|
Ragnarök 2024 |
Take off: 04.04.2024 - Review (57607 mal gelesen) |
Das Dark Easter Metal Meeting ist gerade erst an uns vorbei gezogen und schon steht das nächste Festival an: das Ragnarök im fränkischen Lichtenfels. Für mich ist es das erste Mal auf einem der größten Festivals im Bereich des Pagan und Black Metal, daher sind die Erwartungen groß. Hierüber wird es natürlich auch einen Bericht auf Bleeding4Metal für euch geben. Wenn man sich das Billing ansieht, sieht man viele Hochkaräter, die sicher einige Fans in die fast ausverkaufte Stadthalle locken werden. Unter anderem geben sich hier FINNTROLL und WINTERFILLETH die Ehre, als auch die Schwarzmetaller von MARDUK und KAMPFAR. Kurz vor dem Beginn des Festivals gab es allerdings ein paar schlechte Neuigkeiten, so wie ein paar Last-Minute Änderungen im Line-Up. GRIMA wie auch ULTAR werden auf Grund von Problemen mit den Visa nicht am diesjährigen Ragnarök teilnehmen. Herber Schlag, denn beide Bands waren auf meiner "muss ich unbedingt sehen"-Liste, aber the Show must go on, und so sind dann die beiden Bands SUOTANA (Melodic Black) und METSATOLL (Pagan/Folk) kurzfristig eingesprungen.
Einen Tag vor dem offiziellen Start des Ragnaröks haben auch wir unsere Sachen gepackt und es ging in Richtung Lichtenfels. Natürlich war auch eine ordentliche Playlist am Start, wie soll man auch sonst in die richtige Stimmung für ein Festival kommen, oder? Die Stimmen müssen schließlich geölt werden für die nächsten Tage. Angekommen in unserer Unterkunft wundere ich mich dann doch etwas darüber, für wie viele Menschen ich da eigentlich gepackt habe. Gerechtfertigt wird es dann mit dem "unbeständigen" Wetter. Geplant war für den ersten Abend in die lokale Kneipe "Paunchy Cats" zu gehen, da aber sowohl ich als auch meine Begleitung ziemlich kaputt sind, haben wir uns Pizza bestellt und sind in die Planung für den ersten Festivaltag gegangen. inklusive der Outfits.
Guten Morgen Lichtenfels! Tag eins des Ragnaröks steht an, man bekommt allerdings den Eindruck, dass das Wetter gegen uns ist, es regnet wie aus Kübeln. Habe ich Regenponchos dabei? Und ob ich das habe! Will ich sie auch mit rumschleppen? Natürlich nicht, weswegen ich Stoßgebete in sämtliche Richtungen schicke. Auch auf unserem Flur wird es lauter, immer mehr Kutten tragende und Metal hörende Menschen trudeln ein, alles mit einem lieblichen bayrischen Akzent. Natürlich wird auch gleich Kontakt aufgenommen und beschlossen, man könnte sich ein Taxi teilen, das wird dann auch direkt mit einem kühlen Bier besiegelt (versucht hier mal einen Apfelwein zu bekommen, das wird lustig).
