ColdCell - Age Of Unreason | |
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Review von Froosti vom 25.07.2024 (14739 mal gelesen) | |
Wem der Sommer zu viel ist und die warmen Tage einfach zu gute Laune verbreiten, sollte sich den neuen Brocken von COLDCELL anhören. Die Band aus der Schweiz veröffentlicht bereits ihr fünftes Album, welches den Titel "Age Of Unreason" trägt. Obwohl die Band bereits seit 2012 aktiv ist und viel Output erzeugt hat, ist sie mir bisher noch nicht untergekommen. Mit ihrem neuesten Werk will die Band tiefer in soziale Abgründe abtauchen. Wird sich diese Reise lohnen? Ein Blick auf das Cover lässt mich schon einige Erwartungen an das Album aufbauen. Mein Wissen im Bereich Kunst ist ziemlich begrenzt, aber ich würde das Bild als einen Holzstich bezeichnen. Der Mensch ist immer auf der Suche nach etwas, ohne es je recht zu finden und ist bereit, dabei über Leichen zu gehen. Dazu lässt mich der geschwungene Titel des Albums auf ein durchdachtes und atmosphärisches Stück Musik schließen. Genug mit dem Ausflug in die Philosophie. Hier geht es um die Musik. Wie gut das Cover allerdings zu dem Album passt, erfahrt ihr hier. Geboten wird im Grunde atmosphärischer Black Metal mit dezent eingesetzten Elementen aus dem Depressive Black Metal. Um die Atmosphäre aufzubauen, verzichtet die Band auf breit eingesetzte Keyboards und lässt diese eher im Hintergrund arbeiten. Auf eine totale Raserei verzichtet die Band gänzlich und nur an wenigen Stellen im Album wird das Gaspedal mal ein wenig durchgedrückt. Damit wirken die Songs stellenweise schleppend, aber durch die moderne, druckvolle Produktion auch sehr heavy. Diese wechseln sich immer wieder mit ruhigen Parts ab. Damit baut die Band von instrumentaler Seite her eine bedrückende, düstere und verzweifelte Atmosphäre auf, was das lyrische Konzept treffend unterstreicht. Ob man den Texten immer gut folgen kann, hängt auch immer stark von den Vocals ab. Kreischt man herum wie manche Depressive Black Metal-Bands, dann habe ich Probleme, dem Konzept zu folgen, so spannend wie es auch sein mag. Auf Sänger S trifft das allerdings nicht zu. Seine Leistung zählt, neben der intensiven Atmosphäre, zu meinen Highlights dieser Veröffentlichung. Er ist in der Lage, seine Texte wie Gift und Galle keifend auszuspucken und gleichzeitig schafft er es, verzweifelt und gebrochen zu schreien, wie man es vom Depressive Black Metal her kennt. Dank seiner Leistung und der sauberen Produktion kann man die Texte dabei auch gut verstehen. Im Lied 'Meaningless' tritt er das Mikro an Ines Brodbeck ab, welche mit dem Song eine willkommene Abwechslung bietet. Sie selbst ist Teil der Band INEZONA, welche laut eigener Beschreibung Mystic Americana oder Dark Desert Folk spielt. Ihre Stimme überzeugt vollkommen und ich werde wohl ihrer Band mal ein Ohr schenken. Nach guten 46 Minuten klingt "Age Of Unreason" mit ein paar letzten verzweifelten Schreien aus und lässt uns als Hörer geplättet zurück. COLDCELL haben es geschafft, einen schweren, schwarzen Brocken auf die Menschheit loszulassen. Der bedrückenden Atmosphäre und der vielen Abwechslung kann ich mich nur schwer entziehen. Damit ist das Album aber auch recht schwer zu verdauen und wird sicher nicht jede Woche auf meinem Plattenteller landen. Bin ich allerdings in der richtigen Stimmung dafür, ist das der geeignete Soundtrack. Warum man so ein Album allerdings im Sommer veröffentlicht, ist mir schleierhaft. Zu Beginn der dunklen Jahreszeit würde die Wirkung noch ein wenig intensiver ausfallen. Gesamtwertung: 8.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Hope And Failure 02. Dead To The World 03. Left 04. Solidarity Or Solitude 05. Meaningless 06. Discord 07. Sink Our Souls | Band Website: www.facebook.com/coldcellofficial Medium: CD, LP Spieldauer: 46:49 Minuten VÖ: 26.07.2024 |
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