Interview mit Matthias Weiner von Powergame

Ein Interview von Tailgunner vom 25.03.2022 (19741 mal gelesen)
Die Veröffentlichung von POWERGAMES starkem Drittwerk war mir Anlass genug, Matthias 'Matty Shredmaster' Weiner einmal mehr mit einigen Fragen zu behelligen. Gewohnt mitteilsam hat er hier auch einiges zu sagen.

Grüß dich Matty. Schön dich wieder hier zu haben. Unser letztes Interview ist jetzt ziemlich genau ein Jahr her. Damals war die Veröffentlichung eurer "The Lockdown Tapes" EP der Anlass. Eigentlich ist ein Jahr keine allzu lange Zeitspanne. Dennoch ist seitdem viel geschehen. Nicht nur draußen in der Welt, auch Ihr wart weiterhin nicht untätig. Wie ist es euch als Band und dir als Person in dieser Zeit ergangen? Die Veröffentlichung von "Slaying Gods" wäre in normalen Zeiten ein echter Anlass zur Freude. Doch in diesen Tagen, da alle Gewissheiten, so es sie überhaupt jemals gegeben hat, offensichtlich gegenstandslos geworden sind, fällt es selbst mir als jemand, der den Metal vermutlich ähnlich konsequent auslebt wie du, richtig schwer, mich so inständig mit der Musik und dem ganzen Drumherum zu beschäftigen, wie ich es sonst mache. Im Angesicht existenzieller Bedrohungen und diesem massiven Flächenkrieg in Europa kann Musik, so wichtig sie ist, regelrecht zur Trivialität verkommen. Geht es dir da ähnlich, oder kannst Du das trennen?

Matty: Hallo Sebastian, ich freu mich, wieder mit dir reden zu dürfen. Das Jahr ist wie im Flug vergangen, obwohl wir nur ein einziges Mal live spielen konnten. Das war allerdings ziemlich cool, denn es war in einem sehr schicken Theater im Kurpark von Bad Oeynhausen zusammen mit PANKRATION, HIRAES und LEGION OF THE DAMNED. Wir waren als "softeste" Band des Abends ein regelrecht exotischer Farbtupfer im Billing, und es hat mega Spaß gemacht. Ansonsten haben wir mit Feuereifer an "Slaying Gods" gearbeitet, und ich habe mich wirklich intensiv mit dem Album auseinandergesetzt. Wir haben den größten Teil im Soundlodge Studio eingespielt, meine Leads und die Vocals habe ich aber mehr oder weniger bequem zu Hause gemacht. Irgendwann kam ich mir vor wie der verrückte Professor. Wenn man so etwas allein erarbeitet, fehlt ein wenig das Feedback, so dass man sich an einem Abend als absolutes Genie abfeiert und sich am nächsten für seinen eigene Unfähigkeit verdammt, hahaha. Natürlich habe ich den anderen immer mal wieder Zwischenergebnisse geschickt, aber so ganz dasselbe ist es imgright natürlich nicht. Dabei waren wir diesmal besonders fleißig und haben gleich noch eine weitere EP mit aufgenommen. Es wird also sehr wahrscheinlich in 2023 wieder eine Veröffentlichung von uns geben. Natürlich überschattet der Krieg in der Ukraine zurzeit einen Großteil des normalen Lebens, sei es in den täglichen Nachrichten, an der Tankstelle oder im Supermarkt. Ich habe bei meinem letzten Wocheneinkauf massiv den Eindruck gewonnen, dass die Menschen wieder hamstern. Das war während des ersten Lockdowns so, und jetzt gibt es wahrscheinlich mehrere Gründe dafür, sei es der Angst vor einem europaweiten (oder Welt-) Krieg oder der humanitäre Gedanke in Form von Einkäufen für Spenden an die Kriegsopfer. Gleichzeitig gibt es offenbar für bestimmte Waren seitens des Einzelhandels bereits Beschaffungsprobleme. Was in der Ukraine passiert, macht mich fassungslos. Wenn ich sehe, wie ein einziger Mensch - der offenbar dem Wahnsinn oder zumindest irgendeiner Wahnidee - anheimgefallen ist, dort anrichtet, könnte ich heulen. Wie kann man Menschen zusagen, Fluchtkorridore zu schaffen und dann auf die Flüchtenden schießen und die Straßen verminen? Was für ein Mensch tut so etwas? Ganz zu schweigen von dem Leid, das er seinem eigenen Land und seinen Bewohnern zufügt. Ich könnte jetzt natürlich sagen, dass ja immer irgendwo Krieg herrscht und das Leben weitergehen muss. Aber obwohl es so grausam klingt, ist es diesmal für uns Deutsche "näher dran" als viele andere Konflikte, und die Art und Weise erinnert in Teilen durchaus an unsere eigene dunkle Vergangenheit. Aber ich kann auch nicht den ganzen Tag mit düsteren Gedanken vor mich hinbrüten. Wenn man helfen will, kann man an viele Hilfsorganisationen spenden, und man kann sich auch in der Flüchtlingshilfe engagieren. Zumindest ersteres tue ich auch. Aber es wird keinem Menschen in der Ukraine, Russland, Weißrussland, Georgien oder Moldawien helfen, lediglich ihr reales oder drohendes Schicksal zu beklagen. Ich kann diese Geschehnisse und mein Privatleben (und damit auch meine Leidenschaft für Musik) nicht trennen, ich bin keine Maschine, deren Schalter man betätigt, wenn man mal den Standby braucht. Aber die Musik ist ja nicht nur dafür da, entdeckt zu werden oder Bands und Labels zu unterstützen. Sie ist ja auch für das eigene Seelenheil Balsam, ist Katharsis, Medizin und Freudenspender zugleich. Mit ihr kann man sich ablenken, man kann aber auch durch sie lernen, und es gibt auch in der Metalszene schon viele Hilfsaktionen, an denen ich mich teilweise auch schon finanziell beteiligt habe. Als trivial empfinde ich die Musik demnach nicht. Der Ausbruch des Krieges war für mich indes ein besonders krasser Schock. Ich war zu der Zeit ein paar Tage mit der Familie im Disneyland Paris, habe Nachrichten zunächst nur rudimentär verfolgt. Während ich mich also an einem Ort befand, der wie kaum ein anderer für kompromisslose Glückseligkeit und endlosen Frohsinn steht, bekam ich mehr oder weniger am Rande mit, was für eine Bedrohung sich vor der eigenen Haustür zusammenbraute und wie ein Putin, dessen Drohgebärden ich immer nur als ebensolche abgetan hatte, plötzlich Ernst machte. Kannst du dir vorstellen, wie bizarr diese Erfahrung war?

Im Angesicht dieser, ja ich muss diesen inflationär gewordenen Begriff "Zeitenwende" dennoch verwenden, weil er ja genau das beschreibt, was derzeit geschieht. Da ist man als Interviewer schon in Versuchung, hier mit seinem Gesprächspartner noch tiefer einzusteigen. Aber es würde am Geschehen nichts ändern und wir sind auch nicht die Phoenix Runde. Aber letztendlich kommt man an dem Thema halt auch nicht vorbei, denn insbesondere der Metal steht für Freiheit und Individualismus, Selbstbestimmung und Toleranz. Einerseits mag es zynisch anmuten, derzeit bei einem Konzert zu feiern, wenn in der Ukraine Menschen sterben, ihre Freiheit und ihr Hab und Gut verlieren. Aber da ich den Heavy Metal und sein Lebensgefühl als diametralen Gegenentwurf zu Totalitarität begreife, finde ich es wichtig, hier auch ein Zeichen zu setzen und geopolitisch agierenden Drecksäcken wie dem russischen Präsidenten Wladimir Putin den ausgestreckten Mittelfinger zu zeigen. Wie bewertest du das?

Matty: Im Grunde sehr ähnlich, siehe auch meine Antwort oben. Es würde auch nur wenig Sinn ergeben, noch tiefer einzusteigen, denn unser beider Meinungen sind hier wahrscheinlich nicht so weit auseinander, und eine Kuschelrunde als politischen Diskurs zu lesen ist sicher alles andere als interessant. Ich möchte aber gern die Stichworte Individualismus und vor allem Freiheit aufgreifen, denn diese beiden Begriffe wurden in den letzten beiden Jahren immer wieder hervorgeholt und stark strapaziert. Dass Metalheads nicht so individuell sind, wie sie sich selbst gern sehen, zeigt allein die Uniformierung mit Bandshirts, Kutten usw. Das finde ich aber in keiner Weise schlimm, denn genau diese Art von ähnlichem Kleidungsstil zeigt ja, dass man sich zu etwas zugehörig fühlt und sich mit etwas identifizieren kann. Es ist also gar nicht unbedingt negativ, dass die gefühlte Individualität in Wirklichkeit durchaus eine gewisse Art der Anpassung darstellt. Ich jedenfalls fühle mich damit pudelwohl, und es gibt keinen Tag bei der Arbeit, an dem man nicht ein Bandshirt unter meinem Arbeitshemd hindurchschimmern sieht, und mittlerweile sollte auch der letzte Kollege begriffen haben, dass die schwarzen Ränder an meinen Unterarmen, die unter den Ärmeln zu erkennen sind, kein Dreck sondern Tattoos sind. Damit zeige ich der Gesellschaft zwar keinen Mittelfinger, sondern passe mich mit meiner Arbeitskleidung ein Stück weit an, dennoch brauche ich mich in meiner Individualität nicht weiter einzuschränken. Einem Putin werden wir Metalheads als Personengruppe weitgehend egal sein - auch wenn er uns persönlich vielleicht gern hinter Gittern oder auf dem Friedhof sähe - den Mittelfinger zeigen wir ihm mit Hilfsaktionen. Und manche sogar noch viel unmittelbarer wie die unfassbar mutigen MYSTIC STORM, die mitten in Russland sitzen und dort massive Systemkritik üben. Das macht mich stolz auf die Metalszene, das ist eine Gruppierung von Menschen, zu denen ich mich gern zugehörig fühle. Dass die Metalszene aber in ihrem Durchschnitt beziehungsweise ihrer Durchmischung dennoch ein Spiegel der gesamten Gesellschaft ist, haben die letzten beiden Jahre bewiesen. Ich möchte hier nicht über die Vor- und Nachteile einer Impfung sprechen, sondern die Definition von Freiheit andiskutieren. Selbst ernannte "Querdenker" verweigern eine Impfung (egal ob Metalheads oder nicht). Diese Gruppierung beziehungsweise ihre Rädelsführer haben häufig einen extrem rechten Background, den sie auf ihre Follower übertragen, was ich sehr bedenklich finde - zumal viele Follower das glaube ich gar nicht bemerken. Diese Bewegung redet ununterbrochen über Freiheit, über die Wichtigkeit der freien Entscheidung über den eigenen Körper. Dass es auch bei anderen Impfungen immer mal wieder Leute gibt oder gab, die diese verweigern, ist mir bekannt, und es ist sicher auch ein Stück weit legitim. Nicht legitim ist es aus meiner