Hardcore Superstar - HCSS | |
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Review von Elvis vom 23.05.2015 (11001 mal gelesen) | |
Die letzten Jahre haben HARDCORE SUPERSTAR sich mit ihrer Street Metal genannten eigenen Nische recht erfolgreich schlagen, aber doch nicht vollends in den Mainstream katapultieren können. Daran konnte - ob zum Glück oder nicht liegt ja auch durchaus im Auge des Betrachters - auch der Plattendeal mit Nuclear Blast nicht viel ändern. Übertriebene Promotion wurde den schwedischen Rockern dabei allerdings irgendwie auch nicht zuteil, sodass jenseits der treuen, aber auch in Deutschland recht zahlreichen Fans, nicht viel passierte. Immerhin sind die hiesigen Konzerte doch immer gut besucht und die Fans, die da sind, lieben die Band ja nun mal. Nur zwei Jahre nach dem mehr als guten "C'mon Take On Me" gibt es nun ein neues Album, diesmal nicht mehr unter dem Nuclear Blast-Banner, sondern nunmehr beim schwedischen Gain, wo die Band schon in den Anfängen aktiv war. Unter dem Titel "HCSS" handelt es sich quasi um ein weiteres selbstbetiteltes Album. Im Oktober gab es als kleinen Vorgeschmack bereits mit 'Glue' eine neue Single zu hören, die schon damals dadurch auffiel, dass sie sich deutlich vom bereits bekannten Song-Schema der letzten Jahre angenehm unterschied. Auf der Tour mit GOTTHARD wurde diese auch durchaus freundlich vom Publikum aufgenommen. Offenbar ist das Selbstbewusstsein der Band ziemlich groß, denn im März gab es gleich eine ganze vorgeschobene Promotour, bei der zumindest anfangs sogar fast alle neuen Songs den Weg in die Set List fanden. Der Fairness halber sei erwähnt, dass man nach ein paar Gigs dann doch gnädig war und nur noch vier neue Titel spielte. Immerhin hatten die Fans die Chance, für faire zehn Euro die neue CD vorab als Promoversion bei den Konzerten zu erwerben. Nun, was kann "HCSS" denn nun endgültig? Ich würde sagen, durchaus den ein oder anderen Fan, der erst nach 2006 auf die Band gestoßen ist, relativ verwirren. HARDCORE SUPERSTAR klingen 2015 nämlich endlich mal recht deutlich anders als in den Jahren nach ihrem schwarzen Album. Die Band hat das Album selbst produziert und sich dabei bewusst für einen deutlich mehr nach 70er-Garage klingenden - nicht schlechten! - Klang entschieden. Das klingt deutlich mehr in Richtung etwa von den HELLACOPTERS oder GLUECIFER. Entgegen der fast schon traditionellen Intros der letzten Alben gibt es gleich mit Schmackes den Opener 'Don't Mean Shit', der noch eher in die bekannten Kerben schlägt und gutes Livepotential hat. 'Party Till I'm Gone' schlägt da gleich schon andere Wege ein, 'Off With Their Heads' oder 'The Cemetary' wiederum sind nicht soooo weit weg von den bekannten Songs der jüngeren Jahre. Dafür ist das überlange 'Fly' deutlich 70er-inspiriert und in der Tat - ja, man glaubt es kaum! - recht psychedelisch angehaucht. Das dürfte wohl vielen "jüngeren" Fans ziemlich schräg erscheinen, hat aber vielleicht auch ein wenig seinen Background in der Entstehungsgeschichte des Albums. Man kam nämlich erst darauf, als ein Die Hard-Fan Bassist Martin Sandvik ein altes 94er Demo von HARDCORE SUPERSTAR übergab, was die Band gar nicht mehr wirklich auf dem Schirm hatte. Ergebnis war, dass man drei alte Songs aus den Anfängen nahm und endgültig für "HCSS" aufbereitete. Das merkt man vor allem aber daran, dass hier doch um einiges mehr an Vibe aus den alten Zeiten dahintersteht. Wer zum Beispiel "Bad Sneakers & A Pina Colada", "Thank You (For Letting Us Be Ourselves)" oder "No Regrets" - also die ersten drei offiziellen Alben - mochte oder mag, wird sich auf "HCSS" gleich viel wohler fühlen. Ein klein wenig erinnert z.B. 'Fly' etwa an das grandiose 'Dear Old Fame' (DEN Song sollten die Jungs mal live performen!) - aber ich verstehe, wenn Fans der Neuzeit das nicht unbedingt ähnlich sehen. 'The Ocean' klingt z.B. auch gänzlich anders als neueres Material, ist aber auch ein guter Song. Den größten Hit des Albums sehe ich bei 'Touch The Sky', welches sich ebenso wie 'Don't Mean Shit' oder 'The Cemetary' prima im Live-Set macht und schweres Ohrwurm-Potential hat. Klingt eben nur nicht wie der x-te Aufguss der Hits der letzten Jahre, ebenso wie 'Glue', welches auch Ohrwurm-Faktor hat. Das aggressive 'Growing Old' ist insoweit eher ein Album-Track, aber auch nicht verkehrt. Mit dem krachenden, sogar leicht funkigen 'Messed Up For Sure' geht es mit Dampf aus dem Album heraus. Eine knappe Dreiviertelstunde nach Start stellt man fest, dass HARDCORE SUPERSTAR anno 2015 ein gehöriges Maß an Mut bewiesen haben, eben nicht einfach abgewandelte Versionen der Mitgröhl-Gassenhauer zu schreiben und ein paar solide Tracks drumrum zu stricken. "HCSS" ist kein oberflächliches Album, sondern braucht eher ein paar Durchläufe, bis manche Songs zünden. Dafür haben diese dann aber auch nüchtern einen anderen Wiederhör-Faktor als eben nur die bekannten Party-Songs. Manch ein Fan muss sich vermutlich erstmal verwundert die Augen reiben, aber "HCSS" ist definitiv wert, dass man dem Album eine Chance gibt. Wenn man einer Band die Chance zugesteht, sich selbst auch mal weiterzuentwickeln oder neue Wege zu beschreiten als nur in Richtung Fan-Service schielend möglichst genau das zu veröffentlichen, was möglichst viele Fans hören wollen - dann kommt eben genau so was heraus, was nicht jedem gleich gefällt, weil es so klingt wie alle anderen Alben. HARDCORE SUPERSTAR haben die Eier (und in Schweden jedenfalls auch den nötigen Erfolg) sich diese künstlerische Freiheit zu erlauben und gehen damit meines Erachtens genau in die richtige Richtung. Fans, die schon lange dabei sind, müssen sich vielleicht gar nicht so sehr wundern, der Rest sollte dem Album auf jeden Fall eine Chance geben, da es mit jedem Durchlauf besser wird. "HCSS" rockt, und deswegen muss man ja auch weiterhin nicht an Sonntagen feiern. Gesamtwertung: 8.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Don't Mean Shit 02. Party 'Til I'm Gone 03. The Cemetery 04. Off With Their Heads 05. Fly 06. The Ocean 07. Touch The Sky (Feat. Etzia) 08. Growing Old 09. Glue 10. Messed Up For Sure | Band Website: www.hardcoresuperstar.com Medium: CD Spieldauer: 44:27 Minuten VÖ: 22.04.2015 |
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