Mädhouse - Down 'N' Dirty | |
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Review von Damage Case vom 30.07.2022 (6072 mal gelesen) | |
Sleaze Rock, andere nennen es Glam Rock oder Hair Metal, ein Genre, das eigentlich seit 1991 (genauer: "Nevermind") toter als tot ist und spätestens seit Beginn des Social-Media-Zeitalters unwiederbringlich begraben ist. Warum? Zu dieser schäbigen Rock-Variante gehören Exzess und Gefahr, Selbstzerstörung und Jack Daniels. Und selbst wenn es nur Teil der Marketingstrategie ist, so gehören die Exzesse von MÖTLEY CRÜE, GUNS N' ROSES, RATT oder POISON, neben den unbestritten großartigen musikalischen Fähigkeiten der beteiligten Musiker, einfach dazu. Und 2022? Jeder wägt seine Worte ab, entschuldigt sich sofort bei der Online-Gemeinde für jegliches kleinste Fehlverhalten. Gigs starten pünktlich um 20:00 und enden nach Plan um 22:00, damit die behördlichen Verordnungen eingehalten werden und Best-Ager-Zuschauer noch schön mit der U-Bahn nach Hause kommen, weil sie morgen wieder frisch aus dem Ei gepellt im Büro erscheinen müssen. That's Rock 'n' Roll, Baby! Man muss also schwer aufpassen, dass Sleaze nicht zur oberpeinlichen kajalverschmierten Alltagsflucht für verbeamtete Weekend Warriors verkommt - oder zur Komplettkarikatur der Sorte STEEL PANTHER. Und in dieser völligen Desillusion kommen nun MÄDHOUSE daher. Vierzehn Monate nach ihrem zweiten Album "Bad Habits" legen die Jungs um Bandleader und Gitarrist Micky Stixx ihr drittes Album "Down 'N' Dirty" nach. Und rauben wir uns nicht der Illusionen: Die Österreicher leben wahrscheinlich auch nicht full-time von der Musik und gehen tagsüber im Baumarkt an die Säge oder im Katasteramt schwer malochen. Trotzdem lassen sie es ordentlich rocken, wie die Großen dereinst vor über drei Jahrzehnten. Ihren Rock mögen die Jungs mit sägenden Gitarren (man denke an die CRÜE und SKID ROW zu Debützeiten), wohl dosiert flankiert von poppigen Keyboardeinsätzen und dirigiert von Sänger Tommy Lovelace. Dass sein Organ latent an Stephen Pearcy erinnert, macht die Mucke ein Stück authentischer. Alles in allem klingen die Österreicher wie frisch Stand 1989 aus der Zeitmaschine gestiegen - und ohne jegliche Ballermannisierung oder Comedy-Einlagen merkt man dem Quintett ihre ernsthafte Freude an. Schade nur, dass es in der Alpenrepublik keinen Sunset Strip gibt, den man rauf und runter cruisen kann - und auch sonst alle anderen wilden Achtzigerklischees abseits von Schlagerskihütten nicht mehr ausgelebt werden können. So bleiben den Rockern 2022 aber immer noch ein knappes Dutzend toller Songs ohne wirkliche Ausfälle. Auch das Coverartwork ist das beste der bisherigen Bandhistorie. Fazit: Die mitteleuropäische Herkunft hört man MÄDHOUSE nicht an. Skandinavien oder Kalifornien hätte man eher gedacht. Das ist als Kompliment gemeint und beschreibt "Down 'N' Dirty" vollkommen. Das Bier bleibt heuer im Kühlschrank - lasst euch den Jacky-Cola schmecken und genießt das Album irgendwo laut und unter freiem Himmel! Drei Anspieltipps: 'Kiss And Tell' rockt gut nach vorne und die Chöre sitzen. Dasselbe gilt für das fetzige 'This Is Horrorwood'. Die Halbballade 'You And I Against The World' hätte der Band Mitte der 1980er Platin in den Staaten beschert. Gesamtwertung: 7.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Down 'n' Dirty 02. Hard Luck 03. Kiss And Tell 04. Passionkiller 05. This Is Horrorwood 06. In The Doghouse 07. You And I Against The World 08. Kung Fu Holidays 09. Much II Much 10. Love Is Blind 11. You Can't Lead A Whore 12. Antihero | Band Website: www.madhouse-official.com Medium: CD Spieldauer: 46:!1 Minuten VÖ: 29.07.2022 |
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