Wir sind auf dem Festivalgelände! Mit unserer gerade erst kennengelernten und bunt gemischten Truppe geht es dann in Richtung der Bändchenausgabe, vorbei an Campern und Zelten. Auf einem der Autos steht in großer Schrift "I survived Wacken 2023" - Humor ist alles. Nach kurzer Verwirrung in der falschen Schlange halte ich meinen Presseausweis in den Händen. Für mich etwas Besonderes, denn zum Ragnarök zu kommen mit eigens erarbeiteter Akkreditierrung war schon ein kleiner Traum für mich, und mit Bleeding4Metal konnte ich mir diesen auch erfüllen. Das Gelände öffnet, und wie sollte es anders sein, führt unser Weg uns als erstes zu einem Stand mit Patches und Trinkhörnern. Und da man ja die Wirtschaft unterstützen soll, werden dort schon mal ein paar Dinge für das Weste-Verschönern mitgenommen - was man hat, hat man! Bevor es für die ersten Bands in die Halle geht, erkunden wir noch ein wenig mehr das Gelände. Was mir direkt auffällt, sind die wenigen Möglichkeiten, seinen Müll zu entsorgen, was, wie jeder weiß, im Verlauf eines Festivaltages mit vielen Menschen schwierig werden könnte. Die Stadthalle in Lichtenfels, in der die Konzerte stattfinden werden, ist aufgeteilt in eine Vorhalle, in der die Signing Sessions abgehalten werden. Hier kann man auch das Merch der auftretenden Bands kaufen, nebenan wird auf der Bühne ordentlich Krach gemacht und wenn ihr müde werdet, gibt es hier auch eine Empore von der ihr aus den bösen Männern und Frauen mit den langen Haaren und bemalten Gesichtern lauschen könnt. Das Ragnarök operiert mit einem Zwei-Bühnen-System, das heißt, wenn auf der einen Bühne performt wird, wird auf der anderen auf und abgebaut. Macht Sinn bei vielen Bands im Verlauf der Veranstaltung, aber macht das Planen, welche Bands man sehen will, auch etwas schwieriger, zumindest ist das mein Empfinden.
Naja, aber kommen wir endlich zum Wichtigsten überhaupt, richtig: der Musik. Gestartet wird mit Schwarzmetalischem aus Würzburg und BOÖTES VOID. Keuchende Vocals werden hier von schweren und eingängigen Riffs unterstützt, die schwarz-weißen Kapuzen der Band passen echt gut zur Stimmung und Musik. Der Spot der ersten Band bei einem Konzert oder Festival ist ja immer etwas schwieriger, die Jungs werden hier aber von der Menge ordentlich gefeiert. Als nächstes haben wir uns dann den Auftritt der Band GASBRAND angeschaut. Das Besondere hier ist, dass sie nur aus zwei Personen besteht: dem Schlagzeuger und dem Gitarristen/Vocalisten. Aber die haben gereicht, um die Menschen vor die Bühne zu locken. Besonders bei kleineren Bands freut es mich immer sehr, wenn sie bei so einem Festival wie dem Ragnarök die Möglichkeit bekommen, zu zeigen, was sie können, und GASBRAND zeigen einen starken Sound. Die Band ROBSE (die sich aus dem ehemaligen EQUILIBRIUM-Sänger Robert "Robse" Dahn gebildet hat) ist mit ihrer allerersten Single 'Harlekin und Krieger' am Start, die natürlich auch am Ragnarök unter tosendem Applaus zelebriert wird. Mit den Pagan/Melodic Death Metallern VARG aus Coburg endet dann auch der erste musikalische Abend in der Stadthalle in Lichtenfels. Allerdings muss ich persönlich auch Kritik äußern: Nach der letzten Band wird hier eine Art Party abgehalten, bei der Musik durch einen DJ gespielt wird und leichtbekleidete Frauen tanzen. An sich absolut kein Problem für mich, aber WARUM müssen diese sich nahezu nackt ausziehen auf der Bühne? Meine Frage ist, was hat das mit einem renommierten Black und Pagen Festival zu tun? Hätte man da nicht etwas, das mehr zum Thema gepasst hätte mit mehr Stil machen können? Eine Feuershow oder etwas Ähnliches. Stattdessen wird sich an den Frauen gerieben oder diese reiben sich an dem DJ gerieben, während zum Beispiel RAMMSTEIN läuft. Es gibt sicher Veranstaltungen wo dies eher hingepasst hätte, aber für mich hat das hier absolut nichts zu suchen. Abgesehen davon, war der erste Tag ein spannender, mit vielen netten Menschen, einer tollen Security und jeder Menge guter Musik.
