Nephilim - Erwachen | |
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Review von Zephir vom 30.08.2015 (7176 mal gelesen) | |
Der Sinfonische Dark Metal von NEPHILIM ist vor allem regional bekannt. Seit 2008 agiert die Truppe aus Zwickau in der Szene, hat 2009 ein erstes Album namens "Herbstzeitlos" in Eigenproduktion veröffentlicht, nun folgte "Erwachen" ebenfalls in Eigenproduktion als Zweitwerk. Musikalisch geben sich NEPHILIM hoch ambitioniert mit viel Blast und orchestraler Synthie-Untermalung. Auf "Erwachen" ist neben Sänger Christian Litzba noch die Keyboarderin Saskia Leupold vokal zu hören, die die Band im Frühjahr 2015 verließ. Die momentane Besetzung setzt sich nunmehr aus Litzba nebst Marcus Jacob und Johann-Christian Gallas an den Gitarren, Ronny Kapp am Bass und Kevin Käferstein an den Kesseln zusammen. Mag sein, dass CRADLE OF FILTH ihren Einfluss auf die Musik hatten. Neben der üblichen Instrumentierung mit zwei Gitarren und Bass kommen viele Streichersounds zum Einsatz, die mitunter grell synthetisch klingen ('Wunden'), etwas gemäßigter gibt sich das Piano die Ehre. Eingespielte Samples von Sirenen und aufgeregten Menschenstimmen ('Ein Sturm zieht auf') oder auch von Donnergrollen ('Zorn der Nephilim') verleiht dem Ganzen einen filmisch-epischen Touch. Vorsichtig ausgedrückt erinnern Litzbas Kreischgesang ebenso wie manche Drum-Schemata und manche Riffs hier und da an FJOERGYN. NEPHILIM erreichen aber deren Klasse bei Weitem nicht und sind insgesamt einfach noch nicht das, was sie mal werden können. Mit ihrem gewollten Wumms und ihrer Düsternis schießen NEPHILIM über das Ziel hinaus: das ständige Blastbeat-Geprügel hat zu wenig Variation, und wenn, dann wird diese ausgefüllt von zu aufdringlichen Keyboard-Strings ('Stummer Zweifel'). Die Riffings der einzelnen Tracks und die unterlegten Melodieführungen ähneln sich allesamt fatal, sodass es schwer ist, bei jedem einzelnen der 13 Songs wirklich aufmerksam dran zu bleiben. Der arg flachbrüstige Frauengesang wird von der Instrumentierung und nicht zuletzt von Litzbas ziemlich potenter Kehle niedergekloppt. Auch die Lyrics erdrücken einen beim Lesen, es werden viele Worte gemacht um Themen, die alles in allem recht kongruent erscheinen: Viel Dunkles und Zorniges gibt es hier zu lesen und hören. Es ist für mich ein Freudenfest / zu geben was du längst verdienst ('Freudenfest'), und es folgt ein rechtes Verbalgemetzel. Der Tag, an dem sich die Kinder erhoben / ohne Gnade durch brennende Straßen zogen ('Ein neuer Tag') mit nur angedeuteter Aussicht auf eine bessere Zukunft. Hm. Nun muss man trotz des etwas flachen, eindimensionalen Sounds hoch anrechnen, dass es sich schließlich um eine Eigenproduktion handelt: dafür ist "Erwachen" richtig gut, das Potenzial ist da, NEPHILIM können was. Songs wie 'Zorn der Nephilim' - mein Favorit, nicht zuletzt wegen des genial aufpeitschenden Wort-Rhythmus-Verhältnisses im Ostinato Schritt um Schritt um Schritt … - beweisen das. Auch das Digipack mit dem wie auf Leinwand gemalten urbanen Artwork (Künstler: T.s. Hoffmann) kommt gut (was man vom Coverart des Erstlings "Herbstzeitlos" nun wirklich nicht behaupten kann). Vermutlich sind die Zwickauer der absolute Live-Kracher, der die Erde zum Beben bringt. Ein Konzert besuchen würde ich nach Durchhören von "Erwachen" auf jeden Fall. Wenn NEPHILIM dran bleiben und ihre Kompositionen noch etwas weiter ausdifferenzieren, hier und da mehr Höhen und Tiefen reinbringen und die Form, die sie offenbar unter allen Umständen auf diesem Album zeigen müssen, auch mal aufbrechen lassen, dann wird das irgendwann eine satte Nummer. Bis dahin bin ich noch nicht wirklich zufrieden - verfolge die Arbeit aber garantiert aufmerksam weiter. Die Alben sind übrigens am besten über die Webseite der Band oder im Rahmen eines Live-Gigs zu erwerben. Gesamtwertung: 6.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Abgesang 02. Ein Sturm zieht auf 03. Die ewige Pein 04. Erwachen 05. Moment des Todes 06. Freudenfest 07. Wunden 08. Stummer Zweifel 09. Absolution 10. Zorn der Nephilim 11. Die Augen längst blind 12. Ein neuer Tag 13. Aufbruch | Band Website: www.nephilim-band.de Medium: CD Spieldauer: 53:07 Minuten VÖ: 00.00.0000 |
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