Mount Mary - Diamonds Of A Fool

Review von baarikärpänen vom 15.08.2023 (5376 mal gelesen)
Mount Mary - Diamonds Of A Fool Das Debut von MOUNT MARY war mir vor zwei Jahren satte neun Punkte wert. Wenn ich mal so reflektiere, dann verteil ich gerne schon mal im Überschwang eine hohe Punktzahl, die ich nach einigen Jahren so nicht noch mal geben würde. Im Falle dieser, wenn nicht sogar DER finnischen Institution in Sachen Classic Rock mit erkennbaren bisweiligen Tendenzen zu härteren Sounds, steh ich aber auch zwei Jahre später noch zu jedem Wort, zur Note ebenfalls. Und MOUNT MARY sind zudem eine der Truppen, die immer wieder mal auf meinem Plattenteller landen, was wörtlich zu verstehen ist, da diese Musik eben auf Vinyl gehört. Was mir besonders imponiert ist der Fakt, dass wir es hier, sehen wir mal vom Nesthäkchen Drummer Otto Haapanen ab, mit gestandenen Musikern zu tun haben, die seit Jahrzehnten national und auch international aktiv sind. Maria Hänninen könnte mittlerweile ein Buch über ihre Beteiligungen an Produktionen und Live-Shows anderer Acts schreiben, Bassist Jukka Jylli zählt nicht erst seit KINGSTON WALL zu den besten seines Fachs, Gitarrist Petri Majuri zaubert seit Jahren Künstlern von HANOI ROCKS bis Billy Cobham einen perfekten Sound. Und trotzdem klingen MOUNT MARY hungrig, frisch. Im Gegensatz zu so mancher Ansammlung altgedienter Mucker, deren Alben letztendlich zwar als okay durchgehen, aber hüftsteif sind.

Ein Bekannter von mir meinte vor einiger Zeit, bezogen auf Classic Rock, "Haste eine gehört, haste alle gehört.", womit er bei so manchen Veröffentlichungen in diesem Sektor durchaus richtig liegen könnte. Wenn da nicht die Ausnahmen wären. Zum Beispiel WUCAN, die eine völlig eingene Herangehensweise an diesen Sound haben. Oder BLUES PILLS (wo bleibt das nächste Album?), die den Soul gekonnt integrieren. Und dann eben auch MOUNT MARY. Hier gibt es keine Querflöte, keinen Soul. Die Zutaten, mit denen die Finnin und Finnen ihr Süppchen köcheln sind zwar wohlbekannt, aber MOUNT MARY schmecken das mit einer gehörigen Portion Power ab, die selbst so manchen jugendlich ungestümen Newcommer alt aussehen lässt.

