Interview mit Mats Kurth von Coronatus

Ein Interview von des vom 02.11.2013 (17636 mal gelesen)
Wer auf bombastischen Metal der Marke CORONATUS steht, wird sich über die Rückkehr von Sängerin Carmen R. Lorch freuen: die Band hat nunmehr drei ganz unterschiedliche Sängerinnen in ihren Reihen. Auch die Bombastschraube wurde für "Recreatio Carminis" gehörig angezogen. Wir sprachen mit Drummer Mats Kurth über das neue Album, die Weiterentwicklung der Band und wie das nun mit drei Stimmen funktioniert.

Hallo Mats, ihr habt das neue Album heraus "Recreatio Carminis" – die Wiedererschaffung des Liedes, wenn ich das mit meinen rudimentären Lateinkenntnissen richtig übersetze. Wollt Ihr "Das Lied" neu erfinden oder worauf bezieht sich der Titel?

Mats: Der Titel bezieht sich auf die bandinterne Machart der Musik, auf die verwendeten Stilelemente. Wir sind im Laufe der Jahre immer "technischer" geworden. Immer vertracktere Songabläufe und Rhythmuswechsel. Klar, als Musiker möchte man immer gern mal zeigen, was man kann. Dabei ging aber natürlich auch die Eingängigkeit ein bisschen verloren. Es waren zuletzt eher "Stücke" als "Songs". Diesmal wollten wir einfach wieder mehr Melodie, Geradlinigkeit, Eingängigkeit. Dieses natürlich gepaart mit einer gewissen Opulenz, wie sie von uns ja bekannt ist.

Sehr erfreulich, dass Carmen wieder dabei ist – ist sie an euch herangetreten oder habt ihr sie gefragt?imgright

Mats: Ich hatte sie gefragt, und es brauchte auch nicht viel Überredungskunst. Sie hatte wieder viel Lust, ein neues CORONATUS-Album einzusingen! Da sie als Mutter von mittlerweile 3 Kindern nicht mehr so viel Zeit hat, hat sie sich diesmal am Songwriting nicht beteiligt, sondern sich auf das Singen beschränkt. Die Gesangslines und Chor-Arrangements kamen diesmal direkt von den beteiligten Komponisten George, Pinu'u und mir.

Wird Carmen auch live mit von der Partie sein oder singt sie nur im Studio?

Mats: Sie wird aus den familiären Gründen natürlich nicht jeden Gig mitmachen können. Das wird sehr von dem jeweiligen Gig abhängen. Live werden wir also oft "nur" mit 2 Sängerinnen zu hören sein. Allerdings haben auch mal Ada oder Mareike keine Zeit. Dann gibt es sicher auch mal die Kombination Carmen und Mareike oder Carmen und Ada. Da wir mittlerweile ein sehr großes Repertoire an Songs haben, können wir das Live-Programm dann an die jeweilige Kombination von Sängerinnen anpassen. Ich hoffe aber, dass wir möglichst oft alle 3 Mädels auf der Bühne haben werden.

Verspürt ihr den Druck, sich ständig weiterentwickeln zu müssen? Neben nun 3 Sängerinnen wurde auch gehörig an der Bombastschraube gedreht. In welche Richtung könnt ihr Euch noch weiterentwickeln oder versucht ihr einfach gute Platten zu machen, ohne darüber groß nachzudenken?

Mats: Also nachgedacht wird schon, doch, sehr intensiv! Wie schon beschrieben, wollten wir diesmal zurück zu mehr Eingängigkeit, wie bei den ersten beiden Alben, also bisschen back-to-the-roots. Auf der anderen Seite haben wir den Orchesteranteil nach oben geschraubt, das stimmt. Das war schon so gewollt. Letztlich machen wir aber einfach unser Ding. Einem Trend hinterherlaufen tun wir nicht, das ist mittlerweile selbst unseren größten Kritikern klar geworden. Mit jedem Album von uns wird eigentlich klarer, dass wir einen sehr "eigenen" Stil und Sound haben. Gefällt nicht jedem, das ist klar. Love it or hate it! Ich finde das besser, als zu versuchen, es allen recht zu machen.

