Interview mit Tobias Brutschi von Deep Sun

Ein Interview von Zephir vom 26.08.2022 (17649 mal gelesen)
Erst kürzlich haben die Schweizer Symphonic Metaller DEEP SUN ihr neues Album "Dreamland - Behind The Shades" herausgebracht. Im Interview erzählt Drummer Tobias Brutschi von der aktuellen Arbeit der Band, von den musikalischen und künstlerischen Entwicklungen - und korrigiert auch die eine oder andere Fehlinformation.

Erst einmal hallo und vielen Dank, dass du dir die Zeit für ein Interview nimmst! Möchtest du dich unserer Leserschaft als erstes einmal kurz vorstellen?

Tobias Brutschi: Hallo Zephir. Ich bin Tobias Brutschi, der Drummer von DEEP SUN, der Symphonic Metal Band aus der Schweiz.

Und skizziere gerne auch einmal deine Band DEEP SUN.

Tobias Brutschi: DEEP SUN besteht aus Debora Lavagnolo, der Frontfrau und Sängerin, dem Keyboarder Thomas Hiebaum, Angelo Salerno unseren Bassisten, Stephan Riner, Gitarre - und eben mir.

Mit DEEP SUN habt ihr kürzlich eure neue Platte "Dreamland - Behind The Shades" rausgebracht. Bevor wir damit in die Tiefe gehen, müssen wir ein paar Eckdaten klären: Ihr erwähntet, dass einige Infos aus meinem Review nicht korrekt seien, unter anderem die Release-Jahre der vergangenen Scheiben. Bitte kläre mich doch diesbezüglich einmal auf.

Tobias Brutschi: Offiziell gibt es DEEP SUN seit 2006, ihr habt uns also ein Jahr älter gemacht. Und "Flight Of The Phoenix" konnten wir dafür 2013 releasen. Unsere Discografie ist eigentlich ganz einfach zu merken: Wir bringen alle drei Jahre ein neues Album raus. Also 2013 "Flight of the Phoenix", 2016 "Race Against Time", 2019 "Das Erbe der Welt" und 2022 "Dreamland - Behind the Shades".

Und aus Olten seid ihr auch nicht?

Tobias Brutschi: Nein, wir sind nicht aus Olten. Den Bandraum haben wir zwar in Schönenwerd, was im Kanton Solothurn liegt, wie unteranderem auch Olten, die Band ist aber aus dem Kanton Aargau.

Ich habe die Infos vor allem aus den Metal Archives, die eigentlich als ziemlich patente Quelle gelten. Kannst du dir erklären, woher die Fehlinformation stammt?

Tobias Brutschi: Tja, ein gutes Beispiel, dass man nicht alles aus dem Internet glauben darf (lacht) Eigentlich ist das ja auch gar nicht so wichtig, viel wichtiger finde ich, dass man über DEEP SUN spricht und offenbar wurde der letzte Eintrag in diesem "www.metal-archives.com" von einem User aus Chile vorgenommen. Ich meine, da befassen sich Leute am anderen Ende der Welt mit DEEP SUN, was gibt es Schöneres?

Vermutlich werden da einige Musikdatenbanken noch einmal ein bisschen nacharbeiten müssen - ich mache auf jeden Fall einen Vermerk in meinem Review.

Tobias Brutschi: Perfekt, dann bleibt DEEP SUN weiter im Gespräch.

Gehen wir weiter zum neuen Album! Was unterscheidet deiner Ansicht nach "Dreamland" von euren älteren Platten?

Tobias Brutschi: Vieles hat sich bei DEEP SUN verändert während der Entstehung des vierten Albums "Dreamland - Behind The Shades": Line-up, Songwriting, Sounding, Schriftzug. DEEP SUN hat mehr denn je zu sich gefunden und geht den bereits erfolgreich beschrittenen Pfad mit noch mehr Selbstvertrauen voran. Bei "Dreamland - Behind The Shades" haben wir zudem zum ersten Mal mit dem Produzenten Frank Pitters, Silverlinemusic, zusammengearbeitet. Er gab den Songs mehr Moderne und Frische und produzierte DEEP SUN auf ein next higher level. Insbesondere kommt der Liebhaber des gepflegten Symphonic Metals voll auf seine Kosten, da wir mit dem neuen Album unsere musikalische Ausrichtung klarer und differenzierter neu ausgerichtet haben in dem Sinne, dass wir uns auf unsere Stärken - den symphonischen und epischen Keylines und den Gesang - konzentriert und diese mehr hervorgehoben haben. Man hört aber bei jedem einzelnen Song ganz klar, dass dies ein DEEP SUN Song ist, nur tragen die Songs nun ein richtiges Symphonic Metal-Gewand anstatt eines Rockkleides. Und natürlich konnten wir uns alle auch persönlich musikalisch weiterentwickeln. So fokussierte sich unsere Sängerin Debora Lavagnolo in den letzten Jahren noch mehr auf die Tiefen und die Mittellagen ihrer Stimme und konnte diese noch verfeinern und diese sehr stark in den einzelnen Songs einsetzen.

Wie macht sich der Wechsel an der Gitarre für die Zusammenarbeit bemerkbar? Hatte euer Neuzugang Stephan Riner Einfluss auf euer Songwriting?

Tobias Brutschi: Stephan Riner kam relativ kurzfristig im April 2021 zu uns. Zu diesem Zeitpunkt gingen wir davon aus, dass wir im Sommer noch zwei Konzerte spielen sollten. Sprich, es war eine riesen Aufgabe für ihn, die Live-Songs und dann noch zehn weitere Songs studiotauglich einzustudieren - auch wenn die Konzerte schließlich abgesagt wurden. Zudem haben wir bereits im Herbst 2020 mit der Vorproduktion für das neue Album begonnen. Also als Stephan zu uns kam, waren wir mit dem Songwriting bereits durch. Stephan brachte aber mit seinem leichten und ausgezeichneten Spiel einen wunderbaren frischen Wind in die Band.

Eure Fronterin Debora Lavagnolo hat sich stimmlich noch einmal weiterentwickelt, richtig?

Tobias Brutschi: Das ist richtig. DEEP SUN ist in der glücklichen Situation, dass wir eine Sängerin im Format von Debora in unseren Reihen haben. Sie kann sich definitiv mit den besten Symphonic Metal-Sängerinnen der Welt messen. Nicht umsonst werden wir ja regelmäßig mit Bands wie den früheren NIGHTWISH oder EPICA verglichen, was aufgrund der Nähe der Stilrichtung ja auch klar ist. Dieser Vergleich kommt aber auch einer Krönung von Debora gleich, wenn sie in einem Atemzug mit einer Tarja Turunen oder einer Simone Simons genannt wird. Doch damit es so weit kam, brauchte es den riesengroßen Einsatz, die Disziplin und den Esprit von ihr, ihre Stimme erst dazu zu entwickeln. Dies macht sie noch heute praktisch täglich. Sie investierte so viel Zeit und Herzblut ins Singen, dies kombiniert mit ihrer Stimmfarbe und eine Spur Talent machen definitiv den Unterschied zu vielen anderen.

Wer hat auf dem Album die Oud gespielt - Stephan?

Tobias Brutschi: Nein, das war unser Multiinstrumentalist Angelo Salerno.

Das ist ja nun kein gewöhnliches Metal-Instrument. Am ehesten denke ich da noch an alte EDENBRIDGE, die auch mal Bouzouki und Mandoline im Einsatz hatten. Wie kamt ihr auf die Idee, eine Oud einzusetzen?

Tobias Brutschi: Die Idee der Oud kam auch von Angelo. Bereits bei der Entstehung zum Song 'Rogue - Dreaming Leprechaun Pt. II' schwirrte ihm bereits da im Kopf, dass er dort eine Oud einsetzen möchte. Der Song hat auch einen Folk Metal-Touch. Und ich finde die Oud kommt richtig gut rüber. Übrigens, auch im Song "Mitternachtstanz" ist sie nochmals zu hören.

Soweit ich verstanden habe, ist "Dreamland" durchaus eine Art Konzeptalbum, hinter dem eine mehr oder minder zusammenhängende Story steht, zumindest sind die Songs alle thematisch miteinander verbunden. Das hat mir gut gefallen. Magst du darüber ein bisschen berichten?

Tobias Brutschi: Das ist richtig. Obwohl wir eigentlich keine Konzeptalben im eigentlichen Sinne machen, sondern uns einfach jeweils thematisch etwas ordnen. Die Thematik der Träume und all die verschiedenen Facetten dazu haben uns schon lange interessiert. Es ist ein sehr spannendes Thema, denn es gibt auch kompositorisch keine Einschränkungen, was dann auch der Vielfältigkeit der Songs, wie man sie von DEEP SUN gewohnt ist, zu Gute kam. Der 'Prologue' und der anschließende Song 'Behind The Shades' beziehen sich aber teilweise auf die im Booklet vorhandene Hintergrundstory zum Album. Bei 'Behind The Shades' wird denn auch die Traumthematik des Films "Inception" aufgenommen und durch Tom als eine Traum-in-einem-Traum-in-einem-Traum-Verschachtelung musikalisch umgesetzt. In diesem Song gibt es keine Wiederholungen von Parts, man steigt immer mehr in den Song hinein und am Ende gibt es die harmonische Umkehrung der vorangegangenen Tonarten, um wieder aus dem Song herauszukommen.

