Ein Interview von Eddieson vom 22.02.2023 (19018 mal gelesen)
Kurz vor der Show in Hannover stand TWILIGHT FORCE-Mastermind Blackwald noch für einige Fragen zur Verfügung, die der Keyboarder gerne beantwortete.
Hey Blackwald! Wie geht es dir?
Blackwald: Hey Jan, danke, mir geht es blendend.
Ihr seid ja gerade auf Tour unterwegs. Wie läuft's?
Blackwald: Die Tour ist fantastisch. Es ist einfach magisch, jeden Abend ein volle Performance zu liefern, in der wir mit dem Publikum agieren können und wir zu einer großen Gemeinschaft zusammenwachsen. Wir kommen langsam zum Ende der Tour, aber es war eine großartige Reise und es ist natürlich etwas traurig, dass es bald vorbei ist. Aber wir haben viele neue Freunde gewonnen, eine Menge Menschen kennengelernt und an tollen Orten während der letzten drei Wochen quer durch Europa gespielt.
Wie bereitest du dich auf eine solche Tour vor?
Blackwald: Ja, es gibt eine Menge zu erledigen vor einer solchen Tour. Neben den Proben, die natürlich schon eine Menge Zeit in Anspruch nehmen, müssen natürlich auch viele technische Fragen geklärt werden, damit am Ende auch alles passt. Dieses Mal war es auch alles etwas komplizierter, weil der Start der Tour mit dem Release des neuen Albums zusammenfiel.
Da sprichst du was an. "Dawn Of The Dragonstar" fiel mitten in die Coronapandemie, als keine Konzerte stattgefunden haben, das Album hat somit nicht die Live-Aufmerksamkeit bekommen, wie es das verdient hätte. Jetzt seid ihr aber schon mit dem neuen "At The Heart Of Wintervale" unterwegs. Ist die Tour aber trotzdem auch etwas "Dawn Of The Dragonstar" gewidmet?
Blackwald: Der Fokus liegt schon auf dem neuen Album, aber wir werden natürlich auch ein paar Songs von "Dawn Of The Dragonsatr" spielen, eben weil es damals nicht diese Aufmerksamkeit bekommen hat. Uns macht es unheimlichen Spaß, auch dieses Material zu spielen. Es ist natürlich total schade, dass das Album zu dieser Zeit erschienen ist, aber das ist etwas, das wir wie viele andere Bands auch halt akzeptieren müssen. Aber so haben wir nun eine noch größere Schatzkiste, gefüllt mit massig Material, aus dem wir wählen können.
Wie wählt ihr denn eure Songs für die Setlist aus?
Blackwald: Das ist immer etwas, das wir zusammen entscheiden. Wir sammeln einfach erst mal einige Vorschläge und dann wählen wir nach persönlichen Vorlieben aus, sodass es eine interessante Entwicklung an Songs ergibt. Es ist schwer, den perfekten Mix aus alten und neuen Songs zu finden, aber ich denke, wir haben eine gute Setlist zusammen, dass hier jeder seinen Spaß haben kann.
Euer neues Album wurde am 20.01. veröffentlicht. Wie sind die Reaktionen darauf ausgefallen?
Blackwald: Die sind wirklich überwältigend. Ich bin wirklich glücklich darüber, wie die Leute das Album annehmen und all die harte Arbeit, die wir da reingesteckt haben. Es ist immer etwas einschüchternd und beängstigend, wenn du etwas veröffentlichst, in das du so viel Herz und Seele gesteckt hast und du einfach nicht einschätzen kannst, wie es bei den Leuten da draußen ankommt. Aber dann gibt es nichts Schöneres als zu hören, dass die Arbeit, die man gemacht hat, wertgeschätzt wird und einen positiven Einfluss auf die Gefühle und Leben der Fans hat.
Bist du zu hundert Prozent zufrieden mit dem Album? Ist es überhaupt möglich, hundertprozentig zufrieden mit einem Album zu sein?
Blackwald: Wenn du mich in ein paar Jahren noch mal fragst, werde ich bestimmt einige Sachen finden, die wir vielleicht hätten anders machen sollen. [lacht] Aber für den Moment bin ich extrem glücklich mit dem, was da entstanden ist. Wir haben wirklich eine Menge Zeit in die Enstehung des Albums gesteckt, eine Zeit, die wir aber auch gut geplant haben. Ich glaube, das hat uns geholfen, alles straff und rational durchzuziehen, sodass wir an dem Album immer ein paar Anpassungen vornehmen konnten, damit dann am Ende alles perfekt ist. Ich als Perfektionist glaube nicht, dass man ein Album so erschaffen kann, dass man mit jedem Aspekt wirklich komplett zufrieden sein kann. Aber wie gesagt, momentan bin ich absolut glücklich und es gibt nichts, was ich an dem Album ändern würde.
