Livebericht Vanderbuyst (mit Diablo Blvd und Bliksem) |
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Ein Livebericht von RJ aus Essen (Turock) - 04.09.2015 (18191 mal gelesen) |
Der heutige Freitag steht ganz im Zeichen des Dreiländerecks Deutschland, Niederlande und Belgien, wobei der Ort Vaals wenig damit gemein hat. Gemeint ist vielmehr das musikalische Zusammentreffen, wobei die Musik von unseren Nachbarn kommt, während Deutschland, speziell das Turock in Essen, als Austragungsort fungiert und die heimische Zuhörerschaft stellt. Geboten werden an diesem Abend vier Bands, so dass uns ein vollgepacktes Programm erwartet. Den Auftakt machen pünktlich um 19:30 Uhr DEATH ALLEY, die nach einem Intro engagiert loslegen und sogleich für Bewegung im rund 70-köpfigen Publikum sorgen. Doch halt, Auslöser für die Positionsveränderungen im Publikum ist primär gar nicht die Musik der Holländer, sondern drei von hinten nach vorne stürmende, leicht dralle Groupies der Jungs auf der Bühne, die sich mit etwas Abstand zur Bühne in Position bringen und wie auf Kommando mit ihren Rundungen anfangen zu wackeln. Auf die vier Herrschaften auf der Bühne wirkt die Szenerie wie ein Zehnerpack Red Bull, entsprechend motiviert und angefixt gibt man Gas und legt sich mächtig ins Zeug. Wer mit DEATH ALLEY sogar nichts anfangen kann, der sollte wissen, dass sich die Band aus Mitgliedern von THE DEVIL'S BLOOD, GEWAPEND BETON und MÜHR zusammensetzt. Musikalisch liegen die Jungs irgendwo in der Schnittmenge von BLACK SABBATH, BLUE ÖYSTER CULT und einigen Vertretern der psychedelischen Fraktion der 70er. Die 40-minütige Setlist besteht weitestgehend aus dem im Mai erschienenen Debütalbum, das beim leider recht rar gesäten Publikum gut ankommt. DEATH ALLEY machen auch einen richtig versierten Eindruck und setzen die Begeisterung beim Publikum mit ihrer Spielfreude und dem Faible für Longtracks frei. Nach dem Auftritt wird flugs abgebaut, während die Herrschaften von BLIKSEM bereits die Bühne entern, auf der insbesondere Rob den Hauptjob zu tragen hat, weil er sein Drum-Kit aufbauen muss. Auch die drallen Mädels haben sich nach dem Auftritt von DEATH ALLEY flugs wieder zurückgezogen und ihren recht prominenten Platz im vorderen Bereich freigemacht. Nach gut zwanzig Minuten ist der erste Umbau bereits gelaufen und ohne Umschweife legen BLIKSEM los. Das Quintett aus Antwerpen verzichtet einfach auf den Moment, wo die Band die Bühne erklimmt und den Beifall des Publikums in sich einsaugen kann. Dies ist wohl dem Zeitkorridor geschuldet, denn alles ist eng getaktet. Auch die Setlist musste man anscheinend anpassen, denn aus den noch im Interview genannten neun Tracks sind nunmehr acht geworden. Auf dem Programm gefallen ist somit das Stück 'The Hunt'. Wenigstens in Sachen Publikum hat sich noch etwas getan, denn mittlerweile verfolgen circa 120 Leute das Geschehen auf der Bühne, auch wenn es noch lange nicht der angemessene Rahmen für die Qualität, die heute auf der Bühne steht, ist. BLIKSEM, eigentlich als reine Thrash Metal-Band gestartet, hat mit dem neuen und erst vor einer Woche erschienenen Album eine kleine Wandlung vollzogen und stellt sich musikalisch wesentlich variabler dar. Diese Veränderung kommt insbesondere auch Sängerin Peggy Meeussen zugute, die mit ihrer Hammerstimme endlich singen darf. Leider bekommt man davon in Bühnennähe so gut wie nichts mit und nachdem sich auch keine Besserung einstellt, gehe ich weiter nach hinten. Der Gesang kommt hier nur unwesentlich besser zur Geltung und so dauert es bis zum vorletzten Stück, bis die Techniker vom Turock reagieren und das scheinbar defekte Mikro tauschen. Schade, dass ein wirklich guter Auftritt so getrübt wird, dennoch spendet das Publikum fleißig Beifall für die Belgier. Setlist BLIKSEM: Crawling In The Dirt Kywas Room Without A View Face The Evil Barbaric Nation Twist The Knife The Hunt Fucked Up Avenue The Life On Which I Feed Gleiches Prozedere bei der Umbauphase wie eben, wobei DIABLO BLVD. den Willkommens-Applaus mitnehmen und ihren Auftritt zu zelebrieren wissen. Dies erfolgt insbesondere in der Person von Frontmann