Interview mit Aldébaran von Darkenhöld

Ein Interview von grid vom 09.08.2017 (22668 mal gelesen)
DARKENHÖLDs viertes Album bietet den willkommenen Anlass, sich mit Aldébaran über "Memoria Sylvarum" zu unterhalten. Er nahm sich die Zeit zu erklären, wie der Arbeitsprozess abläuft, weshalb zum ersten Mal alle Lieder auf Französisch zu hören sind. Zudem spricht er über Coversongs, Black Metal und einiges mehr.

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Hallo Aldébaran und willkommen bei Bleeding4Metal. Als Erstes: Gratulation zum vierten Langspielalbum "Memoria Sylvarum". Es ist ein fantastisches Stück Musik und bekam, soweit ich gesehen habe, ausgezeichnetes Feedback. Was hältst du all diesen guten Reviews? Hat DARKENHÖLD dies erwartet?

Aldébaran: Hei Sigrid, danke für dein tolles Review und die Unterstützung der Band. Es ist immer gut, positives Feedback zu bekommen. Um ehrlich zu sein, wenn wir ein Album aufnehmen, sind wir immer überzeugt, dass es ein gutes ist und in dem Moment, wenn wir veröffentlichen, sind wir davon begeistert. Wenn das nicht der Fall wäre, würden wir die Musik selbstverständlich für uns behalten. Ich bin gewissermaßen immer optimistisch, wenn ein Album draußen ist; auf der anderen Seite, wenn die Reaktion nicht so gut, nicht wie erwartet ist, kann es irgendwie eine Enttäuschung sein. Aber das passiert nicht so oft.

Hat gutes oder schlechtes Feedback Einfluss auf die Band hinsichtlich des Songwritings für kommende Alben? Setzt gutes oder schlechtes Feedback DARKENHÖLD irgendwie unter Druck?

Aldébaran: In gewisser Hinsicht kann das Auswirkungen darauf haben, wie ich das nächste Album sehe, wenn es meine eigene Intuition widerspiegelt, sobald eine Bemerkung fair und konstruiert ist, kann es mich beeinflussen, was ich in Zukunft komponiere. Aber manchmal empfinde ich es wie ein Missverständnis, das mich verwirrt, wenn ich denke, dass es in einer dummen und engstirnigen Weise geschieht. Ich behalte für mich, was ich denke. Was die guten Rückmeldungen betrifft, ist es ein bisschen ähnlich, es kann meine Sicht ändern, wenn es entsprechend ist.

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Zum ersten Mal sind alle Texte in Französisch geschrieben. Wie kam es dazu?

Aldébaran: Es war eine natürliche Entwicklung, da wir einige Lieder in der Vergangenheit schon in Französisch hatten. Ich denke wir sind subtiler und ungezwungener in unserer Muttersprache, außerdem gibt es unserer Band mehr Identität. Englisch ist heutzutage üblicher und vorherrschend, allerdings mag ich diese Sprache auch. Ich muss klar sagen, dass alle unsere Texte seit Bandbeginn zuerst in Französisch geschrieben werden.

Die Lieder auf "Memoria Sylvarum" umfassen ein weites Gefühlsspektrum. Heftig und heroisch, zart und empfindsam sind nur ein paar Adjektive, die ich der Musik anheften würde. Als Künstler enthüllst du immer etwas von deinem Innern, wenn du Musik machst: Fühlst du dich wohl dabei, Empfindungen und Gefühle zu zeigen? Oder machst du dir darüber keine Gedanken?

Aldébaran: Wenn ich komponiere, bin ich immer alleine, so ist es nicht schwer, echtes und ehrliches Empfinden auszudrücken. Aber, um genau zu sein, wenn jemand unsere Alben im selben Raum hören will wie ich, dann neige ich manchmal dazu, hinauszugehen, weil es etwas zu persönlich ist. In einem Konzert ist es jedoch nicht dasselbe, wenn wir als Band gemeinsam DARKENHÖLDs Musik vor Publikum verteidigen.

Wenn du dich an Songwriting und Aufnahmeprozess von "Memoria Sylvarum" erinnerst: Was war am schwierigsten, was am leichtesten zu tun?

Aldébaran: Dass ich ein Riff komponiert habe, das zu nahe an einem Riff war, das schon existiert, und das Schlimme war, dass es in meinem Kopf feststeckte und ich dem nicht entkommen konnte, da musste ich einen Weg finden, es zu ändern und persönlicher machen. Aber was zum Beispiel den Hauptteil von 'La Présence Des Orbes' oder 'Sous La Voûte De Chênes' angeht, war es ziemlich ursprünglich und leicht. Manchmal kommt alles ganz klar und ein andermal muss ich mit einer Idee kämpfen.