Sicht, sich mantraartig auf die durch das BGB garantierte Freiheit des Einzelnen zu berufen, die zweite Hälfte des Satzes "…solange die Freiheit anderer Personen nicht eingeschränkt wird…" (sinngemäß) aber geflissentlich zu ignorieren. Das ist der Punkt, an dem es unsolidarisch wird und damit nicht mehr okay ist. Und mal ehrlich: Schaut man mal in die Ukraine oder nach Afghanistan und hält sich vor Augen, was die Menschen dort zu erleiden haben, ist es doch wirklich albern, traurig und beschämend, dass erwachsene Menschen ihre Freiheit massiv eingeschränkt sehen, die demokratisch gewählte Bundesregierung mit dem Regime des dritten Reichs und sich selbst mit stigmatisierten Juden vergleichen, nur weil sie beim Einkaufen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln einen Mund-Nasenschutz tragen und an bestimmten Orten oder bei Veranstaltungen einen Impfnachweis mit sich führen sollen, um sich selbst und andere vor einer schweren Erkrankung zu schützen. Das ist eine Verharmlosung der Geschichte und Verhöhnung der aktuellen weltpolitischen und pandemischen Lage, die schon fast als Verbrechen, mindestens jedoch als rechte Hetze bezeichnet werden kann. Dazu kommt noch erschwerend, dass der Begriff "Querdenker" hier annektiert worden ist. Dieser Begriff war einmal durch und durch positiv besetzt, er stand dafür, bei Ideen aller Art - z.B. politisch, kulturell, technisch - über den Tellerrand zu blicken und neue Lösungen anzubieten. Alte Dogmen über Bord zu werfen und sich weiterzuentwickeln, etwas zu verbessern. Heute steht der Begriff offenbar für unreflektiertes, bockiges Dagegensein ohne jede Aufbruchsstimmung oder dem Bestreben nach Optimierung. Ein typisches Verhaltensmuster des rechten Spektrums: Begriffe, Symbole und Prinzipien für sich vereinnahmen, ihre Bedeutung verändern, verdrehen, pervertieren und sie für alle Zeiten für einen positiven Kontext unbrauchbar machen. Warum ich auf diesem Thema gerade so herumreite, steht in direktem Zusammenhang mit "Slaying Gods". Der Albumtitel ist nämlich als Sinnbild für den ursprünglichen Wortbegriff des Querdenkers gedacht und steht dafür, seinen eigenen Weg im Leben zu gehen und sich nicht vor irgendwelche Karren spannen zu lassen. Da sind wir wieder beim Heavy Metal und der Individualität, und obwohl wir unsere Uniformierung pflegen, sind wir als Gruppierung sicherlich durchaus speziell. Dass eine Pandemie und zugehörige Impfangebote auch eine solche Szene spalten können und Meinungen zur Auflösung von Kontakten, ja Freundschaften führen können, haben mir die letzten beiden Jahre deutlich vor Augen geführt. Und das macht mich traurig, denn es ist ein Wermutstropfen, der das gemeinsame Leben und Feiern sicher noch lange begleiten wird. Und das betrifft uns alle, ob man nun pro oder contra Impfung ist. Um das noch einmal klar zu stellen: Ich rede nicht von Menschen, die sich aus individuellen Gründen und freien Stücken gegen eine Impfung entschieden haben, darüber maße ich mir keine Meinung an. Es geht mir um die politisch motivierten Influencer, um die rechten Hetzer, die die Stimmung vergiften und in Wirklichkeit diejenigen sind, die mit ihren Brandreden eine Spaltung der Menschen befeuern.

Ich weiß, dass POWERGAME keine politische Band sind, und politische Bands auch eher im Thrash Metal oder Punk zu finden sind. Aber die kernige Ansage von Tom Angelripper auf der "Marooned", "Stoppt den scheiß Krieg in Jugoslawien" hat mich seinerzeit beeindruckt. Wäre solch eine Fuck-Off-Ansage für dich bei einem Konzert denkbar und wie stehst du grundsätzlich zu politischen und gesellschaftlichen Themen im Heavy Metal? Verstehst du die Fraktion, welche da sagt, dass das in ihrem Metal nichts verloren hat, da sie ihn als Eskapismus begreifen? Oder ist es eher so, dass wir uns ja alle nicht im luftleeren Raum bewegen und das Ausblenden solcher Probleme im Metal damit weltfremd ist?