Der zweite Tag bricht an und der erste Gang führt zum nächstgelegenen Bankautomaten, da wir immer noch nicht rausgefunden haben, wo sich einer in der Nähe des Festivalsgeländes befindet. Wer auch immer für das Wetter zuständig war, meinte es heute gut mit uns. Die Sonne kommt raus und es wird warm, perfekte Verhältnisse für einen großartigen zweiten Ragnarök-Tag. Da wir ein paar der Bands des heutigen Line-ups, wie zum Beispiel VANAHEIM oder THEOTOXIN schon gesehen haben oder in den nächsten Monaten sehen werden, werden wir diese auslassen und ich lege mir ein riesiges Backpatch von ENSLAVED zu. IMPERIUM DEKADENZ sehen wir dann von der Seite, weil ich, komme was wolle, in der ersten Reihe bei WINTERFILLETH stehen will. IMPERIUM DEKADENZ beeindrucken mit sehr viel Atmosphäre und eindrucksvollen Melodien, hinterher habe ich es mir auch nicht nehmen lassen mit Schlagzeuger Vespasian ein Foto zu machen. Der Auftritt der Jungs von WINTERFILLETH ist ein persönliches Highlight für mich, so viel Power auf der Bühne und eine Menge Leidenschaft, man merkt einfach, die haben richtig Bock hier zu sein. Meine Stimme hat sich dann auch bei diesem Auftritt verabschiedet, denn ich dachte ich kann jedes Lied mitsingen, ist dann leider doch nicht so der Fall. Bei all der guten Musik habe ich auch heute eine kleine Anmerkung, vieleicht wäre es für die Zukunft eine Option, für Menschen im Rollstuhl oder mit Gehbehinderung eine Erhöhung oder eine Rampe zu schaffen damit sie die Bands besser verfolgen können, denn am Ende des Tages sollten wir alle die gleichen Möglichkeiten haben unserem liebsten Genre zu fröhnen. Jetzt wird es erst einmal Zeit für ein kühles Bier und ein paar Pommes, auf der Empore genießen wir dann das Set von THE VISION BLEAK. Die Gothic Metaller aus Deutschland verstehen es, mit ihrer Musik Geschichten zu erzählen. KANONNENFIEBER ziehen dann die Massen in die Halle. Es ist schon faszinierend, wie schnell das geht. Dass ich mit dieser Band leider nicht viel anfangen kann ist ja nichts Neues, aber da ich nicht urteilen wollte, ohne sie live gesehen zu haben, schaue ich mir einen Teil des Auftrittes an. Sie wissen, was sie tun, das sieht man. Die Zuschauer lassen sich mitreißen und melodisch geht einiges ab, für mich bleibt es weiterhin bei "muss ich nicht haben", aber ich verstehe warum viele andere sie mögen. Zu FINNTROLL hin wird der Sound leider schlechter, sodass man den Sänger von einem bestimmten Punkt aus leider nicht so gut hören kann. Die Nacht endet mit den mystischen Klängen von PERCHTA. Das Musikprojekt aus Österreich verbindet rituelle Melodien mit Elementen aus dem Black sowie dem Pagan Metal. Schließt man die Augen, ist man direkt in einer anderen Welt. Ein letztes Bier mit ein paar Leuten in unserer Unterkunft und es heißt "Gute Nacht".
