Midnight - Rebirth By Blasphemy | |
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Review von Blaze Breeg vom 24.01.2020 (7132 mal gelesen) | |
Die Metal-Welt ist bereits mit äußerst spannenden Einmann-Projekten konfrontiert worden, man denke nur an Quorthons BATHORY. Derzeit sorgen nicht zuletzt Chris Black (HIGH SPIRITS) und Athenar/Jamie Walters (MIDNIGHT) für Aufsehen - auch wenn sie im Gegensatz zum legendären Schweden noch keine zwei Metal-Genres erfunden haben. Aber die beiden US-Amerikaner sind ja noch jung ... Im Underground sind MIDNIGHT aus Cleveland, Ohio, trotzdem längst Kult (da Athenar über tolle Live-Musiker verfügt, verwende ich hier mal ausnahmsweise den Plural). Eine kleine Rückblende: Nach zahlreichen vielversprechenden EPs und Splits veröffentlichte Multi-Instrumentalist Athenar im November 2011 endlich seinen von vielen sehnsüchtig erwarteten, ersten Longplayer. "Satanic Royalty" schlug ein wie die berüchtigte Bombe! Besser kann man angeschwärzten Thrash/Speed Metal mit räudiger Punk-Attitüde nicht spielen. Der Titelsong und 'You Can't Stop Steel' sind inzwischen Hymnen, die fest in der DNA aller Genre-Liebhaber verankert sind. Allerdings ist ein Album wie "Satanic Royalty" Fluch und Segen zugleich: Wie soll man das toppen? Antwort: Gar nicht, absolut unmöglich, schon allein wegen des fortan fehlenden Überraschungseffektes. In den letzten Jahren gab es erwartungsgemäß auch manche Nörgler, die mit den folgenden Outputs "No Mercy For Mayhem" (2014) und - allen voran - "Sweet Death And Ecstasy" (2017) deutlich weniger anfangen konnten. Ich halte die beiden Nachfolger zwar ebenfalls für weniger brillant als "Satanic Royalty", aber ich messe sie auch an einem 10er-Werk, das zu den besten Metal-Releases der zurückliegenden Dekade zählt. Nein, Athenar hat bis jetzt immer hohe Qualität abgeliefert, insbesondere auf Full Length Nummer zwei mit den Übersongs 'Evil Like A Knife' und dem titelgebenden 'No Mercy For Mayhem'. Dass die Handbremse ab und zu mal etwas (!) angezogen wurde, kommt den Songs in atmosphärischer Hinsicht sogar zugute. Mit "Rebirth By Blasphemy" präsentiert uns Cleveland's Finest nun Longplayer Nummer vier. Der Monk in mir mag diesen Dreijahres-Rhythmus, bitte weiter so! Aber im Ernst: Der Titeltrack 'Fucking Speed And Darkness' fasst die gesamten knapp 34 Minuten hervorragend zusammen. Athenar schraubt dem Hörer gleich die Rübe ab und knüppelt ordentlich drauflos. Und, das dürfte manche der oben genannten Nörgler erfreuen, das Tempo bleibt insgesamt betrachtet ein wenig höher als zuletzt - auch wenn es genügend Tempo-Variationen gibt, die für Abwechslung sorgen. Eine große Stärke der Platte ist das Riffing, welches die ungebrochene Kreativität des MIDNIGHT-Masterminds unterstreicht. Wer hier stillsitzen bleibt, ist entweder taub, tot oder AMIGOS-Fan. "Rebirth By Blasphemy" zeigt, dass Athenar weiterhin in der Lage ist, einen unwiderstehlichen Cocktail aus den unterschiedlichsten, schnellen Metal-Spielarten, Rotz-Rock à la MOTÖRHEAD und Punk zu servieren. Es gibt aber auch manche Passagen, die eher im klassischen Heavy-Bereich zu verorten sind. Diesbezüglich können gegenwärtig lediglich BEWITCHER mithalten, die im letzten Jahr mit "Under The Witching Cross" DAS Genre-Highlight 2019 rausgehauen haben. Dieses Niveau erreicht die vorliegende Scheibe bei aller Klasse im Übrigen nicht. Ist "Rebirth By Blasphemy" aber nun besser als ihre beiden Vorgänger? Ich sehe sie auf jeden Fall fast gleichauf mit dem famosen "No Mercy For Mayhem" - und das ist eine wirklich beachtliche Leistung. Auf dem neuen Output fehlen mir nach den ersten Durchgängen lediglich die eingangs genannten Hymnen, die sofort ins Ohr gehen und "künftiger Klassiker" brüllen. Aber vielleicht ändert sich das ja schon bald. Athenar ändert sich hoffentlich auch in der Zukunft auf keinen Fall: Er verfügt über die Attitüde, die der Underground braucht. MIDNIGHT ist eine Marke, die für Authentizität steht - und Plastik wutschnaubend und stolz den Mittelfinger entgegenstreckt. Möge Athenar uns noch ganz, ganz lange in diesem angepissten Zustand erhalten bleiben. Gesamtwertung: 9.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Fucking Speed And Darkness 02. Rebirth By Blasphemy 03. Escape The Grave 04. Devil's Excrement 05. Rising Scum 06. Warning From The Reaper 07. Cursed Possessions 08. Raw Attack 09. The Sounds Of Hell 10. You Can Drag Me Through Fire | Band Website: www.midnightofficial.com Medium: CD Spieldauer: 33:49 Minuten VÖ: 24.01.2020 |
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