Ich finde "At The Heart Of Wintervale" ist etwas straighter, kürzer und auch etwas heavier ausgefallen als "Dawn Of The Dragonstar".
Blackwald: Ja, ich würde sagen, dass ist eine natürliche Entwicklung zu unerem Vorgängeralbum. Es ist genauso stark orchestral wie unsere anderen Veröffentlichungen, und wir haben auch denselben Fokus auf triumphierende und abenteuerliche Melodien. Wir haben aber etwas mehr Aufwand in den Storytelling-Aspekt gelegt, wo wir eine Menge Zeit damit verbracht haben, um wirklich sicherzugehen, dass es einen vernünftigen Anfang, Mittelteil und ein Ende hat. Sodass man wirklich in eine andere Welt eintaucht, wenn man die Musik hört und dazu die Lyrics liest. Für mich ist das Album etwas fokussierter und hat eine prägnantere Entwicklung.
TWILIGHT FORCE stehen ja für Fantasy und Abenteuer. Woher nehmt ihr die Inspirationen dafür?
Blackwald: Wir haben uns immer von der Fantasie unterhalten lassen. Es gibt so unendlich viele Fantasiewelten, die gefüllt sind mit Geschichten, dass es unmöglich ist, da eine spezielle rauszupicken. Was die Lyrics angeht, da bewegen wir uns ja in unserer eigenen Fantasiewelt, dem Twilight Kingdom, diese Welt ist ein essenzieller Teil von dem, was wir tun.
Habt ihr mal darüber gesprochen, in dem Zuge auch ein rein orchestrales Album zu machen, wie es BLIND GUARDIAN zum Beispiel mit "Legacy Of The Dark Lands" gemacht haben?
Blackwald: Wir haben tatsächlich schon darüber gesprochen und stehen dieser Idee sehr offen gegenüber. Es benötigt schon enorm viel Zeit, um den orchestralen Teil eines TWILIGHT FORCE-Songs zu komponieren, es liegt also auch hauptsächlich daran, wie viel Zeit wir haben. Ein neues "traditionelles" Album hat aber immer noch Vorrang, aber mal sehen, was die Zeit noch so bringt. Es wäre natürlich eine tolle Sache, ein komplett orchestrales Album zu komponieren.
Wie läuft das Songwriting generell bei TWILIGHT FORCE ab? Läuft es eher traditionell, also erst die Giatrren und dann der Rest, oder kommt es auch vor, dass es erst den orchestralen Teil gibt und der Rest drumherum gebaut wird?
Blackwald: Meistens starten wir damit, den Song an einem Piano zu komponieren - und von da an entwickelt sich der orchestrale Teil und die zugehörigen Arrangements. Manchmal starten wir auch mit den Gitarren oder gehen direkt zum orchestralen Teil. Das liegt immer daran, was für eine Art Song wir schreiben, oder wovon wir uns zu der Zeit gerade inspirieren lassen. Verschiedene Sounds oder Klangfarben haben immer einen Einfluss auf dich. Oder ein bestimtes Instrument wird dich beeinflussen oder leiten, mehr als es vielleicht etwas anderes tut. Also manchmal führen wird den Sound, manchmal führt der Sound uns.
Ich glaube, TWILIGHT FORCE ist einer dieser "love 'em or hate 'em" Bands. War das vielleicht eine kleine bewusste Entscheidung, als die Band gegründet wurde, oder hat sich das einfach so ergeben?
Blackwald: Wir haben musikalich und auch als Image immer das getan, was wir lieben. Wir würden niemals etwas tun, nur um einer bestimmten Zielgruppe zu gefallen. Das wäre nicht ehrlich von uns und auch nicht fair unseren Fans gegenüber. Natürlich hat sich unsere Musik über die Jahre entwickelt, und so haben es auch unsere Präferenzen und unser Wissen, aber wir machen immer damit weiter, dass wir die Musik schreiben, die wir selber lieben.
So soll es natürlich auch sein. Was wird 2023 noch so für TWILIGHT FORCE bringen?
Blackwald: Wir haben noch ein paar Shows, die dieses Jahr gespielt werden, was immer noch absolut großartig ist, einfach rauszugehen und das zu tun, worauf wir richtig Bock haben. Außerdem werde ich noch weiter an unserer Welt Twilight Kingdom arbeiten. Also sie mit neuen Leuten, Plätzen und Geschichten füllen.
Dann kann das neue Album ja bald kommen. Blackwald, vielen Dank für deine Zeit. Ich wünsche viel Erfolg für den Rest der Tour und überlasse dir die letzten Worte.
Blackwald: Jan, ich danke dir für das Interview und freue mich, dich da draußen zu sehen. May the Power of the Dragon Guide You!