imgcenter


Laut MOUNT MARY machen sie schon ihr ganz eigenes Ding, aber laut Band finden sich in ihrem Sound auch Größen wie LED ZEPPELIN, RIVAL SONS, GRETA VAN FLEET, BLACK SABBATH und auch AC/DC. Letztere passen perfekt, wenn man 'Screamin', den Opener von "Diamonds Of A Fool" kategorisieren möchte. Ein recht straighter Rocker, pumpender Bass, direkt nach vorne und dazu die Stimme von Hänninen, die man mit bestem Gewissen als Röhre bezeichnen darf. Für mich sowas wie das weibliche Pendant zu Jimmy Barnes. Der Einstieg in das Zweitwerk ist also schon sehr gelungen. Der Eindruck ändert sich auch nicht beim direkt danach folgenden Titelsong, der in bester Tradition des bleiernen Zeppelins groovt wie Lotte. Majuri und Hänninen haben ihr beim Debüt schon erstklassiges Zusammenspiel nochmals verbessert und vor allem Jukka Jylli bleibt nicht wie so viele Bassisten im Hintergrund, sondern steuert tolle Bassläufe bei. Dass das schnelle 'Insecurity' ebenfalls gewaltig an LED ZEPPELIN erinnert, dafür ist Otto Haapanen zuständig, der hier den Bonham gibt. Und das macht er bemerkenswert gut. Wenn es auf dem Album einen Song gibt, der sich bestens als Single-Auskopplung eignet, dann ist es 'Color Of My Tear', ausgestattet mit einem ganz feinen Chorus und relativ straight gehalten. Schon auf dem Debüt stand mit 'October' ein Song, der in meinen Augen zu den stärksten Stücken gehört, die Tony Iommi schon seit Ewigkeiten nicht mehr geschrieben hat. In diese Kerbe, also very early und bluesy SABBATH, haut 'Now You Gotta Cry Alone', bei dem die letzte Minute des Stücks einem flotten Jam-Part vorbehalten bleibt. Den Weg auf das Album gefunden hat auch der bereits seit letztem Jahr bekannte Track 'Tohu Bohu', auf dem MOUNT MARY tatkräftige Unterstützung von Corky Laing (u.a. MOUNTAIN), Remu Aaltonen (HURRIGANES) und Per Wiberg (u.a. OPETH) erhalten haben. 'I Will Find My Way To You' ist klassischer Stoff aus den 70ern, der gut nach vorne geht. Das recht harte und dunkle 'Heart Astray', der einzige Song, der nicht komplett aus der Feder von Maria Hänninen stammt, wirkt zunächst etwas sperrig, entwickelt sich aber nach und nach zu einem Song, der richtig zündet. Den Abschluss dieses Album bildet das längste Stück dieser Scheibe, das fünfeinhalbminütige 'Heavenly Light'. Und was für ein gelungener Abschluss! Ich weiß nicht, ob Maria Hänninen das so beabsichtigt hat, aber hier treffen das Psychedelische früher JEFFERSON AIRPLANE auf hart bluesende LED ZEPPELIN, garniert mit Riffs von BLACK SABBATH. Muss man so ja auch ersmtal hinbekommen. Auch wenn hier im Review des Öfteren andere Bands auftauchen, bedeutet das noch lange nicht, dass "Diamonds Of A Fool" pures Abgekupfere ist. MOUNT MARY machen im Prinzip das, was andere Bands in diesem Sektor auch machen, aber haben im Gegensatz zu so vielen ihre ganz eigene persönliche Note. Klar, alle Songs stammen von Maria Hänninen (abgesehen vom Text zu 'Heart Astray'), aber es sind am Ende des Tages Majuri, Jylli und Haapanen, die den tollen Kompositionen so richtig Leben einhauchen. Natürlich stimmt hier produktionstechnisch ebenfalls alles. Dafür ist Majuri viel zu sehr Profi, als dass er da was anbrennen lassen würde. Alles klingt eins zu eins so, als hätte da eine perfekt eingespielte Band im Studio gestanden und jeder Song wäre live und in einem Take aufgenommen worden. So gehört sich das bei einer Scheibe, die Classic Rock groß schreibt.

"Diamonds Of A Fool" darf man getrost jedem ans Herz legen, der auf der Suche nach einer von vorne bis hinten authentischen Classic Rock-Scheibe ist. Enttäuscht wird da garantiert keiner! Wie auch, wenn hier die Erfahrung von Jahren und Jahrzehnten auf zeitloses Songwriting trifft, die das Album zu etwas ganz Besonderem machen. Mir kommt gerade der Gedanke, was für ein tolles Package das wäre, wenn MOUNT MARY zusammen mit der ebenfalls großartigen Erja Lyytinen auf Tour gehen würden. Man darf ja mal träumen... Natürlich erscheint "Diamonds Of A Fool" auch auf Vinyl. Lediglich der Erwerb außerhalb Finnlands könnte ein kleines Problem werden, aber dafür gibt es ja den international operierenden Online-Versand von RecordshopX.



Gesamtwertung: 9.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood blood dry
Trackliste Album-Info
01. Screamin'
02. Diamonds Of A Fool
03. Insecurity
04. Color Of My Tear
05. Now You Gotta Cry Alone
06. Tohu Bohu
07. I Will Find My Way To You
08. Heart Astray
09. Heavenly Light
Band Website: www.facebook.com/mountmaryband/
Medium: CD, LP
Spieldauer: 36:53 Minuten
VÖ: 18.08.2023

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten