Interview mit Kato von Secretum

Ein Interview von Vikingsgaard vom 18.05.2010 (8917 mal gelesen)
Zur letzten CD "Management sKills" erzählte mir Sänger Carlos aka Kato einige interessante Sachen...

Moin Carlos, erstmal Herzlichen Glückwunsch an euch zur neuen CD. 7 Jahre zwischen 2 Alben sind eine verdammt lange Zeit. Warum hat es so lange gedauert?

Kato: Na ja, wir sind sicherlich keine Band, die von ihrer Musik lebt, das ist eher ein teures Hobby für uns alle. Insofern haben wir ja keinen Druck gehabt die zweite Scheibe rauszubringen, bis wir endlich soweit waren. Zwischendurch haben wir mehrere Line-Up-Wechsel gehabt, die uns immer wieder viel Zeit und Mühe gekostet haben. Selbst als wir endlich im Studio waren, hat uns unser damaliger Bassist Jockel von NECROMORPH ganz überraschend seinen Ausstieg angekündigt. In der Zeit haben auch einige in der Band eine Familie gegründet, Studium, Jobs, Krankheitsfälle bei Verwandten, die ganze Palette an Dingern, die zu bestimmten Momenten wichtiger sind als die Band selbst.

Seid ihr zufrieden, so wie die CD jetzt ist?

Kato: Wieso? Wird sie irgendwann besser? ;) Na obwohl, das ist so wie beim Wein, je älter, desto leckerer und kräftiger. Aber ja, wir sind zufrieden. Man darf nicht vergessen, dass es eine Produktion in absoluter eigener Regie ist. Im Studio waren wir nur 2 Tage, um das Schlagzeug aufzunehmen. Ansonsten wurde alles weitere in Wohnungen oder Proberäumen aufgenommen. Bei den Vocals möchte ich mich an dieser Stelle bei den Nachbarn unseres Produzenten bedanken, dass sie es tagelang ausgehalten haben. So viel Marihuana Geruch und lautes Gebrülle/Geschreie ist sicherlich nicht jedermanns Sache, vor allem an einem ruhigen Wochenende zu Hause!

"Management sKills" und das Cover dazu sind klare Ansagen. Wie stellst du dir eine lebenswerte Welt vor?

Kato: Uff! Ich glaube, meine Vorstellungskraft reicht nicht dafür. Solange auf dieser Erde solche Menschen leben, die süchtig nach Profit, Ausbeutung und Macht sind, werden wir weiterhin in einer Mischung aus "Rough Rotten Raw" leben. Daher der Titelsong. Gut, man kann sich ja natürlich seine eigene lebenswerte Welt vorstellen, das Problem daran ist nur, dass sie dann wahrscheinlich den meisten Leuten nicht passen wird und da sind wir wieder beim gleichen Punkt. In diesem Sinne ist Toleranz ein ganz wichtiger Begriff.

Wer sich ein wenig mit der Materie beschäftigt, der weiß, dass du auch bei VOLTRON singst. Wo liegen derzeit deine Prioritäten?

Kato: Es gibt keine Prioritäten. Beide Bands sind genauso wichtig für mich und spiegeln einen Teil meines Ichs wieder, haha das klang ja aber schön was? Nun, das eine ist mehr Doom-Stoner-Sludge, das andere Thrash-Death. 2 Bands, 2 Charaktere, 2 Möglichkeiten sich musikalisch anders auszudrücken. Wer beide Bands schon mal live gesehen hat, der weiß, dass ich die Shows anders interpretiere. Ich würde ja auch nicht 2 Bands haben, wenn ich bei beiden genau dasselbe machen müsste.

Du hast auch noch ein recht ungewöhnliches Hobby, du bist Organisator der Hanfparade in Berlin. Was hat es damit auf sich?

Kato: Die Hanfparade wird von einigen Freiwilligen ehrenamtlich organisiert. Sie ist nämlich die traditionsreichste Demo in Deutschland und überhaupt in Europa, die das Ziel hat, das Wissen um die Kulturpflanze Hanf (Cannabis) und die Legalisierung ihrer Nutzung als Rohstoff, Medizin und Genussmittel auf die politische Tagesordnung zu setzen. Dazu kann jeder stehen wie er will. Fakt ist nur, dass der Krieg gegen die Drogen auf unserer Welt jeden Tag mehr Schaden anrichtet, als alles andere, was wir kennen. Siehe Afghanistan, Mexiko usw. Die korrupten Regierungen setzen weiterhin auf Repression und Strafverfolgung. Am Beispiel von Cannabis muss man sich nur mit dem Ursprung der Prohibition in den USA beschäftigen. Interessenpolitik, gierige Unternehmen, mächtige Pharmaindustrien... Ich finde total lächerlich, dass die meisten Menschen aufgrund von Ängsten vor dem Job und seiner Umgebung nicht zu ihrem Cannabiskonsum stehen. Es ist nun mal an der Zeit, diese blöde Doppelmoral zu vernichten. Cannabis ist selbst harmloser als Tabak oder Alkohol, daran ist noch kein Mensch in der Weltgeschichte gestorben und diese wunderschöne Pflanze wird einfach nicht von der Erde verschwinden. Also sollten sich unsere lieben Politiker eine andere Taktik ausdenken, die nicht auf Gehirnwäsche und Strafverfolgung orientiert ist. Es geht um Menschenwürde und -leben. Verstecken ist nicht mehr!

Nach dem unerwarteten und zu frühen Tod von Peter Steele, machst du dir Gedanken über dein eigenes Ableben?

Kato: Erstmal RIP Peter Steele! Ich werde TYPE O NEGATIVE sehr vermissen, verdammt! Ich denke, jeder macht sich mal solche Gedanken und bei mir ist es nicht unbedingt wegen Steele's Tod, dass ich manchmal an so was denke. In meinem näheren Umfeld sind schon ein paar schlimme Krankheiten und da denkt man schon darüber nach, was wäre, wenn es mich auch plötzlich erwischt. Daher versuche ich mein Leben so frei von Seuchen wie Stress und Workaholic-Attitüden zu leben.

"Management sKills" wird von der Öffentlichkeit ziemlich wohlwollend zur Kenntnis genommen. Habt ihr mittlerweile Kontakt zu einem Label?

Kato: Nee, überhaupt nicht. Was Verkauf und Vertrieb betrifft, wollten wir alles diesmal selber in die Hand nehmen. Die Erfahrungen aus der ersten Scheibe sind ja nicht so gut gewesen. Lieber weniger kassieren als abgezockt und verarscht zu werden. Wichtiger wäre für uns, einen Booker zu haben, der uns Konzerte organisiert. Also wenn sich einer angesprochen fühlt, bitte schön! Wir sind billig, willig und auf der Bühne fett wie Sau!

Jut Carlos, das war es von meiner Seite aus schon. Möchtest du abschließend noch etwas los werden?

Kato: Klar! Danke an alle, die ihren Beitrag für die Scheibe geleistet haben, vor allem Marc Grewe (MORGOTH, INSIDIOUS DISEASE) und Ole Kupfer für die Geduld und Mühe. Und natürlich danke ich dir und Bleeding4Metal für das Interview. Macht weiter so!

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten