Various Artists - Brutal Vision Vol. 1

Review von Warlord vom 28.07.2012 (18312 mal gelesen)
Various Artists - Brutal Vision Vol. 1 Der Sampler "Brutal Vision Vol. 1" ist die erste Veröffentlichung der (mir bisher unbekannten) Internet-Plattform "Allschools Network" in Zusammenarbeit mit "Deafground", dem "interaktiven Netzwerk für DIY-Veranstalter und Bands". So ergibt es sich aus dem netten Booklet, dessen Cover gleich die Richtung vorgibt. Es geht nicht etwa um eine neue Definition harter/brutaler Musik, sondern um eine Plattform für 21 vom Stil sehr unterschiedliche Bands, die per Internet-Abstimmung für dieses Projekt ausgewählt wurden. Auf dem Cover hat sich (unfreiwillig komisch) die Zielgruppe für diese Art von Musik ablichten lassen: eine Band(e) Kinder! Eines mit Gipsarm, auf dem in Filzstift der Brutal Vision Schriftzug prangt. Im Geleitwerk ist vom "Sound von morgen" die Rede.

Eine musikalische Zeitreise wird da verkündet und mit PLACENTA geht es zurück nach 1990, als der Death Metal in voller Blüte stand. Ein überraschend kerniges Riff und die schöne Abwechslung zwischen Gegrowle und geschmackvoll kurzem und melodiösem Gesang sind recht überzeugend. Kleiner Schönheitsfehler: es geht melodischer weiter, mit einem Sound, der entfernt zwar noch etwas mit Death- oder auch Black Metal zu tun hat, sehr oft aber in stupidem Nu-Metal-Geriffe mündet. Kein Blast zerstört bis RISING ANGERs 'Be The Bitch You Are(!)' an Position 6 diese mediokre Ruhe und man freut sich auf über ein bisschen Dreck in manch' gerülpstem Ausbruch des offensichtlich kurzhaarigen Sängers. Überhaupt: beim Blick ins Booklet meint man fast durchgehend, es mit Studenten oder Bank-Azubis zu tun zu haben. Ganz selten mogelt sich ein Langhaariger auf die mehr oder weniger professionellen Bandfotos. Obwohl die Produktionen durchgehend gut und heavy sind (heutzutage kann man ja auch bequem zu Hause und mit dem Computer aufnehmen), kommt Druck nur selten zustande. Mit Schmerz erinnere ich mich an das erste Hören TERRORIZERs 'World Downfall' oder DEATH zu Demozeiten mit z. B. 'Corpse Grinder'. MALRUN gefallen mit dem eher klassischen Heavy-Metal-Track 'Moving Into Fear', sehr melodisch und im Ohr hängend bleibend. 'A Picture Of Misery' von WE ARE WOLF ist dann der dritte gute Track in Folge, Death-Black-Metal mit Gitarrengequietsche. Recht technisch sowie kompetent produziert und gespielt, kommt die Nummer in schlanken 2:49 voll auf den Punkt. KILL ALL THE SEXY PEOPLE und ihr 'Slut Anthem' muss man einfach wegen der Titel an sich erwähnen. Ansonsten fürchterlicher Mist. A TRAITOR LIKE JUDAS liefern mit 'Make This Happen' das 6-minütige Epos der Zusammenstellung. Zunächst ein rockiger Song mit gebrüllten Vocals, dann einfallsloses Metal-Riffing und der Anfangsteil wird mit mehr Speed präsentiert. Ich bin nicht mehr so gespannt, was in den nächsten 4 Minuten wohl noch passiert und skippe weiter zu ALL WILL KNOW, die in 'A Dying Heart' wohl meinen Wunsch nach mehr von dieser albernen Mucke besingen. Aber tapfer weiter zu DROWN MY DAY und 'Undead God' immerhin Doom-Death-Metal mit coolem Intro, bis ein nicht so Knüppelpart einsetzt, dessen Drums leider ein bisschen arg nach Computer klingen. Ansonsten ist das eine tadellose Death-Metal-Nummer mit technischen Gitarrenlinien, die aber auch ein wenig Durchschlagskraft wegen der etwas dünnen Homeproduktion verlieren. Trotzdem mit WE ARE WOLF sicher die brutalste Nummer bisher. Gleichwertiges findet man erst bei LEONS MASSACRE wieder, denen aber bei der Dampfwalze 'Tired Heart' (kleine Wiedergutmachung für das kleine Herz sozusagen) zur Mitte hin etwas die Puste ausgeht und die auch noch mit einem kurzen gesprochenen Teil lustig sein möchten. Ebenso albern: HEYBABYYEAH mit der absolut unbrutalen Ballade 'Before I Fall', die man auch auf einen DSDS-Sampler packen könnte. Wahrscheinlich denkt man an die Zielgruppe. Damit die Kinder nicht nach zwanzigmal laute Gitarren hören zu verstört ins Bett gehen...

Fazit: DROWN MY DAY, WE ARE WOLF und PLACENTA kann man positiv hervorheben, ansonsten viel Durchschnitt bis Peinliches auf diesem Sampler. Schaden kann ein Reinhören trotzdem nicht, da die Idee natürlich recht unterstützenswert ist. Bessere Titel für den Sampler der Kollegen wären aber z. B. "Young/Future-Metal Vol 1", "Beginners Only Vol.1" oder "Allschools Network Sampler Vol.1" gewesen. Sollten wir auch mal machen, Opa, "Bleeding4Metal's Unsung Heroes: 20 Years Of (Katze-)Gold Vol.1". Inklusive BACKWATER- und TERRORIZER-Demos, Allstar-Projekt aus SODOM/DESTRUCTION/TANKARD-Mitgliedern und exklusivem NAPALM DEATH-Track. Die Jungs hatten auch mal lange Haare.

P.S. Eine Bewertung des Gesamtwerks erspare ich mir, da diese nicht nur für die herausragenden Bands unfair wäre.

- ohne Wertung -
Trackliste Album-Info
01. Placenta / All Things Runnable 3:41
02. Soulbound / Curse Of Vanity 3:23
03. Unleash The Sky / 2nd Chapter 03:01
04. Breakdowns At Tiffany's / Keep Your Distance 3:26
05. Traeos / Ever Sea Born 5:40
06. Rising Anger / Be The Bitch You Are 3:13
07. Malrun / Moving Into Fear 4:29
08. We Are Wolf / A Picture Of MIsery 2:50
09. Kill All The Sexy People / Slut Anthem 2:57
10. For All This Bloodshed / Black River City 3:28
11. A Traitor Like Judas / Make This Happen 5:56
12. The Hand Of Glory / Carry The Weight Of The World 3:34
13.Annisokay / Anniversary 3:09
14. Disposed To Mirth / Diamonds In His Throat 4:41
15. All Will Know / A Dying Heart 3:38
16. Virtue Concept / Grey Days 3:56
17. Drown My Day / Undead God 3:11
18. Lavatch / Dead Loss 4:25
19. They Shall Damage / Come To Me 3:45
20. Leons Massacre / Tired Heart 2:51
21. Heybabyeah / Before I Fall 3:21
Band Website:
Medium: CD Sampler
Spieldauer:
VÖ: 29.06.2012

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