir schon ziemlich sicher, dass hier etwas sehr Interessantes auf uns zu kommt und bestellte somit auch das Album vorab auf Vinyl direkt bei No Remorse Records in Griechenland (selbstverständlich bekommt man das Album auch deutlich unkomplizierter hier in Deutschland, mir ging es jedoch um eine exklusive Edition, die es nur direkt beim Label gab). Ausgangspunkt war dann also das Stück 'Your Sun Will Never Shine For Me', gefolgt von dem Lyric-Clip zu 'A Wayward Son's Return', welcher nur kurze Zeit später veröffentlicht wurde. Demnach sollte es dann aber noch einige Wochen dauern, bis ich schließlich das Album in Händen halten durfte. Und wie es der maritime Bandname gebietet, präsentiert sich das Coverartwork bereits sehr dramatisch. In düsteren Farben sehen wir, wie die entfesselten Kräfte der Natur den armen Seelen auf den kleinen Nussschalen im sturmgepeitschten Meer nach dem erbärmlichen Leben trachten. Das ist so düster wie majestätisch und stimmt uns auf die nun bevorstehende Reise ein. Diese beginnt in Byzanz mit 'Departure From Miklagard'. Das Stück fungiert als akustisches Intro, welches mit tollem Klargesang auf die nächste halbe Stunde feinsten Epik-Doom Metal einstimmt. Es folgt 'A Wayward Son's Return', welches mit wuchtigen Doom-Riffs und intelligentem Drumming von Lucas Freise aufmarschiert und keinen Hehl daraus macht, dass SERVANTS TO THE TIDE mit Sicherheit große Verehrer von ATLANTEAN KODEX sind. Im weiteren Verlauf der Reise muss man aber auch an SOLSTICE oder WHILE HEAVEN WEPT denken. Und so weit möchte ich meinem Fazit auch schon vorgreifen, Leute mit einem Faible für diese Bands können hier blind zugreifen. SERVANTS TO THE TIDE laufen auch niemals Gefahr, zu einem Abklatsch dieser Genre-Größen zu verkommen, vielmehr ergänzen sie das Pantheon, da sie jederzeit eigenständig genug agieren. Mit 'North Sea' folgt eine wirkliche Sternstunde in den Analen des Epic- und Epic Doom-Metals. Getragen, majestätisch, melancholisch wird dem kühlen und mitunter grausamen Meer des europäischen Nordens Tribut gezollt. Musikalisch und textlich ist das ganz großes Kino! Man hat die wogenden grauen Fluten unter einem bleischweren Himmel regelrecht vor Augen und Sänger Stephan Wehrbein zeigt hier eine mehr als souveräne Leistung. Überhaupt passt seine Stimme perfekt zu den Songs. Hauptakteur Leonid hat hier ein wirklich glückliches Händchen an den Tag gelegt. Das gilt übrigens für das gesamte Werk, zeichnet er sich doch ausnahmslos für die Musik und die tiefgründigen Texte verantwortlich. Entstanden ist das Album über einen Zeitraum von vielen Monaten an verschiedenen Orten, das tut dem Endergebnis jedoch keinen Abbruch, denn die Produktion klingt keineswegs gestückelt. Es ist eine Undergroundproduktion, die dem Album die notwendige Authentizität verleiht, ohne dabei Kompromisse bei der Durchschlagskraft einzugehen. Die Scheibe klingt wuchtig wenn erforderlich, aber auch klar und differenziert, was besonders den ruhigen Passagen zugute kommt. Die zweite Seite wird von 'On Marsh And Bones (The Face Of Black Palmyra)' mit einem wuchtigen Marsch eröffnet, der dem Hörer klar macht, dass es hier episch weiter geht. Druckvoll, streckenweise fast schon geschwind und mit einem dramatischen Chorus, der uns von einem verdorbenen Ort kündet. Der Song klingt mit einer Spoken-Word-Passage aus (eingesprochen von Paul Thurau, bekannt durch FROSTTIDE und GORGON), um dann fast nahtlos in das bereits im Vorfeld veröffentlichte 'Your Sun Will Never Shine For Me' überzugehen. Auch hier ist wieder wunderbar zu hören, dass sich getragene Melancholie und Durchschlagskraft nicht ausschließen müssen. Den Schlusspunkt bildet der Achtminüter 'A Servant To The Tide', welcher einen unkonventionellen Aufbau hat und dem Album zum Schluss noch ein Mal ein ganz starkes Ausrufezeichen versetzt. Gegrowlte Vocals von Gastsänger Luc Francois (MIND PATROL) sowie der ausklingende Piano-Part, welchen Jeff Black von den Kanadiern GATEKEEPER eingespielt hat, sorgen ebenfalls dafür, dass der Song so eigenwillig wie hervorragend ist. Nach einer ausgesprochen dichten halben Stunde, vollgepackt mit Emotionen und Dramatik, verklingt der letzte Ton. Und hier schließt sich auch mein einzig echter Kritikpunkt an: Mir ist die Scheibe zu kurz. Andererseits ist es aber unbestreitbar eine Leistung, 34 Minuten so hochkarätig zu besetzten und sich dabei keinen Filler zu erlauben. Also, es ist gut so wie es ist, und ich habe sehr große Freude an dem Album. Man hört hier einfach mit jeder Note, dass hier absolute Enthusiasten am Werk sind, die für die Umsetzung ihrer musikalischen Vision leben. Zusammen mit dem undergroundigen Do It Yourself-Ansatz von Leonid resultiert daraus ein aus Leidenschaft und Herzblut geschmiedetes Produkt, welches für mich exakt den Metal-Spirit atmet, den ich einfach über alles liebe. Für mich persönlich prognostiziere ich da bereits vorab einen sehr prominenten Platz sehr weit oben in meiner Jahresliste, auch wenn das Jahr noch vergleichsweise jung ist. Gesamtwertung: 9.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01: Departing From Miklagard 02: A Wayward Son´s Return 03: North Sea 04: On Marsh And Bones (The Face Of Black Palmyra) 05: Your Sun Will Never Shine For Me 06: A Servant To The Tide | Band Website: www.facebook.com/servantstothetide Medium: CD Spieldauer: 34:05 Minuten VÖ: 26.03.2021 |
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