Interview mit Wolvespirit von WolveSpirit

Ein Interview von Opa Steve vom 02.07.2011 (18568 mal gelesen)
Selbst beim Interview spielen Persönlichkeiten bei Wolvespirit keine Rolle, und so spricht die Band für sich selbst:

Hallo zusammen nach Würzburg! WOLVESPIRIT sind ja noch ein unbeschriebenes Blatt - vielleicht stellt ihr euch erst einmal unseren Lesern vor, wer ihr seid, und wie euer Werdegang bis zum Debütalbum war?

Wolvespirit: Angefangen hat es, als Debbie, Rio und Oliver auf die Idee kamen, mal ein paar Sessions zusammen zu jammen. Da die drei in einer WG zusammen leben und alle leidenschaftliche Musiker sind, war es nur eine Frage der Zeit bis man seine kreativen Energien zu einem gemeinsamen Projekt fokussierte. Debbie ist eine gebürtige US-Amerikanerin, singt vor Publikum seit ihrem 16ten Lebensjahr und ist hauptberuflich eine bildende Künstlerin. Die Brüder Oliver und Rio kamen eigentlich aus der klassischen Musik, aber konnten sich schon immer für Hard Rock begeistern. Die Rollen des Schlagzeugers und des Bassisten waren mit anderen Leuten besetzt und die Besetzung der Band wechselte auch hin und wieder. Als Andy dann hinzu kam nahm er sein Wissen über Recording und Mixing mit und schon bald machten wir uns drauf und dran ein paar Songs aufzunehmen. Daraus entstand ein Demo, welches wir dann an alle möglichen Labels wegschickten. Also so richtig Old School. Wir bekamen ein paar Anfragen von Indie Labels, von welchen Sleaszy Rider Records uns am meisten zusagte. Auch nicht zuletzt, weil wir uns mit dem Chef des Labels, Tolis Palantzas, sehr gut verstanden, und weil wir fühlten, dass er eine große Hingabe und Liebe zu seiner Arbeit besaß, entschieden wir uns für dieses griechische Label. Nachdem der Vertrag unterschrieben war, fingen wir mit dem Album an. Viele Songs waren schon fix, aber ein paar neue schrieben wir noch kurz vor Beginn der Aufnahmen. Ein paar Monate und viele mühevolle Stunden später war es dann so weit: Unser Debütalbum war fertig.

Das Lineup spricht von 5 Musikern, aber auf dem einzigen Promo-Foto, welches ich kenne, sind nur Debbie und 3 Kollegen abgebildet - wie kommt's, und warum seid ihr generell so sparsam mit Informationen über euch selbst? Eure Page, MySpace und Facebook glänzen bisher eher durch Leere...

Wolvespirit: Dass unser Schlagzeuger sich nicht ablichten lassen wollte, liegt an seiner extremen Scheuheit gegenüber Fotografen. Er ist echt ein lieber Kerl, aber in dieser Hinsicht hat er große Probleme. Auch geht er kaum unter Menschen und zieht es vor, in seiner einsamen Waldhütte zu leben um sich dort mit seinem Schlagwerk dem Rhythmus der Natur hinzugeben. Des Nachts, wenn der Mond voll ist und sein Blut in Wallung gerät, heult er hin und wieder gerne den Mond an oder liefert sich ein Konzert mit der benachbarten Eule. Auch wenn er mal auf die Jagd geht, kann er oft der rohen Kost nicht wiederstehen. Es ist zwar widerlich zu zuschauen, aber sonst ist er echt in Ordnung. Nein, aber jetzt mal im Ernst. Unser Schlagzeuger ist weder Scheu noch ist er mit einem Werwolf verwandt. Die nüchterne Warheit ist, dass wir zum Zeitpunkt des Shootings keinen Schlagzeuger hatten und wir uns erst kurz nachher gefunden haben. Keine Sorge. Wir werden unseren haarigen Freund schon irgendwie dazu bringen, mit uns ein Foto zu machen. Auch wenn wir ihn dazu mit einem Lamm locken müssen. Es ist ein Teil unserer Philosophie uns selbst nicht in den Vordergrund zu drängen. Viel mehr wollen wir die Band und vor allem die Musik für uns sprechen lassen. Es ist zwar richtig, dass wir die Band verkörpern, aber nicht die Band sind. WOLVESPIRIT ist ein Prinzip, ein Wesen, das sich durch Musik ausdrückt und nicht durch Worte. Die Musik hält die gesamte Botschaft von Wolvespirit in sich. Also wozu darüber Worte verlieren?