Die drei Mädels decken in Summe eine schöne Bandbreite ab und teilen sich stimmlich wirklich schön auf. Gibt es da Diskussionen, wer was übernimmt?

Mats: Nein, das ging eigentlich ganz einfach. Beim Proben und Ausprobieren hat man sehr schnell gemerkt, wem welcher Part liegt. Manchmal waren auch schon ganz konkrete Vorgaben da.

Ich finde nur, dass es in einem Fall nicht gelingt: der Refrain von 'Winterrosen' klingt in meinen Ohren schief. Wie empfindet ihr das?

Mats: Natürlich nicht so! Ich höre da auch nichts "Schiefes". Richtig ist, dass generell die Gitarre bei uns eine Vorliebe für Thrash verfolgt und daher nicht immer vollkommen brav im Moll oder Dur Dreiklang verbleibt. Diese Reibungen sind aber auch nötig, um das Ganze nicht zu süß werden zu lassen ... Speziell in diesem Fall, an dieser Stelle, ist das aber gar nicht besonders ausgeprägt, da gibt es wesentlich "Heftigeres". Du kannst dir sicher sein, dass es bei uns keine 5 Minuten Produktionen gibt, bei denen Fehler oder Unsauberkeiten "überhört" werden würden. Da wird von einem Stall von kompetenten Leuten immer wieder drüber gehört und solange verbessert, bis alle den Daumen oben haben; letztlich ja auch und vor allem von unserem Produzenten Markus Stock. Und der hört bekanntermaßen wirklich das Gras wachsen ...

Mein Lieblingssong ist 'In Meinem Reich' - ich stehe auf so dramatische Songs - dicht gefolgt vom eher einfach gestrickten 'Sternenstaub', der klasse rockt. Was sind Eure Lieblingssongs und warum?

Mats: Mein persönliches Lieblingsding ist 'Towards Horizon'. Da ist schön viel Chor dabei und ich konnte rhythmisch ein paar coole Neuerungen einbringen. Das gefällt mir als Drummer natürlich. Ansonsten hat jeder bei uns da andere Lieblingssongs. Pinu'u steht z.B. auf 'Der Gesandte', Mareike eher auf 'So Tanzt'! Das zeigt mir, dass die Vielfalt trotz einer im Vergleich zu früher geringeren Anzahl von Komponisten erhalten geblieben ist. Das ist mir sehr wichtig!

Was hat Euch zu 'So Tanzt' inspiriert beziehungsweise wer hat den Song geschrieben?

Mats: Das war ich. Ich wollte einfach mal wieder ein Trink- und Tanzlied schreiben. Ansonsten habe ich 'The Monk', 'Der Gesandte' und 'Towards Horizon' beigesteuert. Von George kamen 'In meinem Reich', 'Schwester', 'Winterrosen', 'Sternenstaub' und 'Erhebt Die Wogen'. Das Intro kam von Pinu'u und die Ally hat noch das Instrumental 'Elisa (Eleven Swans)' beigesteuert. Pinu'u hat dann die kompletten Orchester-Arrangements zu den Songs dazugetan.

Wird es wieder eine Tournee geben und in welcher Besetzung?

Mats: Wenn es nach mir geht ja, aber im Moment haben wir noch nichts Konkretes. Wir würden gerne eine Support-Tour für einen bekannteren Act machen, so wie damals mit HAGGARD. Aber mal sehen, vielleicht geht im Frühjahr noch was!

Danke für das Interview und viel Erfolg weiterhin! Die letzten Worte gehören Dir:

Mats: Vielen Dank an alle Fans, die uns immer wieder unterstützen. Auf euch kommt es an!

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