Interview mit Hubi von Hubi Meisel

Ein Interview von HappyTarabas vom 21.08.2002 (9428 mal gelesen)
Ein eher privates Interview mit dem sehr sympathischen Hubi Meisel. Ein bisschen haben wir auch über seine neue CD "Cut" gesprochen.

Tanja:   Wann und wie bist Du Musiker geworden?

Hubi:   Ich habe schon als Kleinkind gesungen und Musik übt schon seit ich denken kann eine gewaltige Faszination auf mich aus. Mit 16 Jahren habe ich dann das erste Mal in einer richtigen Band gesungen.

Tanja:   Wolltest Du schonmal mit der Musik aufhören?

Hubi:   NEIN, noch nie. Ich hatte in den Jahren zwar einige Rückschläge zu verdauen, aber meine Liebe zur Musik ist einfach viel stärker.

Tanja:   Was wolltest Du als Kind werden?

Hubi:   Haha... zuerst wollte ich Pfarrer werden, dann sogar Pabst... nachdem mir das mit dem Zölibat bewußt wurde entschied ich mich aber für Bundeskanzler... auch hier dämmerte mir recht schnell, dass es nicht mein Ding sein könne und dann stand viele Jahre Sonderschullehrer auf dem Programm.

Tanja:   Hat Dich Deine Familie unterstützt?

Hubi:   In gewisser Weise ja und in gewisser Weise Nein ;-) Ich komme aus einer naturwissenschaftlich geprägten Akademikerfamilie und "nur" Sänger zu sein, wirkte auf manche meiner Familienmitglieder etwas schwer nachvollziehbar. Aber mittlerweile haben sie sich damit abgefunden und beginnen langsam meine Musik immer mehr wertzuschätzen... was mich natürlich sehr freut.

Tanja:   Hast Du auch einen "richtigen" Beruf erlernt oder bist Du zum Musiker ausgebildet? Wenn Du einen anderen Beruf ausübst: welchen und wie lässt sich das mit der Musik vereinbaren?

Hubi:   Mein Studium: "Sonderschullehrer für Kinder mit geistiger Behinderung" habe ich vor paar Wochen sehr erfolgreich beendet, aber da ich schon seit etlichen Jahren nur noch Berufs-Sänger werden wollte, bin ich mit meiner Entscheidung, nur noch für die Musik da zu sein am glücklichsten. Ich muß natürlich damit rechnen, dass ich erstmal weniger Geld verdiene, als in meinem erlernten Beruf... aber Geld ist nicht alles auf der Welt und mein Herz hängt nunmal sehr an der Musik.

Tanja:   Schreibst Du auch selber Songs? Wodurch lässt Du Dich dabei inspirieren?

Hubi:   Ich habe mich bisher eigentlich darauf beschränkt, die Gesangsmelodien und die Texte zu schreiben... aber künftig habe ich vor, mich auch an's Musikkomponieren zu wagen. Ich lasse mich bei allem was ich mache, stark von meinem Unterbewußtsein, bzw. meinen Träumen beeinflussen.

Tanja:   Wie hast Du die Musiker kennengelernt, die mit Dir zusammen arbeiten?

Hubi:   Ich kenne auf der ganzen Welt eine Unzahl von sehr guten Musikern und bekomme oft Anfragen... da fällt die Qual der Wahl eigentlich sehr schwer. Aber da ich quasi auf jeder Solo-CD mit anderen Leuten kooperieren will, ist das eine sehr lustige und abwechslungsreiche Sache.

Tanja:   Geht Ihr auch mal zusammen ein Bier trinken, oder ist das Verhältnis rein geschäftlich?

Hubi:   Natürlich gehen wir auch mal ein Bier trinken, wenn wir uns sehen... aber manchmal ist das gar nicht so leicht. Mein neuer Keyboarder kommt aus Paris und der neue Drummer aus Holland... da ist es gar nicht so leicht mal eben um die Ecke zu gehen... das "Beamen" wäre da schon recht hilfreich ;-)

Tanja:   Wie sieht ein Tagesablauf im Studio aus?

Hubi:   Ich verzichte soweit als möglich alles in einem einzelnen Studio aufzunehmen, sondern es wird in div. Studios gearbeitet. Bei meinen eigenen Gesangs-Aufnahmen bin ich eigentlich erst ab 13:00 Uhr in der besten stimmlichen Verfassung, was auch meist kein Problem darstellt und dann wird eben solange gesungen, bis entweder ich oder der Toning. nicht mehr wollen... haha.

Tanja:   Wie lange dauert es einen Song aufzunehmen und wieviel Arbeit steckt insgesamt dahinter?

