Livebericht Rival Sons |
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Ein Livebericht von Stormrider aus Frankfurt am Main (Gibson) - 09.11.2014 (17586 mal gelesen) |
In nicht wenigen Musikzeitschriften haben die RIVAL SONS mit ihrem aktuellen Album "Great Western Valkyrie" einen der vordersten Plätze belegt. Dabei machte es kaum einen Unterschied, ob es sich um Metalgazetten oder eher dem klassischen Rock zugewandte Magazine handelte. Folgerichtig ist der Gig im Gibson auf der Frankfurter Zeil auch bereits Tage vorher komplett ausverkauft. Schaut man sich das Publikum an diesem Abend an, dann reicht die Palette kreuz und quer durch alle Altersklassen und auch jede erdenkliche Stylingrichtung ist vertreten. Hipster, Rocker, Metalhead und ganz viele Menschen, die sich aufgrund ihres Outfits keinem Genre direkt zuordnen lassen. Man hat ein wenig das Gefühl, dass viele hier einfach dabei sein wollen, um dabei gewesen zu sein, wenn die RIVAL SONS im Zuge der aktuellen Retrowelle eines der nächsten großen Dinger werden, so sie nicht schon eines der großen Dinger dieser Welle sind. Dadurch ist der Laden bereits sehr gut gefüllt, als Punkt 20:00Uhr JAMESON die Bühne betritt, der als guter Freund der RIVAL SONS und auf persönliche Einladung des Headliners auf der Tour als Support dabei ist. Nur alleine mit einer semiakustischen Gitarre und einem Miniverstärker ausgestattet, betritt er die Bühne und die Mädels schmachten bei den ersten Akkorden schon dahin. Klar, rein optisch ein wenig Schwiegermutters-Darling und dann kann er auch noch Gitarre spielen und singen. Ein Traum für die anwesenden Damen. Das Ganze hat dabei den Charme eines Straßenmusikers mit schöner Lightshow und ist auch nett anzuhören. Damit bekommt JAMESON zwar seinen Applaus, der sich auch im Verlauf der 30 Minuten hörbar steigert, als Anheizer für eine Rockshow taugt es indes nicht so wirklich. Die Umbaupause fällt mit 30 Minuten gefühlt etwas lang aus, da es ja eigentlich nicht viel zum Umbauen gibt und man nach JAMESON auch nicht mal kurz durchatmen muss. Apropos atmen: Wer wief einatmet, stellt schnell fest, dass bereits jetzt offenkundig mehrere Konsumenten von bewusstseinserweiternden Kräutern im Saal gibt - Räucherstäbchen hatte ich zumindest anders in Erinnerung. Um 21:00 Uhr stehen dann die RIVAL SONS auf der Bühne und brauchen nur einen Song, um das Publikum auf Betriebstemperatur zu bringen. Nicht, dass es hier großartig zu wilden Bangexzessen im Saal kommen würde, dafür taugt der stark 70er-orientierte, zeitlose Sound so gar nicht, aber die allgemeine Stimmung geht gleich zwei Level höher. Die Band nutzt die im Gibson installierte LED-Leinwand zwar nur um den Schriftzug auf rotem Hintergrund stehen zu lassen, aber gepaart mit der Lightshow reicht das für den Retrosound der Vier vollkommen aus und sorgt für ein angenehm unaufgeregtes Flair. Überhaupt lebt der Gig nicht von irgendwelchen Showelementen oder Gimmicks, sondern rein von der Performance auf der Bühne. Dabei ist Jay Buchanan jederzeit Dreh- und Angelpunkt und versetzt sich beim Singen teilweise regelrecht in Ektase. Den ruhenden Gegenpol zum ständig umherwirbelnden Fronter stellt dann Bassist Dave Beste dar. Gefühlt bewegt er sich genau einmal nachdem er die Bühne betreten hat, nämlich um sie wieder zu verlassen. Der mich durch seinen gezwirbelten Bart immer stark an einen englischen Dandy erinnernde Gitarrist, Scott Holiday, und der dauergrinsende Drummer Mike Miley (dessen Nachname laut eigener Aussage eigentlich vor ein paar Generationen mal Miele war, weshalb er auch auf einen reichen deutschen Onkel hofft - lustig, hier hoffen immer alle auf die reiche amerikanische Tante) überzeugen durch ihre ständig präsentierte Spielfreude. Und so braucht es auch keine weiteren Showelemente, um diesen Sonntag zu einem gelungenem Konzertabend zu machen. Denn der immer wieder um kleine Jams angereicherte Set greift neben den Highlights des aktuellen Albums auch auf die Hits der Vorgängeralben zurück, sodass sowohl die Fans des alten, noch eher psychedelischen Sounds, als auch die neuen Fans, die erst durch die Lobeshymnen und die Chartplatzierung von "Great Western Valkyrie" auf die Band aufmerksam geworden sind, sich bestens bedient fühlen. Der Sound im Gibson reicht dabei von glasklar bis zu etwas dumpf, je nachdem wo man sich gerade sein Plätzchen gesucht hat. Wer in der Mitte des Saals steht, darf sich über einen Sound freuen, der jedes Instrument transparent darstellt, und nicht zu laut oder übersteuert durch die PA kommt. Wer Platz zum Bewegen braucht, macht Abstriche beim Sound und verdrückt sich etwas an den Rand. Die Stimmung im Rund steigert sich, gemessen am Applaus nach den Songs, dabei von Song zu Song, sodass man davon ausgehen kann, dass alle die, die gekommen sind um dabei gewesen zu sein, sich mehr und mehr in der Musik wiederfinden. Dabei sind 'Play The Fool', das von einem smoothen Groove getragene 'Good Things', das um Mitsingspiele erweiterte 'Torture' sowie das melancholische 'Jordan' offensichtlich nicht nur für mich Highlights. Um 22:30 Uhr fällt dann unter großem Jubel der erste Vorhang. Der Zugabenblock wird von 'Open My Eyes' eröffnet. Der Song groovt wie Sau, und wenn man die Augen schließt, dann fühlt man sich unweigerlich zurück in die 70er versetzt. Da bekommt man eine grobe Vorstellung davon, welche Energie und Emotionen ein Gig von LED ZEPPELIN damals entfacht haben muss. Das sieht der Live-Keyboarder genauso, rastet komplett aus und haut wie besessen auf seine Tasten ein. Es folgt ein kurzes Drumsolo und 'Face Of Light', ehe 'Keep On Swinging' um 22:50 den Abend beschließt. Hört man sich nach Konzertende etwas um, dann beschwert sich die berüchtigte Musikerpolizei, dass sich in die Jams doch der ein oder andere schiefe Ton eingeschlichen hat. Das ist zwar aussagetechnisch richtig, ich finde jedoch, dass genau das einen Gig in einem kleinen Club wie dem heutigen sehr authentisch macht. Es muss nicht immer alles perfekt sein, so lange das Feeling stimmt. Das sehen die meisten Fans glücklicherweise genauso und machen einen sehr entspannten Eindruck, als sie das Gibson in die kalte Novembernacht verlassen. Ich führe es auf die Musik und nicht die Räucherstäbchen zurück. Setlist: 01. All Over The Road 02. Young Love 03. Pressure And Time 04. Electric Man 05. Good Luck 06. Secret 07. Manifest Destiny Pt. 1 08. Play The Fool 09. Good Things 10. Torture 11. Gypsy Heart 12. Jordan 13. Tell Me Something 14. Get Whats Coming 15. On My Way Encore: 16. Open My Eyes 17. Face Of Light 18. Keep On Swinging |
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