Hast du einen Lieblingstrack auf "Memoria Sylvanum"? Wenn ja, was macht dieses Lied so besonders?

Aldébaran: Das ist ein bisschen schwierig, da ich alle sehr mag, aber 'La Grotte De La Chèvre' erinnert mich an einen besonderen Moment in meinem Leben, genauso wie 'Sous La Voûte De Chênes'. Mit Logik kann ich nicht erklären und beschreiben, warum sie besonders für mich sind.

Bitte erzähle uns etwas über den Prozess des Songwritings bei DARKENHÖLD.

Aldébaran: Ich schreibe und komponiere die ganze Musik und Cervantes schreibt die Texte. Im Allgemeinen probiere ich einige Tonskizzen mit einigen Riffs, die mit Gitarren, Bass, Drumcomputer und Synths gespielt werden, und wenn sie mir gefallen, teile ich sie mit Cervantes, und wenn wir uns dafür begeistern, entwickeln wir die Ideen weiter. Cervantes hat jedoch einen großen Anteil am Schreiben, weil er darauf hinweist, sobald eine Idee nicht voll entwickelt oder nicht so gut ist, so dass ich, dank seiner Kommentare, meine Schöpfungen verbessern und genauer fassen kann. Ich denke, ohne seinen Beitrag wären sie in ihrer ursprünglich Form weniger gut gewesen.

"Memoria Sylvarum" ist die erste Veröffentlichung auf dem Label Edition de la Vieille Tour. Wie kam es dazu? Wird DARKENHÖLD zukünftige Alben auf diesem Label veröffentlichen? Kannst du uns etwas über Edition de la Vieille Tour erzählen?

Aldébaran: Das kam, dass ich nach drei Jahren Songwriting, Aufnahme/Mixing, Arbeitsaufwand und Investition in "Memoria Sylvarum", den persönlichen Ansatz fortsetzen und mit einem selbst veröffentlichten Album weiterverfolgen wollte, und unmittelbar das Feedback bekommen, ohne zu lange zu warten. Ich denke, es ist fairer, wenn du 101 Prozent deiner Energie gegeben hast, dass du auch angemessen zurückbekommen möchtest und nicht 25 Prozent wie bei einem normalen Label (im besten Fall). Edition de la Vieille Tour ist das ganz eigene Gebilde von DARKENHÖLD. Das ist vorübergehend eine Lösung, denn es beansprucht zu viel Zeit (Musiker, Komponist und Labelmanager in einem zu sein); ich hoffe, das Album wird bald von einem Label wiederveröffentlicht, aber wenn nicht, dann machen wir auf diese Art weiter.

Mit welchem Hauptziel machen DARKENHÖLD Musik? Gibt es etwas, was DARKENHÖLD mit ihrer Musik erreichen wollen?

Aldébaran: Soweit es mich betrifft, ist DARKENHÖLD als Vision einer Art von Klängen gedacht, die ich gerne hören würde; ich weiß nicht, ob da ein genaues Ziel ist, aber da ist dieses Universum, das wir in die Wirklichkeit versetzen möchten. Ich möchte diese Stimmung der alten Ruinen, die Art von Gefühl von alten Steinen und Wald schaffen. Ich hoffe, dass der Hörer in diese Welt eintauchen und sie Wirklichkeit werden lassen kann, und sich nach dieser Erfahrung größer und stärker fühlt.

DARKENHÖLD hat in der Vergangenheit einige Lieder gecovert. Was braucht es, um ein Lied so attraktiv zu machen, dass es von DARKENHÖLD gecovert wird? Was reizt euch überhaupt, zu covern? Und: Welche Lieder habt ihr vor, in der Zukunft zu covern?

Aldébaran: Ehrlich gesagt, diese Coversongs waren sowohl ein Mittel, Bands, die uns inspiriert haben, Tribut zu zollen, wie WALLACHIA, ABIGOR, alte DIMMU BORGIR, als auch auf der anderen Seite die Split-Alben aufzufüllen, die wir mit NAASTRAND und FHOI MYORE aufgenommen haben. Da wir nicht so viel Material hatten, um unsere Seite auszufüllen, entschlossen wir uns, die Cover aufzunehmen. Was EMPEROR und ENSLAVED betrifft, war es anders, wir wurden gebeten, die norwegischen Pioniere unseres Genres zu ehren. Aber heutzutage ziehe ich es vor, mich auf meine Musik zu konzentrieren, da sie viel Zeit und Energie fordert. Wenn wir andere Songs covern müssten, könnte es ein altes Lied von SATYRICON oder DIMMU BORGIR sein, oder um ein bisschen in den Heavy Classic zu wechseln, eines von YNGWIE J. MALSTEEN oder KING DIAMOND sein oder warum nicht eine mittelalterliche Melodie.

