Cradle Of Filth - Damnation and a day | |
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Review von Opa Steve vom 19.04.2003 (14365 mal gelesen) | |
Nach den üblichen halbgaren Spielereien mit Mini-CDs, Re-Releases und ähnlichen kuriosen Zusammenstellungen war es mal wieder Zeit für die selbsternannten Erfinder des Dark Erotic Black Metal, ein komplettes Album aus einem Guss für die Fangemeinde zu veröffentlichen. Mit Sony als Majorlabel im Rücken und Zomba/Universal als Vertriebspartner ist davon auszugehen, dass Cradle Of Filth bei passendem kompositorischen Talent weiter einen gewaltigen Schritt zum Topact vornehmen werden. Moment, Sony als Label und Zomba als Vertrieb? Nein, meine erste Sorge war unbegründet: im Gegensatz zu vielen anderen Veröffentlichungen dieser hauptamtlichen CD-Vermurkser handelt es sich bei "Damnation and a day" um eine ganz normale Audio-CD - ohne irgendwelche versauten Kopier-und-Abspielschutz-Systeme. Die neue Scheibe von Cradle ist ein echtes Fulllength-Album im wahrsten Sinne des Wortes. 17 Songs (inkl. natürlich einer Masse Intros) blasen die CD bis zum letzten Bit auf. Ein dickes Booklet mit vielen schönen COF-typischen Collagen sowie selbstverständlich aller Texte unterstreicht, dass man hier wirklich den viel zitierten "Value for money" erhält. "Damnation..." ist ein Konzeptalbum und beschreibt Teile des alten Testaments - selbstverständlich in Danis Schreibstil und weder ganz bibelgetreu (die Adam & Eva Geschichte ist einfach herrlich) noch auf die christliche Religion beschränkt. Beim Opener "A bruise upon the silent moon/The promise of fever" wird dem Hörer schlagartig klar, dass sich die Band, die stilistisch in letzter Zeit durch die vielen Lineup-Wechsel etwas "unsicher" war, wieder auf beste Traditionen besinnt: Adrian knüppelt wie seinerzeit Nick Barker, der Song ist schnell und aggressiv wie Cradle schon lange nicht mehr klangen. Die Gitarren haben gegenüber dem Midian-Album endlich wieder eine dominante Rolle und klingen trotz allem Volumens nicht überproduziert, sondern schön trocken und heavy. Dazu herrlich fiese Keyboard-Linien, wie sie auf dem Cruelty-Album auch schon mal zu hören waren. "An enemy led the tempest" legt sogar noch ein Pfund zu und donnert zu Beginn erdig und tiefergestimmt fast wie ein Death Metal Song los. Dani selbst verzichtet noch mehr auf die höchsten Kreischlagen und bringt in den kehligen Regionen etwas mehr Aggression in die Vocals. Die Intermezzi haben im Vergleich zur Vergangenheit enorm zugelegt. Neben üblichem Keyboardgeplätscher hört man deutlich die analoge Unterstützung der Kollegen des Budapest Film Orchesters sowie Film Chors. Dazu ein paar spoken words von Dave McEven, der mit seiner markanten Erzählerstimme ein ums andere Mal für wohlige Gänsehaut und Einstimmung auf den nächsten Song macht. Stark gemacht. Die Streicher sowie die Soundauswahl bei "Better to reign in hell" geben Cradle Of Filth interessante Akzente, lassen sie instrumental fast wie Tool klingen. Ein Beweis dafür, dass trotz eng vorgegebener stilistischer Linien immer noch einige Pfade unberührt sind. Trotz dieser ungewohnt klingenden Harmonien ist der Song immer noch 100% COF-Material. Auch das darauffolgende Stück "Serpent tongue" hat einige ungewohnte spacige Gitarren sowie Heavy-Riffs, die eigentlich nach führenden Schwedenbands klingen, und trotzdem im gewohnten Gesamtsound nicht stören. Nachdem mit Stuart einer der ältesten Songwriter die Band verlassen hat, ist diese Entwicklung, die einerseits neue Impulse im Stil ermöglicht, andererseits dennoch nah am Basissound dieser Band bleibt, sehr begrüßenswert. Nicht viele Bands haben es nach solchen Lineup-Wechseln geschafft, ihre Trademarks für alte Fans beizubehalten, und sich dennoch mit Gefühl in verschiedene andere Richtungen auszustrecken. Nach dem streckenweise nach Children Of Bodom klingenden "Carrion" und dem recht simplen "Presents from the poison hearted" started "Doberman pharaoh" indisch/orientalisch mit Sitar und sehr harmonisch eingefügten Passagen der natürlich auch auf diesem Album mitwirkenden Sarah Jezebel Deva. Ungewöhnlich progressiv wie melodisch bietet "Babalon a.d." eine Fülle von Ideen, in die man sich erst mal reinhören muss. "Mannequin" hingegen wartet mit Melodie einerseits und simplem Riffing andererseits auf. "Thank god for the suffering" ist eigentlich der Schwachpunkt der CD. Da zappt man lieber direkt weiter zum Killersong "The smoke of her burning". Das Schlusslicht der CD bietet alles, was das Herz begehrt: geile und eingängige Licks, Highspeed-Parts, Headbanger-Material und Melodie. Am ehesten ist dieser Song noch mit "Lustmord & wargasm" zu vergleichen, aber hier hält sich die Klasse einfach länger. Für mich ist "Damnation and a day" definitiv das beste Album seit dem starken "Dusk and her embrace". Barkers Weggang dürfte bei dieser Glanzleistung Adrian Erlandssons niemandem mehr auffallen (auch wenn bei "Better to reign in hell" überdeutlich ist, dass Trigger hier gewaltig dem sauberen Spiel auf die Sprünge helfen - aber ohne wäre diese Geschwindigkeit sicher auch nicht mehr sauber produzierbar). Im Gegensatz zum Dusk-Album wurden aber hier soundtechnisch keine Fehler begangen. Es ist alles rund und körnig, wie es einfach klingen muss. Jede Stimme ist präzise ortbar, die Band spielt perfekt auf den Punkt, und dem neuen und sehr willkommenen Gitarrengewicht wird in der Produktion viel Platz gelassen. Fans der alten Tage (abgesehen von den typischen true-evil-Szenewächtern und Kommerzbefürchtern) freuen sich auf wieder schnelleres und heftigeres Material, und der open-minded Hörer entdeckt trotz stilistischer Treffsicherheit und Treue dennoch eine musikalische Vielfalt und Talent, welches versteckt unter dem Tarnmantel des extremen Metals einer Vielzahl anderer Musiker und Songwriter locker das Wasser reichen kann. Gesamtwertung: 9.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
A bruise upon the silent moon The promise of fever Hurt and virtue An enemy led the tempest Damned in any language Better to reign in hell Serpent tongue Carrion The mordant liquor of tears Presents from the poison hearted Doberman pharaoh Babalon a.d. A scarlet witch lit the season Mannequin Thank god for the suffering The smoke of her burning | Band Website: www.theorderofthedragon.com Medium: cd Spieldauer: 76 Minuten VÖ: 29.03.2003 |
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