Livebericht Animals As Leaders |
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Ein Livebericht von Opa Steve aus Köln (Underground) - 24.04.2012 (15912 mal gelesen) |
Kurz war es! Ja, verdammt kurz. Aber war es dadurch schlechter? Nein, auf keinen Fall. Aber lest selbst.... ANIMALS AS LEADERS, die für mich mit "Weightless" die CD des Jahres 2011 aufgenommen haben, entpuppen sich als zunehmend tourfreudig, und so standen sie nach einer Stippvisite bei der Frankfurter Musikmesse auch noch für eine Clubtour in Deutschland auf der Matte. Also nichts wie hin, und mal gucken, was diese Instrumentalgenies denn live so auf der Pfanne haben. Knapp 20 Euro Eintritt im Kölner Underground, und das ohne Vorgruppe, das ist schon ein Happen, den man verdauen muss. Und mir schwante, dass bei dem abschreckend komplexem Material sowie dem Underground-Status vermutlich zwei oder drei Dutzend hornbrillenbewehrte Nerds im Club auftauchen würden. Ja Pustekuchen! Der Liveclub-Saal war zwar nicht brechend voll, aber doch voll. Hätte ich nicht gedacht. Und das Trio um Tosin Abasi enterte die Bühne, auf deren Hintergrund bereits Videoprojektionen liefen, die das Geschehen visuell untermalen sollten. Schon beim Opener 'Wave Of Babies' haute es mich aus den Socken. Ein glasklarer Sound kam da von der Bühne, wie ich ihn schon lange nicht mehr live vernommen habe. Vom räumlich präzisen Schlagzeug des Neuzugangs Matt Garstka über die stark im Panorama verteilen 8-Saiter von Tosin und Javier bis zu den eingespielten Sample-Spuren, die per Playback zum Clicktrack gemischt wurden, war alles präzise zu hören. Die besten Voraussetzungen. Und es war beeindruckend, wie nah die Live-Performance an der CD-Qualität war. Während sich Matt an den Drums so richtig verausgabte und die rhythmischen Finessen seines Vorgängers Navene Koperweis mit Nachdruck auch durch Kuriositäten wie 10/3-Takt hämmerte, blieben Tosin und Javier für das Hochgeschwindigkeits-Feuerwerk auf dem Griffbrett erstaunlich cool. Und so spielten die drei das Publikum spätestens beim ersten "Weightless"-Titel ('Earth Departure') komplett um dem Verstand. Hinter mir stand ein Typ mit seinen Leuten und meinte auf einmal: "Das ist das erste Konzert, wo ich heulen muss - weil's so schön ist!". Aber genauso sind ANIMALS AS LEADERS. Während die meisten Frickel-Progger pure Technik zeigen, sind die Songs von Tosin Abasi voller Seele; schwerelose Klangwolken, die sich manchmal aus minimalistischen Tönen und ein paar Effekten zusammensetzen wie bei frühen PINK FLOYD, manchmal aber auch hochkomplexe Architektur besitzen und aus einem Feuerwerk einzelner Partikel erhabene Strukturen formen. 'Isolated Incidents' war ein gutes Beispiel dieser Bandbreite, welches auch beeindruckend beim Gig rüberkam. Und nur wenigen fiel auf, dass die Band eigentlich null Show abriss. Kein Posing, keine Action, nein; jeder stand vor seinem Pedal-Board, konzentriert mit dem Griffbrett verschmolzen. Lediglich die Videoshow auf den beiden Leinwänden sorgte für Bewegung - und natürlich Drummer Matt. Aber die Songs waren für sich spektakulär genug, um nach jedem Titel einen Jubel zu entfachen, als hätten dort IRON MAIDEN gerade verschwitzt ihren Eddie verabschiedet. Beeindruckend war, wie souverän Matt die Songs begleitete, war er doch erst im März in die Fußstapfen von Navene getreten und musste sich innerhalb eines Monats den Kram draufschaffen. Dabei hat er sich aber keine Blöße gegeben. Tosin selbst hatte am Bühnenrand ein Mikro, welches er sporadisch für kurze Ansagen nutzte. Oder eben für ein paar knochentrockene Sprüche, so als z.B. das Stimmen der Gitarren etwas Zeit in Anspruch nahm, was er mit einem schelmischen "Too many strings." kommentierte. Javier bekam zwischendrin im Set noch einen eigenen cleanen Solo-Part, bei dem Tosin und Matt kurz zum Relaxen Backstage gingen. Überhaupt sind die beiden Gitarreros, obwohl Tosin die Songs im Alleingang schreibt, in ihren Parts komplett gleichberechtigt. Dass es den Frontmann oder Solisten nicht gibt macht die Band noch sympathischer. 'CAFO' vom Debütalbum sorgte mit seinen komplett durchgeknallten Gitarrenläufen dann für das Ende des regulären Sets. Nach einigen ruhigeren "Weightless"-Songs davor wurde jetzt nochmal richtig die Shredsau rausgelassen. Natürlich gab es anschließend minutenlange "Zugabe!"-Chöre, bis das Trio nochmal auf die Bühne zurückkam. Tosin bedankte sich mit einem schüchternen "Cool....". Zum Abschluss gab es noch den Titelsong des aktuellen Albums, und dann gingen die Lichter des Clubs leider wirklich an. Tosin sagte mir nach der Show, dass die kurze Dauer nicht zuletzt an fehlender Vorbereitungszeit und dem hohen Aufwand lag, wobei der neue Drummer sicherlich auch ein Faktor gewesen ist. Doch schon jetzt, wenige Wochen später, steht fest, dass die Band noch dieses Jahr zu einer größeren Tour in größere Locations zurückkehren wird. Genug Zeit für euch, sich den Stoff in Ruhe reinzuziehen und in wenigen Monaten wieder live abzufeiern! Trotz der Kürze war dieses Konzert eins der ganz besonderen, dessen Magie nur selten erreicht wird. |
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