Alex Agnew, der in einem Cowboy-Outfit und mit Sonnenbrille die Bühne entert und sich als aktiver und redseliger Mann am Mikro beweist. Seine zuvor betriebene Karriere als Stand-up-Comedian gepaart mit ansprechenden Deutschkenntnissen sorgt schnell und nachhaltig für die Interaktion mit dem Publikum, das sich so schnell eingefangen fühlt und positiv auf die Animation reagiert. Die recht lockere Atmosphäre sorgt für Stimmung und lässt einige Gäste mitgrölen. Die Jungs, die ebenfalls aus Antwerpen kommen, können sich an diesem Abend über mindestens zwei Die-Hard-Fans freuen, die tatsächlich jede Zeile des gebotenen Songmaterials mitsingen können. Die Belgier sind bereits zehn Jahre aktiv, haben im Frühjahr ihr drittes Album veröffentlicht und scheinen sich auf die musikalische Karriere fokussieren zu wollen. Ihre Mischung aus Härte und Melodie, dazu noch ein paar publikumswirksame Einlagen, und fertig ist eine rundum gelungene Bandpräsentation, die damit bereits der dritte Höhepunkt hintereinander an diesem Abend ist. Setlist DIABLO BLVD.: Beyond The Veil Fear Is For The Enemy Virus Scarred And Undefeated Saint Of Killers Rise Like Lions Black Heart Bleed Letzte Umbauphase an diesem Abend, wobei auf der Bühne Platz geschaffen wird, denn das Drum Kit der Band steht bereits auf der Empore. Es wird ein Auftritt mit Wehmut werden, kann ich mir vorstellen, denn die Holländer haben letztes Jahr kurz vor Weihnachten das Ende der Band vorhergesagt. Nein, nicht sofort, aber das Jahr 2015 wird das letzte in der Bandgeschichte sein und wenn man sich die Ankündigung der Band durchliest, dann kann man schon eine große Portion Resignation herauslesen. Vielleicht liegt es auch an der zu großen Erwartungshaltung, die man, als man 2008 mit VANDERBUYST startete, sich selbst auferlegt hatte. Die zwangsläufig einzukalkulierenden Entbehrungen und der sich nicht einstellende Karriereschub haben wohl zu der Erkenntnis geführt, dass es besser ist, wenn man aufhört, wenn es am schönsten ist. So kommen die rund 120 Besucher in den Genuss, eins der letzten Abschiedskonzerte der Holländer genießen zu dürfen, denn Essen ist die viertletzte Station und dann ist der Drops gelutscht. Das Trio lässt sich den Abschiedsschmerz (noch) nicht anmerken, die gute Laune beim Soundcheck ist auch beim Konzert noch präsent und über mangelndes Engagement kann man sich im Publikum wirklich nicht beklagen. Aus den Augenwinkeln kann ich erkennen, dass Peggy von BLIKSEM auf ihrem Schemel in der Merchendising-Ecke textsicher bei der Sache ist und scheinbar auch sichtlich Spaß hat. VDB, wie sich die Band auch in Kurzform nennt, geht routiniert und mit Spaß an die Sache ran und hat für die Besucher eine rundum-Vollbedienung in Form einer Setlist ihrer besten Songs aus ihrem Repertoire im Gepäck. Der Anblick von der Bühne ins Publikum dürfte dagegen ein eher trauriger sein, da das Trio bereits vor ausverkauftem Haus das Turock bespielt hat. So muss man sich mit deutlich weniger, aber dennoch gut aufgelegten Zuschauern zufrieden geben, die zum Schluss tatsächlich noch eine emotionale Einlage mit 'To Last Forever' geboten bekommen, so dass bei dem ein oder anderen doch so etwas wie Wehmut aufgekommen sein dürfte. Damit geht ein toller Abend zu Ende, der musikalisch viel Abwechslung geboten hat und auch mit etwas Abschiedsschmerz versehen war. Leider haben sich recht weniger Besucher ins Turock verirrt, was hoffentlich nicht (nur) auf das Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Polen zurückzuführen ist. Auch wenn wir VANDERBUYST nicht wiedersehen werden, dürfen wir von den anderen drei Bands in der Zukunft noch etwas erwarten. Die Qualität ist auf jeden Fall vorhanden und mit einem funktionierenden Mikro dürfte auch der Auftritt für BLIKSEM eine rundum gelungene Geschichte werden. Auch der Himmel trägt Trauer über den Abschied von VDB, denn es regnet. Setlist VANDERBUYST: Welcome To The Night Flying Dutchman KGB December Stealing Your Thunder Light My Dynamite Lecherous Walking On Tightrope Tiger At The Crack Of Dawn From Pillar To Post To Last Forever |
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