Luder - Adelphophagia | |
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Review von Kex vom 13.10.2013 (9844 mal gelesen) | |
LUDER scheint eine Band zu sein, aus deren Albentiteln man einiges lernen kann. So beschreibt das Debütalbum "Sonoluminescence" (2009) das Phänomen von unter Druck Blitze aussendender Flüssigkeiten. Auch 2013 dürfen wir dazu lernen, wenngleich "Adelphophagia" mehr über das Tierreich als über Physik lehrt. Dieser schier unaussprechliche Titel beschreibt laut Herder Lexikon der Biologie eine Ernährungsform unter Tieren, bei denen potentielle Geschwister verspeist werden. Verbreitet ist dies etwa unter Haien und Alpensalamandern. Wie das genau abläuft, entnehme man dem weltweiten Netz. So abgefahren die Albentitel gewählt sind, klingt auch die Musik. Allerdings verbirgt sich hinter LUDER keine schwarzmetallische Kombo, wie man anhand der Inhaltsbeladenen Albentitel vielleicht vermuten könnte. Auch erwartet den Hörer auf "Adelphophagia" kein ständigen Rhythmuswechseln unterlegener Krach, sondern vielmehr eine psychedelisch-sphärische Reise durch abgefahrene, aber harmonische Klangwelten. 'Never Liked You' heißt der erste Track und weist klar die Richtung in sphärischen Rock. Teilweise erinnert mich das an den ein oder anderen abgefahrenen RUSH-Song, besonders, weil der Gesang recht hoch angelegt ist. Ansonsten besteht aber kein Vergleich zu den Kanadiern. ADELPHOPHAGIA ist ein Album zum Entspannen, aber nur, wenn man einen unruhigen Geist besitzt. Dafür ist das Gitarrenspiel, so schlicht es auch sein mag, zu anstrengend. Die Melodie scheint mich durch die ewige Wiederkehr einiger Elemente Stück für Stück einem Sog gleich hinabzuziehen. Wohin eigentlich? Mit 'Astrolabe' in irgendwelche völlig abgespaceten Sphären. Ich weiß nicht, wie es auf einem Drogentripp ist, aber irgendwie fühle ich mich ein wenig an die Trip-Szenen aus "The Big Lebowski" erinnert. Irgendwo werde ich zu 'One Eye' in einer Art Crust-Ballade ausgespuckt. So geht es mir Song um Song. Insgesamt klingen LUDER dabei aber weder nach 70er noch nach 90er Jahren. Zu modern muten die Kompositionen an, nichtmal in die Hochphase des Grunge könnte ich LUDER eindeutig verorten. Irgendwie high, aber nicht so richtig drauf. Man darf mal von dem Rausch kosten, aber die Droge ist gestreckt. "Adelphophagia" macht definitiv wirr im Kopf, was sicher auch an der Länge des Albums liegt. Lediglich der Opener schafft es unter die 5 Minuten Grenze, was bei solch wirren, sich im Kreis bewegenden Kompositionen recht anstrengend ist. Es sei denn, man steht auf genau sowas. Hervorzuheben ist noch das DAVID BOWIE-Cover 'Afraid Of Americans'. Dieses besticht durch einen schlichten Rhythmus, einen dominanten Bass und simplen Gesang. Mit einer der angenehmsten Songs auf dem Album, wobei die Umsetzung des Refrains mich dann doch stark an den Opener erinnert. Spontan fällt mir nichts ein, womit sich LUDER vergleichen ließe. Nichtmal WHITE NOISE vermögen ein passendes Raster zu bieten. Fazit: LUDER haben mit "Adelphophagia" eine Art modernen Trip zwischen Grunge, Crust und psychedelischer Mucke geschaffen, der mit Metal an und für sich aber nichts zu tun hat. Auch mit 70er Revival Kombos wie etwa GRAVEYARD oder den ebenfalls bei Small Stone Records angesiedelten LORD FOWL hat das ganze bestenfalls in Punkto Melodie zu tun. Die instrumentale Umsetzung ist moderner und vor allem gewöhnungsbedürftiger. Dabei ist "Adelphophagia" sicher kein schlechtes Werk, nur eben recht eigen. Umgehauen hat es mich nicht, aber reichlich Verwirrung in meinem Schädel geschaffen. - ohne Wertung - | |
Trackliste | Album-Info |
01. Never Liked You 02. Astrolabe 03. One Eye 04. Heartfelt 05. Ask The Sky 06. You Try It 07. Dirge 08. I'm Afraid Of Americans 09. Remember What I Said | Band Website: www.luderband.com Medium: CD Spieldauer: 62.33 Minuten VÖ: 11.10.2013 |
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