Matty: Ich muss dir etwas widersprechen, denn POWERGAME ist zwar nicht durch und durch politisch, aber auch alles andere als unpolitisch. Auf dem neuen Album gibt es einige politische Ansätze. Oben habe ich schon etwas über den Titelsong gesprochen, und 'Twisted Minds' zum Beispiel beschäftigt sich mit der Lage in Afghanistan, darüber, dass alles, was sich die Menschen dort in 20 Jahren aufgebaut haben - Bildung, Gleichberechtigung, Kultur, Freiheit der Rede -, innerhalb weniger Tage durch die Taliban zerstört und ein ganzes Land ins Mittelalter gestürzt worden ist. 'Fire In The Sky' ist ganz aus Versehen plötzlich wieder erschreckend aktuell, denn der Song dreht sich um die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Dass ausgerechnet ein Putin derzeit nicht davor zurückschreckt, auch Kernkraftwerke anzugreifen, ist auf vielen Ebenen angsteinflößend. Und die aktuellen Geschehnisse können auch deswegen so gut mit dieser Katastrophe verglichen werden, weil sie jeweils von einem einzelnen Menschen ausgehen beziehungsweise ausgingen, der der Meinung ist oder war, dass er selbst es besser weiß oder wusste als jeder andere. Männer mit Komplexen. Ich fand die Aussage von Angelripper damals ebenfalls gut und wichtig, und man wünscht sich fast, man könnte bei der "Marooned"-Aufnahme je nach aktueller Weltlage das Land in genanntem Satz austauschen. Klar könnte ich mir so eine Ansage auch vorstellen, denn sie ist zwar deutlich aber auch sehr einfach und wenig streitbar. Man vertritt eine politische Ansicht, ohne eine Partei einzunehmen. Das wäre für mich auch das Maximum dessen, was ich politisch auf der Bühne von mir geben würde. Denn erstens bin ich kein Politiker geschweige denn ein Prediger meiner eigenen Meinung - die ganz sicher oft genug falsch oder zumindest diskussionswürdig ist, und zweitens ist ein Live-Konzert auch für mich tatsächlich in erster Linie Unterhaltung. Wenn ich zu den DEAD KENNEDYS, SACRED REICH oder NAPALM DEATH gehe, weiß ich, dass da auch Politik eine Rolle spielt und akzeptiere das schon im Vorfeld. Bei RIOT oder SACRED STEEL hat das in den Liveshows eher weniger verloren, und in dieser Gruppierung sehe ich auch POWERGAME. Um die eigentliche Frage noch einmal möglichst knapp zu beantworten: Für mich ist im Metal durchaus Platz für Politik und Gesellschaft, aber auch als Vehikel des Eskapismus funktioniert er für mich wunderbar. Und beides brauche ich je nach Gemütslage. Dabei bin ich aber so gestrickt, dass ich eine SACRED REICH-Scheibe auflegen kann, um einfach eine gute Zeit zu haben. Ich muss dabei nicht ständig an Politik denken und kann auch bei Texten bedarfsweise weghören. Ein letzter Satz zum Thema Politik im Metal: Hetze, Propaganda sowie jegliches rechtes Gedankengut haben im Metal nichts zu suchen!

Nun gut, verlassen wir mal das Territorium der schweren Themen und widmen uns erfreulicheren Dingen. Zum Beispiel eurem neuen Album. "Slaying Gods" ist richtig stark geworden. Dazu muss ich dir und deinen Mitstreitern wirklich gratulieren. Wie sind die bisherigen Kritiken ausgefallen?

Matty: Vielen Dank, das freut mich sehr zu hören! Viele Kritiken sind gut, manche auch etwas durchwachsen, aber ein Verriss war bislang noch nicht dabei. Ich stelle aber fest, dass man sich offenbar ein wenig mit "Slaying Gods" auseinandersetzen muss, denn je positiver eine Kritik ist, desto gehaltvoller ist sie auch inhaltlich. Es gab eine eher mittelmäßige, bei der der Promotext falsch abgeschrieben wurde, Titel falsch geschrieben waren und Songs auch inkorrekt beschrieben wurden. Der Reviewer hatte ziemlich klar nur einmal durchgeskippt. Würde ich dieses Review reviewen, wäre das Ergebnis nicht so positiv, hahaha. Es gibt aber auch wirklich viele Reviewer, die das Album offensichtlich oft gehört haben, und der Abwechslungsreichtum, den wir bieten, wird kontroverser aufgefasst, als ich gedacht habe. Der überlange Track 'The Chalice' zum Beispiel wurde schon häufig gelobt, aber es haben auch mehrere Leute geschrieben, dass sie in den Song nicht hereinkommen. Das finde ich ziemlich spannend, denn man kann noch so sehr von einem Werk überzeugt sein, man kann nicht jeden erreichen. Dafür ist Musik zu sehr mit Emotionen und Vorlieben verbunden. Und das ist auch völlig in Ordnung so.

Als allererstes springt das albumtitel-flankierende Cover ins Auge. EL DEMONIO NEGRO ist offenbar wieder in allerbester Form und zerlegt mythische Wesen und antike Götter. Die Idee kam vermutlich von dir? Erzähle uns doch etwas über die Entstehungsgeschichte. Und ich vermute, vor deinem geistigen Auge thront der Wrestler bereits schon auf antiken Pyramiden und Eislandschaften oder utopisch anmutenden Städten im Blade-Runner-Stil, wenn wir von künftigen Veröffentlichungen sprechen?

