Livebericht Queensryche (mit Mirrorplain und Firewind) |
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Ein Livebericht von Rockmaster aus München (Backstage) - 30.07.2019 (30816 mal gelesen) |
Ganz klar ein Highlight für Metalheads auf dem diesjährigen Free & Easy Festival im Backstage ist der Gig von QUEENSRŸCHE, die dieses Mal die deutschen Hardrocker MIRRORPLAIN und das griechische Gus G.-Power Metal-Vehikel FIREWIND als Support im Gepäck haben. Als Erstes betreten MIRRORPLAINdie Bühne und werden vom Publikum gleich mit ein paar Willkommensrufen und -pfiffen begrüßt. Nach dem kurzen, krachenden Intro von 'No. 1-0-7', in einer ruhigeren Passage, erwidert Sänger Christian dem Publikum die Grüße und schließt gleich das gesamte Free & Easy Festival ein. Die Jungs sind begeistert, dass sie als Opener schon vor der ziemlich vollen Halle des "Backstage Werk" und als Support der Altmeister QUEENSRŸCHE spielen dürfen und präsentieren natürlich hauptsächlich Titel von ihrem aktuellen Werk "Lost In Paradise". Die Bühnenpräsenz hat mit seiner extrovertierten Performance eindeutig Sänger Christian für sich gepachtet, der ständig rockt und bangt, mit dem Publikum interagiert und dieses auch wirklich mitnimmt. Die Band spielt die Songs, bei denen die Singles 'Northstar' und 'Sealed Off' nicht fehlen dürfen, mit Herz und Leidenschaft, der Rock-Faktor stimmt, und das Publikum hat Megaspaß bei der Show. Klar ist der Sound nicht so perfekt wie auf dem Album - hier hat der auf dem Album-Review erwähnte Garagen-Charme merklich Übergewicht - aber der Wumms aus der Rhythmusgruppe (Sascha, Nikolas) passt hier im "Backstage Werk" sowieso, Jeremy und Jan riffen sich auch hier sauber durch. Leid tut es mir nur für Kevin, dass die Keyboards im Live-Mix, wie so oft, schier untergehen. Schade, denn die sehe ich schon als essentiellen Bestandteil der Musik von MIRRORPLAIN. Eine herbe Enttäuschung für die Band gab's heute wohl vom Veranstalter: Haben sie sich für die Tour auf je dreißig Minuten Set eingestellt, wurde ihnen heute vor der Show eröffnet: "Sorry, ihr müsst vierzig Minuten spielen." Sicherlich widerwillig haben sie schnell noch die Singles 'Unsought' und 'Salvation' vom Erstling "Path Of Salvation" geprobt und in die Setlist aufgenommen, und das Publikum hat sie mürrisch ertragen. Nein, Spaß beiseite. Die Band war happy und das Publikum fand's auch super. Zum Schluss klatscht bei 'Salvation' die ganze Halle mit, und als die Band dann doch die Bühne verlassen muss, gibt's auf Christians Aufforderung "Horns up in the air" noch die kollektive Publikums-Pommesgabel. Das ist Stimmung pur, das war ein gelungener Opener für den heutigen Gig. FIREWINDbeginnen bereits nach sehr kurzer Pause ziemlich unvermittelt und legen los mit einem anhaltenden Gewittersturm aus Power Metal. Auch deren Sänger Henning kann das Publikum auf Deutsch begrüßen, der Rest der Band rekrutiert sich aus den Griechen Gus G. aka Kostas Karamitroudis, der sich unter anderem schon bei OZZY OSBOURNE seine Brötchen verdient hat, an der Lead-Gitarre, Petros Christodoylidis am Bass, Johan Nunez an den Drums und Babis "Bob" Katsionis an den Keyboards und der zweiten Gitarre. Eins wird schnell klar: Wenn FIREWIND antreten, um Power Metal zu spielen, dann meinen die Power. Von der Rhythmusgruppe gibt's selten etwas anderes als Vollstoff, die Gitarren riffen flott, und Gesang und Soli wechseln sich in Meldieführung ab. Dabei fällt aber auf, dass das Ganze allzu häufig ein One-Man-Showcase für Gus G. ist. Nur wenn Babis auf die Keyboards wechselt kommt so etwas wie Double-Power auf. Auch die Melodien sind nicht immer eingängig, aber immerhin ist sonst stilistisch alles im Lot. Jedenfalls hat auch hier das Publikum mächtig Spaß an der Sache. So wie FIREWIND Gas geben, muss man einfach mitbangen und -rocken, und Henning tut sein Übriges dazu, um die Bewegungsfauleren im Publikum zu animieren. So gibt es auch hier unter anderem nach 'The Fire And The Fury' synchrones Klatschen und Rufe und nach 'Hands Of Time' die Pommesgabel. Fans hat die Band genug im Gepäck, so singen einige bei 'Mercenary Man' das Intro mit. So gibt es neben der klasse Musik genügend große Momente. Aber am Besten ist die Band, wie bereits erwähnt, wenn sich Gus und Babis an Gitarre und Keyboards duellieren. Ein bisschen humoristisch