Interview mit Simon von War From A Harlots Mouth

Ein Interview von Kex vom 29.06.2009 (12025 mal gelesen)
Nach wie vor auf Achse, hat sich WAR FROM A HARLOTS MOUTH Gitarrist Simon dennoch Zeit genommen, Fragen zum neuen Album und zur ereignisreichen Tour zu beantworten:

Seit bald einem Monat steht "In Shoals" in den Plattenläden, Gratulation! Bei euch ging es ja furchtbar schnell Berg auf, nach dem ersten Album schon eine Headliner Tour, Respekt.

Simon: Dankeschön! Also, es lief alles ganz gut für uns, das stimmt. Wir hatten einen guten Start und stecken eine Menge Arbeit in die Sache, von daher ist es schön, dass es sich gewissermaßen auszahlt in Form von vielen Touren.

Während dieser habt ihr letztes Jahr direkt international unter anderem in Russland gespielt, wie war das?

Simon: Russland war ein ganz spezielles Erlebnis. Die Shows für sich waren schon der Wahnsinn, in Moskau haben sich zum Beispiel ein paar Kids während unseres Sets kurz die Ärmel ihrer Zipper in Brand gesetzt und sind so durch den Pit gewütet...sowas haben wir noch nie erlebt und werden wir sobald wohl auch nicht mehr erleben. Ansonsten war Moskau sowieso eine sehr aufregende Stadt, wir hatten zum Glück einen Tag zum Sightseeing und gute Führer. Die Nachtzugfahrt von St. Petersburg war auch, nennen wir es mal "speziell", und das in ständiger Gegenwart der australischen Sunnyboys von PARKWAY DRIVE...sehr interessant, haha!

Während euerer Tour gab es einen Abbruch auf Grund rechter Vorkommnisse, ihr habt sehr konsequent durchgegriffen, vermisst ihr das in der Szene?

Simon: Naja, es reden immer viele, so viel ist sicher. Die Ansage gegen Nazis hört man ja an sich auf beinahe jeder Show, ob im Fall des Falles auch hart durchgegriffen wird, ist halt die Frage. Generell funktioniert das in der Hardcore-Szene allerdings ganz gut, da viele Clubs und Veranstalter selbst schon drauf achten und rechte Leute gar nicht erst rein lassen. Allerdings erfordert das wie gesagt auch wieder die Bereitschaft zu handeln, präventiv im Sinne vom informiert sein, damit schwarze Schafe schnell erkannt werden, und dann eben auch vor Ort mit dem Rauswurf. Im Endeffekt hat aber immer alles zwei Seiten und ich kann verstehen, wenn sich z.B. einzelne nicht trauen, auch mal zu handeln. Naja, hören wir auf zu reden...handeln wir lieber. Less talk, more action! ;)

Wie hat sich der Kontakt zur "Kein Bock auf Nazis"-Initiative weiterentwickelt?

Simon: Die Macher der Initiative hatten sich nach der abgesagten Show bei uns gemeldet und es besteht die Idee, in Zukunft mal eine Tour zu machen, die bewusst durch Problemregionen führt und dort eben auch den Auftrag erfüllen möchte, zu informieren. Wann das umgesetzt wird, ist noch unklar...aber wenn es so weit ist, wird die "Kein Bock auf Nazis"-Initiative ein Teil davon sein, soweit ist man sich einig.

Zurück zu "In Shoals", wie nahmen Fans und Presse euer Werk auf?

Simon: Wie immer: gemischt! ;) Aber insgesamt ist das Feedback bisher wirklich sehr gut, was uns natürlich freut. Besonders live wurden die Songs gut aufgenommen bisher, also können wir uns nicht beschweren.

Warum der Titel "In Shoals"?

Simon: Nun ja, dieser nimmt natürlich Bezug auf das Grundkonzept der meisten Texte. Es geht uns im Titel darum, offen zu lassen wer oder was da in Schwärmen Über uns hereinbricht, die große Unbekannte sozusagen. In den Texten entschlüsselt sich das natürlich ein bisschen, oder sagen wir mal - es beginnt mehr Sinn zu machen, aber konkret Licht ins Dunkel gebracht wird natürlich nicht. Ein bisschen Konspiration muss eben sein, haha...

Ihr wolltet durch eure Texte die düstere Atmosphäre des Albums stützen, könnt ihr da Beispiele nennen?

Simon: An sich sind die Texte halt weder lustig noch positiv, von daher ergänzt sich das automatisch mit der etwas düsteren Ausrichtung der Musik auf "In Shoals". Es dreht sich um Wirtschaft, Massenmedien, Religion und Politik, und wir alle wissen ja, dass diese Dinge ihre dunklen Seiten haben. Genau von diesen handeln die Texte, einfach gesagt.

Stand Berlin Pate für die Texte? Bei 'Crooks at your door', 'What happens in the District...' und '...stays in the Dictrict' dachte ich direkt ich wäre dort.

Simon: Haha, nein, dieses Mal nicht. Bei unserem Debüt war das viel mehr so, dass Berlin als Großstadt uns zu einigen Texten inspiriert hatte. Dieses Mal waren eher globalere Themen wichtig, Dinge die eben nicht immer nur unbedingt in unserem Umfeld geschehen, sondern die einen Einfluss auf alle Menschen haben. Das trifft schlussendlich also auch wieder die Menschen von Berlin, aber der Ursprung ist auf jeden Fall dieses Mal nicht in dieser Stadt.

Auf diesem Album findet sich insgesamt mehr Jazz als auf "Transmetropolitan", weshalb?

Simon: Darauf gibt es nur eine Antwort: Weil wir Lust drauf hatten. ;)

WAR FROM A HARLOTS MOUTH ist mittlerweile euer Hauptprojekt, lässt euch der rasante Erfolg Zeit für weitere Nebenprojekte?

Simon: Nicht so wirklich, sage ich mal. Ich mach nebenbei noch etwas, aber das kommt natürlich null aus dem Arsch und das ist auch nicht so wild. Musikalisch lastet einen WFAHM ja auch wirklich genug aus, von daher ist das schon ok so. Ich glaube, keiner von uns hat das Bedürfnis, noch irgendwas anderes wirklich konsequent zu machen.

Warum zieht ihr eigentlich eine Myspace-Präsentation einer "normalen", übersichtlicheren Homepage vor?

Simon: Wir planen schon seit laaangem eine richtige Website zu machen, aber irgendwie kommt es nie dazu. Im Endeffekt hat MySpace so seine Vorteile, da dort alles geballt auf einer Seite zu finden ist, inklusive der Musik. Von daher lässt es sich damit also auch vorerst noch leben, aber irgendwann mal - und zwar hoffentlich bald - kommt mal eine vernünftige Website dazu.

Was haltet ihr von Enzyklopaedien wie der Encyclopeadie Metallum? Nico dürfte diese vielleicht bekannt sein, THE OCEAN finden sich dort auch wieder.

Simon: Ich hab ehrlich gesagt noch nie in die genannte Enzyklopaedie reingekuckt, aber ich glaube mich erinnern zu können, dass Nico von der Mal erzählt hat. Im Endeffekt ist das ja ne coole Sache, solange es ordentlich recherchiert ist. Generell ist das allerdings nichts, was ich jetzt unbedingt lesen würde.

Das soll es an Fragen auch schon gewesen sein, die letzten Worte gehören euch:

Simon: Besten Dank für das Interview und die Geduld. Ich hoffe wir sehen uns bald mal auf einer unserer Shows...checkt "In Shoals" aus, nehmt euch mehr Zeit für Musik, auch wenn sie heutzutage so leicht zu beschaffen ist. Das war es von meiner Seite...;)

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