Interview mit Karsten Wallenius von Blackdraft

Ein Interview von Cornholio vom 12.01.2019 (20877 mal gelesen)
"The Quest" ist das zweite Album der Hamburger Band BLACKDRAFT. Vor allem die Story des Albums hat mich dazu verleitet, bei Leadgitarrist Karsten mal etwas genauer nachzufragen ...

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Hallo und zuerst mal Glückwunsch zu eurem starken Album "The Quest". Habt ihr die Weihnachtstage gut verbracht? War für euch eher Familytime angesagt, oder wart ihr zusammen unterwegs, habt ihr vielleicht sogar Konzerte gespielt?

Karsten Wallenius: Vielen Dank!! Wir haben ja am 15.12.18 unsere Releaseshow im Headcrash gespielt in Hamburg. Danach war erst mal etwas Ruhe angesagt und die Weihnachtstage haben wir mit Freunden und Familie verbracht. Jetzt starten wir wieder frisch in 2019.

Wer ist bei euch fürs Songwriting zuständig? Ist das eine Gemeinschaftssache, sind da nur ein bis zwei Leute involviert?

Karsten Wallenius: Beim Songwriting ist es bei uns so, dass ich die Grundideen liefere, bis hin zu fast fertigen Songs. Dann treffe ich mich meist mit Jan-Hendrik um die Songs zu finalisieren, da ist die Zusammenarbeit mit einem Drummer, der ein sehr gutes Verständnis für Songstrukturen hat, sehr hilfreich. Von Tomek (Bass) und Fabel (Rhythmus-Gitarre) kommen meist noch kleine finale Feintuning-Ideen und dann müssen nur noch die Texte und Gesangsmelodien her. Diese entstehen in Zusammenarbeit von Jan-Hendrik, Julia (Lead-Vocals) und mir.

Wie kam euch die Idee zu diesem doch komplexen Thema? Es ist sicher nicht einfach einen Charakter zu erfinden, so wie ihr es mit Runa Ágústsson gemacht habt. Leider liegen mir keine Texte vor, vielleicht könnt ihr die Story für unsere Leser kurz anreißen ...

Karsten Wallenius: Die Idee zu dem Konzeptalbum kam Julia und mir, als wir an einem schönen Herbstabend an der Küste saßen und aufs Meer geschaut haben und uns überlegt haben, worum sich unser neues Album denn drehen soll. Sicherlich haben wir das Rad nicht neu erfunden, wollten aber eine Abenteuergeschichte schreiben und musikalisch umsetzen, die zum einen in Skandinavien spielt und zum anderen mit der See zu tun hat. Nach einigem kreativen Brainstorming kamen wir auf Runa, die sich für ihre Meeresbiologieforschungen von Hamburg auf den Weg nach Island macht. Dort entdeckt sie ein düsteres Geheimnis um das mysteriöse Verschwinden einiger Schiffe vor Island. Diesem Geheimnis will sie mit Hilfe des isländischen Ozeanclubs, einer Zusammenkunft alter Seebären, die um dieses Geheimnis wissen, auf die Spur kommen. Sie tritt eine gefährliche Reise in die Tiefsee an ... imgright

Die Frage "Plant ihr, das Werk in schriftlicher Form, z. B. als Buch oder Blog zu veröffentlichen?" hatte ich schon geschrieben - aber es gibt ja schon ein Buch. Ich vermute, die Kapitel dort sind analog zu den Songs als "Chapter" abgegrenzt, oder? Wie kamt ihr dazu, ein Buch zur CD zu schreiben - oder war es andersherum? Ist das passende Hörbuch dazu, was es ja auch in eurem Shop gibt, ein "normales" Hörbuch, also das Buch vorgelesen? Oder sind auch Elemente von der Musik-CD enthalten?

Karsten Wallenius: Je mehr wir uns mit der Story beschäftigt haben, insbesondere Julia, hat uns diese Geschichte immer weiter in den Bann gezogen. Julia hat sich so viel damit beschäftigt, dass sie es niedergeschrieben hat als Buch. Das Ganze ist analog zu den Kapiteln auf der CD. Aufgenommen hat sie es als klassisches Hörbuch, das mit Klängen und Musik unterlegt ist, aber es kommen keine unserer Songs auf dem Hörbuch vor.

Wie kamt ihr auf die vier instrumentalen Stücke? Warum haben diese Tracks isländische Namen? Da sie nicht auch als "Chapter" betitelt sind, wirken sie für mich (beim Lesen der Tracklist) etwas wie Fremdkörper, als wären die Stück ausgeschlossen/ausgegrenzt.

Karsten Wallenius: Die Instrumentals sollen Verbindungsstücke zwischen den einzelnen Kapiteln darstellen und die Stimmung des Albums unterstützen. Die Songs selber sind die Kapitel der Story.

Von den beiden "großen" deutschen Magazinen habt ihr nur durchschnittliche Reviews erhalten, wie geht ihr damit um? Motiviert euch das eher, wenn das Feedback nicht so rosig ist, oder geht euch das schon etwas an die Nieren?

