Interview mit Noora Louhimo von Battle Beast

Ein Interview von Elvis vom 03.04.2019 (27248 mal gelesen)
Rechtzeitig zum starken neuen Album "No More Hollywood Endings" und der bevorstehenden Tour nahm sich BATTLE BEAST-Sängerin Noora Zeit für einen kleinen Plausch mit uns. Viel Spaß!

Hallo Noora, vielen Dank, dass du dir die Zeit für ein Interview nimmst! Euer neues Album "No More Hollywood Endings" gefällt mir wirklich sehr gut.

Noora Louhimo: Hallo, das freut mich zu hören!

Ich hoffe, ihr bekommt das häufiger zu hören, mir gefällt es nämlich sogar noch einen Ticken besser als "Bringer Of Pain", und das Album war schon echt stark. Wie zufrieden seid ihr insofern bislang mit den Reaktionen auf die neue Platte?

Noora Louhimo: Ich bin an sich sehr zufrieden, denn wir bekommen schon vielfach wirklich positive Reaktionen auf die Platte, aber teils gibt es auch Leute, die das Album absolut nicht mögen. Das finde ich aber gar nicht so verkehrt, denn es zeigt ja, dass ihnen unsere Platte offenbar nicht gleichgültig ist. Irgendeine Reaktion finde ich immer besser als gar keine.

Stimmt! Bei der letzten Tour habe ich ein Interview mit eurem Bassisten Eero geführt, da war der Split mit eurem ehemaligen Hauptsongwriter Anton ja noch nicht lange her. Ich war da schon sehr angenehm überrascht, wie gut das alles funktioniert für euch.

Noora Louhimo: Das zeigt offenbar, dass wir auch allesamt Musiker sind (lacht).

Anton hat mit BEAST IN BLACK ja mittlerweile seine neue Band, die offenbar auch gut läuft, was ich ebenfalls erfreulich finde. Aber ich muss sagen, ich mag einfach die Richtung, die ihr mit BATTLE BEAST eingeschlagen habt.

Noora Louhimo: Ja, wir wollten eine theatralischere Richtung einschlagen, die auch stärker noch an unserem Livesound orientiert ist. Zudem wollten wir auch gerne mehr poppige Elemente beziehungsweise Sachen aus anderen Metal-Spielarten einfließen lassen. Wir wollten quasi den Heavy Metal-Sound updaten und nicht nur diesen 80er-haften Klang mit den Synthies. Ich weiß, dass das schon auch ein Markenzeichen von BATTLE BEAST war und ist, doch denke ich auch, wir sind in der Lage, verschiedene Genres auf unsere eigene Weise zu kombinieren.

Für mich funktioniert das jedenfalls sehr gut.

Noora Louhimo: Freut mich zu hören (lacht)!

Mir gefällt, dass "No More Hollywood Endings" nochmals deutlich variabler ausgefallen ist. 'Unbroken' ist ja noch ziemlich genau das, was man von einem neuen "BATTLE BEAST-Song erwarten und vielleicht auch erhoffen würde. Der Titelsong direkt danach ist wiederum gleich schon ganz anders in seinem Ansatz.

Noora Louhimo: Ja, das stimmt wohl. "No More Hollywood Endings" ist tatsächlich stilistisch sehr vielfältig geworden. Was aber fast alle Songs verbindet, ist die Tatsache, dass es inhaltlich meist um sehr schmerzvolle und emotionale Themen geht. Da haben wir zum Beispiel Mobbing oder den Verlust einer geliebten Person. Im Gegenzug haben wir aber auch leichtere Songs wie etwa 'Endless Summer' auf dem Album, das ist einfach nur ein Liebeslied mit schönen Erinnerungen an einen gefühlt endlosen Sommer eben.

Grade 'Endless Summer' gefällt mir zum Beispiel sehr gut.

Noora Louhimo: Ja, ich finde ihn auch super. Wir haben zum Beispiel aber auch richtige Heavy Metal-Titel dabei wie 'Raise Your Fists' oder 'The Golden Horde', denn auch die gehören für uns dazu. Wir haben da auch wirklich coole kleine Stories in den Songs jeweils. 'Raise Your Fists' etwa handelt von diesem Videospiel, was Joona immer spielt. Den Namen des Spiels kann ich mir aber einfach nicht merken (lacht). 'The Golden Horde' wiederum handelt von etwas Historischem, nämlich den Mongolenhorden. Wir haben also wirklich einen ganzen Strauß an Themen, um die es geht. Nachdem das alles bei mir ein wenig gesackt ist, denke ich, ein großes Thema des Albums ist die selbst gewählte Ermächtigung, Verantwortung zu übernehmen: an sich selbst zu glauben, man selbst zu sein und daraus Kraft zu schöpfen, nicht einfach nur die Person zu sein, die andere Leute gerne in einem sehen wollen.

