Reaper's Revenge - Versus

Review von baarikärpänen vom 09.10.2021 (6911 mal gelesen)
Reaper's Revenge - Versus Ein echtes Highlight der Tätigkeit eines Reviewers ist es, wenn einem neben den vielen "Etablierten" auch tolle Newcomer über den Weg (beziehungsweise in den Player) laufen. Noch besser wird es, wenn man eine Band entdeckt, die schon einige Alben veröffentlicht hat, aber beharrlich an der DIY-Attitüde festhält. Natürlich kommt es da auch vor, dass der Rezensent denkt: "Hättet ihr besser mal noch 'ne Runde im Proberaum gedreht", aber auf der anderen Seite gibt es eben auch eine Band wie REAPER'S REVENGE, die einen dann völlig (positiv) geplättet zurücklässt. Heiliger Bimbam, wie geil ist das denn, was die Jungs aus Bayern auf "Versus" da abliefern!

Auch wenn REAPER'S REVENGE bisher komplett an mir vorgeigegangen sind (Schande über mich!), Frischlinge kann man sie nun wirklich nicht nennen. Immerhin existiert die Band bereits seit 2013, hat jede Menge Erfahrung was Konzerte angeht (unter anderem Wacken Metal Battle) und "Versus" ist bereits der dritte Longlayer. Nachdem ich mir also die ersten beiden Alben mal zu Gemüte geführt habe, fällt auf, dass REAPER'S REVENGE auf "Versus" nochmal an der Härteschraube gedreht haben, was dem Album noch mehr Wumms verleiht. Auf Metal Archives werden REAPER'S REVENGE immer noch unter "Heavy Metal" einsortiert, was unbedingt korrigiert werden sollte. Progressive Thrash Metal wäre passender. Obwohl ich sogar noch einen Schritt weiter gehen würde, wenn ich einfach mal behaupte, dass "Versus" das stärkste Tech Thrash-Album geworden ist, das mir seit gefühlten Ewigkeiten untergekommen ist. Selbst die von mir sehr verehrten ANACRUSIS haben da das Nachsehen, die im Gegensatz zu den Songs auf "Versus" geradezu verkopft und uneingängig klingen.

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Belege für diese (steile?) These finden sich zur Genüge auf "Versus". Stellvertretend seien die wahren Bretter von Songs 'To Whom Evils Sacrifice' und 'Images Untangled' genannt. Damit will ich nicht sagen, dass sie über dem Rest des Materials stehen. Viel mehr ist es so, dass "Versus" von Anfang bis Ende eine Qualität aufweist, die beeindruckend ist. Neben den über wirklich jeden Zweifel erhabenen Instrumentalisten hat vor allem Sänger Christian Bösl einen gewaltigen Anteil an dem Eindruck. Der liefert nämlich ab, dass es eine wahre Freude ist. Kein Geröchel, kein Grunzen, keine unverständlichen Vocals, sondern eine Röhre, trotz des musikalischen Feuerwerks immer klar verständlich, powervoll und sogar der ein oder andere Scream sitzt absolut perfekt. REAPER'S REVENGE brennen auf "Versus" eine echte Fackel ab. Vom ersten bis zum letzten Ton gibt's hier Druck, Druck und nochmal Druck.

Dass "Versus" aber trotz dieses Energielevels zu jeder Sekunde begeistert und Langeweile ein Fremdwort bleibt, liegt eindeutig an diesem Songwriting, für das so manch andere Band einfach nur töten würde. Als Beispiel sei hier stellvertretend 'Phlegmatrix' genannt, wo REAPER'S REVENGE das Kunststück fertigbringen, die Grundzutaten eines starken, schnellen und harten BLIND GUARDIAN-Brechers auf eine höhere Stufe zu heben. Der Vergleich zu den blinden Gardinen kam mir übrigens vor allem wegen der Vocals von Bösl, der sich auf diesem Stück original wie ein extrem angepisster Hansi Kürsch die Seele aus dem Leibe singt. Kürsch zu kopieren hat Bösl übrigens gar nicht nötig, denn dafür ist seine Stimme viel zu eigenständig, auch wenn er mich in 'Arctic Winter Green' sogar mal an Berti Majdan (GRAVESTONE) erinnert. Meine Verehrung von hier bis zu den Niagarafällen auch für die Arbeit der Gitarristen Hermann Weiß und Christopher Knauer, die Riffs und Soli aus ihren sechs Saiten zaubern, die für so manch offenes Maul sorgen dürften. Zusammengehalten wird all das von der neuen Rhythmusfraktion um Bassist Christian Oppel und Drummer Thomas Seiferlein. Und dass REAPER'S REVENGE auch textlich einiges zu sagen haben, macht die Sache nochmal 'ne Ecke besser und darf nicht unerwähnt bleiben. Passt dann auch wie Faust auf Auge, dass das Cover-Artwork absolut Metal ist. Auch wenn man es ncht glauben mag, aber der einzige Kritikpunkt an "Versus" ist wirklich nur der, dass das Album nach 45 Minuten schon rum ist.

Jungs, tut euch und uns einen Gefallen und behaltet eure DIY-Herangehensweise bitte bei. Wenn dabei nämlich so ein Meilenstein wie "Versus" rauskommt, dann kann der Ansatz nur der richtige sein. Ich jedenfalls bin sowas von begeistert, dass ich gar nicht anders kann, als hier die Höchstpunktzahl zu zücken. Bayern zeigt der (Thrash)Welt da draußen, wo der Bartel den Most holt. Wer auf diesen Stil steht und hier nicht zugeift, der hat den Schlag echt nicht mehr gehört.



Gesamtwertung: 10.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. To Whom Evils Sacrifice
02. Changing World
03. Warheads
04. Suicidal Genocide
05. My Fading Silence
06. Phlegmatrix
07. Scary Neigbourhood
08. Arctic Winter Green
09. Images Untangled
10. Gapminder
Band Website: www.reapers-revenge.de
Medium: CD
Spieldauer: 45:37 Minuten
VÖ: 08.10.2021

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