Die 70er Retro-Welle bekommt den Metal ja zur Zeit immer mehr in den Griff. Habt ihr das Gefühl, dass man genau deswegen auf euch aufmerksam geworden ist, oder gab es auch schon vorher entsprechendes Feedback?

Wolvespirit: Teils, teils. Auf jeden Fall spielt die momentante Rückbesinnung auf die "guten alten Tage" eine Rolle. Aber anderes Seits gab es schon immer positives Feedback von den Leuten. Natürlich gab es auch Personen, die unsere Musik gar nicht ausstehen können. Aber das ist dann wieder eine Geschmacksfrage. Letztendlich hoffen wir einfach nur, gute zeitlose Songs zu machen, die die Leute zum Grooven bringen und vielleicht auch noch in fünfzig Jahren gehört werden. Nie hat jemand von uns den Gedanken gehabt: "Hey, lasst uns doch Retro-Songs (oder sonst irgend einen Stil) schreiben". Auch wenn es so rüber kommt, haben wir einfach nur Musik gemacht, die uns gefallen hat und unsere Herzen bewegte.

Was fasziniert euch an dem alten Sound besonders? Ist es angesichts immer technischer und kälterer Produktionen heutzutage eine Form der Rückbesinnung, oder war das für alle von euch eine ständige Leidenschaft?

Wolvespirit: Es ist dieser rohe, wilde und unverfälschte Sound, der uns stark beeinflusst hat. Wenn man die Platten von damals mit den heutigen Produkionen vergleicht, dann merkt man schnell, dass die alten Songs zwar leiser, dumpfer und unvollkommen klingen, aber sie strahlen einen unwiderstehlichen Charme aus, der so viel Gefühl und Energie vermittelt. Uns hat die Wärme und das Rock'n'Roll Attitüde der 70er und 80er sehr begeistert, und um deine Frage zu beantworten: Es war die Leidenschaft zu dieser Sache und die Suche nach etwas, das heute mit unserer technisierten Welt verloren gegangen ist. Und für uns ist dieses Etwas die damals herrschende Begeisterung für die Idee, mit Musik eine Revolution zu entfachen. Einfach auf die Bühne zu gehen und seine Herz, seine innersten Überzeugungen, vor dem Publikum heraus zu singen.

Dementsprechend darf ich davon ausgehen, dass bei der Produktion von "Spirit Metal" nur authentisches Equipment zum Einsatz kam, oder kann man sich auch vorstellen, dass die Hammond auch mal als Software-Plugin genutzt wird, wenn der Hörer ohnehin keinen Unterschied merkt?

Wolvespirit: Wir sind Analog-Freaks und vermeiden grundsätzlich, digitale Technik einzusetzen, wo nicht unbedingt nötig. Die Orgel wurde auf einer echten Hammond eingespielt. Ein Plugin würde dem nicht nahe kommen, vorallem weil die Spielweise auf einer Hammond sehr speziell ist und nicht mit einem normalen Keyboard im Detail immitiert werden kann. Wiederum sind wir nicht so fanatisch, um alles Digitale zu verteufeln und so haben wir beim Mixing schon viele Plugins verwendet. Abgerundet wurde das Master dann aber mit analogen High-End Geräten.

Wenn ihr mal auf eine größere Tour gehen würdet, was wären eure Wunschkandidaten an begleitenden Bands?

Wolvespirit: Solche speziellen Wünsche haben wir gar nicht. Wir würden uns im Prinzip über jede Tour mit einer bekannten Rock Band freuen. Uns geht es darum, möglichst Viele mit unserer Musik zu erreichen und wir sind dankbar für jede Möglichkeit, die sich bietet.

Für euren Basser Andy, der ja auch einen Black Metal Hintergrund hat, ist es kein Problem, so positiv groovende Titel wie 'Ride On' zu performen?

Wolvespirit: Manchmal noch wird unser lieber Andy von Anfälle des Black-Metal Fieber heimgesucht. Dann schließt er sich in seinem Zimmer ein und quält im Rauschzustand sein Instrument mit endlosen 16tel Geschrubbe. Aber auf lange Sicht haben wir ihn auf die "gute Seite der Macht" gezogen - so hoffen wir zumindest. Und so spielt er mit einem Dauergrinsen auf dem Gesicht und positiver Schwingung in seinen Fingern seine Bassläufe.

Euer Label Sleaszy Rider beschreibt euch ein wenig nebulös, so dass man den Eindruck bekommen könnte, ihr führt auch neben der Musik ein gemeinsames Leben in Form einer Künstler-Kommune. Schießen sie da über's Ziel hinaus, oder betrifft eure Gemeinschaft tatsächlich mehr als nur die Band?