Hubi:   Diese Frage kann man eigentlich nur schlecht beantworten, weil es eben immer auf den Song ankommt. Bei aufwendigen Sachen wird schon mal länger rumgepfriemelt... und dann gibt es natürlich auch Sachen, die man quasi auf first-take einspielt, bzw. einsingt. Mein Gitarrist auf CUT und auf meiner nächsten Solo-CD (Marcel Coenen) ist zum Beispiel eine wahrer Geschwindigkeitsakrobat. Er ist einfach unglaublich schnell und exakt, wenn er arbeitet.

Tanja:   Dreht Ihr auch Videoclips?

Hubi:   Nein, dazu fehlen mir momentan die Mittel. Wäre zwar schon lustig, wenn man mal auf VIVA, MTV wieder ein paar echte Langhaarzottel sehen könnte... aber da ich keine Beziehungen zu den Sendern habe, bzw. man ja eigentlich nur gespielt wird, wenn die Sender das wollen, macht sowas keinen Sinn.

Tanja:   Wenn ja: Findest Du den Dreh von Videoclips anstrengend?

Hubi:   Kann ich nichts dazu sagen, aber ich denke mal, dass es keine schlimme Sache sein dürfte, weil man ja immer den fertigen Clip als Ziel vor Augen hat.

Tanja:   Was ist Dir lieber? Live singen oder im Studio zu sein?

Hubi:   Beides hat für mich seinen ganz besonderen Reiz. LIVE singen macht tierischen Spaß, weil man mit dem Publikum total gut kommunizieren kann und die Stimme sich wie eine Welle ausbreitet... Im STUDIO gefällt mir die Feinheit, die Präzision, die man bei jedem Hauch und jedem Ton spürt.

Tanja:   Hast Du noch manchmal Lampenfieber?

Hubi:   Ich habe immer eine gewisse "angespannte Vorfreude"... aber auf der Bühne hatte ich eigentlich noch nie echtes Lampenfieber.

Tanja:   Wie empfindest Du Autogrammstunden? Magst Du den Kontakt zu Deinen Fans, oder ist das ein notwendiges "Übel"?

Hubi:   Ich habe noch keine offizielle Autogrammstunde gegeben... aber ich pflege immer (soweit ich Zeit dazu habe) den Kontakt zu meinen Fans. Das ist für mich absolut kein Übel! Als Sänger sollte man ein Stück von sich herschenken, um anderen eine Freude zu machen und wenn ich etwas persönlich signiere und sich jemand drüber freut, dann ist mir das eine Ehre :-)

Tanja:   Können Dir Fans auch direkt einen richtigen Brief schreiben, oder geht das alles über einen Fanclub? Wie lauten die Adressen?

Hubi:   Ich habe derzeit nur einen Japanischen Fanclub, der auch nur japanische Mitglieder akzeptiert. Wenn mir jemand direkt schreibe will, dann kann er das über den Kontakt-Bereich meiner Homepage machen. Ich versuche jedenfalls immer zu antworten und freue mich immer sehr über Feedbacks und Post.

Tanja:   Wie findest Du es, dass es im TV so gut wie keinen Metal / Hardrock mehr gibt?

Hubi:   Sehr schade! Aber mit diesem Pseudo-Geholze und Ausverkauf an harter Musik, wie man ihn eben auf den Musiksendern sieht, kann das auch nicht besser werden. Kuriositätenauftritte (Manowar bei TV Total) sind doch auch nichts, womit man in der Gesellschaft was bewegen könnte. Aber wahrscheinlich wollen die meisten Metal Fans auch nicht, dass ihre Musik breit und öffentlich konsumiert wird ;-)

Tanja:   Siehst Du eine Chance, dass sich das durch die neue Popularität der Musikrichtungen ändert?

Hubi:   Nein, das glaube ich nicht.

Tanja:   Ist die TV-Situation in anderen Ländern besser?

Hubi:   Absolut. In Brazilien ist Metal beispielsweise so dermaßen angesagt, dass Rock in Rio landesweit im natonalen TV übertragen wird. Mittlerweile spielen ja fast alle namhaften Bands mit Vorliebe in Städten wie Curritiba, Sao Paolo, etc... weil die Musik dort ziemlich abgefeiert wird.

Tanja:   Was sagst Du dazu, dass der Metal / Hardrock einen neuen Aufwind zu bekommen scheint und jetzt auch viele Nu-Metal-Bands auftauchen, die eigentlich nur das Wort in Ihrer Stilbeschreibung tragen und sonst nicht mehr viel damit zu tun haben.

