Turin - The Unforgiving Reality In Nothing

Review von Zephir vom 20.07.2024 (15332 mal gelesen)
Turin - The Unforgiving Reality In Nothing TURIN sind nicht gerade der bekannteste Export des Vereinigten Königreichs. Dass man die immerhin seit mindestens zehn oder elf Jahren bestehende Formation auch nicht in der Encyclopaedia Metallum findet, macht die Recherche nicht einfacher. Bandcamp immerhin offenbart ein erstes Release von 2013; damals nannte sich die Formation noch THIS IS TURIN. Seither gab es ziemlich regelmäßig Neues von den Briten, allerdings hauptsächlich Singles und EPs. Sofern mir keine Info entgangen ist, handelt es sich bei dem nunmehr erschienenen Album "The Unforgiving Reality In Nothing" um das zweite Vollalbum (ein erstes erschien 2015 unter dem Titel "Cercis").

Wer muss TURIN kennen? Kurz gesagt: Alle, die Deathcore und opulente melodische Elemente mögen. Aufgetreten sind TURIN bereits gemeinsam mit DECAPITATED und anderen Genregrößen, den Kerrang MCN Live Award haben sie bereits erhalten. Es überrascht in Anbetracht dessen und von Gigs auf dem Bloodstock Open Air und dem Techfest, dass nur so wenige Infos über diese gar nicht mehr so neue Band kursieren.

"The Unforgiving Reality In Nothing" ist nun nicht allein ein Akronym des Bandnamens, es ist zudem ein Glaubensbekenntnis des Unglaubens, des verlorenen Menschseins, der ständig zu scheitern drohenden Selbstfindung. Entsprechend sind die zehn Tracks brachial und düster. Fronter Darryl Jones grollt und growlt, was das Zeug hält; die Saitenfraktion (Anthony Hayden und Davey Langford an den Gitarren, James Kinnear am Bass) schafft neben Core-Breakdowns einen heavy Höllenschlund, der mit fieser Chromatik und nur selten hervortretenden infernalischen Soli ein wenig angeschwärzt wirkt; Drummer Ben Adcroft prügelt, tackert und nähmaschint, dass die Welt untergehen könnte. Irgendwo im Hintergrund werden hier und da entrückte Synthesizer eingesetzt, die eine dreidimensional-atmosphärische Wirkung schaffen und dem brutalen Death-Geknüppel eine ordentliche Portion orchestrales Flair verleihen - besonders gut zu hören beispielsweise in 'Apostate', dem sich ein soundtrackähnliches instrumentales Interlude namens 'Ghosts' anschließt, oder im Titeltrack, der unter all den sperrigen, core-igen Tracks dieses Albums in besonderem Maße cineastisch rüberkommt. Die raren Stellen, an denen der melodische Deathcore von TURIN atmosphärisch wird, sind depressiv verloren, niemals träumerisch - 'Hopeless Solutions' ist hierfür beispielhaft.

Das Digipack ist wertig; das Coverart, von dem übrigens verschiedene Varianten kursieren, ansprechend gemacht. Dass im Booklet an der Schriftgröße gespart wurde, ist ein leider immer wieder auftretendes Ärgernis, das vor allem bei brauner Type auf grauem Untergrund Leuten wie mir, die die Lyrics lesen möchten, Kopfschmerzen verursacht. Dafür kann ich TURIN und ihrem neuen Release attestieren, dass sie in ihrem Metier absolut überzeugen und definitiv mehr Aufmerksamkeit auf dem Kontinent verdient haben.



Gesamtwertung: 7.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood dry dry dry
Trackliste Album-Info
01. Envy
02. Abyssal
03. I Am The Truth
04. Apostate
05. Ghosts
06. Reflections
07. The Unforgiving Reality In Nothing
08. Loss
09. Hopeless Solutions
10. Our Reality In Nothing
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 42:00 Minuten
VÖ: 12.07.2024

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten