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Der große Bleeding4Metal Weintest |
Ein Artikel von Lestat vom 23.10.2016 (18625 mal gelesen) |
Bekanntermaßen will die eine oder andere Band ihre Fans mit einem Maximum an Merchandise versorgen. Einige Bands sind so lieb und decken ihre Fans auch mit Getränken ein. Ob der Geschmack die eher gehobenen Preise rechtfertigt, oder es sich hier doch eher um Nepp handelt, lest ihr in den folgenden Zeilen.
Bereits im Jahr 2013 führte die Bleeding4Metal-Crew einen unabhängigen Test durch, um die Biere auf dem Markt zu testen. Das Ergebnis wurde in einem Video festgehalten und dokumentiert, dass die meisten Biere eher müde Brühen sind - das IRON MAIDEN Trooper-Bier ausgenommen.
Heuer widmeten wir uns den Weinen. Wer denkt, Wein sei kein Metal: Das sehen die geschäftstüchtigen Bands anders. Unter anderem sind AC/DC, BLIND GUARDIAN, ACCCEPT, NIGHTWISH, SLAYER und AMON AMARTH unter die Winzer gegangen und lassen sich das Ergebnis mit ca. 13-14,50 € pro Flasche entlohnen. Unsere Auslese sah konkret wie folgt aus, getestet wurde auch in der genau der Reihenfolge:
AC/DC Back in Black Shiraz, Australien, 2011
AMON AMARTH Shiraz, Australien 2012
BLIND GUARDIAN Syrah, Südfrankreich, 2011
BLIND GUARDIAN Red Mirror Merlot, Aragon / Spanien, 2012
SLAYER Reign in Blood Red Cabernet Sauvignon, Kalifornien, 2010
ACCEPT Primitivo, Apulien / Italien, 2012
NIGHTWISHs Imaginaerum-Wein konnte leider nicht verkostet werden, da deren Wein im gesamten Internet nicht mehr zu finden war. Auch der AC/DC Back in Black Shiraz war nur noch schwer aufzutreiben. Alle anderen Weine findet man in der Regel bei dem einschlägigsten Mailorder für Metal und Wein. An dieser Stelle sei allerdings angemerkt, dass das Verhalten im Support unter aller Kanone ist. In der Vorbereitung wurde angefragt, ob sie denn bereit seien, der Redaktion ob dieser Werbemaßnahme mit den Preisen entgegenzukommen. Es gab trotz mehrfacher Nachfrage, sowohl über das Kontaktformular als auch per E-Mail keine Antwort. Ein einfaches Nein hätte gereicht.
Das Hauptergebnis des Abends sei gleich vorweg genommen: Es gab zwar den einen oder anderen Wein, der durchaus lecker war. Nur die Preisregion, in der die Weine vorgeben zu sein, erfüllte geschmacklich keiner.
Getestet wurden in den Kategorien Color (Färbung), Odor (Bukett, also Geruch), Sapor (Geschmack) und Etikett. Das sind weitestgehend die gängigen Kategorien bei einer Weinverkostung - mit der Ungenauigkeit, dass normalerweise auch der Abgang gesondert gewertet wird. Wir waren so frei und haben den mit in den Geschmack gepackt. Gewertet wurde dabei in Schulnoten. Das Etikett floss nicht in das Endergebnis ein, da das mit dem Wein an sich ja nichts zu tun hat. In dieser Nebenwertung gewann der SLAYER Reign in Blood Red mit einer Durchschnittswertung von 1,7.
So gut sollte es aber nicht weiter gehen. Etwa die Hälfte der Weine konnte eigentlich nur als entäuschend gewertet werden. Nimmt man das Hauptkriterium für den gewöhnlichen Weintrinker, den Geschmack, dann haben wir nur einen Wein dabei, der im Bereich "gut" liegt, drei Weine im Bereich "befriedigend" und zwei Weine mit "ausreichend".
