Hellyeah - Welcome Home

Review von Damage Case vom 30.09.2019 (6161 mal gelesen)
Hellyeah - Welcome Home Manche Situationen sind einfach ernst. Da fallen einem keine blöden Witze ein, und wenn doch würde man sie nicht aussprechen. Was zur unwitzigen Ernsthaftigkeit hat das mit HELLYEAH zu tun? Am 22.Juni 2018 erlag ihr Bandgründer und Schlagzeuger Vinnie Paul (vormals PANTERA und DAMAGEPLAN) im Alter von 54 Jahren völlig unerwartet einem Herzinfarkt. Die Schlagzeugaufnahmen zum damals noch unbetitelten sechsten HELLYEAH-Album waren bereits im Kasten. Nun stand die Band auf einmal ohne ihr prominentestes Mitglied (und ohne Schlagzeuger) da. Was tun? Die Band um Gitarrist Tom Maxwell und Sänger Chad Gray ließ sich mehr als ein Jahr mit der Fertigstellung von "Welcome Home" Zeit und tat gut daran, ein respektvolles und gleichzeitig hart nach vorne rockendes Album einzuspielen - nichts anderes hätte Vinnie Paul wohl von seiner "Band Of Brothers" (so der Titel des dritten Albums aus dem Jahr 2012) erwartet. Allerdings ist noch nicht entschieden, ob die Band nach den laufenden und noch anstehenden Live-Aktivitäten weitermachen wird, auch wenn mit Roy Mayorga ein Nachfolger an der Schießbude rekrutiert wurde.

Und so gelang es den verbliebenen Bandmitgliedern, einen Tribut auf Festplatte zu bringen, der zu Recht als das beste HELLYEAH-Werk seit dem herausragenden selbsbetitelten Debüt von 2007 bezeichnet werden kann. Neben den typischen Brechern in der Schnittmenge von Nu/Modern Metal (das Eröffnungsdoppel '333' und 'Oh My God') und Rock ('Black Flag Army' oder 'Boy') sind auch popigere Momente mit catchy Melodien enthalten, man lausche nur mal 'I'm The One', oder das mit massiver Südstaaten-Prolligkeit kokettierende 'Perfect'. Das Album ist derart up to date produziert, dass man sich des Öfteren bei dem ketzerischen Gedanken wiederfindet, ob das Schlagzeug hier tatsächlich nicht von einem Drumcomputer eingespielt wurde. Gesangswunder Chad Gray (ehemals MUDVAYNE) brilliert einmal mehr als Brüllwürfel, Lagerfeuersänger oder Einflüsterer - 'Bury You' soll hierzu beispielhaft Zeugnis ablegen. In all diesen Rollen macht er die Songs durch seine Performance stets besser, und es bleibt deswegen auch 2019 ein Mysterium, weshalb dieser Frontmann bisher "nur" bei kommerziell mittelprächtig erfolgreichen Combos sein Können zeigen durfte. Er ist zweifelslos ein Mann für die erste Reihe.

Fazit: "Welcome Home" im Speziellen ist ein würdiges finales Vinnie Paul-Album, das nochmal seinen einzigartigen Punch, eingebettet in eine Vielzahl von zeitgemäß rockenden Songs, dokumentiert und mit dem Spoken Word-Outro 'Irreplaceable' sehr respektvoll endet. HELLYEAH im Allgemeinen könnte die dritte grandiose Band sein, die, aufgrund tragischer Abbott-Familienumstände aus ihrer Existenz gerissen, jäh endet. Hoffentlich nicht, es wäre den verbliebenen Jungs zu wünschen.

Drei Anspieltipps: Der mächtige Titeltrack (in dem man glaubt ein verfremdetes Akkordeon zu hören), das groovige 'At Wicks End', welches nicht nur im Gesang an Alice In Chains erinnert sowie die wirklich große und völlig unkitischige Abschiedsballade 'Skyy And Water' ("Where the skyy meets the water, I see you…" - Gänsehaut pur!).

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. 333
02. Oh My God
03. Welcome Home
04. I’m The One
05. Black Flag Army
06. At Wicks End
07. Perfect
08. Bury You
09. Boy
10. Skyy And Water
11. Irreplaceable
Band Website: www.hellyeahband.com
Medium: CD
Spieldauer: 36:34 Minuten
VÖ: 27.09.2019

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