Hubi:   Wie gesagt, meiner Meinung nach ist das eine kommerzelle Ausschlachtung und ich kann leider mit den wenigsten dieser Bands irgendwas anfangen, weil ich das Gefühl nicht loswerde, dass man hier was vorgesetzt bekommt, was nicht der Leidenschaft und der wahren Überzeugung der Musiker enstpringt, sondern eher dem Kalkül der Produzenten, etc...

Tanja:   Ist eine Tournee geplant? Wer entscheidet, wohin Deine Tourneen führen? Hast Du ein Mitspracherecht? Nach welchen Kriterien wird ein Ort ausgewählt?

Hubi:   Mit CUT wird überhaupt nicht live gespielt, weil mir die Zeit dazu fehlt und ich Dank dieser GEMA-Misere leider nur 7 Songs auf der CD habe. Im Moment komponiere ich mit meiner hochkarätigen Truppe an meiner neuen CD: "emOcean", die Ende 2002 aufgenommen werden soll und wenn das Album von den Hörern gut ankommen sollte, werden wir definitiv live damit auf Tour gehen... aber das ist noch Zukunftsmusik!

Tanja:   Wie beurteilst Du die Möglichkeiten, die der Metal / Hardrock durch das Internet bekommt?

Hubi:   Das Internet ist phantastisch und Leuten wie mir, die nicht immer nur sehr fair vom Musikbusiness behandelt werden, eröffnen sich hier echte Möglichkeiten, Dinge selber in die Hand zu nehmen. Mit meiner homepage: www.hubimeisel.com kann ich mich weltweit vorstellen und wer sich für meine Musik interessiert kann hier etliches finden. Metal-Magazine im Internet schießen ja förmlich aus dem Boden und jeden Monat gibt es wieder einige neue, lesenswerte Ableger.

Tanja:   Wer sind Deine privaten / musikalischen Vorbilder und wieso?

Hubi:   Idole hatte ich zwar noch nie, aber ich bewundere alle Musiker, die sich trauen, ihre wahren Gefühle zu zeigen. Wenn jemand nicht so toll singt oder spielt, ist mir das eigentlich herzlich egal, wenn man dafür merkt, dass das Ganze echt ist. Generell natürlich Bands wie Dream Theater, aber es gibt kaum eine Richtung, in der es nicht hörenswerte Vertreter/Innen gibt.

Tanja:   Was ist Dein Lebensmotto?

Hubi:   Man sollte sich jeden Tag bemühen, zu lernen! Damit meine ich nicht Schulkram, oder Lexikales Wissen, wie man es bei Jauch&Co abfragt... sondern dass sich jeder von uns bemühen sollte, etwas an sich zu arbeiteten um zu erkennen, welche emotionalen oder wesensmäßigen Bereiche in uns noch ausaufähig sind. Daneben vor allem der Kategorische Imperativ von Kant. Wenn wirklich jeder so handelt, wie er es von seinem Gegenüber erwarten würde... dann wäre ein Leben in Friede und Liebe keine Utopie mehr.

Tanja:   Du bist schon oft umgezogen, macht Dir das zu schaffen, oder hast Du einen Ort, andem Du Dich richtig heimisch fühlst?

Hubi:   Ach so oft doch auch nicht! Im Allgäu leben meine Eltern und dort ist in gewisser Weise meine Heimat... aber seit etlichen Jahren bin ich in München sehr zufrieden und ich werde dort wohl auch bleiben.

Tanja:   Könntest Du Dir vorstellen auszuwandern? Wohin und wieso?

Hubi:   Eigentlich kann ich mir das nicht so gut vorstellen, weil ich (bei aller Toleranz und Offenheit für ander Kulturen), eben in dieser westlichen Gesellschaft großgeworden bin. Sollten sich aber jemals Zustände wie 1933-'45 einstellen, würde ich keine Minute zögern und auswandern.

Tanja:   Was hälst Du von Festivals?

Hubi:   Eine geniale Sache, um ohne viel Streß einen Haufen guter Bands zu sehen.

Tanja:   Wie findest Du Rockopern wie z.B. Avantasia von Edguy-Frontmann Tobias Sammet?