Matty: Pyramiden? Blade Runner? Keine Ahnung, wovon du da redest, hahaha. In einem Albumreview stand sinngemäß: "POWERGAME haben etwas, das den meisten Metal-Bands heute fehlt, ein Maskottchen.". Das imgleft sehe ich genauso. Ich kam irgendwann um 2014 herum auf die Idee, der Band ein Gesicht in Form eines Maskottchens zu geben, weil ich da einfach total drauf stehe. Eddie, Vic Rattlehead, Snaggletooth, Knarrenheinz und viele andere sind doch irgendwie das Salz in der Suppe der zugehörigen Bands. Man fragt sich schon bei der Ankündigung einer Veröffentlichung, was für ein Abenteuer diese Maskottchen als nächstes bestehen werden, welche Aussagen sie treffen, wie sie zur Musik passen. Ich glaube, dass "Book Of Souls" schon alleine wegen des Covers besser bei einem Großteil der Fans angekommen ist als "The Final Frontier" (obwohl es meiner Ansicht nach nicht das stärkere Album ist). Klar geht so etwas auch mal in die Hose, Riots Robbe Johnny alias The Mighty Tior über die Jahre zu verfolgen hat eher etwas von Katastrophentourismus, aber im Großen und Ganzen finde ich die Idee eines Maskottchens einfach großartig. Auch uns kommt das entgegen, und mit dem Cover der "The Lockdown Tapes"-EP hat sich El Demonio Negro erstmalig aus dem Ring getraut und sein Privatleben offengelegt. "Slaying Gods" stellt inhaltlich und künstlerisch meiner Meinung nach eine deutliche Steigerung dar, denn der Zeichner Kostas Tsiakos wird so langsam zu unserem Derek Riggs. Er versteht die Band, kann unsere Ideen grandios umsetzen und bringt noch jede Menge eigenen Input. Die Grundidee des Covers war tatsächlich von mir, aber Kostas hat die Sache tausendmal besser umgesetzt als ich sie mir vorstellen geschweige denn ihm beschreiben hätte können. Und ich denke, er hat einen Mordsspaß daran, diesen Charakter mit zu formen, ihm ein Gesicht zu geben und immer wieder in neue Settings einzubinden. Es gibt schon Ideen für die nächsten Sachen, und auch wenn Ägypten und Harrison Ford bislang nicht dabei sind, wird es sicher sehr cool. Auf alle Fälle wird El Demonio Negro immer wieder bei uns auftauchen.

Bevor wir auf einzelne Songs zu sprechen kommen, möchte ich mit dir über die Produktion reden. Die klingt nämlich hervorragend. Sehr organisch aber dabei ordentlich druckvoll. Hier habt ihr eure gelungene EP nochmals übertroffen. Hat sich an dem Aufnahmeverfahren etwas geändert?

Matty: Ja. Die EP haben wir komplett bei uns im Proberaum aufgenommen und lediglich zu Jörg Uken ins Soundlodge geschickt, um sie mischen und mastern zu lassen. Bei dem Album haben wir den Großteil der Musik direkt bei ihm aufgenommen. Lediglich meine Leadgitarren und die Vocals sind in meinem eigenen (sehr kleinen) Demonio Negro-Studio entstanden. Jörg hat dann abermals Mix und Master erledigt. Wir arbeiten mit ihm ja schon seit "Masquerade" zusammen, aber mit unserer früheren Band LOST WORLD ORDER waren wir erstmals bereits 2009 bei ihm. Es ist immer sehr angenehm und produktiv, und es macht definitiv einen Unterschied, ob man von der Verkabelung bis zum Drücken des Aufnahmeknopfes alles selbst macht oder sich ausschließlich auf das Einspielen konzentrieren muss. Wobei man dazu sagen muss, dass unser Drummer KG von Haus aus Veranstaltungstechniker ist und sich sehr gut mit Sound, Equipment und Aufnehmen auskennt. Wir sind also keine dieser Bands, die ohne tiefere Kenntnisse der Meinung sind, alles genauso gut im Schlafzimmer hinzubekommen wie in einem professionellen Studio, es gibt innerhalb der Band durchaus Expertise und Erfahrung. Dennoch ist ein frisches Paar Ohren immer hilfreich, und kreative Impulse sind gern gesehen.

Ich habe bei der EP im letzten Jahr bereits euren Abwechslungsreichtum im Songwriting gelobt. Ich war etwas in Sorge, dass ihr das auf Albumlänge nicht ganz hinbekommt. Wie wir nun alle nachhören können, war diese Sorge vollkommen unbegründet. Ihr habt mit "Slaying Gods" ein neues Level beim Songwriting erreicht. Ob es das super direkte, aber dennoch verspielte und mit thrashigem Riffing versehene Titelstück, das Hookline-Monster 'Chasing The Lion' oder das doomige 'The End Of The World' ist. Ob es das episch-ausladende 'The Chalice' oder das NWoBHM triefende 'Fire In The Sky' ist. Das Album ist von der ersten bis zur letzten Minute interessant. Nach einem Durchgang habe ich stets Bock auf den nächsten. Das Album hat eine verspielte Leichtigkeit, ohne dabei oberflächlich zu sein. Das kann man einfach nicht anders sagen. Woher stammen all die Inspirationen und der Antrieb, diese Stücke so zu schreiben?

Matty: Freut mich sehr, dass du es so siehst und das Album in seiner Gesamtheit genießen kannst. Es gab auch schon Stimmen, die unseren Abwechslungsreichtum als gezwungen und aufgesetzt empfunden haben. Aber das ist ganz sicher nicht so. Wir hören viele Metal-Richtungen, und ich sehe nicht ein, warum ich mich auf ein Genre festnageln lassen soll. Ich bin ein riesiger SACRED STEEL-Fan, und sie sind auf jeden Fall eine Inspiration für mich, wenn es darum geht, auf Erwartungen zu pfeifen und einfach als Künstler integer zu sein. Wir alle haben früher - und tun es teilweise noch immer - extremeren Metal gespielt. Ich hatte 2012 Bock, mal was Klassisches zu machen und habe POWERGAME gegründet. Ich bin zwar nicht gerade ein Progger, aber ich möchte auch nicht auf der Stelle stehen und immer wieder dieselben Songs schreiben – dafür gibt es genug andere Bands, und deshalb entwickeln sich POWERGAME immer weiter. Außerdem gehören in unserem Fall vier Musiker dazu. Auch wenn ich die Basics der meisten Songs schreibe, klingen sie nach dem Input der anderen drei meist deutlich anders als auf meinen ersten Demos. Es ist, als würde ein Drehbuch zum Film, die Ideen werden erst im Team richtig lebendig. Ich habe darüber hinaus auch immer einen Anspruch an mich selbst: Ich nehme mir bei jedem Song aufs Neue vor, den besten Song aller Zeiten zu schreiben. Ich bin natürlich nicht so arrogant zu behaupten, ich hätte dieses Ziel bereits erreicht oder wäre mir sicher, es erreichen zu können. Aber verdammt nochmal, ich versuche es immer wieder. Weil ich Musik liebe und mit voller Leidenschaft seit über dreißig Jahren dabei bin. Und das wird sich auch nicht ändern, bis ich mich in die Kiste lege. Das ist ein Versprechen!

Neben dem Songwriting finde ich auch die Themen der Stücke immer wieder spannend. Kannst du uns einen kurzen Abriss einiger der Stücke geben, welche Themen diese jeweils abhandeln?

Matty: Ich habe weiter oben ja schon über einige Stücke mit politischen oder gesellschaftlichen Inhalten gesprochen. Aber ich schreibe natürlich auch über andere Dinge, einige davon reine Fantasiethemen oder die Huldigung von Metal-Klischees. 'Midnite Steel' etwa handelt einfach nur davon, sich die Kutte und vielleicht ein paar Nieten und Patronengurte überzuwerfen und am Wochenende loszuziehen. Konzerte besuchen, feiern, ein paar Bierchen trinken, einfach in Metal vereint glücklich zu sein. "It’s Heavy Metal that we feel" heißt es im Text, und das fasst es bestens zusammen.'Sacrificer' ist indirekt ein Pandemiesong. Es geht dabei um einen Inder, der zwecks Beendigung von Corona seinen Göttern ein Opfer bringen wollte und sich selbst die Zunge abgeschnitten hat. Es ist ihm leider nicht gelungen die Pandemie zu beenden, und man konnte ihm die Zunge sogar wieder annähern. Mich hat an der Geschichte fasziniert, wie viel Vertrauen religiöse Menschen mitunter in ihre Götter legen, was sie bereit sind zu tun, um deren Gnade zu empfangen. 'The End Of The World' beschäftigt sich mit der ersten Staffel der Serie "The Terror", bei der eine Arktis-Expedition mit dem Segelschiff im Packeis steckenbleibt und sich neben Kälte und Hunger mit der Bedrohung durch einen monströsen Eisbären und dem einsetzenden Wahnsinn ihrer Crew konfrontiert sieht. Fand ich sehr spannend und sehenswert. Auch den Zwölfminüter 'The Chalice' möchte ich kurz ansprechen. Hier geht es um einen Alchemisten irgendwann im alten Rom, dem es gelingt, das Geheimnis des ewigen Lebens zu finden und in Form eines Tranks nutzbar zu machen. Er trinkt selbst davon, will dann seiner Familie den Trank verabreichen. Doch da er und sein Berufsstand geächtet sind, macht er sich zunächst zu den Stadtvätern auf, um ihnen den Trank anzubieten und damit seinen Status zu verbessern. Sie gehen zum Schein darauf ein, trinken aus dem ihnen angebotenen Kelch und lassen den Alchemisten ziehen. Zu Hause angekommen findet er niemanden mehr vor und realisiert, dass er betrogen worden und seine Familie verschleppt worden ist. Er sieht sie niemals wieder, schafft es aber auch weder, Rache zu nehmen noch sich selbst das Leben. Also zieht er verzweifelt durch die Jahrhunderte. Eventuell schreibe ich zu der Geschichte noch einmal eine Fortsetzung, wenn mich die Muse küsst. Die Chöre im Refrain haben wir übrigens mit drei Personen eingesungen. Unser Gitarrist MP, meine Wenigkeit sowie Marc, der Sänger von Torian. Insgesamt 48 Spuren, das war etwas anstrengend, haha.