Karsten Wallenius: Man kann nicht jedermanns Geschmack treffen. So einfach ist das. Ich denke die großen Magazine decken auch vor allem den Mainstream im Metal ab. Beim drittgrößten Mag haben wir hervorragend abgeschnitten. Die restliche Resonanz europaweit ist sehr positiv. Dies überwiegt so sehr, dass wir uns um die beiden keine Gedanken machen. Ja klar, ein gewisser Ansporn steckt aber auch darin, das RockHard und den Hammer auch noch abzuholen.

Wie kam es dazu, dass ihr auf dem aktuellen Sampler vom RockHard mit einem Song vertreten seid? Lief das komplett über das Label, oder habt ihr irgendwelche Strippen gezogen? Durftet ihr entscheiden, welcher Song auf die CD kommt, oder hat das die Plattenfirma bestimmt? Wenn ihr es wart - warum habt ihr gerade 'Fight' ausgewählt? (Auch hier habe ich gesehen, dass ihr Anfang November die Single 'Fight' veröffentlicht habt - habt ihr den Song als Singleauskopplung bestimmt, oder war es das Label?)

Karsten Wallenius: Auf dem Sampler vom RockHard sind wir über unser Label MightyMusic gelandet. Die Single 'Fight' haben wir ausgewählt, da sie eine gute Hookline hat und viele Facetten unseres Albums abbildet, beide Gesänge, Härte aber auch Melodie. Tatsächlich sind wir da auch ganz frei in unseren Entscheidungen. Das ist toll.

Wie ist der Kontakt zu Niels von ORDEN OGAN (Bassist) zustande gekommen, und was hat er genau zu "The Quest" beigetragen?

Karsten Wallenius: Niels haben wir 2017 auf der Musikmesse in Frankfurt kennengelernt. Dort haben wir uns über das Business ausgetauscht und sehr nett gesprochen. Julia und ich haben ihn dann noch auf dem RockHard-Festival wieder getroffen. Über Facebook ist der Kontakt geblieben. Als wir in die Aufnahmen zum Album starten wollten, war klar, wir brauchen für die Keyboards Unterstützung. Niels war so gut, uns da unter die Arme zu greifen. Er kam nach Hamburg für mehrere Tage und wir hatten eine echt sehr coole Zeit zusammen im Studio. imgleft

Wie sind eure Pläne für 2019? Ist eine Tour geplant? Seid ihr schon für Festivals im Sommer gebucht? Oder macht ihr euch direkt an den Nachfolger von "The Quest"?

Karsten Wallenius: Wir wollen natürlich so oft es geht live spielen, um "The Quest" den Fans zu präsentieren und neue Fans zu generieren. Wir werden auf dem MetalCrash-Festival in Gießen (u. a. mit J.B.O., MOB RULES, DAD) mit dabei sein. Andere Festivalshows sind in Planung. An dem Nachfolger von "The Quest" arbeite ich konstant, denn ohne Songwriting geht es nicht. Das passiert ganz automatisch und ist ja auch das was unfassbar viel Spaß macht – kreativen Output zu haben :-)

Nochmal zum Anfang eurer musikalischen Karriere - wie habt ihr euch kennen gelernt? Habt ihr vorher bereits (zusammen?) in anderen Bands gespielt? Oder seid ihr eine "Wir kennen uns seit der Schule"-Gemeinschaft, die schon viel miteinander durchgemacht hat? Im Online-Lexikon Metal-Archives finde ich euch leider nicht ...

Karsten Wallenius: Julia, Tomek und ich haben uns in einer Band kennengelernt, die es vor BLACKDRAFT gab, aus der dann BLACKDRAFT entstanden ist. Uns gibt es nun seit 2015. Wir haben seit 2011 schon zusammen Musik gemacht. Als nächstes kam Jan-Hendrik dazu und als wir einen zweiten Gitarristen suchten, kam Fabel mit an Bord. Alle von uns haben aber schon immer in anderen Formationen Musik gemacht, auch vor 2011.

Wer sind eure musikalischen Vorbilder?

Karsten Wallenius: Da jetzt in diesem Moment nicht alle bei mir sitzen ist es schwierig, ganz genau für die anderen zu sprechen, aber ich probiere es mal, wo ich mir ziemlich sicher bin :-) Bei Julia ist es definitiv Alissa White Gluz von ARCH ENEMY, da sie eine ganz starke Persönlichkeit ist und cleanen sowie Growlgesang hervorragend beherrscht. Jan-Hendrik ist, glaube ich, der größte TOOL-Fan unter der Sonne. Ich bin schon immer ein riesiger IRON MAIDEN-Fan gewesen und das hat mein Spiel immer schon beeinflusst. Aber auch Gitarristen wie Michael Amott (ARCH ENEMY, ex-CARCASS) und Per Nilsson (SCAR SYMMETRY, KAIPA) sind musikalische Vorbilder.

Vielen Dank für die Zeit und den unkomplizierten Kontakt und alles Gute für BLACKDRAFT in der Zukunft!

Karsten Wallenius: Vielen Dank!

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