wird's als Henning den Ausruf "Can you feel the power" auf Deutsch übersetzt in: "Könnt ihr die Stärke fühlen". Na ja, oder wie könnte man sagen, "Energie", oder was auch immer. Mit 'I Am The Anger' gelingt es der Band aber auf jeden Fall, das zu transportieren, was Henning uns erklären wollte. Gus erspart uns als alter Saitenringer natürlich nicht die antike Pankration-Technik "Gitarre hinter dem Kopf abfideln", aber die Yngwie Malmsteen-Gedächniszunge bleibt heute zusammengerollt. Dankenswerterweise hat man FIREWIND die zehn Extraminuten von MIRRORPLAIN nicht aus dem Set gestrichen, aber nach etwa einer Stunde ist auch mit der zweiten Vorgruppe Schluss, und das Publikum ist langsam reif für den Headliner des Abends. QUEENSRŸCHElassen das Publikum etwas länger warten, die ersten Jubel und Rufe branden auf, lange bevor die Band die Bühne betritt, die schon beim Soundcheck regelrecht aufgeräumt wirkt, alles Überflüssige kann weg. Schließlich kündigt sich die Band mit dem Intro von 'Launder The Conscience' von Band an, bevor es mit dem Opener 'Blood Of The Levant' vom aktuellen Album "The Verdict" richtig losgeht. Was die Power-Dampfmaschine anbelangt, schrauben QUEENSRŸCHE das Tempo wieder einen Zahn zurück. Dafür haben sie aus ihrer fast vierzigjährigen Bandgeschichte einen enormen Pool von Titeln im Gepäck, die die Fans einfach hören wollen. Und heute haben die die Koffer ziemlich vollgepackt. So kommt nach 'I Am I' - dem einzigen Titel aus der Zeit nach "Empire" und vor "Condition Hüman" - gleich ein Klassiker aus dem Frühwerk der Band, 'NM 156'. Todd kündigt danach an, was ohnehin alle erwarten: Es wird einige aktuelle Titel geben, aber auch eine ganze Reihe Klassiker, die das Publikum unbedingt hören will. Soweit nicht überraschend, erstaunlich ist aber, wie gut sich die Band trotz diverser Umbesetzungen - aus dem Original-Line-up stehen heute nur Michael Wilton und Eddie Jackson auf der Bühne - den progressiven Stil der 80er-Jahre bewahrt hat und wie die alten und neuen Songs zusammenpassen. Technisch perfekt dargeboten, wie man es von QUEENSRŸCHE kennt und erwarten darf, wirkt die Show dennoch lebendig. Vor allem Todd geht auf der Bühne ab und vereinnahmt auch die Geoff Tate-Songs vollkommen für sich. Das Gitarrenduo Parker Lundgren und Michael Wilton funktioniert blendend und macht mit zahlreichen Effekten sogar Keyboards überflüssig, und Tour-Drummer Casey Grillo - Scott Rockenfield befindet sich seit 2016 in "Elternzeit" - und Eddie Jackson am Bass machen auch klasse Jobs. Ein Missverständnis gibt es wohl bei Todds Aufforderung, die Hand zu heben, wer zum ersten Mal auf einem QUEENSRŸCHE-Konzert sei - der Reaktion des Publikums nach müsste man annehmen, etwa 90% der Anwesenden seien "Frischlinge". Wirklich? Kaum vorstellbar. Wenn's stimmt, dann wurde es aber auch langsam Zeit. 'Operation: Mindcrime' darf natürlich nicht im Set fehlen, und gleich darauf kommt mein heimlicher Favorit des aktuellen Albums, 'Propaganda Fashion'. Auch der Rest des Sets bis zum vorläufigen Ende mit 'Eyes Of A Stranger' ist ein Traum für jeden Fan. Auf die Zugaben muss das Publikum nicht mehr so lange warten. Es kommen noch drei Titel, von denen 'Jet City Woman' und 'Empire' zwar im Vergleich zum restlichen Set etwas befremdlich wirken - wohl aufgrund der damaligen Stiländerung der Band - aber fehlen dürfen sie dennoch nicht. Insgesamt bleibt der Auftritt knapp unter 90 Minuten, aber am Ende schicken QUEENSRŸCHE ein überaus zufriedenes Publikum nach Hause - oder zum Merchandise-Stand - oder zum "Midnight Gig" auf der Mini-Bühne nebenan mit CHRYSTALLION. Mehr Fotos in der GalerieSetlistsMIRRORPLAINNo. 1-0-7 Northstar Judgement Day Lost In Paradise Sealed Off Drown Unsought Salvation FIREWINDOde To Leonidas We Defy Head Up High Few Against Many World On Fire The Fire And The Fury Hands Of Time Mercenary Man I Am The Anger Tyranny Maniac (Michael Sembello-Cover) Falling To Pieces QUEENSRŸCHELaunder The Conscience (Intro, Playback) Blood Of The Levant I Am I NM 156 Man The Machine Walk In The Shadows Condition Hüman Queen Of The Reich Silent Lucidity Operation: Mindcrime Propaganda Fashion Screaming In Digital Take Hold Of The Flame Eyes Of A Stranger + Anarchy-X (Outro) Encores: Light-Years Jet City Woman Empire |
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