Sieger in dieser Kategorie war der BLIND GUARDIAN Merlot mit einer Wertung von 2,1. Er konnte überzeugen mit einem recht großen Volumen, das sich von eher lieblich bis trocken entwickelte und mit einer ausgewogenen Fruchtigkeit glänzte. Das ist insofern sehr interessant, da der BLIND GUARDIAN Syrah (was im Übrigen in anderen Worten auch ein Shiraz ist) mit 4,0 der zweitschlechteste Wein war. Dahinter kam nur noch der AC/DC Shiraz mit einer Wertung von 4,3. Problem der beiden Verlierer war ein eher flacher Geschmack, kein runder Abgang, insgesamt mangelnde Harmonie. In der allgemeinen Meinung war auch der SLAYER Cabernet Sauvignon eher enttäuschend, da zu flach, insbesondere da die Rebsorte eigentlich für ihre Geschmacksexplosion bekannt ist. Lediglich ein Redakteur befand diesen mit einer glatten "sehr gut". Tragisch war auch der ACCEPT Primitivo: Dieser startet famos im Mund, ist aber im Abgang dermaßen flach, dass man fast das Gefühl hat, keinen Wein getrunken zu haben. Das ist sehr schade, es wäre ansonsten sicher mehr drin gewesen in der Wertung.
Beim Geruch gab es einen eindeutigen Sieger: Es war wieder der BLIND GUARDIAN Merlot mit einer Traumwertung von 1,5, deutlich vor dem zweiten, dem AMON AMARTH Shiraz mit 2,2. SLAYER und ACCEPT hatten schon eine relativ starke Diskrepanz zwischen Versprechen (Geruch) und Realität (Geschmack), lagen bei den beiden die Wertungen um 0,6 Punkte auseinander. Besonders drastisch war es allerdings bei AC/DCs Back in Black Shiraz, welcher mit einem Schnitt von 3,1 von "gut" immer noch sehr weit entfernt war, aber noch besser da stand als bei der Geschmackswertung.
Ähnlich sah es bei der Färbung aus: Der Merlot der Krefelder räumt mit einer Wertung von 1,4 ab, der nächste ist der ACCEPT Primitivo mit 1,9, danach kommt der Rest mit Wertungen von 2,3 bis 3,3. Hierbei muss man allerdings anmerken, dass es sich hierbei wohl um die subjektivste der drei Kategorien handelt. Denn was ein schönes Weinrot ist, definiert wohl jeder ein wenig anders.
Das führte zu folgendem Endergebnis:
1. BLIND GUARDIAN Red Mirror Merlot mit einer Wertung von 1,7
2. AMON AMARTH Shiraz mit einer Wertung von 2,3
3. ACCEPT Primitivo mit einer Wertung von 2,5
4. SLAYER Reign in Blood Red Cabernet Sauvign onmit einer Wertung von 2,8
5. BLIND GUARDIAN Syrah mit einer Wertung von 3,2 (die Color zog ihn ordentlich nach oben)
6. AC/DC Back in Black Shiraz mit einer Wertung von 3,4
Im weitesten Rahmen akzeptabel für den Preis war also der BLIND GUARDIAN Merlot, auch wenn keiner von uns diesen für den Verzehr nochmals für 12,95 € kaufen würde. Wohlgemerkt rangierte er damit auch noch am unteren Ende der Preisskala. Alle anderen Weine sind bei dem Preis definitiv eher Merchandiseartikel.
Zu guter Letzt noch ein wenig Selbstkritik: Natürlich waren wir von professionellen Testbedingungen doch ein ordentliches Stück weg. So wurden nicht kleine Schlückchen, sondern immer gleich in etwa Achtelliter verkostet (Anm. d. Red.: wir als Profis wollten nur schauen, ob ein Wein nach dem achten Schluck genauso schmeckt wie nach dem ersten - das ist pure Fairness!), die Weine konnten vorher nicht eine Stunde atmen und die Temperatur war auch eher Raumtemperatur als die empfohlenen ca. 16°. Wir trinken so aber auch den gewöhnlichen Wein zum Essen, und bei diesen finden sich mitunter größere Perlen.
Zu diesem Weintest existiert übrigens auch noch wie beim Biertest eine Videodokumentation, die wir nach jugendfreiem Schnitt und ausreichender Selbstzensur bei Zeiten hier und auf Youtube veröffentlichen werden.
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