Das kann man auch hören. Was ich dabei bemerkenswert finde, ist, dass trotz der vielfach vielleicht traurigen Themen das Album einen nach dem Hören mit einem guten, positiven Gefühl zurücklässt. Das ist nicht unbedingt einfach.

Noora Louhimo: Es freut mich, dass das bei dir angekommen ist. Letztlich wollen wir ja, dass die Leute unsere Musik und die Shows genießen und sich daran erfreuen. Wenn wir das mit diesem Album erreichen können, freut mich das wirklich sehr.

'Endless Summer' wirkt insofern für mich ein bisschen wie der poppigste Song auf "No More Hollywood Endings". Ihr hattet ja bislang fast immer so einen Track auf den Alben, zum Beispiel 'Touch In The Night', was sicher polarisiert, aber mir zum Beispiel auch richtig gut gefallen hat.

Noora Louhimo: So habe ich das bislang noch nie betrachtet. Für mich ist der Song am ehesten beeinflusst von Sachen wie WHITESNAKE, SKID ROW oder GUNS N' ROSES, eine klassische Liebesballade, wie diese Bands sie auch hatten. Ich wollte so eine schon immer mal für uns haben. Deswegen bin ich auch sehr glücklich, dass wir diesen Song auf dem Album haben. Er bietet mir auch eine gute Gelegenheit, mal auf eine etwas bluesigere Weise zu singen. Damit kann ich den Leuten ebenfalls eine andere Seite von mir als Sängerin zeigen.

Das ist doch auch die Richtung aus der du als Sängerin ursprünglich ohnehin gekommen bist, nicht wahr?

Noora Louhimo: Ja, meine gesanglichen Wurzeln liegen definitiv im Blues- und Soul-Bereich. Ich finde schon super, dass ich das bei BATTLE BEAST jetzt auch mal ausleben konnte. Das mag ich ohnehin an dieser Band, ich kann einfach alle verschiedenen Aspekte meiner Stimme hier irgendwie einbringen.

Deine Stimme ist aber auch wirklich mehr als beeindruckend. Ich glaube nicht, dass irgendjemand auf die Idee kommen könnte, ein männlicher Sänger könnte das vergleichbar gut rüberbringen könnte.

Noora Louhimo: (lacht) Vielen Dank!

Mir persönlich gefällt dabei sehr gut, dass du bei manchen Songs einerseits diese sanften, soften Parts singen kannst, aber andererseits im selben Song wieder mit Vollgas Metal daraus machen kannst.

Noora Louhimo: Das höre ich natürlich sehr gern! Ich muss gestehen, grade das macht mir auch besonders viel Spaß. Mein Vorbild in dieser Hinsicht ist im Endeffekt eigentlich Axl Rose, den ich schon lange sehr beeindruckend finde. Ich komme jetzt nicht auf den Song, aber er klingt darin quasi, als ob drei oder vier verschiedene Typen singen, dabei ist es nur er selbst. Mich hat das total beeindruckt, dass das möglich ist, weswegen ich mir in den Kopf gesetzt habe, so etwas auch zu schaffen: die eigene Stimme, auf so viele verschiedene Arten zu nutzen, dass es fast klingt wie mehrere Personen. Ich finde, auf diese Weise kann man musikalisch fast jede Geschichte viel besser rüberbringen.

Da es letztlich ja um Emotionen geht, finde ich, dass das richtig gut funktioniert. Bevor ich das insofern vergesse: 'Eden' habt ihr ja kürzlich auch mit einem Video veröffentlicht. Es mag sein, dass es jetzt nur mein persönlicher Eindruck war, aber das könnte doch so glatt auch auf einem der neueren NIGHTWISH-Alben stehen. Nicht falsch verstehen, ich meine nicht als eine Kopie, sondern ich sehe das mehr als Kompliment für euch.

Noora Louhimo: So verstehe ich das selbst auch. Ehrlich gesagt, das hab ich selbst nämlich auch gedacht, als ich den Song gehört habe (lacht).

Zufall oder vielleicht sogar ein bisschen beabsichtigt?

Noora Louhimo: Nein, tatsächlich war das Zufall. Klar ist es manchmal so, dass sich Einflüsse, die wohl jeder hat, irgendwie vermischen. Wenn jetzt auch jemand sagt, "Hey, das könnte aber von NIGHTWISH sein!", dann war das aber definitiv nicht die Absicht dahinter. Letztlich ist der Song so ausgefallen, wie er ist, und wir sind wirklich zufrieden mit dem Ergebnis. Wir wollten dabei eine süßlichere Weise des Gesangs verwenden, und wenn das am Ende die Leute an NIGHTWISH erinnert, dann haben wir offenbar ja keinen schlechten Song gemacht.

Ihr seid jetzt vermutlich in den letzten Vorbereitungen zur Tour?

Noora Louhimo: Ja, genau genommen sind wir grade hier im Studio und bereiten uns genau darauf vor. Momentan sind wir den ganzen Tag am Proben, geben Interviews, sprechen die Produktion nochmals durch ... all diese Sachen eben. Das ist letztlich genau das, was ich mir immer gewünscht habe, von daher möchte ich mich nicht beklagen.

Kannst du mir einen kleinen Ausblick geben, was uns da alles erwarten wird bei eurer Tour? Ihr spielt ja in größeren Hallen als beim letzten Mal, da wird es doch sicher ein paar Überraschungen geben?

Noora Louhimo: Ganz richtig, in Finnland starten wir zum Beispiel in größeren Hallen als wir sie hier jemals gespielt haben. Die Helsinki Ice Hall hat zum Beispiel Platz für 3.000 bis 4.000 Zuschauer. Dass wir es hier auf diesen Level geschafft haben, ist schon sehr cool. Auch sonst in Europa haben wir fast überall größere Venues buchen können. Es ist toll zu sehen, dass wir offenbar wirklich etwas erreichen können. Wir haben also auf jeden Fall deutlich größere Bühnen, so viel kann ich auf alle Fälle sagen. Es werden trotzdem weiterhin echte BATTLE BEAST-Shows bleiben, Witze werden also auch nicht zu kurz kommen. Wir möchten den Fans etwas geben. Neue Outfits habe ich natürlich auch am Start. Visuell und musikalisch gibt es also genug Neuerungen zu erleben.

Ich freue mich jedenfalls schon drauf. Hättest du, als du bei BATTLE BEAST eingestiegen bist, erwartet, dass es so gut für euch laufen würde?

Noora Louhimo: Erst mal kann man natürlich zum einen nur hart arbeiten und zum anderen hoffen, dass gleichzeitig die Dinge für einen laufen. Am wichtigsten ist am Ende aber vor allem die Musik, die bei den Leuten ankommen muss und mit denen wir sie in irgendeiner Weise berühren müssen, und klar, auch die Liveshows sollten zu gefallen wissen. Wir haben auf alle Fälle auch gute Leute, mit denen wir zusammenarbeiten, unser Management und die Agenten machen einen super Job. Das sind vielfach natürlich auch Dinge, die die Fans nicht sehen oder mitbekommen. An dieser kommenden Tour haben wir schon seit dem Anfang letzten Jahres gearbeitet. Das sind definitiv echte Zyklen, in denen man auch arbeitet.

Irgendwie ist es also das klassische Business, wie es abläuft.

Noora Louhimo: Ja, und ich finde es eigentlich auch gut so.

Wo würdest du insoweit BATTLE BEAST in fünf Jahren sehen?

Noora Louhimo: Was ich in fünf Jahren gerne sehen würde, wäre unsere eigene Headliner-Tour in USA. Da würde ich mich wirklich sehr freuen. In Japan würde ich auch gerne mehr touren. In Australien waren wir beispielsweise noch gar nicht. Wenn es um Russland geht, ich würde gerne mal an einem anderen Ort spielen als in Moskau oder St. Petersburg, da das bislang die einzigen Orte waren, wo wir dort gespielt haben. Eine größere Tour im Osten wäre also auch super. Und wir möchten natürlich immer, dass unsere Musik ein größeres Publikum erreicht und die Leute glücklich macht.

Das habt ihr euch auch verdient. Ich wünsche euch auf jeden Fall weiterhin viel Erfolg und eine tolle Tour!

Noora Louhimo: Vielen Dank, ich hoffe, wir sehen uns. Die Show zum Beispiel in der Garage in Saarbrücken kann ich allen da nur empfehlen. Wir freuen uns!

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