Jetzt, da Ihr "Slaying Gods" fertiggestellt und unter die Leute gebracht habt: Bist du nun eher ausgebrannt und erschöpft und benötigst Abstand, oder geht es jetzt erst richtig los? Und wie sieht es für dieses Jahr mit potentiellen Live Auftritten aus? So langsam geht da ja wieder was. Würdet Ihr es gar in Erwägung ziehen, auf einen Tourtross aufzuspringen, bei einem entsprechenden Angebot?

Matty: Beides, ich bin erschöpft und es geht los. Es gibt ja noch jede Menge zu tun. Von Promo über Merch bis Booking kümmern wir uns ja um alles selbst. Für dieses Jahr stehen immerhin schon drei Konzerte. Am 22. Und 23.4. spielen wir mit Final Cry in Braunschweig und Hamburg, wobei bei ersterem Gig BLESSED CHILD dazukommen und bei zweiterem VLADIMIR HARKONNEN. Am 15.10. sind wir dann beim „Metal Antrollogy“ in Lünen mit SKYKLAD, BLIZZEN und BLACKSLASH. Eine kurze Tour wäre schon cool, aber wir sind alle berufstätig, zwei von uns haben Kinder. Da können wir nicht mal eben sechs Wochen auf Tour gehen. Aber mal eine Woche würden wir sicher gern machen, wenn die Randbedingungen passen.

Ich weiß, das Thema ist so alt wie Stein und Gebein, aber an deinem Gesang scheiden sich mitunter die Geister. Kannst du das überhaupt noch hören? Trifft dich das irgendwo, oder stehst du da souverän drüber. Ich möchte aber auch klar stellen, dass ich von meiner Seite aus hiermit zum allerletzten Mal auf dieses Thema eingehe. Aber da ihr mit "Slaying Gods" sicher eure Hörerschaft nochmals deutlich erweitern könntet, ist es recht und billig, hier noch ein letztes Mal darüber zu sprechen.

Matty: Da gibt es imgright ja unterschiedliche Aspekte. Wenn man die Klangfarbe meiner Stimme nicht mag, ist das halt so. Mark Shelton, Tim Baker oder Gerrit P. Mutz spalten auch die Gemüter, aber sie haben Charakter und Ausdruck, und ich liebe sie alle drei. Ich habe jahrelang vergeblich nach einem Sänger für POWERGAME gesucht und mich irgendwann dazu entschieden, es endgültig selbst zu machen. Und auch wenn ich vielleicht polarisiere - wobei manche meinen Gesang ausdrücklich loben -, ist es so, dass die Band völlig unverwechselbar klingt. Mir fällt jedenfalls keine andere Band ein, die wie POWERGAME klingt, und das finde ich extrem cool. Und das hat auch mit meinen Vocals zu tun. Wenn jemand sagt, dass ich nicht immer alle Töne treffe, ist das bestimmt richtig. Ich bin nicht perfekt. Man kann aber auch anerkennen, dass ich mich von Veröffentlichung zu Veröffentlichung weiterentwickle. Außerdem mache ich es mir nicht leicht und eiere immer in einer Tonlage durch die Botanik, sondern meine Gesangslinien sind durchaus anspruchsvoll. Ich möchte es abwechslungsreich halten. Letztlich kommt die Kritik an meinem Gesang aber fast ausschließlich aus Deutschland, in den meisten Reviews aus anderen Ländern wird er nicht einmal näher thematisiert. Ich denke, das hat auch mit einer gewissen Erwartungshaltung zu tun. Wir arbeiten ja viel mit zweistimmigen Harmoniegitarren, und diese werden gerade bei den von uns viel genutzten Terz-Intervallen gerne mit IRON MAIDEN in Verbindung gebracht - obwohl diese das weder erfunden noch patentiert haben und das in Wirklichkeit auch gar nicht so exzessiv genutzt haben geschweige denn nutzen, wie es wahrgenommen wird. Diese Verbindung weckt vielleicht die Erwartung nach einem Sänger, der wie Bruce Dickinson klingt. Tu ich nicht und werde ich auch nie, aber diese Enttäuschung ist vielleicht manchmal auch Vater der Kritik. Wenn ich nach meinen eigenen Hörgewohnheiten gehe, bevorzuge ich selbst auch eher raue, unperfekte Musik. Wenn ich polierte Allerweltsmusik hören will, kann ich auch Radio anmachen. Auch im Metal gibt es ja so einen Trend zu fehlerfreier Musik ohne Ecken und Kanten. Darf ja auch jeder hören, was er möchte, aber manchmal kann ich über den obligatorischen "Extreme Music For Extreme People"-Patch nur schmunzeln.