Es sind einige Auftritte von DARKENHÖLD in naher Zukunft geplant. Gibt es Pläne, darüber hinaus "Memoria Sylvarum" mit einer Tour zu promoten?

Aldébaran: Wir würden sehr gern mehr touren und quer durch Europa reisen und wir arbeiten daran, jede Hilfe dafür ist wertvoll. Wir haben bald diesen Auftritt in Nizza mit ABSU und wir spielen im September in der Schweiz mit ARKHON INFAUSTUS und anderen Bands. Darüber sind wir glücklich und wir hoffen, dass es nur der Anfang ist. Sonst können wir nichts weiter im Augenblick dazu sagen.

Bitte erzähle uns etwas über dein Verhältnis und deine persönliche Sicht auf den Black Metal. Was bedeutet Black Metal für dich? Wann kamst du zu ersten Mal mit Black Metal in Verbindung? Welcher Song, welches Album waren für dich essenziell?

Aldébaran: Black Metal ist vielleicht ein Begriff, der heute mehrere Bedeutungen hat, ob man dies oder das ist. Es scheint, dass er in den neunziger Jahren zu einem gewissen Grad mit der Anbetung Satans (oder vielleicht war es damals schon eine Maskerade?) verbunden war, aber jetzt scheint es eher ein musikalisches Genre zu sein, das viele Aspekte hat. Was ich in diesem Genre mag, ist die Dunkelheit darin, die Atmosphäre und auch eine gewisse Unheimlichkeit, ein Gefühl der Freiheit. Es geht nicht nur darum, wirklich Böse, oder super brutal zu sein, es muss sich eine bestimmte Art von Stimmung, ein Gefühl der Atmosphäre zusammen mit Intensität und roher Macht entwickeln. Aber das ist meine Vision und natürlich gebe ich nicht vor, die wirkliche Definition davon zu erklären. Letzten Endes behaupten wir nicht, genau genommen Black Metal zu spielen, wir spielen einfach die Musik, die wir mögen. Und das hat sicherlich Verbindungen mit dem Black Metal-Genre. Ich fing an, um 1995 Black Metal zu hören, die ersten Bands, die ich entdeckte, waren BURZUM "Hvis Lyset Tar Oss", EMPEROR "In The Nightside Eclipse", BATHORY "Hammerheart", ARCTURUS "Constellation". Ich würde das Lied 'The Dark' von SAMAEL hinzufügen, was meiner Meinung nach großartig ist. Und ich denke immer noch, dass diese Namen essenziell sind. Aber wenn ich zurückspule, würde ich sagen, dass ich damals interessiert war, und sorgfältig hörte, was herauskam (zusammen mit anderen Genres), aber ich war nicht so sehr Fan, weil ich dachte, es war schlecht gespielte, repetitive und minimalistische Musik.

Gemäß den Metal Archives wurden DARKENHÖLD und FHOI MYORE im selben Jahr gegründet, 2008. Die Split mit FHOI MYORE war DARKENHÖLDs erste Veröffentlichung. Gibt es da eine besondere Verbindung, abgesehen davon, dass beide Bands aus derselben Stadt kommen?

Aldébaran: FHOI MYORE und wir waren 2008 irgendwie Kampfgefährten und wir sind immer noch Freunde, obwohl beide Bands verschiedene Richtungen einschlugen, nach dem, was ich von ihrer nächsten Anstrengung gehört habe. Wir stiegen im selben Augenblick auf, so dass es immer eine Art Verbindung zwischen den Bands gibt.

Nach diesem Exkurs: Welche Zukunftspläne hast Du mit DARKENHÖLD? Was dürfen wir von DARKENHÖLD erwarten?

Aldébaran: Wir haben einige Pläne, um unsere neueste Veröffentlichung ein bisschen mehr zu fördern. Es soll eine Split mit der französischen Band GRIFFON geben, und ein Mitwirken an einer französischen Black Metal-Compilation. Natürlich werde ich zur gleichen Zeit neue Musik komponieren, aber im Augenblick kann ich noch nicht mehr darüber sagen.

Damit bin ich mit meinen Fragen am Ende. Vielen Dank für die Beantwortung. Die abschließenden Worte gehören dir.

Aldébaran: Gern geschehen, Sigrid, und im Namen von DARKENHÖLD danke ich dir sehr für die Zeit und Darstellung, die du unserer Band ermöglichst. Hoffentlich wirst du an unserem nächsten Abenteuer Gefallen finden. Und die Leser ermutige ich, "Memoria Sylvarum" zu hören, damit sie erfahren können, was ich dir schon gesagt habe!

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