Running Wild - Resilient

Review von Stormrider vom 08.10.2013 (9360 mal gelesen)
Running Wild - Resilient Das ist es also, das zweite RUNNING WILD-Album nach der Reunion von Rock 'n' Rolf mit Rock 'n' Rolf. Und es ist gar nicht so einfach, ein Album zu rezensieren, an das man auf der einen Seite eine sehr hohe Erwartungshaltung hat - nämlich dann, wenn man sich ins Gedächtnis ruft, wie viele Klassiker der Piratenkapitän in seiner Karriere rausgehauen hat - und auf der anderen Seite nur sehr geringe Erwartungen, nämlich dann, wenn man sich die letzten Alben anhört. Von der Comeback-Katastrophe "Shadowmaker" will ich gar nicht erst sprechen. Als der Schacht mit "Resilient" sich zurück in den CD-Player zieht, umgibt mich also ein etwas zwiespältiges Gefühl. Das Album startet dann mit einem mehr als typischen RUNNING WILD-Riff, das besser ist als das komplette Vorgängerwerk, und ein Blick aufs Textblatt offenbart, dass auch die Piratenthematik wieder auflebt. 'Soldiers Of Fortune' ist ein solider Trademark-Track, der Hoffnungen macht und zeigt, dass Rolf offenbar doch noch weiß, was seine Fans hören wollen. Das nachfolgende 'Resilient' ist dann für einen Titeltrack vergleichsweise schwachbrüstig. Der Refrain zündet nicht und das prägnante Galopp-Riffing weicht einem Midtempo-Stampfer. Zum Glück ist es jedoch nur ein Zwischentief, denn mit 'Adventure Highway' kommt anschließend ein sehr eingängiger Song, der zu den Highlights des Albums zählt. 'The Drift' fühlt sich danach sehr vertraut an, startet es doch mit einem Rolf-typischen "Ohoho Yeahhhh" und sticht als typischer RUNNING WILD-Track mit entsprechenden Lyrics in See. Eine gänzlich andere Thematik behandelt danach 'Desert Rose'. Ein Biker-Song von A-Z, der neben den Lyrics auch die auf dem letzten Album bereits exzessiv vorgestellte Classic-Rock-Schlagseite nun mehr in den Vordergrund stellt. Mir persönlich gefällt der Song selbst gut, allerdings ist es eben ein ganz anderes Gewässer, als das in dem sich die Kogge sonst bewegt. 'Fireheart' drückt dann zwar wieder mehr aufs Gas, ist allerdings ein extrem beliebiger Song geworden, der noch dazu an einem fürchterlich schwachen Refrain krankt. Neben 'Down To The Wire' der Tiefpunkt des Albums. 'Run Riot' und 'Crystal Gold' sind zwei solide Tracks, wobei letzterer noch einen Ausreißer nach oben darstellt. Besonders gespannt war ich dann aber natürlich auf 'Bloody Island'. Ein Longtrack als Albumabschluss, das lässt Erinnerungen an Glanztaten wie 'Treasure Island' oder gar das herausragende 'Genesis (The Making And The Fall Of Man)' wach werden. Das akustische Intro mit Shantys ist ein gelungener Einstieg, und man ist sofort versucht, sein Holzbein anzuschrauben und die Augenklappe aus der Schatztruhe zu holen. Im Laufe der zehn Minuten stellt man allerdings fest, dass es sich zwar um einen guten, aber keineswegs überragenden Track handelt. Dafür passiert einfach zu wenig, zumindest wenn man die beiden genannten Longtracks als Vergleichsmaßstab anlegt. Soweit zu den einzelnen Tracks.

Fasst man das Album zusammen, dann kann man sowohl Licht als auch Schatten entdecken. Starten wir mit dem Schatten. Natürlich ist es mittlerweile fast ein Running-Gag, über die RUNNING WILD-Drums herzuziehen, aber es ist leider allzu offensichtlich, dass die programmierten Drumspuren (oder wer auch immer hinter den Drums "saß") nicht mit dem Spiel früherer Drummer mithalten kann. Hölzern, gleichförmig und vor allem im Sound einfach zu wenig natürlich. Klingt fürchterlich und wäre doch über einen Studiodrummer so einfach anders zu gestalten, ich habe mich auch nach dem vierten Durchlauf noch nicht daran gewöhnt. Überhaupt ist der Sound vergleichsweise dünn ausgefallen. Den Gitarren fehlt dazu auch etwas Dampf, das fällt besonders dann auf, wenn man sich direkt danach einen Klassiker wie "Black Hand Inn" auflegt. Da wird einem so richtig bewusst, wie kalt und wenig druckvoll die gesamte Produktion und die Gitarren im Speziellen sind. Selbstverständlich misst man hier "Resilient" an einem der besten Alben der RUNNING WILD-Geschichte, aber sollte das nicht der Maßstab sein? Hätte das Album den Punch, den z.B. "Masquerade" hatte, dann würde das "Resilient" gleich auf ein anderes Niveau heben.

Ob man das Cover auf der Seite des Lichts oder des Schattens einordnet, ist dann der Frage geschuldet, ob man es eher puristisch und back to the roots mag (es ist sowohl auf Front- als auch Backcover lediglich Adrian abgebildet) oder ob man es als einfallslos ansieht. Ich finde auch hier, dass in der Historie einfach zu viele schöne Cover aus der Hansestadt kamen, als dass ich das so richtig spannend finde. Um aber auch das Licht zu würdigen, kann festgehalten werden, das "Resilient" alles in allem ein Schritt in die richtige Richtung ist. Es werden zwar weiterhin viele Classic Rock Parts eingebaut, aber der Anteil am typischen Riffing und Metalsongs hat glücklicherweise wieder zugenommen und es lassen sich mit 'Soldiers Of Fortune', 'Crystal Gold', 'Adventure Highway', 'The Drift', sowie in Teilen 'Bloody Island' auch ein paar Songs herausheben, die wieder an alte Zeiten (und die damit verbundenen Klassiker) erinnern. Etwas, das ich auf dem Vorgänger so gar nicht gefunden habe. Wenn man versucht "Resilient" in das Gesamtwerk einzuordnen, dann landet es für mich auf einem gesicherten Mittelfeldplatz, bestimmt kein Klassiker, aber eben auch kein Rohrkrepierer. RUNNING WILD werden sich immer an alten Großtaten messen lassen müssen und kämpfen weiterhin mit dem Segen und Fluch der musikalischen Vergangenheit.

Gesamtwertung: 7.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Soldiers Of Fortune
02. Resilient
03. Adventure Highway
04. The Drift
05. Desert Rose
06. Fireheart
07. Run Riot
08. Down To The Wire
09. Crystal Gold
10. Bloody Island
Band Website: www.running-wild.de/
Medium: CD
Spieldauer: 51:09 Minuten
VÖ: 07.10.2013

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