Es hat sich eine Routine bei uns eingeschlichen, die auch am letzten Festivaltag nicht ausgelassen wird: der Gang zum Bankautomaten. Wir haben grandioses Wetter und die Sonne scheint, perfekte Bedingungen. Wir sind müde, aber bereit für das heutige Line-up und das hat es in sich. Auf unserem Plan stehen als erstes die britischen Schwarzmetaller von FEN, natürlich aus der ersten Reihe. Wunderbare Melancholik wird mit leidenden Vocals verbunden, FEN wirken nervös, ziehen aber die Show souverän durch und interagieren viel mit dem Publikum, das zwar nicht ganz so zahlreich erschienen ist, dafür aber laut. Es geht direkt weiter mit Black Metal aus Norwegen und NORDJEVEL. Ich wusste bis Dato nicht, wer diese Band ist, und habe mir aufgrund des Namens vorgestellt, dass mir eine düstere und atmosphärisches Melodie um die Ohren schwebt - Oh, habe ich falsch gelegen. Auf die Bühne kommen fünf böse schauende Männer mit Corpsepaint und Blut, die ihre Musik so richtig fies in die Menge rotzen; eine Hommage an den Oldschool Black. Was allerdings die Funkenfontäne am Ende soll, kann ich mir bis heute nicht erklären. Meine Füße haben sich zu diesem Zeitpunkt längst verabschiedet und ich muss mir eingestehen: Ich brauche eine Pause. Während nebenan die wunderbaren Klänge von HERETOIR zu vernehmen sind, sitzen wir mit Getränken und ein paar Leuten vor der Bühne auf dem Boden und ruhen uns aus. Wir lassen ein wenig die letzten Tage Revue passieren - so viele Eindrücke, die hier aber den Rahmen sprengen würden. Alleine die Leute und die Stimmung machen hier aber sehr viel aus. Genug nachgedacht, denn SAOR betreten die Bühne und ich kann es kaum erwarten, das Ganze endlich live sehen zu können. Die Band steht mit einer Flötistin auf der Bühne, die mit ihrem Spiel so eine Tiefe in die Songs bringt, dass es zusammen mit dem emotionalen Mix aus Saiten- und Schlaginstrumenten sowie den tollen Vocals das Set zu einem unglaublichen Erlebnis macht. Für den Rest des Abends machen wir es uns auf der Empore mit ein paar Cocktails gemütlich. Mit ORIGIN steht dann auf einmal eine Technical Brutal Death Metal Band auf der Bühne - was eine Überraschung. Dafür, dass diese Band eher das Line-up aufwirbelt, zieht sie doch einige Leute vor die Bühne, was sicherlich auch an der walzenden Energie der Jungs aus Kansas liegt. Das ist auf jeden Fall eines meiner Highlights heute. Vor dem Auftritt von MARDUK herrscht ein wenig Verwirrung auf welcher der beiden Bühnen sie denn jetzt spielen, ich hätte mich ja mächtig geärgert, wenn ich extra in der ersten Reihe gewartet hätte, nur um dann die Seite wechseln zu müssen. Naja, zurück zur Musik. Für mich war es das erste mal, dass ich MARDUK live sehe, auch wenn dies von weiter oben geschieht. Die Frontschweine und eine der dienstältesten Bands des Genre liefern ab, dreckig und hart. Bis zum Ende schauen wir uns die Show nicht an, nach drei Tagen Festival, 32 Bands, vielen Gesprächen und langen Nächten, haben wir leider nicht mehr viel Energie über und wollen einfach nur noch schlafen gehen.
Zum Abschluss ist zu sagen, es waren aufregende und anstrengende Tage, aber ich bin froh darüber, dass ich diese Möglichkeit annehmen konnte und so ein weiteres Festival von meiner Liste streichen konnte, danke Ragnarök und danke Bleeding4Metal.
|
Billing
|
Finntroll - Marduk - Primordial - Varg - Kanonenfieber - Kampfar - Saor - The Vision Bleak - Heretoir - Nordjevel - Robse - Imperium Dekadenz - Winterfylleth - Cruachan - Boötes Void - Calarook - Ellereve - Fen - Gasbrand - Grima - Horn - Istapp Non Est Deus - Origin - Perchta - Sagenbringer - Theotoxin - Ultar - Vanaheim - Vansind - Waldgeflüster |
Besucher-Interaktion
|
Artikel über soziale Netzwerke verbreiten
|
|
|