Ein wenig Triviales und Erheiterndes sollte in diesen düsteren Zeiten aber dennoch drin sein. Erlaube mir deshalb drei nicht so ganz ernst gemeinte Fragen. Wenn Du einer außerirdischen Zivilisation oder einem Regenwaldbewohner, der niemals in Kontakt mit der Zivilisation geraten ist, den Heavy Metal anhand eines einzelnen Songs näher bringen müsstest. Welches Stück wäre es?

Matty: Toll, da würden mit jetzt hunderte einfallen, hahaha. Ganz spontan aus der Hüfte geschossen würde ich 'Let There Be Steel' von SACRED STEEL nennen.

Was war das letzte Album, welches du dir zugelegt hast?

Matty: Ich kaufe selten mal nur ein Album, die letzte Fuhre war mit fünf Stück aber recht klein. Drei Re-Releases von ARKEYN STEEL ("Legioned Marcher", "Safe Haven" und "Ether Breather"), "Convicted To The Avant Garde" der amerikanischen PARADOX und "Mind Manipulation" der geilen SEPULTURA ("Schizophrenia"-/"Beneath The Remains"-Ära!)-Nacheiferer MORTAL VISION.

Was war dein größter Fehlkauf bezogen auf Tonträger?

Matty: "De Infernali", das Techno-Album von Jon Nödtveidt. "Eye II Eye" von den SCORPIONS ist zwar auch echt schlimm, zählt aber im Sinne der Frage nicht, da das Teil ein hämisch-lustiges Geschenk war.

Was Solls. Machen wir vier draus. Kurz und knapp: IRON MAIDEN oder JUDAS PRIEST? MANOWAR oder MANILLA ROAD? SODOM oder KREATOR? Black Metal BATHORY oder epische BATHORY?

Matty: Wie soll man so etwas denn beantworten, ohne sich selbst anschließend zu hassen? Ich versuche es mal, aber vielleicht würde morgen schon wieder anders aussehen. Bei den Briten ist es am schwierigsten, mir vorgehaltener Pistole würde ich mich aber knapp für PRIEST entscheiden. MANILLA ROAD liebe ich zwar abgöttisch, aber die ersten vier MANOWAR-Alben überstrahlen mit ihrer Großartigkeit fast alles andere im Metal-Bereich. Obwohl Mark Shelton im Verlauf seiner Karriere wesentlich mehr essenzielle Alben veröffentlicht hat als Joey DeMaio und Eric Adams, muss ich mich aufgrund des Frühwerks für MANOWAR entscheiden. Bei den Thrashern mag ich beide, aber KREATOR standen mir immer näher. Lediglich mit den letzten beiden Alben kann ich überhaupt nichts anfangen, aber sogar so etwas wie "Endorama" konnte ich noch was abgewinnen. SODOM waren aber auch immer geil, und gerade in den Neunzigern haben sie viel gemacht, das heute unterbewertet ist ("Tapping The Vein" und "Get What You Deserve" sind beide absolut famos!). Bei BATHORY ist es für mich am einfachsten. Viking Metal ist generell nicht gerade mein favorisiertes Genre (obwohl BATHORY da schon klar zum Besten gehören und "Blood On Ice" sehr cool ist), aber die Black Metal-Alben herrschen. Vor allem die ersten drei Alben sind geil. Enter The Eternal Fire!

Es ist der Tragik dieser Zeit geschuldet, dass wir uns in diesem Interview nicht ausschließlich eurer Musik gewidmet haben, aber wir als Szene, und so begreife ich uns im weitesten Sinne durchaus, agieren wie gesagt nicht im luftleeren Raum und es wäre auch nicht richtig, würden wir ausschließlich um uns selber kreisen, das ist zumindest meine persönliche Auffassung. Somit bleibt für mich die Hoffnung, dass wir uns im nächsten Interview wieder verstärkt unserer Kernkompetenz, dem Heavy Metal widmen können und die Welt sich bis dahin in einem besseren Zustand befindet. Wenn ich das realistisch betrachte, mag ich da nicht so recht dran glauben, aber ohne Optimismus und Hoffnung wäre das Leben in miesen Zeiten irgendwie deutlich schwerer zu bestreiten. Und soviel Sendungsbewusstsein sei mir an dieser Stelle gestattet, denn es ist hier eigentlich dein Forum, aber meine Gedanken sind bei den tapferen Menschen in der Ukraine. Auf dass die Freiheit immer so mutige Verteidiger überall auf der Welt findet. Die letzten Worte sollen aber nun dir gehören.

Matty: Ich habe mich in diesem Interview ungewohnt politisch geäußert. Natürlich passt es zu dieser Zeit, meine Aussagen sind mir auch wichtig, und die Fragen waren entsprechend. Ich möchte aber auch betonen, dass die politischen Ansichten, die ich hier geäußert habe, meine persönlichen sind und nicht zwingend auch die meiner Mitmusiker sein müssen. Ich danke für das Interview, ich habe die Fragen gern beantwortet. Ich freue mich, wenn wir ich noch ein paar Metal-Fans für POWERGAME begeistern konnte. Ansonsten bleibt mir nur, den Menschen in der Ukraine, der russischen Bevölkerung und den umliegenden Staaten alles nur erdenklich Gute und ein hoffentlich baldiges Ende dieses furchtbaren Kriegs zu wünschen, der jetzt schon von Verbrechen und Grausamkeit geprägt ist.

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