Wolvespirit: Kommune ist so ein negativ geprägtes Wort, findest du nicht auch? Da denkt man gleich an Kommunismus und an Hippies, die sich an den Händen haltend Kumbaja zum Besten geben. Nein, eine Kommune sind wir nicht. Wir sind einfach nur Leute die zusammen in einer WG leben und Musik machen. Und außerdem hat es viele Vorteile, in einer Gruppe zusammen zu leben. Man unterstützt sich gegenseitig und hat nie Langeweile. In der heutigen schnelllebigen Zeit ist es etwas Besonders wenn man in der Natur zusammen als Gruppe leben kann. Wir haben bloß erkannt, dass es sich zusammen einfacher lebt und nebenbei auch Spaß macht.

Das Album nennt sich "Spirit Metal". Spritiualität war in den 70ern ein großes Thema in der Musik. Welche Parallelen seht ihr zwischen euch und dem Ur-Heavy-Rock in Bezug auf Spiritualität, und welche Unterschiede?

Wolvespirit: Ob es Parallelen gibt wissen wir nicht, ehrlich gesagt. Darüber haben wir uns noch keine Gedanken gemacht und wissen auch nicht wie die Spirtualität in der 70er Heavy Rock Szene war. Wir können nur sagen, was Spiritualität für uns bedeutet. Für uns ist sie eine Lebenseinstellung geworden, die nichts mit abgefahrenen Esoterikern zu tun hat, die sich stundenlang in einen dunklen Raum einschließen und über den Urton meditieren. Auch distanzieren wir uns von allen Möchtegern-Schamanen, die alle möglichen Drogen einschmeißen, um der Erleuchtung näher zu kommen. Spiritualität bedeutet viel mehr Freiheit. Freiheit von einem System, das seine Fäden immer enger spinnt, um die Menschheit zu willenlosen Sklaven zu machen. Freiheit von Egoismus und Raffgier. Sie ist die Erkenntnis, dass wir Menschen in Wirklichkeit die Herren über unsere Realität sind und, dass Nichts und Niemand über dein Leben bestimmen kann, wenn du es nicht zulässt. Wir leben in einer Zeit, die ein Grenzübergang zu einem neuen Bewußtsein ist, und wir als Band sehen uns als Botschafter dieser Ära.

Wegbereiter für das Revival okkulten Hardrocks sind (zumindest in Deutschland) unbestritten THE DEVIL'S BLOOD. Freut ihr euch darüber, dass diese Musik nach 30 Jahren so enorm gepusht wurde, auch wenn vielleicht am Ende Kommerz und der unweigerliche Ausverkauf stehen könnten?

Wolvespirit: Wir freuen uns für die Leute von THE DEVIL'S BLOOD, dass ihr Konzept für sie so gut funktioniert. Bei uns geht es jedoch nicht um Rituale, Beschwörungen oder Vergötterung. Unsere Botschaft ist simpel und wir machen keine Religion daraus. Denn für uns gibt es keine Religion. Wir brauchen keine Institutionen, keine Kirchen, keine Priester, keine Riten, keine Gurus, keine Erleuchtungs-Wochenendkurse und kein Weihrauch mehr. Wir brauchen all das nicht um mit dem Göttlichen, der Liebe, in Kontakt zu treten. Denn die Wahrheit ist, dass das Göttliche schon in uns ist, und um Erkenntnis zu erlangen müssen wir lediglich es wollen und offen dafür sein. Und um deine Frage zu beantworten: Ja, wir freuen uns für diese Szene, auch wenn wir wenig damit zu tun haben. Und ob dem ein Ausverkauf bevorsteht, kann nur die Zukunft sagen.

Was sind nun eure Pläne für die nächsten Monate?

Wolvespirit: Gerade proben wir für unseren Auftritt auf Aiya Napa Youth Festival im August, und eine Tour ist in Kooparation mit einer Booking Firma schon in Planung. Auch schreiben wir an neuen Songs, denn das Feedback und die positive Resonanz in letzter Zeit hat uns zu neuen Ideen inspiriert.

Wir sind gespannt, euren Werdegang zu verfolgen - danke für das Inti, und die letzten Worte an unsere Leser gehören euch:

Wolvespirit: Unser Wunsch ist es, als Band mit Liveauftritten viele Menschen zu erreichen und zu begeistern. Unsere Botschaft ist die Unabhängigkeit zu erlangen, zu erkennen, dass wir mehr sind als bloße Materie, und dass wir unsere Realität durch unser Fühlen und Denken erschaffen. Der Mensch ist mächtig.

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