Wessen Idee war das Konzept?

Tobias Brutschi: Die Konzeptionierungen der Alben liegt mehrheitlich bei Debora, da sie sich hier künstlerisch einfach sehr gerne auslebt. Die Themen werden aber immer im Vorfeld mit allen besprochen und sind tatsächlich auch Themen, die die Band aktuell beschäftigten.

Was bedeutet das neue Album für dich persönlich?

Tobias Brutschi: Wie eingangs erwähnt gab es einige Neuerungen mit diesem Album. Wir haben mit Frank Pitters einen Produzenten gefunden, der zu 100 Prozent zu DEEP SUN passt. Ein richtig guter Typ und ein Top-Produzent. Auch die musikalische Ausrichtung stimmt nun, man kann sagen, DEEP SUN ist erwachsen geworden. Die Feedbacks zu den Songs und dem Album sind praktisch durchs Band weg gut bis sehr gut. Klar, wir sind eine Symphonic Metal-Band. Wir spielen Musik, die der Symphonic Metal-Fan liebt, aber auch den gemeinen Metal-Fan nicht vertreibt. Trotzdem haben wir mit "Dreamland - Behind The Shades" ein abwechslungsreiches Album auf die Welt gebracht, welches sich offenbar auch gut verkaufen lässt. Schließlich haben wir es in der Schweizer Album-Charts auf den 4. Platz geschafft. Für mich ist dieses Album ein sehr emotionales Werk. Mit Songs, die mir natürlich sehr gut gefallen, aber auch mit zwei Songs, die mir jedes Mal Gänsehaut schenken, wenn ich sie höre. Gut, so sollte es ja auch sein. Wenn man in einem so kleinen Musik-Genre zu Hause ist wie wir das sind, macht man noch die Musik, die einem gefällt.

Noch eine ganz andere Frage, weil es mich persönlich interessiert: Wer hat das Coverart für euch gestaltet? Eure Artworks haben ja stilistisch ja schon Wiedererkennungswert - ist das bei allen vergangenen Alben der gleiche Künstler gewesen?

Tobias Brutschi: Seit dem "Race Against Time"-Album arbeiten wir beim Artwork mit Stephan Heilemann zusammen. Er macht zum Beispiel auch die Artworks für EPICA, LINDEMANN und KAMELOT. Sprich, er ist ein wahrer Meister und ein super Typ. Die Zusammenarbeit mit ihm macht jeweils großen Spaß.

Und was meinst du, in welche musikalische Richtung wird sich DEEP SUN nun bewegen?

Tobias Brutschi: Wir haben uns nun beim Symphonic Metal gefunden. Aber trotzdem soll sich jeder neue Song, jedes neue Album abheben vom bisherigen. Schließlich sind wir alle nach wie vor voll von Ideen, die es in einem Song auszudrücken gilt - wie das bisher schon immer so war. Aber eine Konstante soll trotzdem bleiben: Wir werden auch in Zukunft unserer Linie treu bleiben. Wem unsere Musik jetzt schon gefällt, dem wird auch das nächste Album passen. Und wem noch nicht, der soll es einfach mit den neuen Songs nochmals versuchen. Wir haben ja noch etwas "spazig" bis wir auch bei euch von bleeding4metal auf die zehn Punkte kommen …

Ist ein neues Album in Planung - oder verschnauft ihr erst einmal?

Tobias Brutschi: Beides. Es wird definitiv noch ein Album geben. Aber ja, zuerst werden wir neue Energie tanken, damit es dann im Herbst wieder losgeht mit dem Songwriting. Für die Zwischenzeit werden wir dann aber noch eine schöne Single herausbringen können. Ich denke, das wird 2023 der Fall sein.

Und sind trotz der nach wie vor etwas unsicheren pandemischen Situation Live-Gigs geplant?

Tobias Brutschi: Klar, ich freue mich darüber, dass wir aktuell wieder an Live-Konzerte denken dürfen. Die Konzertplanung läuft bei unserem Management "Artist Management" bereits auf Hochtouren. Wir haben für 2023 einige Ideen und Anfragen, doch wer das Musikbusiness kennt weiß, dass Konzerte erst definitiv sind, wenn man auf der Bühne steht … Wir werden aber 2023 sicher vermehrt auch außerhalb der Schweiz spielen können und darauf freuen wir uns riesig!

Ich bedanke mich ganz herzlich für deine Zeit! Die letzten Worte gehören dir:

Tobias Brutschi: Folgt uns auf den Soical Medien oder unserer Homepage. Streamt und kauft unsere Musik und vor allem, habt Spaß daran! So wie wir.

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