Interview mit MU von Steelpreacher

Ein Interview von Opa Steve vom 11.04.2019 (24183 mal gelesen)
Wir sprachen mit MU von STEELPREACHER (Bass) und SECUTOR (Drums) über die kommende DVD-Veröffentlichung "Masters Of The Underground", die Ende 2018 im JUZ-Liveclub Andernach aufgezeichnet wurde. Neben den beiden Bands waren noch DRAGONSFIRE am Start, und es war ein denkwürdiger, lauter, bierseliger, und überhaupt toller Abend. Lassen wir die andere Seite des Fotograbens zu Wort kommen.

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Hallo MU, wir treffen uns heute, um bisschen über die DVD-Produktion "Masters Of The Underground" zu quatschen. Bei dem Gig mit SECUTOR, DRAGONSFIRE und STEELPREACHER warst du ja an den Drums bei SECUTOR beteiligt und später am Bass bei STEELPREACHER. Wer kam eigentlich auf die Idee dieser DVD?

MU: Ja, das war natürlich der Herr Müller (Jan Müller, Drummer von DRAGONSFIRE - Red.) himself. Vor zwei Jahren auf dem "Taunus Metal" kam er zu mir, hickehackedicht, die Augen auf halb acht und viertel vor neun, und meinte: "Ja MU, ich hab voll die gute Idee! Lass uns doch eine Live-DVD machen - das hat noch keine andere Underground-Band gemacht.". Ich sagte "Jo, is gut. Machen wir! Is gut ..." und hab gedacht, das weiß der morgen eh nicht mehr. Aber das Gespräch ging noch eine halbe Stunde weiter, und er hat mir immer wieder dasselbe erzählt und auch am Morgen danach war es immer noch nicht vergessen. Da dachte ich, dann muss es ja gut sein. Und der Jan hat ja auch viel Erfahrung im Organisieren, da wusste ich, der macht das dann auch ordentlich. Und ich dachte, wenn sich Herr Müller dem annehmen will ... ich mach ja jede Sauerei mit (lacht).

Habt ihr das Line-up dann schnell auf die Beine gestellt?

MU: Ja. Bei SECUTOR mussten wir eine Weile darüber diskutieren, das war aber eine finanzielle Sache. Die Jungs arbeiten jetzt alle noch nicht so lange, dass sie irgendwelche Reichtümer angehäuft hätten. Wir mussten viel vorlegen, aber das ist halt wie mit dem Merch: Es tut erst mal weh, aber wenn man es verkauft hat, kommt auch wieder was rein.

Ihr habt es ja krachen lassen, was Backline und Licht anbetraf. Wie fühlte sich das an, mit so einer "Headliner-Produktion" auf der Bühne zu stehen?

MU: Also ich hab nur aus dem Publikum von vielen gehört: Es war wohl zu laut. Auf der Bühne ging's eigentlich.

Mir fiel vor allem der geile Sound auf ...

MU: ... Wir hatten auch Zeit gehabt! Wir haben am Tag vorher alles aufgebaut und jede Band hat abends dann noch drei bis vier Songs gespielt, bis alles gesessen hat. Die Möglichkeit hat man halt nicht immer. Meistens gibt es nur kurzen Linecheck für fünf Minuten. Natürlich gab es auch die üblichen technischen Probleme. Bei Fabio ist zum Beispiel bei seinem typischen Move die Gitarrensaite gerissen - das muss einmal pro Auftritt sein, das geht nicht anders (lacht)!

Was war denn für dich persönlich das Stressigste in der ganzen Zeit von den Vorbereitungen bis zum Abend?

MU: Für mich war am stressigsten: 70 Minuten trommeln, von der Bühne runter, meine Schulter von meiner Frau verarzten lassen, duschen, dann wieder auf die Bühne rauf, und irgendwann tot umfallen. Ich hatte echt nur die 80 Minuten zwischendurch, bisschen fit zu werden und was zu essen - man hatte nicht einmal genügend Zeit, richtig betrunken zu werden (lacht).

Und für euch insgesamt als Bands, was empfandet ihr da als besonders stressig?

MU: Primär die Musik und das ganze Proben. Wir waren schon nervös, ob wir das alles so gut hinkriegen wie auf der Probe. Wir haben bei STEELPREACHER zwar etwas mehr Routine, aber die Jungs sind auch perfektionistischer veranlagt. Dazu ist vorher natürlich noch viel mit Werbung zu tun. Und auch organisatorisch war es viel Arbeit. Wir haben uns mehrmals in großer Runde getroffen und abgesprochen, wie jede Band den Bühnenaufbau und das Licht gestaltet, denn wir wollten uns schon bisschen unterscheiden. Bei SECUTOR hatten wir extra noch die Banner organisiert, DRAGONSFIRE hatten die Pommesgabeln, bei STEELPREACHER gab's die ganzen Bierfässchen. Und wir überlegten natürlich, was noch an Equipment benötigt wird. Boxen, Verstärker und so weiter. Wir fragten uns schon, ob das alles noch auf die Bühne passt. Das war ziemlich viel.

Das war ja auch vermutlich eure größte Produktion bisher!

MU: Definitiv!

Bier ist auch ein gutes Stichwort. Davon gab's ja genug. In eure Kehlen, fürs Publikum, über die Leute ... werdet ihr eigentlich von der bekannten Brauerei in der Eifel gesponsort, oder ist es einfach euer erklärtes Lieblingsbier?

MU: (Lacht erst mal) Wir hatten vor Jahren mal dort angefragt, als wir die "Start Raising Hell" gemacht haben, weil wir da die Kiste auf dem Cover hatten. Aber sie hatten gemeint, wir passten nicht ganz in ihr Werbekonzept rein (lacht). Gut, man muss halt sagen, es ist irgendwie ein Schickimicki-Bier, aber es schmeckt halt einfach gut! Deswegen trinke ich es auch weiter - aber schade halt.

Die Extras auf der DVD sind ja auch ganz lustig. Gab es da noch Ausschuss, oder sind wirklich alle Fan-Interviews vom Abend drauf?

MU: Das kann ich gar nicht so genau sagen. Ich weiß nicht, wie viele Fan-Interviews es gab, aber meines Wissens nach wurde nichts rausgeschnitten.

Was waren denn so die Überraschungen für dich bei diesen Interviews?

MU: Das, wo der Kollege durch den Tisch geflogen ist (lacht) - das war ein Wrestling-Kollege vom Jens und vom Hendrik, die können halt nicht anders! Was ich besonders schön fand, war der Andre Bender vom "Florinsmarkt" damals. Der sagte, dass die SECUTOR-Jungs bei ihm groß geworden sind. War schön zu sehen, dass das nach all den Jahren nicht vergessen ist.

Dann gab es da doch noch eine Story mit einem abgebrochenen Gig, weil so viele Kerle plötzlich unten ohne auf der Bühne standen ...

MU: Ähm, nee, das waren eigentlich zwei verschiedene Gigs. Der abgebrochene Gig war unser dritter in Göttingen. Da waren die Leute dermaßen ausgelassen und betrunken und fast nur noch auf der Bühne. Dagegen ist nichts zu sagen, aber wenn sie Bier auf die Effektgeräte schütten und drauf rumtrampeln, da haben wir gesagt, das geht nicht mehr. Da müssen wir abbrechen. Der Kram ist dafür echt zu teuer. Der andere Gig war ein halbes Jahr vorher auf dem "Thrash Till Death". Das waren dieselben Leute, die hatten sich vorher wohl abgesprochen: Bei STEELPREACHER gehen wir alle auf die Bühne und machen uns untenrum mal nackig. Dann haben die da eine schöne Würstchenparade aufgeführt, aber nach einem zweiten und dritten Tag Festival ... (rümpft die Nase) ... ich kann mir Schöneres vorstellen! Von diesem Auftritt gibt es übrigens auch eine DVD - ich müsste mal suchen, aber wahrscheinlich finde ich sie nicht mehr.

Wie groß war denn jetzt bei der aktuellen DVD die Auflage?

MU: Ich glaube 1000. Genau weiß ich es aber nicht. Ich sag dann zum Jan immer: "Das ist die distributive Seite der Macht!". Ich möchte nicht einmal groß Geld verdienen, sondern einfach Musik spielen und Lieder schreiben. Alles mit GEMA, Anmeldungen und Haste-nicht-gesehen, davon halte ich mich möglichst fern.

Du hast also auch keinen Überblick, ob ihr mit der DVD die Kosten wieder einspielen werdet?

MU: Hm, also für STEELPREACHER war das jetzt kein so großes Ding. Bei SECUTOR ist es genau aufgegangen, wir hatten am Schluss noch 5,00 Euro in der Bandkasse (lacht). Aber wir hoffen natürlich, dass auch wieder was reinkommt. Es war nicht billig, das kann ich dir sagen.

Die Releaseparty für den 02.05.2019 wurde ja noch am Abend verkündet. Wie spontan war das denn eigentlich?

MU: Überhaupt nicht (lacht). Das ist alles berechnet. Der Herr Müller ist ja ein richtiger Teufel, was das angeht. Freitags danach ist das "A Chance For Metal Festival", die Leute sind teilweise schon da. Und für 'nen Zehner an der Abendkasse drei Bands angucken ... also ich würde es machen!

Seid ihr jetzt froh, dass alles geschafft und im Kasten ist?

MU: Ja! Aber sowas von! Zwei Wochen vorher hat man schon gemerkt, es wird langsam ernst. Alles, was jetzt noch nicht sitzt, kriegt man wahrscheinlich nicht mehr hin. Zwei Tage vorher steigert sich das nochmal ins Unermessliche. Am Abend, als es dann geschafft war, hat man allen Bands die Erleichterung schon angemerkt. Jeder weiß, was er verkackt hat, jeder weiß, wo es technische Probleme gab, aber jeder hat gesagt, es hätte schlimmer kommen können. Ich hatte eher die Befürchtung, dass uns das Mischpult abraucht, daher hatten wir noch ein zweites hinten komplett verkabelt stehen, waren also doppelt abgesichert.

Habt ihr anschließend noch gefeiert?

MU: Nein, also ich nicht. Wir mussten am nächsten Tag ja noch abbauen. Einen Tag vorher hatten wir schon 12 Stunden lang aufgebaut und das hat man schon in den Knochen gemerkt. Schnitzel, und ins Bett (lacht).

Jetzt für die Release-Party am 02.05.2019, seid ihr da ähnlich nervös?

MU: Nein, nein, nein! Das ist Kontrastprogramm. Während auf der DVD der Schwerpunkt auf dem Musikalischen und der Performance lag, wird das hier nur reine Party. Und ehrlich gesagt, selbst für eine Party ist mir das noch zu wenig geplant. Ich glaube, das gibt bisschen Durcheinander. Aber wir haben ja Zeit an dem Abend.

Dürfen dann wieder Handys hochgehalten werden?

MU: Wenn die Leute unbedingt wollen, ja. Ich finde das ja eine ganz fürchterliche Angewohnheit. Ich habe mal ein schönes Zitat gelesen: Die Leute sind so beschäftigt damit, zu beweisen, dass sie auf dem Gig waren, dass sie gar nicht wirklich da waren.

Das hatte bei der Aufzeichnung ja relativ gut funktioniert, auch wenn die Ankündigung recht knapp war. Man hat wirklich keine Handys in der Luft gesehen. Die Leute haben sich daran gehalten - spitze!

MU: Ja, wie in den Neunzigern! Hier hat man doch die beste Erinnerung an den Abend (zeigt auf das DVD-Cover).

Was kommt denn als Nächstes? Habt ihr vor, die DVD nochmal zu toppen?

MU: Ne! Also ich persönlich hab erst mal die Schnauze voll. Soweit ich das für STEELPREACHER und SECUTOR sagen kann, wir alle. Bei SECUTOR steht jetzt erst mal die neue Platte auf der Agenda, die wollen wir dieses Jahr noch rausbringen. Ob das hinhaut, weiß ich noch nicht, das hängt bisschen von den Songs ab, ob die durchflutschen oder nicht. Mit STEELPREACHER sind wir fleißig am Schreiben, das wird noch bisschen dauern. Die Herren sind ja noch mit Wrestling beschäftigt, die Prioritäten sind jetzt erst mal bisschen gemütlicher, was Musik angeht. Wir haben sonst einen Drei- bis Vierjahresrhythmus mit der CD, das könnte diesmal bisschen länger dauern.

Wenn der Jan also nächsten Monat kommen würde und hätte eine super Idee, dann wärt ihr erst mal raus?

MU: Da bin ich mir sogar ziemlich sicher, dass das so kommen wird (lacht), aber ich hab ihm schon gesagt, dass er mit mir erst mal nicht planen soll. Ich werde im September Vater, ...

Gratuliere!

MU: ... das werden erst mal andere Prioritäten.

Und dann erst mal ganz normales Programm. Songs schreiben ...

MU: Ja genau. Songs schreiben, Musik, und jetzt sind die ganzen Experimente mal durch, hoffe ich. Wir machen das ja nicht beruflich, sondern als Hobby. Und das Hobby muss Spaß machen. Wenn das Hobby in Stress ausartet, das will ich eigentlich gar nicht. Das war schon hart an der Grenze mit der DVD (lacht).

Aber ihr habt sie jetzt und werdet vermutlich auch in zehn Jahren noch stolz drauf sein.

MU: Da werden wir vermutlich immer stolz drauf sein. Es sei denn, in 30 Jahren gibt es so gute Handys, die das in noch besserem Sound und Bild mitschneiden können. Aber das haben der Bomber und seine Crew schon gut gemacht. Vor allem waren die auch total unauffällig auf der Bühne - das war schon professionell.

Wir wären dann schon am Ende unseres Interviews - hast du noch ein paar salbungsvoll-eloquente letzte Worte für unsere Leser?

MU: Die berühmten letzten Worte! Ach, kommt am 02.05.2019 nach Andernach, KAUFT EUCH DIE DVD, BITTE (lacht) !!! Ansonsten einfach nur Spaß haben, das gibt einen richtig geilen Party-Abend. Und ich bin gespannt, was passiert!

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