Scardust - Strangers | |
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Review von Cornholio vom 28.10.2020 (6507 mal gelesen) | |
Wow, da will es jemand aber wirklich wissen! "Strangers" von SCARDUST, bereits das zweite Full-Length-Album der Band, dauert zwar nicht mal eine Stunde, aber beinhaltet trotzdem viele Elemente, instrumental wie gesanglich; vielleicht insgesamt etwas zu viel? Ich hab das Album etwa zehn Mal gehört und fühle mich immer noch überfordert damit. Insgesamt ist man als Progfan bei der Band aus Israel gut aufgehoben, nur treibt es das Quintett aus meiner Sicht mehr als auf die Spitze, und schießt auch nicht selten etwas darüber hinaus. Bereits der erste Song, 'Overture For The Estranged' vereint viele verschiedene Stile in sich, unter anderem Chöre und orchestrale Elemente, dazu teilweise verwirrende Gitarren-, Bass- und Keyboardläufe. Es gibt aber auch verhältnismäßig normale Songs, wie beispielsweise das folgende 'Break The Ice', in dem Sängerin Noa Gruman wieder von einem Chor unterstützt wird; aber auch trotz der Cembalo-Klänge im Mittelteil ist der Song eher normal, im Vergleich zu den meisten anderen. Gesanglich ist 'Tantibus II' sicherlich das rockigste Stück, hier klingt Noa teilweise sogar richtig rotzig. Der vermeintliche Titelsong 'Stranger' wartet sogar mit einer halbwegs klaren Songstruktur und einem starken Refrain auf; die prasselnden Drumbreaks passen allerdings nicht so recht zu dem eingängigen Chorus. 'Concrete Cages' wartet mit der für den Metal recht ungewöhnlichen Drehleier auf, für die die Spezialistin und Folk-Musikerin Patty Gurdy engagiert wurde (Drehleier heißt auf englisch "Hurdy Gurdy"). Der Song selbst bleibt wieder recht vollgeladen, und der Refrain ist zwar vorhanden, klingt aber etwas gelangweilt, wohingegen der anfangs ruhige Mittelteil von Bass und Gitarre mittels Djent-ähnlichen Elementen aufgepeppt wird. 'Over' fällt nun komplett aus dem Rahmen. Noa versucht zu klingen, als wären wir bei ARCH ENEMY, aber das glückt mehr schlecht als recht, und instrumental scheinen die Instrumente einmal mehr eher gegeneinander als miteinander zu spielen. Das folgende 'Under' ist wieder total anders, klingt teilweise sogar etwas wie Fahrstuhlmusik à la KATIE MELUA oder NORAH JONES. Kann ja auch mal ganz nett sein, passt aber überhaupt nicht; ebenso wie der Kinderchor in 'Huts'. 'Gone' ist wieder recht normal, auch wenn der Refrain arg oft wiederholt wird, und es mir so vorkommt, als soll das unterlegte Keyboard nach einer Hammondorgel klingen, was aber leider schief geht. 'Addicted' ist wieder erträglicher, nur ist mir der Gesang am Ende des Refrains etwas zu hoch. Was mich ebenfalls stört, sind die Jazz (!!!)-Elemente im Mittelteil zwischen den unruhigen Gitarren- und Bass-Soli. Abschließend gibt es einen Hoffnungsschimmer, dass es ja doch geht. 'Mist' ist zwar nicht einmal dreieinhalb Minuten lang, aber immerhin kredenzen uns SCARDUST einen richtigen Song, ohne unpassende Überraschung. Insgesamt kann ich, so leid es mir tut, kaum etwas Positives an "Strangers" finden. Es scheint mir so, als würde SCARDUST auf Biegen und Brechen so viele Elemente wie möglich auf dem Album unterbringen wollen. Das gelingt der Band ohne Zweifel, aber es ist mehr ein nebeneinanderher Spielen, teilweise sogar etwas gegeneinander, als ein Miteinander, die Songs werden selten bis nie zu einer Einheit, immer tauchen ein oder mehrere Sachen auf, die überhaupt nicht zum Rest des Stückes passen, und das zieht sich durch zehn der elf Lieder. Einzig das abschließende 'Mist' ist gelungen, aber das ist viel zu wenig! Gesamtwertung: 3.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Overture For The Estranged 02. Break The Ice 03. Tantibus II 04. Stranger 05. Concrete Cages (feat. Patty Gurdy) 06. Over 07. Under 08. Huts 09. Gone 10. Addicted 11. Mist | Band Website: scardust.co/ Medium: CD Spieldauer: 53:07 Minuten VÖ: 30.10.2020 |
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