Hubi:   Avantasia gefällt mir gut! Bis vor paar Wochen habe ich auch sehr hart an einer Rock-Oper gearbeitet. Mit "Orfeo" sollte in Zusammenarbeit mit Gary Wehrkamp (Shadow Gallery/USA) und italienischen Musikern von Helreidh die Orpheus und Eurydike Sage umgesetzt werden. Mir ist die Entscheidung da auszusteigen zwar recht schwergefallen... aber für mich war es eine logische Konsequenz, nachdem ich mit der Qualität der Vorproduktion (zumal Gary daran gar nicht mehr beteiligt war) absolut unzufrieden war! Ich habe den Jungs erlaubt meine Lyrics und Gesangsmelodien für die 7 Stücke (die ich ausgearbeitet hatte) zu benützen und ihnen alles Gute gewünscht. Generell scheinen Rock-Opern ja gerade richtig in Mode zu kommen, aber da Heavy Metal ja immer auch vom Wagnerischen, bzw. klassischen Einflüssen lebt, ist das eben eine gelunge Konsequenz.

Tanja:   Sind die meisten Deiner Freunde Musiker? Bist Du mit den Leuten aus Deinen alten Bands noch in Kontakt oder ist das aus und vorbei?

Hubi:   Mein Bekanntenkreis besteht eigentlich schon verstärkt aus Musikern... das bleibt nicht aus... haha... aber daneben habe ich eine Unzahl guter Bekannter (aus vielen versch. Ländern) deren Kontakt (und wenn es über e-Mails geht) mir sehr viel bedeutet... nur fehlt mir ganz oft die Zeit mich um meine Freunde zu kümmern.

Tanja:   Wie entspannst Du Dich?

Hubi:   Mit Stille und etwas Meditation.

Tanja:   Hast Du Haustiere? Wer kümmert sich um die, wenn Du auf Tournee gehst?

Hubi:   Nein, obwohl ich ein absoluter Tierfreund bin... oder gerade deswegen, will ich eben kein Tier zwingen, die ganze Zeit mit mir verbringen zu müssen ;-)

Tanja:   Wie findest Du "zusammengebastelte" Bands, wie No Angels usw.? Gibst Du denen eine Chance, oder denkst Du, dass es nicht nur auf Talent sondern auch die "Chemie" untereinander ankommt?

Hubi:   Also ob No Angels wirklich SO talentiert sind... darüber ließe sich sicher trefflich streiten... Bitte Themawechsel! An die Chemie einer Band glaube ich auch nicht immer... denn ich wurde in dieser Hinsicht etliche Male bitter enttäuscht. Ich "caste" mir meine Mitmusiker ja auch zusammen und wenn man mit etwas Gespür an die Sache geht, dann kann man sicher auch ohne jahrelange gewachsene Chemie etwas Schönes hervorzaubern.

Tanja:   Wie sieht es mit Groupies aus? Ist das tatsächlich so ein Thema in der Rockszene oder ist das nur eines dieser Gerüchte?

Hubi:   Soweit ich das beurteielen kann gibt's da schon so einige Damen, die sich kaum was besseres vorstellen können, als einem ihrer Idole möglichst nahe zukommen... aber wenn Du mich um persönliche Erfahrungen fragst, so kann ich Dir versichern, dass ich in meinem ganzen Leben noch keine einizige Geschichte mit einer Frau vor, während oder nach einem Konzert hatte... weil ich das irgendwie total armselig und eigenartig finde... Möglichkeiten dazu hätte es ehrlich gesagt schon einige gegeben ;-)

Tanja:   Wie stellst Du Dir Dein Leben im Alter vor? Willst Du wie Mick Jagger in 40 Jahren noch die Bühnen dieser Welt "unsicher" machen?

Hubi:   Ich werde garantiert mit 90 noch auf der Bühne stehen wollen. Man reift ja mit jedem Alter und je älter ich werde, desto erfahrener wird meine Performance und meine Stimme sein! Ich höre erst dann auf zu singen, wenn es keiner mehr hören will, bzw. ich keinem mehr eine Freude damitmachen kann.

Tanja:   Wie hast Du die Songs auf Deinem Album ausgewählt? Sind das Lieblingslieder von Dir oder haben sie eine besondere Bedeutung für Dich?

Hubi:   Die Songs haben mir früher (ehe ich Mitte der 80'er zum METAL kam...) gut gefallen und mir hatten aber schon damals die harten Gitarren und der Rock/Metal Faktor gefehlt.

Tanja:   Hubi ist ein ungewöhnlicher Name, den ich vorher noch nicht gehört habe - ist das ein Spitzname oder heisst Du wirklich so?

Hubi:   Klar ist das mein Spitzname. "Hubertus" ist viel zu lang und das Schöne an dem Namen ist, dass man ihn sich gut merken kann... vielleicht gerade weil er so "uncool" klingt...

Tanja:   Vielleicht noch ein Wort zu Deinem Familienstand?

Hubi:   Verheiratet? Nein, aber ich habe eine feste Freundin!

Tanja:   Vielen lieben Dank für das nette Interview.

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