M & Ms - Metal am Mittelrhein von Mainz bis Moblenz

Ein Artikel von Lord Fubbes vom 11.01.2006 (11935 mal gelesen)


Stellen wir uns vor, wir chartern ein Metalschiff und fahren damit von Mainz bis Koblenz und legen bei jeder halbwegs vernünftigen Metallerkneipe an: wo kann man denn überhaupt hingehen?



Die Zeit ist grade recht, denn es ist Nebensaison und Schifftickets sind derzeit erfreulich günstig, was den armen, von Hartz IV und Bier lebenden Ozzy Normalmetaller in die Lage versetzt, möglicherweise diese fiktive Reise wahrzumachen, ansonsten kann man aber auch prima mit der Bahn oder mit Auto oder sogar Fahrrad fahren, beiderseits des Rheins gibt es doppelgleisige Bahnstrecken sowie je eine Bundesstraße und zumindest linksrheinisch auch einen Radweg.


Mainz



Starten wir also in Mainz. Für einen gemütlichen Beginn des Abends empfiehlt sich das GOOD TIMES (Hintere Bleiche/Ecke Neubrunnenstraße), dort kann man in gepflegter Athmosphäre zu eher "klassischen" (sprich: 80er-oriertierter Musikauswahl) Klängen frisch gezapftes Bier trinken und zwischen sage und schreibe 30 Whiskey- und zuletzt fünf Metsorten wählen, Dart spielen und verbotenerweise zwischen den Mülltonenn im Hof poppen gehen (aber bitte leise!).



Hat man den Pegel erstmal eingestellt, bieten sich mehrere Möglichkeiten an: hat man Glück, findet gerade entweder im Haus der Jugend (Mitternacht 8), im Kuhkaff auf dem Campus der Uni ein Konzert statt, seltener auch in den Vorstadtjugendzentren oder im Caveau Nouveau auf der Rückseite des Institut français (Schillerplatz, ggü. City Hilton). Dort finden aber auch angelegentlich immer mal wieder Metalabende statt.



Sprichwörtlich am naheliegendsten allerdings ist das Alexander the Great (ebenfalls Hintere Bleiche), einfach 50m die Straße hoch, je nach Wochentag kann man dort zu Death und Thrash die Matte schwingen oder den Gothicmädels auf der Tanzfläche hinterhersabbern und ebenfalls diverse Whiskey- und Metsorten verköstigen.



A propos Gothic Mädels: alle zwei Wochen Samstags findet im KUZ (Dagobertstraße) die laut Veranstalteraussage "Größte Darkwaveparty Süddeutschlands" statt, was den Vorteil hat, daß man von der kleinen Halle aus bei halbwegs erträglicher bis streckenweise sogar metallischer Musik das mehr oder weniger freiwillig lustige Gotenvolk betrachten kann, ohne sich der EBM-Tortur in der großen Halle unterziehen muß, wo man dannn ggf. aber die Freundin hinschicken kann.



Wochenende, vier Uhr, alle Clubs machen dicht aber das Schiff legt noch nicht ab? Kein Problem, am Wochenende kann man dann wieder ins Good Times zurücktorkeln und dort bis in den Vormittag hinein weitersaufen oder auf dem Tisch pennen, unter der Woche bleibt einem dann immerhin noch das Bavaria gegenüber des Puffs am Hauptbahnhof, wo die Musik zwar alles andere als metallisch ist (es sei denn, das Radio ist kaputt), aber es nahezu rund um die Uhr Bier gibt und man allerlei kurioses Volk antrifft.


Doch nicht versacken, pünktlich im Morgengrauen läuft unser Schiff aus und fährt uns erstmal nach

Ingelheim



Ingelheim ist so ziemlich die allerhäßlichste Stadt der Welt direkt nach Hanau, das gepaart mit der Tatsache, daß sogar in der Wüste Gobi nachts um elf mehr los sein dürfte, machen das Nest nicht gerade zu einem beliebten Ausgehziel. Dennoch, irgendwo im Industriegebiet hat sich das Terminus (ehemals im Mainzer Industriegebiet) angesiedelt, wo man in gediegenem Rockerambiente nicht nur Prügeleien, sondern gelegentlich auch Bands angucken kann, darüberhinaus gibt's dort auch was zu essen, z.B. den "Termiburger", den ich mangels Kenntnis allerdings weder empfehlen noch davon abraten kann.


Bingen



Weiter geht's. der nächste Halt heißt Bingen, und wer schon immer mal wissen wollte, was KKK eigentlich heißt, dem wird hier Aufklärung zuteil. Mitnichten handelt es sich dabei um eine Gruppe reaktionärer und rassistischer Waffenfanatiker, sondern vielmehr um den Keller-Kunst-Keller. Bis auf den bescheuerten Namen und die Tatsache, daß hier gelegentlich Konzerte stattfinden, ist der Laden aber auch nicht weiter erwähnenswert, deswegen gucken wir uns lieber noch den Mäuseturm an oder fahren mit der Fähre rüber nach Rüdesheim, wo wir drüber staunen können, wie Horden von Japanern die Drosselgasse bestaunen, oder wir schippern einfach weiter.



Jetzt zeigt sich, wer mitgedacht und wer nicht! Obwohl das Mittelrheintal wunderschön ist und es jede Menge Burgen und Schlösser gibt, die wie geschaffen sind für martialische Bandphotos, bleibt jetzt erstmal jede Menge Zeit, das mitgebrachte Bier zu verzehren, derweil kann man mal drüber nachdenken, wo die ganzen Burgen und Schlösser herkommen. Weiland nämlich, als Deutschland noch das Heilige Römische Reich Deutscher Nation war und aus lauter mehr oder weniger großen und selbständigen Fürstentümern bestand, hatte jeder Adlige, der drei Quadratmeter Land am Rhein besaß, das Recht (oder nahm sich das Recht), von den durchfahrenden Schiffern Wegezölle zu verlangen, was natürlich ein einträgliches Geschäft war und auch dazu führte, daß die Herren Adligen sich gegenseitig nicht mehr über den Weg trauten, was zu umso mehr Burgen führte, schließlich mussten die drei Quadratmeter Land ja auch verteidigt werden, beredtes Zeugnis dieser Zustände liefern Namen wie "Katz und Maus" bei St. Goarshausen oder "Die feindlichen Brüder" bei Kamp-Bornhofen.


Koblenz



Doch genug Geschichte, auch die längste Fahrt endet irgendwann, diese hier in Koblenz, und mittlerweile dürfte es auch wieder Abend sein. Den kann man dann gleich am Florinsmarkt in der gleichnamigen Kneipe einläuten mit ein oder zwei Bierchen, aber vorsicht! Wer hier ein großes Bier bestellt, bekommt nur ein 0,3er-Becherchen hingestellt! Man merkt halt doch die Nähe zu Köln, wo man ein bierähnliches, kohlensäurearmes Getränk aus schmalen Reagenzgläsern trinkt, damit der bescheidene CO2-Gehalt nicht sofort verfliegt. Weiter rheinaufwärts allerdings gibt es glücklicherweise noch richtiges Bier, und so kann man sich den Turnhallencharme der Kneipe mit einem "extra großen" (sprich: 0,5l) Bier schöntrinken, anschließend kann man dann zwei Hausnummern weiter ins Excalibur gehen, wo die Musik allerdings je nach Laune des Kneipiers auch mal etwas weniger metallisch sein kann.



Geht man dann über den Platz drüber, kann man der Druckkammer einen Besuch abstatten, allerdings sollte man nicht unter Raumangst (das Gewölbe dort ist verdammt niedrig!) leiden und vorher einen Blick ins Programm werfen, denn der Gotenabend ist wirklich nicht zu empfehlen. Wer hingegen Mainstream und Bauerndisco mag, der darf Freitags ruhig mal einen Blick ins Dreams werfen, ansonsten kammer sich sommers (ganz Hartgesottene auch winters) aber auch ganz einfach mit ner Kiste Bier ans Deutsche Eck setzen und die Enten auf Rhein und Mosel zählen.

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